Profilbild von Maesli

Maesli

Lesejury Profi
offline

Maesli ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Maesli über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.04.2023

Zwei Schwestern und eine kaputte, kranke Mutter - großes Gefühlskino in literarisch frechem & frischem Ton!

22 Bahnen
0

Tildas Leben pendelt zwischen ihrem Job im Supermarkt, dem Mathematikstudium und ihrem Zuhause bei ihrer kleinen Schwester und der alkoholkranken Mutter. Wann immer es geht, geht sie ins Freibad und schwimmt ...

Tildas Leben pendelt zwischen ihrem Job im Supermarkt, dem Mathematikstudium und ihrem Zuhause bei ihrer kleinen Schwester und der alkoholkranken Mutter. Wann immer es geht, geht sie ins Freibad und schwimmt genau 22 Bahnen. Zumindest so lange bis plötzlich Viktor auftaucht, und Tildas Leben aus dem Rhythmus bringt. Nicht nur, dass sie von nun an 23 Bahnen schwimmt, nein, sie stellt sich endlich verdrängten Ereignissen aus der Vergangenheit.
Doch eines ist die Vergangenheit, viel schwerer wiegt die Frage nach der Zukunft, als Tildas Professor vorschlägt, dass sie sich an der Uni Berlin für die Promotionsstelle bewerben sollte. Da ist nicht nur Viktor in ihr Leben getreten, sondern da ist vor allem ihre kleine Schwester, die sie nicht mit der alkoholkranken Mutter allein lassen kann. Deshalb schmiedet sie einen Plan, wie sie Ida auf ein Familienleben ohne sie vorbereiten kann.
Und während Tilda noch mit dem Umzugsprojekt nach Berlin kämpft, entwickelt sich Ida zu einem unabhängigen, cleveren und kämpferischen Mädchen, das es schaffen wird, mit der kranken Mutter zurecht zu kommen.

Meine persönlichen Leseeindrücke
Es gibt Roman, die mich während des Lesens beruhigen, fesseln und abtauchen lassen in eine Fiktion, die für wenige Stunden meinen Tag ausfüllt. In diesen glücklichen Fällen fühle ich die Erzählstimme und lasse mich von ihr leiten und verleiten. So wie hier. Die Geschichte hat mich mit sich genommen, in einem ruhigen, unaufgeregten Erzählfluss durch diesen kurzen, aber intensiven Roman geführt. Auch die Handlung an sich überzeugt voll und ganz, geht beim Lesen unter die Haut und vermag es zu berühren. Aber am meisten überzeugt haben mich die Charaktere dieses Romans: Manche Charaktere wirken geschrieben, erschaffen, andere wiederum sind wie direkt aus dem Leben gegriffen. Dieses Gefühl hatte ich auf Anhieb bei Tilda. Aber auch ihre kleine Schwester ist hervorragend getroffen, die alkoholkranke Mutter ist erschütternd realistisch gezeichnet, und mit Viktor ist der Autorin ein faszinierender Charakter gelungen.

Fazit
Mit „22 Bahnen“ gelingt Caroline Wahl ein überzeugendes Debüt. Obwohl nur ein schmales Büchlein, das schnell gelesen ist, überzeugt es und erzählt von zwei Schwestern und einer kaputten, kranken Mutter - großes Gefühlskino in literarisch frechem & frischem Ton!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.04.2023

Fiktion oder Realität - dies gilt herauszufinden

Melody
0

Tom Elmer ist Jurist, wenngleich momentan nicht sehr erfolgreich. Die Vorstellungsgespräche verlaufen schleppend und so antwortet er auf eine Anzeige für die Position eines Nachlassverwalters. In seiner ...

