Profilbild von Maerchens-Buecherwelt

Maerchens-Buecherwelt

Lesejury Star
offline

Maerchens-Buecherwelt ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Maerchens-Buecherwelt über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2024

Zwischen Verrat und Wahrheit- eine überraschende Nachkriegsgeschichte

Befreiung
0

Nachdem ich schon das Buch „Die Übersetzerin“ von der Autorin als Audio gehört habe, war ich natürlich gespannt auf diesen Roman. Beide spielen auf der Kanalinsel Jersey, die während des 2.Weltkriegs von ...

Nachdem ich schon das Buch „Die Übersetzerin“ von der Autorin als Audio gehört habe, war ich natürlich gespannt auf diesen Roman. Beide spielen auf der Kanalinsel Jersey, die während des 2.Weltkriegs von den Nazis besetzt war, und der Geburtsort der Autorin.

Ein Nachkriegsroman, der viele Schatten wirft, denn auch wenn der Krieg vorbei ist, so ist Erholung und Aufatmung für die Bevölkerung noch lange nicht in Sicht. Das Hoffen auf die Kriegsrückkehrer geht weiter, Nahrungsmittelknappheit ist nach wie vor groß und es gibt viele Kollaborateure, die besonders Jerrybags- Inselbewohnerinnen, die sich mit deutschen Soldaten eingelassen hatten, meldeten. Auch der Unmut über die Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich und den während des Krieges entstandenen Schwarzmarktgeschäften ist groß und die Proteststimmen werden lauter.
Als dann noch die Nachricht über den Verrat und Tod ihres Vaters eintrifft, reißt es Jean Parris den Boden unter den Füßen weg. Wer war für den Verrat verantwortlich und aus welchen Gründen? Ihr unsympathischer Onkel Eddie nimmt sich der Ergründung der Wahrheit an, aber auf eine widerliche Art und Weise und tritt damit eine schlimme Kette an Ereignissen los, die besonders die junge Lehrerin Hazel treffen. Das, was dabei aber ans Licht kommt, ist erschütternd und Jean steht zwischen den Fronten.

Beim Lesen hab ich oft gedacht, wie unsinnig manche Gesetze waren, wie das Fraternisierungsgesetz, aus dem Hass heraus und der Meinung, die eigene Rasse wäre besser. Jeans Haltung war sehr wankelmütig, deckt sie doch nach und nach auf, was und wer wirklich hinter allem steckt und obwohl sie die Möglichkeit und Beweise hat, zögert sie und verschlimmert die Umstände. Hazel und ihr schwerkranker Vater dagegen müssen auf erschütternde Art erleben, was es heißt, ausgegrenzt zu werden und nichts gegen vorgefasste Meinungen tun zu können.

Hier hat die Autorin einiges an Spannung samt ungeahnter Wendung eingebaut, anders als erwartet, etwas nüchtern und am Schluss doch ziemlich gerafft.

Da hätte ich mir noch etwas mehr Ausklang gewünscht, was die Seitenzahl durchaus zugelassen hätte. Bis auf Hazel blieben die Charaktere eher blass und auch sehr nüchtern betrachtet, das Verhalten war oft unverständlich und bei vielen auch ziemlich abgebrüht, was allerdings zur erzeugten Spannung passte.

Der Titel trifft auf etliche Ereignisse im Buch zu, während das Cover etwas ungewöhnlich für die Geschichte ist, auch wenn man es zeitlich einordnen kann.

Auf jeden Fall eine interessante Geschichte über die Nachkriegszeit, den Wert von Familie und Freundschaft und was man bereit ist, dafür zu geben.

Daher vergebe ich 3,5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.09.2024

Der 4.und bisher beste Teil der Sturmjahre Saga- Blaires ganz persönliche Geschichte

Sturmjahre
0

Mittlerweile der 4.Teil der Dennon Geschwister und auf Blaires Geschichte hab ich mich ganz besonders gefreut, weil sie einfach eine ungewöhnliche, gegen alle Konventionen agierende, selbstbewusste Frau ...

Mittlerweile der 4.Teil der Dennon Geschwister und auf Blaires Geschichte hab ich mich ganz besonders gefreut, weil sie einfach eine ungewöhnliche, gegen alle Konventionen agierende, selbstbewusste Frau ist, die öfter mal aneckt und das Herz auf der Zunge trägt, aber gleichzeitig im tiefsten Inneren ein großes Herz und ganz viel Mut und Kampfgeist hat.

Was damals während der entbehrungsreichen Kriegsjahre begann, wo sämtliche männliche Geschwister im Krieg waren und die Frauen auf sich selbst gestellt, entwickelt sich immer mehr zu einer Passion. Ihre Destillerie, mit der sie Gin und Whiskey herstellt mit etlichen Varianten. Das hat auch den verruchten Banden- und Schmugglerboss Don Mac Conallta auf den Plan gerufen, mit dem sie auch familiär verbandelt sind. Eh sie sich versieht, reist sie nach England ins Hilmore Manor, wo der siebte Viscount von Rochester, Henry Arden ebenfalls in Conalltas Fängen eine Destillerie für ihn betreiben soll. Doch die Geflogenheiten in dem so trockenen Gemäuer, das noch sämtliche adelige Traditionen aufrecht erhält sind für Blaire eine besondere Herausforderung und ich hab mich herrlich amüsiert, wie sie besonders zum Leidwesen des Butlers diesen Landsitz aufmischt und für frischen Wind sorgt.

Das war bisher der beste Teil und ich hatte absolut beste Unterhaltung. Mein Kopfkino war in Dauerschleife und trotz des Humors gleichzeitig auch sehr emotional mit etlichen Überraschungen und wendungsreichen Szenen, mit denen ich gar nicht gerechnet habe, aber eine tolle Entwicklung boten, die ich jede Sekunde genossen habe. Das Geheimnis in diesem Gemäuer hat dann mein Herz zum Schmelzen gebracht und der Titel passt wirklich auf so viele Bereiche der Geschichte.

Auch der Einfallsreichtum insgesamt, Einblicke in die Gin Produktion, die Kombi der Zutaten und vieles mehr haben mir sehr gefallen, weder zu viel noch zu langatmig und dass trotz der vielen Seiten.

Es ist alles fein aufeinander abgestimmt und der Ruf nach Glück entwickelt sich zu einer historischen und gleichzeitig wunderschönen Romanze, die Genuss, Sehnsucht und Wohlfühlatmosphäre verspricht, gespickt mit Humor, großartigen Charakteren und dem Wert von Familienzusammenhalt, Ehrlichkeit und Verständnis.

Toll gemacht und deshalb von mir eine große Leseempfehlung mit Hinweis auf ein weiteres Lesehighlight.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.08.2024

Durchschnittlicher Auftakt der Rebel Sisters Trilogie- mit einigen Schwächen

Rebel Sisters
0

Dieser Roman wird in zwei Zeitebenen erzählt. Einerseits die alles verändernde Begegnung der jungen Verkäuferin Sarah und einer rüstigen Amerikanerin namens Helen, die sich gemeinsam auf die Suche nach ...

Dieser Roman wird in zwei Zeitebenen erzählt. Einerseits die alles verändernde Begegnung der jungen Verkäuferin Sarah und einer rüstigen Amerikanerin namens Helen, die sich gemeinsam auf die Suche nach den Wurzeln der Vergangenheit machen. Dabei stoßen sie auf das Anwesen der Familie Sheridan, hierbei speziell auf die junge und leidenschaftliche Fliegerin Joanna und ihren Bruder Aidan und kommen einem schlimmen Schicksal mit weitreichenden Folgen auf die Spur.

Immer mehr taucht man in das Abenteuer Joannas ein, wie sie ihre Leidenschaft zu Flugzeugen auslebt, selbst eine Pilotin wird und dabei gemeinsam mit einem anderen Flieger nicht nur die Liebe zu Flugzeugen teilt.

Je mehr man gerade in die Geschichte von Joanna eintaucht, desto mehr versteht man die Wahl des Titels- eine Rebellin, weil sie sich gegen alle Konventionen der Gesellschaft stellt und ihren Traum vom Fliegen nicht aufgibt.

Diese Entwicklung fand ich sehr faszinierend, weil man diese Energie, Leidenschaft und Begeisterung förmlich spüren kann und sie sich auch von Rückschlägen nicht abbringen lässt.
Auch Helen war für mich eine sehr sympathische ältere Dame, über die ich etliche Male schmunzeln musste. Sie hat eine besondere Art an sich, bei der man sich gerne aufhält und Sarahs anfängliche Bedenken, ihr bei der Recherche zu helfen verflüchtigen sich schnell und sie stürzen sich beide in dieses Abenteuer. Doch das, was sie nach und nach entdecken, wird zu einem dramatischen Schicksal, was sich aber leider viel zu oft in der Handlung verlor.

Trotzdem mir Joannas Verbindung zum Fliegen schon gefiel, fehlte mir zu ihr und ihrem Bruder der Bezug und zeitweise auch das Verständnis für ihre Handlungen. Launenhaft, impulsiv und temperamentvoll. Es gab einige Szenen, wo mir trotz der Schwere der Ereignisse das Gefühl fehlte. Besonders Aidans Laster, seine Lügen und sein Verhalten waren einfach nur schlimm und absolut unverständlich.

Ich hab mich im Lauf der Geschichte etwas verloren, trotz der Szenenwechsel zwischen der neuzeitlichen Suche und der Zeit kurz vor dem 2.Weltkrieg, obwohl auch einige bekannte Persönlichkeiten und historische Geschehnisse mit eingebunden waren war ich irgendwann raus und hab den weiteren Verlauf einige Male auch überflogen, weil es zu vorhersehbar war, zu gewollt und zu viel Zufall war und nicht wirklich viel Spannung aufkam.

Schade, ich habe mir mehr von der Reihe versprochen, werde diese aber nicht weiterverfolgen, auch wenn ich die Idee wirklich toll fand und es eine nette Geschichte für zwischendurch ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2024

Zwischen Wahrheit und Lüge - beeindruckende Fortsetzung der Dystopie

Honesty. Was die Lüge uns kostet
0

Nach dem Anschlag auf das Parlament intensiviert sich die Suche nach den Tätern und es scheint ganz so, als wenn es eine neue Gruppe gibt, die sich die Speakers of truth nennen. Ist die Regierung wirklich ...

Nach dem Anschlag auf das Parlament intensiviert sich die Suche nach den Tätern und es scheint ganz so, als wenn es eine neue Gruppe gibt, die sich die Speakers of truth nennen. Ist die Regierung wirklich so korrupt und die Behauptung dieser Gruppe wahr? Zerrissen zwischen ihren Gefühlen zu dem geheimnisvollen, attraktiven Matchpartner und Widerständler Greyson und ihrem Bruder Nick, der gerade erst als neues Parlamentsmitglied vereidigt wurde, aber auch ihren eigenen echten Gefühlen beginnt für Mae eine anstrengende, aufreibende Zeit in einem Wettbewerb, in dem es um ein passendes Match für ihren künftigen Ehepartner geht.

Franzi Kopka hat hier den Fokus auf die Entwicklung der Matchmitglieder und deren Familien und Herkunft gelegt, zu denen man immer mehr Zugang und Hintergrundinformationen erhält. Wer gehört zum Widerstand, wer spielt ein falsches Spiel, wem kann man trauen, wem nicht. Immer überwacht von der stets präsenten AISS. Ausgerechnet in dieser schon schweren Situation gerät sie durch ihren Bruder in den Fokus der Medien und muss gute Miene zu bösem Spiel machen, bis sie eine Aufgabe erhält, die ihr komplettes Leben verändern wird, denn hier entscheidet Treue gegenüber der Familie oder dem Menschen, dem ihr Herz gehört.

Auch wenn dieser Teil nicht ganz so actionreich wie der Einstiegsband war, so fand ich die Entwicklung dennoch interessant, weil hier Einblicke in ein Netzwerk gegeben werden, die trotz aller Gefahr Charaktere auf den Plan bringen, die einen extrem überraschen. Detailliert erfährt man einiges über die angewendeten Projektionen, Medikamente und Untersuchungen, Maes persönliche Empfindungen und ihre Sehnsucht, körperlich und mental zur Ruhe zu kommen, nicht ständig unter Druck zu geraten und endlich dieses korrupte Vorgehen seitens der Regierung aufdecken zu können.

An manchen Stellen hätte ich mir noch etwas mehr und anhaltenden Spannungsbogen gewünscht, auch wenn das Ende wieder mit einem Cliffhanger endet, der den Atem stocken lässt, ein Showdown, der es in sich hat.

Franzi punktet hier auch wieder mit so einigen Überraschungseffekten, unerwarteten Wendungen und einer fiktiven Konstruktion, bei der man sich auf Techniken, knifflige Know Hows über die Einsetzung und Verwendung der KI einlassen muss und es stellenweise auch einiges an Konzentration und Vorstellungskraft fordert, um dem Geschehen folgen zu können.

Insgesamt ein weiterer eindrucksvoller Teil, wenn ich mir zeitweise auch etwas mehr Spannungsgeschehen gewünscht hätte, allerdings wartet man nach diesem erneuten Crash am Ende gebannt auf das große Finale und der immer noch offenen Frage: Für wen wird sich Mae entscheiden?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.08.2024

historischer Roman über die Anfänge des Hamburger Hotels Louis C.Jacob

Die Lindenterrasse
0

In diesem Roman wird die Entwicklung des damaligen Anwesens über die Zuckerbäckerei der Familie Burmester erzählt, das unter dänischer Krone äußerst hübsch gelegen am Elbufer in Hamburg Nienstedten liegt ...

In diesem Roman wird die Entwicklung des damaligen Anwesens über die Zuckerbäckerei der Familie Burmester erzählt, das unter dänischer Krone äußerst hübsch gelegen am Elbufer in Hamburg Nienstedten liegt und sich bis heute zu einem 5 Sterne Hotel, bekannt unter dem Namen Louis C.Jacob, entwickelt hat.

Beeindruckend wird nicht nur die Lage dieses Juwels erzählt, sondern auch die familiäre, teils dramatische Geschichte von zwei von Leid getroffenen Frauen. Einerseits Maria, die Frau des Zuckerbäckers Paridom, die durch ein tragisches Unglück mit 5 Kindern im Alter von 3-13Jahren zurückbleibt und sich nicht nur mit der Existenz der Konditorei auseinandersetzen muss, sondern auch mit einem äußerst aufdringlichen Verehrer und Konkurrenten, der sich seines Sieges sehr sicher ist und nicht vor Erpressung und Übergriffigkeit zurückschreckt.
Gleichzeitig erhält man teils erschütternde Einblicke in das Leben der Arztfrau Emilia von Wedekind und ihre prekären Geheimnisse.

Die Bekanntschaften zu dem reichen Unternehmer Joachim Graaf und seinem äußerst talentierten französischen Landschaftsgärtner Daniel Jacques entwickeln sich mit gemischten Gefühlen, teils aufgrund der gesellschaftlichen Traditionen und Erwartungshaltungen, der Sorge vor Klatsch und Tratsch und der Stellung der Frau zur damaligen Zeit.

Marias Verhalten und ihre gemischten aufkeimenden Gefühle waren oft sehr verworren, nicht immer ganz nachvollziehbar, denn sie agiert immer wieder sehr widersprüchlich, mal nahbar, dann wieder ablehnend, was zeitweise sehr anstrengend war. Auch der Umgang mit ihren Kindern war etwas befremdlich, ebenso wie das oft sehr freizügige Verhalten beider Frauen.

Joachim wirkte auf mich wie ein liebeskranker Narr, während sich Daniels Gefühle langsam und der damaligen Zeit entsprechend entwickelten und mit seiner aufrichtigen, lebenslustigen und humorvollen Art war er ein angenehmer Charakter und seine Geschichte hat mir wirklich gut gefallen.

Insgesamt ein Roman, der mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt. Charakterlich blieben einige Personen sehr blass und nicht ganz überzeugend zurück, stellenweise wirkt es überzogen und etwas zu sehr gewollt, um eine gewisse Dramatik zu erzeugen, während die Geschichte um das traditionelle Anwesen sehr interessant war, auch wenn einiges fiktiven Ursprung hat. Abgerundet wird das Buch mit einigen besonderen kulinarischen Rezepten.

Parallel zum Lesen hat es auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht, der angenehmen und absolut passenden Stimme von Tanja Fornaro zu folgen, die für mich die beste Besetzung für historische Romane ist und durch ihre Erzählart den Charakteren mehr Form und Inhalt gegeben hat und so den Roman etwas lebendiger gestaltet hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere