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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2018

Atmosphärischer und spannender Kriminalroman

Der Teufel von Wacken
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Es ist mal wieder Wacken-Zeit und tausende Metal-Fans machen sich in das kleine Dörfchen auf dem Lande auf, um dort mal wieder richtig abzufeiern. Ein idealer Platz auch um unterzutauchen, denken sich ...

Es ist mal wieder Wacken-Zeit und tausende Metal-Fans machen sich in das kleine Dörfchen auf dem Lande auf, um dort mal wieder richtig abzufeiern. Ein idealer Platz auch um unterzutauchen, denken sich zumindest vier Männer, die zeitgleich zwei Juweliere ausrauben. Bei einem der beiden Überfälle läuft einiges schief, der Juwelier wird erschossen und einer der Täter angeschossen. Die vier hocken nun auf dem Campingplatz es Festivalgeländes und wollen die erste Zeit unerkannt überbrücken. Die Verletzung stellt sich aber als schwer-wiegender heraus und sie brauchen eigentlich ärztliche Hilfe. Die Stimmung untereinander droht zu kippen...

"Der Teufel von Wacken" ist bereits der zweite Band um die sympa-thische Ermittlern Gwendolyne Harms. Als Quereinsteiger habe ich gut in die Geschichte gefunden und hatte keinerlei Verständnis-Probleme. Die Autorin Heike Denzau erzählt die Geschichte in einem lebhaften und hervorragend zu lesenden Schreibstil. Sie baut den Spannungsbogen mit den Raubüberfallen gut auf und hält ihn mit der scheinbar ausweglosen und zuspitzenden Situation der Täter auf einem hohen Niveau. Das dramatische und sehr fulminante Finale klärt alles gut auf und sorgt in seiner Entwicklung noch für einige Überraschungen. Sehr gut gefallen hat mir der wohldosierte Lokalkolorit, den Heike Denzau mit ihren eigenen Recherchen beim Festival sehr authentisch wiedergibt und so dem Kriminalroman einen besonderen Charme verleiht.

"Der Teufel von Wacken" ist für mich ein gelungener Regionalkrimi mit einer clever konzipierten Story in einem besonderen Rahmen. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen!!

Veröffentlicht am 06.11.2018

Spannende Zukunftsvision

Nanos - Sie bestimmen, was du denkst
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Deutschland in zehn Jahren, die Bevölkerung wird über Nanoteilchen in Lebensmitteln und Leitungswasser unter Kontrolle gehalten. Die herrschende Regierungspartei hat lediglich mit einer Intoleranz einiger ...

Deutschland in zehn Jahren, die Bevölkerung wird über Nanoteilchen in Lebensmitteln und Leitungswasser unter Kontrolle gehalten. Die herrschende Regierungspartei hat lediglich mit einer Intoleranz einiger weniger Bürger zu kämpfen, die Betroffenen, welche als "free" geoutet werden verschwinden plötzlich und niemand weiß, was mit ihnen passiert. Es hat sich aber auch eine Gemeinschaft gefunden, welche als Rebellen gegen die Regierung arbeiten. Der ehemalige Schwerverbrecher Malek, stößt durch Zufall auf die Gemeinschaft und soll sie mit seiner Erfahrung im Kampf unterstützen...

Der Autor Timo Leibig hat mit "Nanos - Sie bestimmen, was du denkst" eine fesselnde und zugleich erschreckende Zukunftsvision geschrieben. Er erzählt die Geschichte in einem sehr lebendigen und bildreichen Schreibstil, der das geschaffene Szenario gut vor Augen führt. Die Spannung wird zu Beginn des Buches mit Schilderungen des Alltagsgeschehens unter den fiktionalen Bedingungen gut aufgebaut und über den Kampf der Rebellen stets auf einem hohen Niveau gehalten. Die Vision mit den über die Lebensmittel und dem Leitungswasser zugeführten Nanoteilchen wird im Verlaufe des Buches immer mehr hinterleuchtet und erscheint erschreckend real. Gerade das zur Zeit aufkommende nationalistische Gedankengut vieler Länder wird hier passend thematisiert und am Beispiel von Deutschland mit einem Ausblenden der internationalen Nachbar-länder kritisch hinterleuchtet. Es entwickelt sich so eine packende und actiongeladene Story, die es mir zunehmend schwerer machte, das Buch zur Seite zu legen.

Insgesamt ist "Nanos- Sie bestimmen was du denkst" eine clever konzipierte Dystopie in einer erschreckend realen Welt, die Lust auf mehr gemacht hat. Es ist zumindest ein Nachfolger geplant, auf den man sich aus meiner Sicht auch schon freuen kann. Ich empfehle das Buch gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 31.10.2018

Schräger Kriminalroman

Walter muss weg
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Hannelore Huber lebt im beschaulichen Glaubenthal. Die Ehe mit ihrem Walter existiert schon lange nur noch auf dem Papier. So hält sich auch die Trauer in Grenzen, als Hannelore vom Tod ihres Mannes erfährt, ...

Hannelore Huber lebt im beschaulichen Glaubenthal. Die Ehe mit ihrem Walter existiert schon lange nur noch auf dem Papier. So hält sich auch die Trauer in Grenzen, als Hannelore vom Tod ihres Mannes erfährt, er soll an einem Herzversagen beim Besuch des Rotlichtmilieus gestorben sein. Die Verwunderung ist allerdings groß als bei Walters Beisetzung der Sarg verrutscht und eine falsche Leiche zum Vorschein bringt. Eigentlich hatte sich Hannelore schon auf ihre Witwensituation gefreut und muss nun selber recherchieren, wo ihr Walter wohl abgeblieben ist.

Der Klappentext klang schon sehr vielversprechend, so dass ich mit großen Erwartungen in das Buch gestartet bin. In "Walter muss weg" startet der Autor Thomas Raab eine wirklich außergewöhnliche und zugleich bitterböse Krimi-Reihe um die alte verschrobene Hannelore Huber. Der Schreibstil ist sicherlich als eigenwillig zu beschreiben, so dass sich der Krimi von vielen anderen seines Genres unterscheidet. Thomas Raab arbeitet mit gesellschaftlichen Seitenhieben und einer gehörigen Portion schwarzen Humors. Das Lesen war allerdings auch nicht ganz einfach, denn die anspruchsvolle Schreibweise war für mich nicht so leicht zugängig. Es dauerte einige Zeit, bis ich mich eingelesen hatte und auch dann wollte mich die Geschichte nicht wirklich mitreißen. Der Charakter der selbstbewussten und engagierten Hannelore Huber hat mir zwar gut gefallen, aber die Zusammenhänge erschlossen sich mir nicht immer, so dass ich streckenweise doch auf verlorenen Posten war und das Lesen ein gewisses Durchhaltevermögen erforderte. Die Auflösung wiederum war wieder mit überraschenden Details versehen, die so nicht vorhersehbar waren, und konnte damit überzeugen.

Insgesamt ist "Walter muss weg" ein völlig anderer Kriminalroman, der sicherlich den Sinn für schwarzen Humor erfordert und vom Leser mit vielen versteckten Details die volle Konzentration be-ansprucht. Mir persönlich war der Schreibstil zu anstrengend, so dass ich das Buch lediglich mit drei Sternen bewerte, kann mir aber auch gut vorstellen, dass die Schreibweise von Thomas Raab auch viele Anhänger finden wird.

Veröffentlicht am 31.10.2018

Der Todesengel

Das Verschwinden des Josef Mengele
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Josef Mengele wurde nach seinem Fronteinsatz im Jahre 1943 in Ausschwitz als Lagerarzt eingesetzt. Dort kam er durch seine kalt-blütige und unbarmherzige Art zu dem Titel des Todesengels. Er schickte abertausende ...

Josef Mengele wurde nach seinem Fronteinsatz im Jahre 1943 in Ausschwitz als Lagerarzt eingesetzt. Dort kam er durch seine kalt-blütige und unbarmherzige Art zu dem Titel des Todesengels. Er schickte abertausende Juden in den Tod und forschte mit unmenschlichen Methoden an Behinderten und Zwillingen, um den Theorien der Rassenhygiene neuen Inhalt zu geben. Seine Gräuel-taten kannten keine Grenzen und so wurde er zum gefürchtetsten Lagerarzt des dritten Reichs. Nach dem Krieg tauch Mengele unter und es gelang ihm, wie vielen anderen hochdotierten Nazis, im Jahre 1949 die Flucht nach Argentinien.

Olivier Guez setzt sich in seinem Buch "Das Verschwinden des Josef Mengele" mit der Zeit, die Josef Mengele in Südamerika auf der Flucht war, auseinander. Er schildert das Leben mit einer solch erzählerischen Kraft und Authentizität, dass es mir beim Lesen schauderte und den Protagonisten real vor Augen führte. Das Gedankengut Mengeles machte mich immer wieder sprachlos, wie emotionslos er über den Tod anderer Menschen sprach und sich selbst noch als aufopferungsvollen und treuen Diener des Staates sah. Seine Flucht entwickelt sich aber zum Trost des Lesers, der es als schreiendes Unrecht empfinden muss, dass dieser Mann für seine Taten nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann, anders als gehofft. Die anfängliche Unterstützung vieler Nazis in Südamerika nimmt zunehmend ab und Mengele vereinsamt. Stets getrieben von Angst und Alpträumen wird sein Leben zunehmend unattraktiver und der Mann, für den Hygiene und Disziplin an erster Stelle stand, muss immer mehr Kompromisse machen, um unentdeckt zu bleiben. Hier beschreibt Olivier Guez sehr schön, wie sehr Mengele unter seinen Lebensumständen und seiner fehlenden Anerkennung leidet.
Zudem rechne ich dem Autor hoch an, dass er mit Gräueltaten Mengeles nicht inflationär umgeht, um Effekthascherei zu betreiben, sondern wenige teilweise unglaubliche Taten lediglich kurz schildert und so zumindest bei mir eine viel höhere Wirkung erzielt.

Die historischen Fakten zu dem Buch wirken sehr gut recherchiert und der Autor führt auch im Anhang eine große Anzahl lesenswerter Bücher an, die sein Studium mit der damaligen Zeit begünstigt haben. "Das Verschwinden des Josef Mengele" ist für mich ein äußerst lesenswertes Buch, da es Olivier Guez hervorragend gelingt, das Leben des kaltblütigen Arztes, der sicherlich zu Recht auch als Monster bezeichnet wurde, lebendig zu skizzieren, um so mit dem Mythos abzurechnen und aus den historischen Fakten zu lernen. Ein beeindruckendes und nachwirkendes Buch, welches ich mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 31.10.2018

Maries Schicksal

Die Meisterbanditin
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Für die siebzehnjährige Marie gerät die Welt aus den Fugen, als ihr der Sohn eines reichen Bauern, der sich lange mit ihr getroffen hat, eröffnet, dass er eine andere heiraten will. Zur damaligen Zeit ...

Für die siebzehnjährige Marie gerät die Welt aus den Fugen, als ihr der Sohn eines reichen Bauern, der sich lange mit ihr getroffen hat, eröffnet, dass er eine andere heiraten will. Zur damaligen Zeit eine fatale Information, da Marie nun mit ihren siebzehn Jahren ihr Glück als Magd zu suchen hat. Ihr Vater fordert sie auf, unverzüglich für ihr eigens Wohl zu sorgen, so dass sie sich in die Dienste der Mätresse des Herzogs von Württemberg begibt. Sie ist zwar im Dorf als Hexe verschrien, aber Marie sucht dort dennoch ihr Glück. Eine Entschei-dung, die ihr kommendes Leben total verändern soll...

Ich habe sowohl einige Kriminalromane als auch historische Romane der Autorin Silvia Stolzenburg gelesen und wurde bisher niemals enttäuscht. Auch mit "Die Meisterbanditin" hatte die Autorin mich schnell gefesselt und ihr erfrischender und temporeicher Schreibstil führte mir die damalige Zeit lebendig vor Augen. An dem Schicksal der Hauptprotagonistin Marie wird der Leser ins 18. Jahrhundert entführt. Über die verzweifelte Situation der noch jungen Marie wird der Spannungsbogen aufgebaut und mit ihrer ungewissen Zukunft als Spionin der Mätresse auf einem hohen Niveau gehalten. Es machte Spaß, Marie auf ihren Abenteuern in einer sehr rauen Zeit zu begleiten, wobei der historische Hintergrund sehr gut recherchiert wirkt. Im Anhang geht die Autorin noch darauf ein. bei welchen Gegebenheiten es sich um reale historische Fakten oder eigene Fiktion handelt, was dem Buch noch eine zusätzliche Portion Authentizität verleiht.

Insgesamt war "Die Meisterbanditin" für mich ein spannender und temperamentvoller Ausflug ins 18. Jahrhundert. Das Buch stellt den Auftakt einer neuen Reihe der Autorin dar, so dass man sich auf weitere Abenteuer mit der Hauptprotagonistin freuen darf. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.