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Veröffentlicht am 09.04.2019

Die "echten" Bücher

Die verborgenen Stimmen der Bücher
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Emmet Farmer ist noch jung als seine Eltern ihm erklären, er solle bei einer kauzigen alten Frau eine Ausbildung als Buchbinder antreten. Da Emmet bisher jeglicher Umgang mit Büchern verwehrt wurde, kann ...

Emmet Farmer ist noch jung als seine Eltern ihm erklären, er solle bei einer kauzigen alten Frau eine Ausbildung als Buchbinder antreten. Da Emmet bisher jeglicher Umgang mit Büchern verwehrt wurde, kann er sich die Reaktion seiner Eltern nicht erklären, beugt sich aber schweren Herzens ihrer Entscheidung. Bei der Buchbinderin Seredith angekommen beginnt Emmet langsam die Welt der Bücher zu verstehen, ohne aber den Hintergrund der wichtigen Arbeit zu erahnen. Was steckt hinter diesem Handwerk? Erst mit dem Tod seiner Lehrmeisterin kommt ihm ein Verdacht...

Mit "Die verborgenen Stimmen der Bücher" hat Bridget Collins einen sowohl fantasie- als auch gefühlvollen Roman veröffentlicht. Sie erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der in einer Welt lebt, wo den Menschen durch die Buchbinder Erinnerungen genommen werden können. Auf der einen Seite kann dies einen Segen sein auf der anderen aber auch einen herben Verlust bedeuten. Als der Hauptprotagonist Emmet diese Welt kennenlernt befindet er sich gerade als junger Mensch in einem eigenen Selbstfindungsprozess. Dies stürzt ihn in ungeahnte Erfahrungen und Gefühle, die sein bis dahin wohlgehegtes Leben durcheinanderwürfeln. Bridget Collins erzählt die Geschichte in einem bildreichen und verspielten Schreibstil, der die besondere Welt lebendig vor Augen führt. Streckenweise war mir die Erzählung ein wenig zu detailverliebt, was zu einen Längen führte. Nichts desto trotz handelt es sich hier um eine sehr kreative und für mich völlig neue Welt, die mich in den Bann ziehen konnte und zwischendurch immer wieder zu über-raschen vermag.

Die Hörbuchfassung halte ich mit der ruhigen und gefühlsbetonten Stimme von Frank Stieren bestens besetzt. Ihm gelingt es hervor-ragend, den Protagonisten eine Seele einzuhauchen und die Geschichte lebendig vor Augen zu führen.

Insgesamt ist "Die verborgenen Stimmen der Bücher" aus meiner Sicht ein besonderes Buch mit einer fantasievollen Welt, einer schönen Geschichte und spannenden Protagonisten. Trotz einiger Längen empfehle ich das Hörbuch sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 06.04.2019

In der Kürze liegt die Würze

Kaschmirgefühl
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Gottliebs Leben verläuft bisher sehr trostlos. Als Krankenpfleger im Hospiz ist er täglich vom Tod und Hoffnungslosigkeit umgeben, zusätzlich musste er bis vor Kurzem auch noch seine Mutter pflegen, so ...

Gottliebs Leben verläuft bisher sehr trostlos. Als Krankenpfleger im Hospiz ist er täglich vom Tod und Hoffnungslosigkeit umgeben, zusätzlich musste er bis vor Kurzem auch noch seine Mutter pflegen, so dass seine Freizeit quasi nicht vorhanden war. Eines Tages versucht er seinem Leben eine Wendung zu geben, indem er eine Sexhotline anruft. Die Stimme von Marie verzaubert ihn von Beginn an, obwohl er weiß, dass sie gerade nur einen Job macht...

Ich habe schon einige Bücher vom Autor Bernhard Aichner gelesen und war ein ums andere mal begeistert von seiner speziellen und für mich fesselnden Schreibweise. Ich war nun sehr überrascht, als ich las, dass er sich erstmalig einem ganz neuen und zugleich völlig anderen Genre zugewendet hat, dem Liebesroman.

Zunächst begegnete ich dem Buch recht skeptisch, aber zugleich war ich auch unglaublich neugierig, wie ein Mann, mit den finsteren Fantasien für düstere Thriller, einen gefühlvollen Liebesroman schreiben kann. Das Ergebnis kann sich aus meiner Sicht sehen lassen. Das Buch ist sicherlich als außergewöhnlich zu bezeichnen. Bernhard Aichner arbeitet mit seinem besonderen Stilmittel der stichpunktartigen Erzählung und baut so einen telefonischen Dialog über das gesamte Buch auf. Die wahnwitzige Idee, wie sich aus einem Anruf bei einer Sexhotline ein emotionales und gefühlvolles Gespräch entwickeln kann, hat mich fasziniert. Die beiden Dialog-Partner erzählen aus ihrem Leben und oft weiß der Leser nicht, handelt es sich gerade um Fantasien der Beiden, mit dem sie den anderen beeindrucken wollen oder handelt es sich um die Wahrheit.
Eine für mich nicht für möglich gehaltene Spannung baut sich um den Ausgang des Telefonats auf, die mich an das leider viel zu kurze Buch fesselte.

"Kaschmirgefühl" ist ein ganz besonderes Buch, was mich in seiner Kürze beeindruckt und mir zugleich viel Freude gemacht hat. Ich empfehle es sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Düstere Reise in die Vergangenheit

1793
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Im Jahre 1793 wird eine Leiche in der Kloake Stockholms gefunden. Das Opfer ist schrecklich entstellt und zwei Männer begeben sich an die Ermittlungen in diesem schockierenden Fall. Der eine ist der Jurist ...

Im Jahre 1793 wird eine Leiche in der Kloake Stockholms gefunden. Das Opfer ist schrecklich entstellt und zwei Männer begeben sich an die Ermittlungen in diesem schockierenden Fall. Der eine ist der Jurist Cecil Winge, der gesundheitlich schwer angeschlagen, aber für seinen Spürsinn bekannt ist, und der andere ist der Veteran Jean Michael Cardell, der nach einer traumatischen Erfahrung seinen Arm verloren hat und seit dem für seine Alkoholsucht und Gewalttätigkeit bekannt ist. Die beiden beginnen mit den Recherchen und stoßen in der rauen Welt der damaligen Zeit auf einen seelischen Abgrund nach dem anderen...

"1793" war als das Krimigenre revolutionierender Roman ange-kündigt, so weit will ich zwar nicht gehen, aber das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen. Der Autor Niklas Natt och Dag erzählt die Geschichte in einem bildgewaltigen und sehr ansprechenden Schreibstil, der mir die damalige Zeit lebendig vor Augen führte. Er stützt sich bei der sehr komplexen Geschichte auf wahre Begeben-heiten und reichert diese mit seiner Fiktion zu einer sehr gekonnten Mischung an. Das raue und für unsere Zeit unvorstellbar harte Leben der Protagonisten wird sehr authentisch beschrieben und die äußerst interessant charakterisierten Ermittler verleihen dem Buch einen ganz besonderen Charme. Für mich stand hier weniger die Ermittlung in dem grausamen Mordfall im Vordergrund, sondern mehr die Beschreibung der damaligen Zeit und Menschen. Sehr gut gefallen hat mir auch der außergewöhnlich Aufbau des Buches. So wird die zeitliche Reihenfolge nicht linear eingehalten, sondern in eingeschobenen Kapiteln werden die Ursprünge einiger Szenen rückblickend erzählt. Ein Umstand der anfangs ein wenig ungewöhnlich erschien, aber das Buch zu etwas Besonderen macht. Die historischen Hintergründe werden von Niklas Natt och Dag sehr gut aufgearbeitet und wirken bestens recherchiert.

Wer einen schonungslosen Trip in die rohe und gewaltträchtige Zeit des späten 18. Jahrhunderts nicht scheut, sollte dieses Buch unbe-dingt lesen. Auch wenn die Sprache manchmal ein wenig grober erscheint, passt sie ungemein gut in den zeitlichen Rahmen der Handlung. Ein tolles Buch, welches ich gerne weiterempfehle und mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte

Veröffentlicht am 01.04.2019

Intrigen im Mittelalter

Die Salbenmacherin und der Engel des Todes
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Die Salbenmacherin Olivera hat den schweren Verlust ihrer Groß-mutter zu verkraften und sucht in ihrer Arbeit Ablenkung von ihren traurigen Gedanken. Sie sorgt sich vermehrt gerade um die armen Patienten ...

Die Salbenmacherin Olivera hat den schweren Verlust ihrer Groß-mutter zu verkraften und sucht in ihrer Arbeit Ablenkung von ihren traurigen Gedanken. Sie sorgt sich vermehrt gerade um die armen Patienten im Spital und behandelt sie entgegen den Anweisungen des Medicus. Kurz darauf werden schwere Vorwürfe gegen Olivera erhoben, da sich die Todesfälle im Spital mehren und sie die Opfer kurz vorher gepflegt hat. Olivera muss ihre Unschuld beweisen und sieht ihre einzige Chance in der Flucht. Hierbei wird sie allerdings verletzt und muss sich nun in anderen Umständen alleine durch-schlagen...

