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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2018

Harter und unbequemer Kriminalroman

Das dunkle Herz der Stadt
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Nick Stefanos arbeitet mittlerweile als Barmann in Washington D.C. In seiner Vergangenheit war er einmal Detective, aber mittlerweile hat ihn sein Leben zu einem Alkoholiker werden lassen, der immer wieder ...

Nick Stefanos arbeitet mittlerweile als Barmann in Washington D.C. In seiner Vergangenheit war er einmal Detective, aber mittlerweile hat ihn sein Leben zu einem Alkoholiker werden lassen, der immer wieder die Kontrolle über sich verliert, was in der Regel mit einem Blackout endet. Als er sich nach Feierabend mal wieder hat voll laufen lassen, endet er betrunken und völlig hilflos am Ufer des Anacostia River. Unbemerkt wird er Zeuge einer Hinrichtung. Opfer ist ein jugendlicher und Nick Stefanos kann sich nur rudimentär an die Szene erinnern. Da ihm klar ist, dass die Polizei wenig Engage-ment zur Aufklärung beitragen wird, nimmt er den Fall in die Hand und beginnt seine eigenen Recherchen...

"Das dunkle Herz der Stadt" ist ein kompromissloser Krimi, der die Kaltblütigkeit der Washingtoner Unterwelt offenlegt. Der Autor George Pelecanos erzählt die Geschichte in einem temperament-vollen und atmosphärischen Schreibstil, der mich schnell an das Geschehen fesselte. Der Kriminalroman ist aus meiner Sicht unbequem, da der Hauptprotagonist Nick Stefanos mit seinen Eskapaden und seiner Unkontrolliertheit sicherlich kein Sympathie-träger ist. Aber genau dies macht die Handlung in der Drogen-, Prostituierten- und Pornoszene von Washington so authentisch. Ein Fall in diesem Milieu braucht genau einen solchen geradlinigen und harten Ermittler, der sein Herz am rechten Fleck trägt. So verleiht Nick dem Kriminalroman einen ganz besonderen Charme. Die Spannung wird mit dem Tod des jungen Calvins direkt zu Beginn des Buches aufgebaut und über die Länge des Buches aus meiner Sicht auf einem hohen Niveau gehalten. Hier ist es dem Autor George Pelecanos stets wichtig detailreich auf das dortige Milieu einzugehen und er erzeugt so eine sehr düstere Stimmung.

Für mich ist "Das dunkle Herz der Stadt" ein hervorstechender Kriminalroman, der mit seiner Härte und seinem kontroversen Hauptprotagonisten sicherlich polarisieren wird. Mich konnte das Buch voll überzeugen, so dass ich es mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte und sehr gerne den nicht ganz Zartbesaiteten Lesern ans Herz lege.

Veröffentlicht am 15.09.2018

Eine bewegende Geschichte

Kriegslicht
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Kurz nach Beendigung des 2. Weltkriegs erleben der vierzehnjährige Nathaniel und seine zwei Jahre jüngere Schwester Rachel eine entscheidende Wendung in ihrem Leben. Ohne die beiden über die Hintergründe ...

Kurz nach Beendigung des 2. Weltkriegs erleben der vierzehnjährige Nathaniel und seine zwei Jahre jüngere Schwester Rachel eine entscheidende Wendung in ihrem Leben. Ohne die beiden über die Hintergründe zu informieren verschwinden zunächst ihr Vater und kurz darauf ihre Mutter. Sie befinden sich von nun an in der Obhut eines zwielichtigen Mannes, den sie den "Falter" nennen und müssen sich erst an ihn und das veränderte Leben gewöhnen. Als lange Zeit später die Mutter zu den Kindern zurückkehrt, findet sie lediglich zu Nathaniel Zugang. Er versucht die Mutter zu verstehen und die geheimnisvolle Vergangenheit der Eltern aufzuklären...

Mit "Der englische Patient" hat der Autor Michael Ondaatje einen Welterfolg erzielt. Der Film konnte mich damals beeindrucken und so bin ich mit sehr großen Erwartungen in das neue Werk des Autors gestartet. Der Krieg nimmt auch in "Kriegslicht" wieder eine bedeutende Rolle in der Geschichte ein und es ist schon bemerkens-wert, mit wieviel Ruhe und Feinfühligkeit sich Michael Ondaatje seinen Charakteren in dieser schwierigen Zeit nähert. Er legt keinen Wert auf spektakuläre oder effekthaschende Situationen, sondern wendet sich ausschließlich seinen Protagonisten mit ihren Gedanken und Gefühlen zu. Das Ganze wirkt dabei sehr emotionsvoll und "normal", ohne aber den Leser bzw. den Hörer nicht zu fesseln. Das Schicksal der damaligen Kinder, die Auswirkungen des Krieges und der Umgang mit der Zukunft bergen so viel Spannungspotential, dass die knapp neun Stunden des Hörbuchs unglaublich schnell ein Ende finden.

