Profilbild von MaddinLiest

MaddinLiest

Lesejury Star
offline

MaddinLiest ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MaddinLiest über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2018

Die eigenen Wurzeln

Familie und andere Trostpreise
0

Sonny Anderson ist ohne seine Eltern aufgewachsen und erhält an seinem 21. Geburtstag ein Vermögen von seinem verstorbenen Vater. Der junge Multimillionär ist zunächst überrascht und mit der Situation ...

Sonny Anderson ist ohne seine Eltern aufgewachsen und erhält an seinem 21. Geburtstag ein Vermögen von seinem verstorbenen Vater. Der junge Multimillionär ist zunächst überrascht und mit der Situation ein wenig überfordert. In seinem jungen Leben hat er bereits Erfahrungen mit Drogen gemacht und leidet und einigen Neurosen, wie einer extremen Lärmempfindlichkeit. Ohne genau zu wissen, ob er das Geld überhaupt annehmen soll, macht er sich auf die Suche nach seinen eigenen Wurzeln. Er versucht durch das Umfeld seiner Eltern, diese im Nachhinein kennenzulernen und macht sich auf den Weg...

Martine McDonagh hat mit "Familie und andere Trostpreise" einen Familienroman der besonderen Art geschrieben. Der etwas verrückte und außergewöhnliche Hauptprotagonist wird interessant dargestellt, wobei mir aber seine Neurosen (z.B. Riesenangst vor Briefumschlägen) etwas übertrieben vorkamen. Die Autorin erzählt die Geschichte in einem gut zu lesenden Schreibstil und arbeitet bei der Aufarbeitung der Familiengeschichte auch mit humorvollen Passagen, was mir gut gefallen und das Geschehen aufgelockert hat. Auch die Begegnung mit dem ebenfalls als sehr ungewöhnlich zu bezeichnenden Leben der Eltern hat sie geschickt gelöst. Dem Leser werden die Eltern von Sonny aus unterschiedlichen Perspektiven beschrieben, und zwar jeweils von den Personen mit denen Sonny Kontakt aufgenommen hat. Leider entstanden bei den Schilderungen der damaligen Erlebnisse aus meiner Sicht einige Längen, was das Lesevergnügen für mich ein wenig eingetrübt hat.

"Familie und andere Trostpreise" ist ein mutiger und erfrischender Roman, der aber sein Potential aus meiner Sicht nicht ausgeschöpft hat und mich so auch nicht vollends überzeugen konnte. Ich bewerte das Buch daher mit drei von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Spannender Thriller mit guter Milieustudie

Stille Feinde
0

Isaiah Quintabe, kurz IQ genannt, ist ein Privatdetektiv und recherchiert für die Menschen in seinem Viertel. Zumeist handelt es sich um Kleinigkeiten, wie das Auffinden einer verschwundenen Brosche. Angetrieben ...

Isaiah Quintabe, kurz IQ genannt, ist ein Privatdetektiv und recherchiert für die Menschen in seinem Viertel. Zumeist handelt es sich um Kleinigkeiten, wie das Auffinden einer verschwundenen Brosche. Angetrieben wird er aber von dem Wunsch, den Mörder seines Bruders zu stellen, denn er ist davon überzeugt, dass der Unfall, bei dem er damals ums Leben kam, kein Zufall war. Eines Tages meldet sich die ehemalige Freundin seines Bruders bei ihm und beauftragt ihn, nach ihrer Schwester zu sehen, die in großen Schwierigkeiten zu stecken scheint. Da er schon immer vernarrt in sie war, nimmt er den Auftrag an und macht sich auf die Suche, ohne zu ahnen, dass es sich diesmal um deutlich mehr handelt, als seine üblichen Fälle...
"Stille Feinde" ist der zweite Band einer Krimireihe um den äußerst schlauen und sympathischen Privatdetektiv Isaiah Quintabe. Ich bin erst mit diesem Buch in die Serie gestartet, ohne aber jemals Verständnis-Probleme zu haben. Der Autor erzählt die Geschichte in einem dichten und sehr bildreichen Schreibstil. Er legt viel wird auf das Erfassen der Umgebung und Atmosphäre, was das Buch sehr lesenswert macht, zudem verbindet er geschickt aktuelle Geschehnisse mit denen der Vergangenheit ohne dass der Leser den roten Faden verliert. Die Spannung baut Joe Ide geschickt auf und hält sie mit immer wieder neuen Informationen und sehr viel Action auf einem hohen Niveau. Manchmal erhält aus meiner Sicht die Gewalt ein wenig zu viel Raum, was aber wieder hervorragend in das Milieu passt, in dem sich IQ bewegt. Die Vielzahl der Protagonisten wirkte auf mich nicht störend, da der Autor sich jedem Charakter ausführlich widmet .
"Stille Feinde" ist für mich ein gelungener und atmosphärischer Thriller, der mich in die dunkle Welt der organisierten Kriminalität entführt und ein paar spannende Stunden geschenkt hat. Ich bewerte das Buch mit guten vier von fünf Sternen und empfehle es sehr gerne weiter.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Terror in der Schweiz

Solothurn spielt mit dem Feuer
0

Als Kommissar Dominik Dornach zu dem Fundort eines Kinderskeletts gerufen wird kommen die Erinnerungen an den Bubenfresser auf der vor Jahren kleine Jungen entführt und getötet hat. Die Obduktion ergibt ...

Als Kommissar Dominik Dornach zu dem Fundort eines Kinderskeletts gerufen wird kommen die Erinnerungen an den Bubenfresser auf der vor Jahren kleine Jungen entführt und getötet hat. Die Obduktion ergibt tatsächlich, dass es sich um eins seiner nicht aufgefundenen Opfer handelt. Gleichzeitig wird ein Bombenanschlag auf den Oberrichter verübt, nachdem er zuvor ein umstrittenes Urteil mit Migrations-hindergrund gefällt hat. Er überlebt diesen Anschlag, muss kurz darauf aber feststellen, dass sein Sohn entführt wurde. Ein Racheakt für sein Urteil oder ein neues Opfer vom eigentlich schon toten Bubenfresser? Die Zeit rennt...
"Solothurn spielt mit dem Feuer" ist bereits der dritte Band um den charmanten Ermittler Dominik Dornach. Wie bereits in den ersten beiden Bänden fesselte mich der Autor Christof Gasser mit seinem lebendigen und angenehm zu lesenden Schreibstil an die Geschichte. Diesmal bekommt es Dornach gleich mit zwei Fällen zu tun und die parallelen Handlungsstränge lassen die Story komplex und clever inszeniert wirken, ohne sie aber zu überladen. Ich konnte der Handlung immer gut folgen und die Spannung kam dabei auch nicht zu kurz, welche mit dem Auffinden des Kinderskeletts gekonnt aufgebaut wird. Der Spannungs-bogen bleibt immer auf einem hohen Niveau und endet erst in einem für mich überraschenden und gut nachvollziehbaren Finale. Der Autor hat in diesem Band mit der Fremdenfeindlichkeit ein brisantes Thema in den Fokus gestellt, welches er aus meiner Sicht gut löst und nicht zu reißerisch wirken lässt. Christof Gasser legt in seinen Büchern viel Wert auf die Entwicklung seiner Protagonisten und deren Verhältnisse unter-einander. Dies verleiht der Reihe einen zusätzlichen Charme und ein weiteres Spannungsfeld.
"Solothurn spielt mit dem Feuer" ist eine gelungene Fortsetzung der schweizerischen Krimiserie, bei der man hoffen darf, dass es noch einige Nachfolgebände geben wird. Ich bewerte das Buch mit den vollen fünf von fünf Sternen und empfehle es gerne weiter.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Gelungene Fortsetzung einer tollen Krimireihe

Commissario Pavarotti kam nie nach Rom
0

Commissario Pavarotti bekommt es mit einem Doppelmord zu tun. In Meran wird das deutsche Ehepaar Santer in ihrem Hotel erschossen aufgefunden. Die fehlenden Spuren und die präzise Ausführung der Tat weisen ...

Commissario Pavarotti bekommt es mit einem Doppelmord zu tun. In Meran wird das deutsche Ehepaar Santer in ihrem Hotel erschossen aufgefunden. Die fehlenden Spuren und die präzise Ausführung der Tat weisen auf einen Profi hin. Die entscheidende Frage bei den Ermittlungen rankt sich um das Motiv. Galt der Anschlag der deutschen Schriftstellerin, die mit den Recherchen zu ihrem neuen Buch beschäftigt war und ein brisantes historisches Thema ansprechen wollte, oder handelt es sich um einen Racheakt aus der Finanz- und Fondswelt, in der Lex Santer als Kritiker berühmt und berüchtigt war? Es entwickelt sich ein komplexer Fall, der den Commissario nicht nur fachlich an seiner Grenzen führt...

"Commissario Pavarotti kam nie nach Rom" ist bereits der vierte Band um den emotionalen und schlauen Inspector aus Meran. Schon im Vorgängerband konnte mich vor allem die bildreiche und aus meiner Sicht schöne Schreibweise der Autorin Elisabeth Florin an die Geschichte fesseln. Einmal begonnen fiel es mir unglaublich schwer das Buch zur Seite zu legen. Dies liegt sicherlich auch an den drei sehr interessanten und nicht einfachen Charakteren der Hauptprotagonisten und ihren Beziehungen untereinander. Sie verleihen der Geschichte eine persönliche Note, die gekonnt mit dem spannenden Geschehen verwoben wird. Der Spannungsbogen wird gekonnt zu Beginn des Buches mit dem rätselhaften Tod des deutschen Ehepaares auf-gebaut und mit den immer wieder neuen Informationen, Wendungen und zeitlichen Rückblicken auf einem stets hohen Niveau gehalten. Das für mich überraschende Finale bringt einen überzeugenden und nachvollziehbaren Abschluss und macht gleichzeitig Lust auf den nächsten Band dieser spannenden Serie. In diesem vierten Band verarbeitet Elisabeth Florin mit der Nachkriegszeit und den sogenannten "Rattenlinien" einen brisanten historischen Kontext, welcher aber nie reißerisch wirkt, sondern gut recherchiert und aufgearbeitet.

"Commissario Pavarotti kam nie nach Rom" ist aus meiner Sicht eine äußerst gut gelungene Fortsetzung einer bemerkenswerten Krimireihe, die sich von vielen anderen des Genres in der eingehenden Schreibweise der Autorin mit Wiedererkennungswert unterscheidet. Ich empfehle das Buch und die ganze Serie daher sehr gerne weiter und bewerte den vierten Band mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 12.07.2018

Guter Thriller mit aktuellem Thema

Fake
0

Die Friedensverhandlungen zwischen Amerika und dem Nahen Osten sind ins Stocken geraten. Die anerkannte und sehr beliebte Aktivistin Catherine Finch befindet sich als Geisel in den Händen skrupelloser ...

Die Friedensverhandlungen zwischen Amerika und dem Nahen Osten sind ins Stocken geraten. Die anerkannte und sehr beliebte Aktivistin Catherine Finch befindet sich als Geisel in den Händen skrupelloser Entführer. Bei dem Versuch Catherine als Symbol-Figur der Friedensverhandlungen frei zu kaufen, wird sie Opfer eines Drohnen-Angriffs. Um die Verhandlungen nicht zu gefährden wird der renommierte CIA-Agent Pete Town hinzugezogen, um den ver-meintlichen Tod Catherine Finchs zu vertuschen. Pete Town gerät dabei zwischen die Fronten und es entwickelt sich für alle Beteiligten ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel.

Der sehr erfahrene und erfolgreiche Autor James Rayburn ist auch noch als Drehbuchautor und Regisseur tätig, was seinem vorliegen-den Thriller "Fake" auch sehr gut anzumerken ist. Er erzählt die Geschichte in einem sehr bildreichen und äußerst temporeichen Schreibstil, der sich flüssig lesen lässt und mich schnell in der Geschichte fesselte. Sein Hauptprotagonist Pete Town ist als ein erfahrener und mit allen Wassern gewaschener CIA-Agent interessant gezeichnet und verleiht dem Thriller seinen besonderen Charme. Der Spannungsbogen wird gekonnt mit dem Attentat auf Catherine Finch aufgebaut und durch die das Netz der Verstrick-ungen und überraschenden Verbindungen auf einem hohen Niveau gehalten. Interessant war dabei für mich, den Überlegungen und Handlungen der unterschiedlichen Seiten zu folgen, welche James Rayburn gut in Szene gesetzt hat. Auch das fulminante Finale konnte mich streckenweise überraschen und eine nachvollziehbare und zufriedenstellende Auflösung liefern.

"Fake" ist für mich ein spannungsgeladener und temporeicher Polit-Thriller, der mich überzeugen konnte, so dass ich das Buch mit guten vier von fünf Sternen bewerte und gerne weiterempfehle.