Ich habe bereits einige Bücher der Autorin Silvia Stolzenburg gelesen und sowohl im Genre der Thriller als auch in den historischen Romanen konnte sie mich immer wieder aufs Neue mit ihrer sehr lebendigen und bildreichen Schreibweise begeistern. Auch im vierten Band um die engagierte und gutmütige Salbenmacherin Olivera fühlte ich mich schnell in die damalige Zeit versetzt. Der Spannungs-bogen wird über die rätselhaften Tode im Spital klassisch aufgebaut und über die dramatischen Entwicklungen im verlauf auf einem sehr hohen Niveau gehalten. Die vielen kurzen Kapitel tragen mit ihren jeweiligen Perspektivwechseln zum temperamentvollen Geschehen bei und das spannende und fulminante Finale runden die Geschichte aus meiner Sicht gelungen ab. Die historischen Hintergründe wirken sehr gut recherchiert und im Nachwort erläutert die Autorin noch die Quellen ihres Wissens.

"Die Salbenmacherin und der Engel des Todes" ist für mich eine sehr gelungene Fortsetzung der fesselnden Reihe aus dem frühen 15. Jahrhundert. Ich kann das Buch für Liebhaber historischer Romane wärmstens weiterempfehlen, rate aber dazu, für Neueinsteiger mit dem ersten Band zu beginnen, da die Handlung aufeinander auf-baut. In der Hoffnung, dass die Geschichten um die Salbenmacherin noch lange nicht alle erzählt sind, bewerte ich das Buch mit den vollen fünf von fünf Sternen!!

Veröffentlicht am 29.03.2019

Ordentlicher Krimi mit viel lokalem Charme

Lago Mortale
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Simon Strasser lebt am idyllischen Lago d Òrta und genießt die malerische Landschaft Italiens. Lediglich die große Hitze macht ihm ein wenig zu schaffen, so dass er sich gerne direkt am Wasser auf-hält. ...

Simon Strasser lebt am idyllischen Lago d Òrta und genießt die malerische Landschaft Italiens. Lediglich die große Hitze macht ihm ein wenig zu schaffen, so dass er sich gerne direkt am Wasser auf-hält. Hier beobachtet er dann auch die scheinbar herrenlose Yacht eines bekannten Industriellen. Als er sich ihr nähert, findet er den blutüberströmten Inhaber des Schiffes an Deck und kann nur noch seinen Tod feststellen. Alles deutet auf einen Unfall hin, nur Simon entdeckt seine investigative Ader des Polizeireportes wieder, der er einmal war. Handelt es sich hier wirklich um ein Verbrechen, oder die unglückliche Aneinanderkettung widriger Umstände?

Die Autorin Giulia Conti hat mit "Lago mortale" ein aus meiner Sicht ordentliches Krimi-Debüt vorgelegt. Sie konzentriert sich in ihrem Kriminalroman weniger auf dramatische Ermittlungen und knifflige Recherchen sondern verbindet den Spannungsmoment gerne mit der Beschreibung der vorherrschenden Region und verleiht dem Buch somit ein besonderes Flair. Leider entstehen dabei gerade zur Mitte des Buches auch einige Längen, die es für den Leser zu über-winden gilt. Hier spielt sie aber auch ihre Stärken aus, da es sich bei Giulia Conti um das Pseudonym einer deutschen Journalistin und Reisebuchautorin handelt. In der zweiten Hälfte des Buches wird der Spannungsbogen aber dann doch auf ein höheres Niveau gestellt und das Finale schließt die Geschichte dann auch packend und gut nachvollziehbar ab.

Die Hörbuchfassung setzt das Buch mit der Stimme von Frank Stöckle passend um. Seine ruhige und gut betonende Art verleiht der Geschichte den richtigen Anstrich und konnte mich gut in das warme Italien entführen.

Insgesamt hat "Lago mortale" aus meiner Sicht sicherlich noch ein wenig Luft nach oben, vor allem sollten den Spannungsmomenten bei möglichen Folgebänden mehr Gewicht gegeben werden. Dennoch konnte mich die Geschichte mit ihrem besonderen Flair durchaus ansprechen und gut unterhalten. Gerade die gute Umsetzung der Hörbuchfassung lässt mich eine Empfehlung aussprechen und das Debüt mit vier von fünf Sternen bewerten.