Tom Elmer ist Jurist, wenngleich momentan nicht sehr erfolgreich. Die Vorstellungsgespräche verlaufen schleppend und so antwortet er auf eine Anzeige für die Position eines Nachlassverwalters. In seiner Funktion soll er das Leben des Schweizer Nationalrat Dr. Peter Stotz ordnen und regeln und der Nachwelt ein Bild präsentieren, das den Vorstellungen des Auftraggebers entsprecht.
Dem mächtigen Politiker und Financier bleibt nur wenig Zeit, Tom Elmer in sein persönliches Leben einzuführen. Bei intimen Kamingesprächen lernt Tom seinen Auftraggeber kennen und erfährt die Geschichte von Melody Alaoui, der Frau, die Dr. Peter Stotz vor 40 Jahren heiraten wollte.

Meine persönlichen Leseeindrücke
Martin Suter ist ein großer Erzähler. Das merke ich schon von Anfang an, als die Geschichte mit der anonymen Stellenanzeige beginnt und meine Neugierde weckt. Hauptperson ist Dr. Peter Stotz, Alt-Nationalrat – Graue Eminenz, Vorstand vieler Schweizer Unternehmen, der am Ende seines Lebens steht und sein Erscheinungsbild nach seinem Ableben bestimmen will. Da ist die Frage legitim, warum er das denn unbedingt will.
Das Zusammenspiel von Personen und Handlungen der höheren Schweizer Gesellschaft, das ausgewählte Ambiente mit kulinarischen Höhepunkten der italienischen Küche, begleitet von stets passenden Weinen, und die Kamingespräche mit erlesenen Spirituosen schaffen einen faszinierenden Rahmen für eine versteckte kriminalistische Handlung. Das ist, es sei mir erlaubt, typisch für Suter und kommt in seinen Roman, die Serie um Friedrich von Allmen ausgenommen, des Öfteren vor. Darin liegt seine Meisterklasse, seine Kunst, den einfachen Leser gekonnt in ein Ambiente einzurühren, das Interesse weckt. Dabei lenkt er den Leser geschickt durch die Geschichte und legt dem Wachsamen kleine Fährten, die bedeuten, dass vielleicht nicht alles so ist, wie es präsentiert wird

Fazit
Melody, der neue Roman von Martin Suter, erzählt in meisterhafter Weise einen feinsinnig ausgeklügelten Fall über eine Nachlassverwaltung, die vor allem den gesellschaftlichen Ruf von Dr. Peter Stotz, Alt-Nationalrat – Graue Eminenz, Vorstand vieler Schweizer Unternehmen, regeln soll. Es würde mich schon reizen zu wissen wieviel Martin Suter in Dr. Peter Stotz steckt. Vielleicht bekomme ich einmal die Gelegenheit, das herauszufinden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.04.2023

Ein Erzählband mit 12 Geschichten rund um das Thema Schwimmen

Wasserzeiten
0

Wasserzeiten von Kristina Bilkau ist ein kleines feines Büchlein, ein Erzählband mit 12 Geschichten rund um das Thema Schwimmen.

Einige Geschichten sind sehr persönlich. Sie erzählen von den Schwimmerlebnissen ...

Wasserzeiten von Kristina Bilkau ist ein kleines feines Büchlein, ein Erzählband mit 12 Geschichten rund um das Thema Schwimmen.

Einige Geschichten sind sehr persönlich. Sie erzählen von den Schwimmerlebnissen der Autorin, geben auch Einblick in innige Erinnerungen an ihren Vater und erzählen vom Schwimmenlernen ihres Sohnes. Dann gibt es Geschichte, die nochmals andere Akzente setzen und sich mit geschichtlichen Ereignissen rund um das Thema beschäftigen oder sich kritisch über die Entwicklung im Schwimmsport äußern. Damit rundet Bilkau das Thema sehr gekonnt ab, sodass es nicht nur nicht weiter stört, sondern zum Nachdenken anregt.

Einer meiner Lieblingserzählungen trägt den Titel Diese schrecklich schöne Kälte. Das wäre absolut nichts für mich, weil ich mit Wasser so meine Problemchen habe aber wie sie über die Erfahrungen bei diesem Extremsport erzählt, hat mich beeindruckt.

„Wasserzeiten“ ist einfach schön zu lesen! Es ist ein wunderbares Buch und ein bunter Mix rund um das Thema Schwimmen. Ich mag den persönlichen Erzählstil, ich mag wie die Autorin mich in ihre Schwimmwelt mitnimmt und genieße ihre Schilderungen der Gefühle, die sie im Element Wasser empfindet und das, obwohl ich das Element nicht wirklich mag. Ins Wasser (und bei weitem nicht in jedes) gehe ich nur, wenn ich zu warm habe, also im Sommer!! Ich mag das Büchlein trotzdem ungemein gerne und denke, dass es daran liegt, dass die Autorin es so gut schafft, mich in ihre Schwimmwelt mitzunehmen. Sie macht es einfach, fast so, als würde sie mich an die Hand nehmen. Das gefällt mir ganz ausgezeichnet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.04.2023

Ein meisterhaft komponierter und exzellent geschriebener Roman über die Judenverfolgung in Deutschland in den 30ger Jahren

Requiem
0

„Requiem“ erzählt die Geschichte des herausragenden Cellisten Erich Krakau, der Mitte der 30ger Jahre in einer Stadt in Westfalen Mitte erfahren muss, was es heißt, kein Christ zu sein.
Die Nationalsozialisten ...

„Requiem“ erzählt die Geschichte des herausragenden Cellisten Erich Krakau, der Mitte der 30ger Jahre in einer Stadt in Westfalen Mitte erfahren muss, was es heißt, kein Christ zu sein.
Die Nationalsozialisten sind an der Macht und Juden soll es verboten werden, in deutschen Orchestern zu spielen. Es gibt zwar noch Ausnahmen, wie im Fall Erich Krakau, doch das soll sich ändern, als der Bäckersohn Fritz Eberle, ein mäßig begabter Musiker, die Stelle im Orchester einnehmen will.
Als Mitglied der SA holt er sich Unterstützung bei seinen Kameraden und tritt damit eine Lawine los, aus der keiner verschont übrigbleibt. Erich Krakau wird Objekt eines Angriffs und der Kreis beginnt sich um ihn zu schließen.


Meine persönlichen Leseeindrücke
„Requiem“ – was für ein Roman! Unglaublich, dass dieses herausragende Werk so lange im Verborgenen schlummerte und Jahrzehnte nach seiner Erstehung den weiten Weg nach Deutschland gefunden hat.

In eindringlicher Weise schildert Loeser in einer sehr anschaulichen Darstellung, was in Deutschland nach der Machtübernahme von Hitler geschah und wie diese Verfolgung stattgefunden hatte. Die authentische Beschreibung dessen, was passiert ist, eingepackt in einen sehr interessanten Ton, lässt mich nachvollziehen, wie es tatsächlich gewesen ist das Leben in Deutschland in den 30ger Jahren. Loeser teilt jeder Romanfigur stellvertretend für die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten und -gruppen, die in jener Zeit agierten, eine bestimmte Rolle zu und fasst somit übersichtlich und leicht verständlich zusammen, wie die neuen Spielregeln im Deutschen Reich funktionierten.

Da ist einmal der junge Fritz Eberle, der die Rolle des kleinen Vorboten spielt. Er ist ein Unbegabter, ein Stümper, ein Unzufriedener, ein Hasser, hinter dem die Masse der Gosse steht, die ganze organisierte Armee, die die Herrschaft innehatte.

Dann ist da der Journalist Wendt, der schielende, gewissenlose Opportunist, ein skrupelloser Filou mit zweischneidiger Zunge. Er scheut vor keiner Missetat zurück, um zu bekommen, was er will. Er steht für die Charakterlosen, die vielen Mitläufer, den Wesen ohne Rückgrat und Verantwortung. Es graust einem gar arg vor so einem Individuum.

