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Veröffentlicht am 07.04.2017

Das Psychogramm einer Mörderin

Drei Meter unter Null
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Eigentlich war sie immer auf der Suche nach einem normalen Leben. Schon als Kind war es ihr unverständlich, warum die Welt keine Pipi Langstrumpf oder einen Tarzan bräuchte. Immer wieder eckt sie mit ihren ...

Eigentlich war sie immer auf der Suche nach einem normalen Leben. Schon als Kind war es ihr unverständlich, warum die Welt keine Pipi Langstrumpf oder einen Tarzan bräuchte. Immer wieder eckt sie mit ihren teilweise naiven aber auch träumerischen Vorstellungen an und wird so zu Außenseiterin. In ihrer eigenen Welt ist sie über sich selbst erschrocken, zu welchen gewalttätigen Reaktionen sie fähig ist. Ohne eine Erklärung für ihre Gedanken und Taten zu haben beschließt sie eines Tages, einem neuen Ziel zu folgen. Sie möchte eine Mörderin werden. Sie macht sich auf und hat ihr erstes Opfer schon im Visier...


Die Autorin Marina Heib schildert in "Drei Meter unter Null" das Psychogramm einer Mörderin. Sehr eindrucksvoll wird die Entwicklung eines Menschen geschildert, der aufgrund seiner ihm selber unbekannten Vergangenheit, aufopferungsvoll für ein Ziel eintritt, nämlich Rache zu üben. Sie erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive, welche Einblicke in die Gedankenwelt und die Entwicklung der Hauptprotagonistin ermöglicht. Die intensive und emotionale Schreibweise konnte mich an die Geschichte fesseln. Zu Beginn von "Drei Meter unter Null" fiel es mir schwer, einen Zugang zur Hauptperson zu finden, aber nach und nach erklärt der Einblick in die Vergangenheit die heftigen und außergewöhnlichen  Reaktionen und Taten. Die Spannung kommt aus meiner Sicht erst im Verlauf des Buches zum Tragen, wird dann aber schnell auf ein hohes Niveau geführt, um dann in einem überraschenden und spektakulären Finale zu enden.


Die Umsetzung dieser intensiven Geschichte in der Hörbuchfassung erfolgte in Person von Anna Thalbach. Die Hauptprotagonistin scheint der Sprecherin auf den Leib geschrieben zu sein. Die Intensität der Geschichte wird durch Anna Thalbach noch einmal deutlich gesteigert. Sie wirkt als psychisch irritierte Mörderin sehr authentisch und macht die Geschichte unglaublich real und greifbar. Die düstere und kalte Atmosphäre wird hervorragend transportiert und macht den Thriller zu einem schaurigen Erlebnis.


Lesern bzw. Hörern, die gerne ein paar schaurige und spannende Stunden verbringen möchten und dabei einen Einblick in die tiefen Abgründe der menschlichen Selle werfen möchten, sei "Drei Meter unter Null" wärmstens empfohlen. Ich bewerte das Buch und gerade auch die Umsetzung in der Hörbuchfassung mit fünf von fünf Sternen!!!

Veröffentlicht am 04.04.2017

Toller Einstieg in eine neue Thriller-Reihe

Blutfährte
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Tim Baumann steckt in großen Schwierigkeiten. Da ihm als Sanitätsfeldwebel der Tod eines Kameraden sonderbar erscheint, versucht er auf eigene Faust hinter die Todesumstände zu kommen. Bei der Recherche ...

Tim Baumann steckt in großen Schwierigkeiten. Da ihm als Sanitätsfeldwebel der Tod eines Kameraden sonderbar erscheint, versucht er auf eigene Faust hinter die Todesumstände zu kommen. Bei der Recherche der Krankenakten wird er überrascht und flieht mit einer Kopie der Dokumente. Diese scheinen brisant zu sein, da er massiv verfolgt wird und nur mit großer Mühe entkommen kann. Für ihn ist klar, dass er sich zunächst nicht wieder in seiner Einheit melden kann. Oberleutnant Mark Becker bekommt zwei Tage später den Auftrag nach Tim Baumann wegen unerlaubter Abwesenheit zu fahnden. Er ahnt noch nicht, in welche Gefahr er sich bei seinen Recherchen begibt...


Ich habe mit großer Begeisterung die dreiteilige Reihe um die Ermittlerin Anna Benz von der Autorin Silvia Stolzenburg gelesen. Ich war nun sehr gespannt auf die neue Serie um den ermittelnden Oberleutnant Mark Becker und wurde zu keiner Zeit enttäuscht. Wie in den anderen Büchern besticht die Autorin mit ihrem tempo-reichen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil. Die neuen Haupt-protagonisten Oberleutnant Mark Becker und Kommissarin Lisa Schäfer werden interessant charakterisiert und schnell können beide Sympathiepunkte sammeln. Der Prolog bringt den Spannungsbogen direkt auf ein hohes Niveau und wird durch plötzliche Wendungen und neuen Erkenntnissen in den  Ermittlungen stets aufrecht gehalten. Als Leser hatte ich immer wieder die Möglichkeit eigene Überlegungen anzustellen und wurde von der Autorin in die ein oder andere Sackgasse geführt. Das Finale ist rasant und überraschend, ohne zu konstruiert zu wirken. Die clever konzipierte Geschichte konnte mich auf voller Linie überzeugen und der ungewöhnliche Rahmen der Bundesweht gab dem Kriminalroman einen besonderen Rahmen.


So konnte mir "Blutfährte" ein paar spannende Stunden bescheren, was mich dazu anregt das Buch wärmstens zu empfehlen und mit fünf von fünf Sternen zu bewerten.

Veröffentlicht am 01.04.2017

Ein schockierender und authentischer Einblick in die Situation Syriens

Gott ist nicht schüchtern
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Hammoudi hat es eigentlich geschafft, er hat als zweitbester das Medizinstudium in Paris beendet und ist mit der besten Absolventin liiert. Lediglich sein Pass macht ihm Sorgen, als gebürtiger Syrer muss ...

Hammoudi hat es eigentlich geschafft, er hat als zweitbester das Medizinstudium in Paris beendet und ist mit der besten Absolventin liiert. Lediglich sein Pass macht ihm Sorgen, als gebürtiger Syrer muss er ihn in seiner Heimat verlängern lassen. Er reist nach Hause und der Jubel und Stolz in seiner Familie ist groß, aber so leicht, wie er sich die Verlängerung seines Ausweises vorgestellt hat, wird es nicht, es wird ihm die Ausreise aus Syrien verweigert. Gleichzeitig erlangt Amal in Syrien ersten Ruhm als Schauspielerin einer beliebten Fernsehserie. Sie kommt aus einer reichen Familie und führt in Syrien ein sorgenfreies Leben. Dies geschieht zur Zeit der ersten Revolutionen im Land und Syrien befindet sich in Unruhe. Wie werden die beiden Schicksale vor Ort verlaufen? Welche Rolle spielen sie in den folgenden schicksalhaften Jahren?


Olga Grjasnoma gewährt dem Leser einen ungeschönten und erschreckenden Blick in die syrische Welt der letzten sechs Jahre. Am Schicksal der beiden privilegierten jungen Menschen Amal und Hammoudi schildert sie den Wechsel des Lebens in dem Land und die schreckenshafte Entwicklung des Krieges, der vor Ort herrscht. Die Autorin erzählt die Geschichte in einem flüssig zu lesenden Schreibstil, geht aber auch schonungslos mit der Gewalt und den Widersprüchen vor Ort um, was das Buch sehr authentisch wirken lässt. Sie wechselt dabei zwischen den Perspektiven der beiden Hauptprotagonisten und erzählt so deren Schicksal. Sehr gut kann auf diesem Wege auch das Denken, die Stimmung, die Atmosphäre und die Gefühle nachvollzogen werden. Die Sinnlosigkeit der unglaublichen Gewalt hat mich mehrmals nachdenklich  das Buch zur Seite legen lassen. Ich habe mich gefragt, wie in unserer heutigen Welt ein solches Szenario geduldet werden kann und wie es sein kann, dass Menschen, die diese Hölle erleben mussten, Hilfe verweigert werden kann. "Gott ist nicht schüchtern" sollte vielleicht einigen als Pflichtlektüre empfohlen werden, denn es kann zum Umdenken anregen.


Mich hat das Buch schwer beeindruckt und sehr nachdenklich zurückgelassen. Ich spreche hier eine absolute Leseempfehlung aus und bewerte es auch aufgrund seiner Botschaftsfunktion mit fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 01.04.2017

Spannender Krimi von der Küste

Wassersarg
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Am Rande des Nord-Ostsee-Kanals stößt ein Spaziergänger auf einen grausigen Fund. Eine vermeintliche Schneeverwehung entpuppt sich als übel zugerichtete Leiche eines Mannes. Die hinzugerufene Kommissarin ...

Am Rande des Nord-Ostsee-Kanals stößt ein Spaziergänger auf einen grausigen Fund. Eine vermeintliche Schneeverwehung entpuppt sich als übel zugerichtete Leiche eines Mannes. Die hinzugerufene Kommissarin Lisa Sanders und der Oberstaatsanwalt Thomas von Fehrbach nehmen die Ermittlungen auf. Aufgrund einer Tätowierung kann der Tote schnell identifiziert werden, es handelt sich um Carsten Hunold, einem verurteilten Sexualstraftäter, der seine Haft bereits abgesessen hat. Schnell führen die Recherchen in die Vergangenheit des Opfers, haben die damals betroffenen Rache geübt? Handelt es sich um einen Fall von Selbstjustiz? Eine spannende Jagd nach dem Täter beginnt...


"Wassersarg" ist bereits der dritte Band aus der Reihe um die Kommissarin Lisa Sanders und dem Oberstaatsanwalt Thomas von Fehrbach. Die beiden Vorgängerbände sind mir nicht bekannt, dennoch war es überhaupt kein Problem den Einstieg in die Geschichte zu finden. Mit den beiden Hauptprotagonisten hat die Autorin Angelika Svensson zwei interessante und sympathische Charaktere geschaffen. Es macht Spaß ihnen bei ihren Recherchen und dem Umgang miteinander über die Schulter zu schauen. Der Spannungsbogen wird mit dem Prolog direkt aufgebaut und geschickt von der Autorin mit immer wieder neu auftauchenden Details auf hohem Niveau gehalten, um dann in einem für mich doch sehr überraschenden, aber auch völlig nachvollziehbarem Finale zu enden. Der bildreiche und sehr lebendige Schreibstil der Autorin vermittelt eine authentische Atmosphäre für die Küstenregion und lässt sich sehr flüssig lesen. Ich werde mich wohl im Nachgang mit den beiden Vorgängerbänden auseinandersetzen und freue mich schon auf hoffentlich viele Fortsetzungen um die beiden sympathischen Ermittler.


Mich konnte "Wassersarg" von Angelika Svensson völlig überzeugen, so dass ich das Buch mit fünf von fünf Sternen bewerte und gerne an Liebhaber spannender Kriminalromane weiterempfehle.

Veröffentlicht am 26.03.2017

A40 - "Ruhrschnellweg"

Die Abbieger
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Für Klaus-Werner Lippermann bricht eine Welt zusammen, als er seine beiden geliebten Kaninchen in seinem Schrebergarten ermordet vorfindet.  Aus Klaus-Werners Sicht misst de Polizei dieser blutrünstigen ...

Für Klaus-Werner Lippermann bricht eine Welt zusammen, als er seine beiden geliebten Kaninchen in seinem Schrebergarten ermordet vorfindet.  Aus Klaus-Werners Sicht misst de Polizei dieser blutrünstigen Tat nicht genug Aufmerksamkeit zu, so dass ihm nach drei Wochen ohne Ermittlungserfolg der Kragen platzt und er ein Zeichen setzen will. Die Staus auf der A40 haben ihm so viel Zeit mit seinen geliebten Hasen geraubt, so dass er beschließt den Haupt-verursacher hierfür zu entführen. Sein einziger Gefährte Alfred Kruppel hilft ihm dabei Dr. Reiner Weissfeldt, den Leiter der Strassenbau-NRW zu kidnappen. Danach läuft einiges aus dem Ruder, was das Gespann um Kommissar Georg Schüppe und Tom Balzack auf den Plan ruft...


Der Vorgängerband "Die Abdreher" von Thomas Schweres hatte mir als intelligenter Kriminalroman schon richtig gut gefallen. "Die Abbieger" ist ein wenig anders und nicht so komplex, aber dafür besticht er mit einem unglaublich hohen Unterhaltungswert. Der Autor versteht es aus meiner Sicht hervorragend die beiden Bereiche Spannung und Humor ins Verhältnis zu setzen und würzt das Ganze noch mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit aus dem Ruhrgebiet. Die Charaktere sind interessant und authentisch beschrieben und es hat mir großen Spaß gemacht sie bei ihrem Treiben im "Pott" zu begleiten. Die Spannung kommt nicht zu kurz und wird über die gesamte Länge des Buches aufrechtgehalten. Die vielen kleinen Spitzen vor allem gegen die Verkehrspolitik im bevölkerungsreichen Ruhrgebiet konnte ich als leidgeprüfter Nutzer der A40 bestens nachvollziehen. Die Charakter, die Handlung und die sehr lebendige Schreibweise haben mich an das Buch gefesselt und ich hoffe, noch einige Fälle im Ruhrgebiet verfolgen zu dürfen.


Insgesamt ist "Die Abbieger" aus meiner Sicht ein humorvoller und auch spannender Kriminalroman mit vielen satirischen Ansätzen. Ich kann das Buch wärmstens empfehlen und bewerte es daher auch mit fünf von fünf Sternen.