Die Umsetzung der Hörbuchfassung ist dem Audiobuch-Verlag mit Frank Stieren als Sprecher unglaublich gut gelungen. Zugegebener weise musst ich mich zunächst an die sehr ruhige und pointierte Stimme gewöhnen, aber im Fortlauf der Geschichte stellte ich immer wieder fest, dass es sich um einer perfekte Besetzung handelte.

Insgesamt hat mich "Kriegslicht" von Michael Ondaatje in der Hörbuchfassung absolut fesseln können, so dass ich es sehr gerne weiterempfehle und selbstverständlich mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte!!

Veröffentlicht am 15.09.2018

Dr. Leo kann es nicht lassen...

Der Tod bohrt nach
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Die Zahnarztpraxis von Dr. Leocardia Kardiff hat schon in der Vergangenheit einige skurile Personen angezogen. Zu diesen kann sicherlich auch der Patient gezählt werden, der eines Nachts im Notdienst bei ...

Die Zahnarztpraxis von Dr. Leocardia Kardiff hat schon in der Vergangenheit einige skurile Personen angezogen. Zu diesen kann sicherlich auch der Patient gezählt werden, der eines Nachts im Notdienst bei Dr.Leo erscheint. Trotz seiner starken Schmerzen, redet er, sofern es ihm mit den abgebrochenen Zähnen und den Schmerzen möglich ist, immer wieder von einer Frau, die sich in größter Gefahr befinden soll. Aussagen, die gerade bei der neugierigen und rechtschaffenden Zahnärztin auf offene Ohren trifft. Ist dies der Anfang neuer Ermittlungen für Dr. Leo, oder überlässt sie ihrem neuen Lebensgefährten Hauptkommissar Jakob Zimmer das Feld?

"Der Tod bohrt nach" ist der dritte Fall für die engagierte und immer neugierige Zahnärztin Dr. Leocardia Kardiff. Schon die ersten beiden Bände haben mich begeistert, so dass ich mich sehr auf den neuen Fall gefreut habe, und so viel sehr schon hier verraten, zu Recht. Erneut gelingt es der Autorin Isabella Archan mich mit ihrem äußerst gelungenen Zusammenspiel von Spannung und Humor in den Bann zu ziehen. Sie erzählt die Geschichte in einem sehr lebendigen und erfrischend lockeren Schreibstil, der die Atmosphäre in dem Kriminalroman sehr angenehm und leicht erscheinen lässt. Nichts desto trotz versteht sie es perfekt, mit dem Tod des ominösen Patienten in der Notaufnahme den Spannungsbogen aufzubauen und mit neuen Wendungen und überraschenden Situationen diesen auch über die gesamte Länge des Buches auf einem hohen Niveau zu halten. In ihrer Art erinnert mich die Hauptprotagonistin Dr Leo Kardiff immer wieder an das prominente Vorbild Miss Marple, die mit ihrer Neugier und einer gehörigen Portion Entschlossenheit ihre Ziele verfolgte und mit ihrer Person den Büchern einen ganz besonderen Charme verlieh. Mit ein wenig Entsetzen musste ich allerdings auf dem Buchumschlag lesen, dass der vorliegende Band die Krone einer Trilogie darstellen soll, was bedeuten würde, dass ich Abschied nehmen müsste von der sympathischen und kompetenten Ermittlerin und Zahnärztin. Vielleicht hat ja die Autorin ein Einsehen und es gibt doch noch ein Wiedersehen...

"Der Tod bohrt nach" ist aus meiner Sicht wirklich eine sehr gelungene Fortsetzung eine tollen Krimi-Reihe. Wer Spaß an einer wohldosierten Mischung aus Spannung und Humor hat, dem seien alle drei Bände der Serie ans Herz gelegt, wobei mir aber der letzte am besten gefallen hat. Folgerichtig bewerte ich das Buch natürlich mit den vollen fünf von fünf Sternen!

Veröffentlicht am 07.09.2018

Die Galerie der Toten

Blutrausch - Er muss töten (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 9)
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Die Detectives Hunter und Garcia werden als Mitglieder der Spezial-Abteilung UV, ultra-violence, zu einem äußerst grausamen Mord gerufen. Eine junge Frau wurde gehäutet und der Täter hat dem Opfer beide ...

Die Detectives Hunter und Garcia werden als Mitglieder der Spezial-Abteilung UV, ultra-violence, zu einem äußerst grausamen Mord gerufen. Eine junge Frau wurde gehäutet und der Täter hat dem Opfer beide Hände und Füße abgetrennt. Zudem erscheint der ganze Raum, in dem das Opfer aufgefunden wurde, als handele es sich um ein künstlerisch angelegtes Arrangement, die Wände sind mit Blut verwischt und auf dem Rücken des Opfers finden die Ermittler eine lateinische Inschrift. Was beabsichtigt der Täter mit dieser grotesken Inszenierung? Handelt es sich um die Tat eines Psychopathen? Durch die Ermittlungen wird das FBI auf den Fall aufmerksam und will den Fall an sich reißen, da der Täter scheinbar schon mehrere Morde begangen hat...

"Blutrausch - Er muss töten" ist bereits der neunte Band um das außergewöhnliche Ermittler-Duo Hunter und Garcia. Auch in diesem Fall bekommen es die beiden mit einem äußerst blutigen und grausamen Fall zu tun. Der Autor Chris Carter malt wieder ein Bild des Schreckens und seine sehr lebendige und temporeiche Sprache hat mich erneut in den Bann gezogen. Die Spannung wird dabei direkt zu Beginn mit dem Mord an der jungen Frau klassisch aufgebaut und mit erneuten Schreckenstaten und den dramatischen Ermittlungstätigkeiten auf einem andauernd hohen Niveau gehalten. Das fulminante und völlig überraschende Finale sorgt dann nochmal für einen deutlich höheren Puls und rundet für mich den Thriller hervorragend ab. "Blutrausch - Er muss töten" ist sicherlich nicht für zartbesaitete Leser geeignet, da die teilweise sehr blutigen Taten ausführlich beschrieben werden. Nichts desto trotz überspannt Chris Carter in seinen Büchern den Bogen nicht und schafft so eine beängstigende und düstere Atmosphäre.

Insgesamt ist "Blutrausch - Er muss töten" aus meiner Sicht ein sehr gelungener Thriller, der mich absolut fesseln konnte und für einige spannende Stunden gesorgt hat. Wer Klassiker wie "Schweigen der Lämmer" liebt, wird an diesem Buch und auch an den restlichen Bänden dieser Serie seinen Spaß haben. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Eine gefühlvolle Reise in die 70er Jahre

Sommer in Super 8
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Die scheinbar perfekte Landarztfamilie lebt in Schallerup, einem kleinen Ort nahe der Ostsee. In den 70er Jahren wächst Clara als mittleres Kind von fünf Geschwistern in der Familie auf. Alles scheint ...

Die scheinbar perfekte Landarztfamilie lebt in Schallerup, einem kleinen Ort nahe der Ostsee. In den 70er Jahren wächst Clara als mittleres Kind von fünf Geschwistern in der Familie auf. Alles scheint perfekt, der Vater ein Arzt und die Mutter kümmert sich um das Heim und die Kinder. Hinter den Fassaden sieht die Welt aber ein wenig anders aus und das glänzende und glückliche Familienleben trübt sich immer weiter ein...

Die Autorin Anne Müller hat einen bewegenden und aus meiner Sicht sehr authentischen Roman über ein Familienleben in den 70er Jahren geschrieben. Sie erzählt die Geschichte in einem lebendigen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, mit dem es ihr vortrefflich gelungen ist, mich in die damalige Zeit zu versetzen. Durch die vielen eigenen Kindheitserinnerungen, die im Buch anhand vieler liebevoller Details, wie einem Apfel-Shampoo, Rudi Carrells Show "Am laufenden Band" oder dem legendären Tri-Top-Saft hervor-gerufen wurden, erhält das Buch für mich eine persönliche Note. So konnte ich immer wieder schmunzeln und fühlte mich sehr gut unterhalten. Aber das beschriebene Familienleben war nicht wirklich glücklich. Es wurde mit aller Gewalt eine äußere Fassade aufrecht gehalten,wohl in erster Linie aus den damaligen gesellschaftlichen Verpflichtungen. So wird die Geschichte zunehmend emotionaler, verliert ihre Leichtigkeit und erhält eine zusätzliche Tiefe, was sie aus meiner Sicht noch interessanter macht. Ein gelungenes Debüt in der Welt der literarischen Romane, das Hoffnung auf mehr macht.

"Sommer in Super8" war für mich eine gelungene Reise in die Zeit meiner eigenen Kindheit. Ein sehr interessanter und auch unterhaltsamer Blick zurück. der es mir zunehmend schwerer machte, das Buch zur Seite zu legen. Ich halte den Roman für sehr lesenswert, empfehle ihn daher gerne weiter und bewerte ihn mit den vollen fünf von fünf Sternen.