Aber es gibt auch die guten Figuren in „Requiem“ wie z.B. den Theaterintendanten und seinen Freund, den Gauleiter. Beide haben zusammen im ersten Weltkrieg gekämpft und noch ein Ehrgefühl für Werte und Gerechtigkeit. Beide haben gesellschaftlich geachtete Positionen inne, doch die politischen Änderungen entzweit beide mehr als sie wahrhaben wollen. Der Gauleiter wird seiner militärischen Ehre durch die Rettung Krakaus gerecht, doch steht der Selbstmord des alten Wehrmachtsoldaten für die Kapitulation der alten Militärgilde vor der neuen Macht der Nationalsozialisten. Eine Entwicklung, die allen Angst macht, die die Gefahr erkennen, egal ob Deutsche oder Juden.
Eine besondere Rolle wird Lisa Krakau zuteil. Obwohl sie als liebreizende, schwache junge Frau dargestellt wird, hat sie so endlich viel Courage, dass sich alle anderen eine Riesenscheibe davon abschneiden könnten! Sie stellt sich dem Übel mit all ihrer Kraft und ihrem Mut entgegen und obwohl die Lage ausweglos scheint, schöpft sie all ihre Möglichkeiten aus, um ihren Mann zu retten.
Und genau darum geht es in diesem Roman! Jeder Mensch kann etwas bewegen, nur, die meisten denken, ihr Etwas wäre so wenig, dass es sich nicht lohnt, eine Anstrengung zu unternehmen. Und das Unterlassen ist um so viel bequemer, schreibt Loeser. Wie wahr; gerade auch in unserer heutigen Zeit!

Fazit
„Requiem“ von Alfred Loeser ist meisterhaft komponierter und exzellent geschriebener Roman, der mir unendlich viel bedeutet, seit ich ihn gelesen habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2023

Auch wenn es die junge Gegenwartsliteratur ist, ein Mindestmaß an Niveau sollte auch diese nicht unterschreiten.

Keine gute Geschichte
0

Klappentext
Arielle Freytag, Anfang dreißig, hat es eigentlich geschafft: Aufgewachsen im prekären Essener Stadtteil Katernberg, verdient sie als Social-Media-Managerin in Düsseldorf mittlerweile viel ...

Klappentext
Arielle Freytag, Anfang dreißig, hat es eigentlich geschafft: Aufgewachsen im prekären Essener Stadtteil Katernberg, verdient sie als Social-Media-Managerin in Düsseldorf mittlerweile viel Geld. Bis eine Depression sie aus der Bahn wirft und für eine Weile in die «Klapse» bringt. Kaum wieder zu Hause, erreicht Arielle ein Anruf aus Katernberg, und zum ersten Mal nach zwölf Jahren kehrt sie an den Ort ihrer Jugend zurück. Dort werden seit ein paar Tagen zwei Mädchen vermisst – was Arielle mit Wucht an ihre Mutter erinnert, die vor vierundzwanzig Jahren spurlos verschwand.
Damals blieb Arielle allein bei ihrer eigenwilligen Großmutter zurück. Wer ihr Vater ist, weiß sie nicht, auch ihr dunkles, lockiges Haar und die Hautfarbe sind nur ein vager Hinweis: italienisch, türkisch, kroatisch? Während in Katernberg fieberhaft nach den Mädchen gesucht wird, stellt Arielle sich den schmerzhaften Fragen, auf die sie immer dringender Antworten braucht. Hat ihre Mutter sie verlassen, oder ging sie nicht freiwillig?

Meine persönlichen Leseeindrücke
Ich komme beim vorliegenden Roman mit nichts zurecht. Der Erzählstil mit seinen Anglizismen, dem schnottrigen Ton, der unverhohlene Arroganz, der fehlenden Empathie und der salonfähig gemachten Dreistigkeit sind für mich zu viel. Der Protagonistin scheint jegliches Wertgefühl abhandengekommen zu sein. Da kann sie noch so viele psychische Probleme haben, wenn sie aber in die Gesellschaft entlassen wird, sollte sie das Mindestmaß an positiven Umgangsformen verinnerlicht haben. Die Art und Weise wie sie sich benimmt und die Situationen handhabt, ist grenzwertig. Ich breche nach 50 Seiten ab, weil ich mich mit einem solchen Roman nicht beschäftigen will.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere