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Veröffentlicht am 11.05.2024

Das Leben einiger Engländer in Florenz in den 1950er bis 1970er Jahren

Das Fenster zur Welt
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Das fast 600 Seiten starke Epos war mein erstes Buch der Autorin. Es ist die Geschichte von Ulysses und Evelyn, die sich zum ersten Mal 1944 in Italien begegnen. Der junge Soldat und die 60jährige Kunsthistorikerin ...

Das fast 600 Seiten starke Epos war mein erstes Buch der Autorin. Es ist die Geschichte von Ulysses und Evelyn, die sich zum ersten Mal 1944 in Italien begegnen. Der junge Soldat und die 60jährige Kunsthistorikerin mögen sich auf Anhieb, sie unterhalten sich lange über Kunst und Literatur, erst dreißig Jahre später sollen sie sich wiedersehen.
1953: Ulysses verlässt London und zieht nach Florenz. Cress, einer seiner besten Freunde, und Pegs Tochter Alys begleiten ihn. Die drei leben sich schnell in Italien ein und machen in ihrem Palazzo eine Pension auf. Nebenher beschäftigt Ulysses sich mit der Herstellung von Globen, ein Handwerk, das er von seinem Vater gelernt hatte.
In dem Roman kommt neben sehr vielen Charakteren auch der Papagei Claude vor. Claude gehört Col, dem Besitzer des Pubs Stoat and Parrot. Cress nimmt Claude mit nach Italien, und der Papagei kommentiert alle Geschehnisse mit altklugen Sprüchen, was ich sehr unglaubwürdig fand.
Peg ist Ulysses‘ große Liebe, die beiden sind zusammen aufgewachsen. Während des Krieges verliebt sie sich in Eddy, einen amerikanischen Soldaten. Peg wird Mutter einer Tochter, Alys, und wartet und hofft auf Eddys Rückkehr nach London.
Ich konnte nicht nachvollziehen, warum Peg ihre fünfjährige Tochter mit Ulysses nach Italien gehen ließ. Alys vermisst ihre Mutter ihre ganze Kindheit über, sie fühlt sich ungeliebt und verstoßen.
Alys wird im Buch fast immer nur die Kleine genannt, auch als Erwachsene, was mich ziemlich gestört hat. Warum konnte man nicht einfach den schönen Namen Alys verwenden? Ebenso hat es mich gestört, dass Ulysses‘ Nachbarin immer nur „die betagte Contessa“ genannt wurde.
Nicht gefallen hat mir, dass die gleichgeschlechtlichen sexuellen Begegnungen als schön und erfüllend beschrieben wurden, während das Zusammensein von Peg mit ihren Männern immer nur als belangloses und schnelles Rein und Raus beschrieben wurde.
1966 wurde Florenz überschwemmt, sehr viele Kunstwerke wurden zerstört, Tausende von Einwohnern verloren ihr Obdach. Zu den Aufräumarbeiten kamen HelferInnen aus der ganzen Welt, auch die mittlerweile 80jährige Evelyn.
Ich finde, dass es in dem Roman zu viele Charaktere gibt, die den Lebensweg von Ulysses und Evelyn kreuzen: Massimo, Pete, Col, Romy, Jem, Dorothy, Julia, die betagte Contessa, um nur einige zu nennen. Ulysses stand viel mehr im Mittelpunkt als Evelyn, von der wir viel weniger erfahren. Ich mochte ihn sehr, er war sympathisch und ein liebevoller Pflegevater für Alys.
Der Roman hätte mir in einer gekürzten Version besser gefallen, er hat viele Längen. Die Autorin hat in „Das Fenster zur Welt“ ihre Liebe zu Florenz ausgedrückt und die Geschichte des Protagonisten mit der von Florenz in den 1950er bis 1970er Jahren verknüpft. Bis auf die genannten Kritikpunkte hat mir der Roman gut gefallen, und ich empfehle ihn gerne weiter an Leser
Innen von historischen Romanen und alle, die Florenz und Italien lieben.

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Veröffentlicht am 06.05.2024

Abstinente und praktizierende Vampire

Die Radleys
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Fantasy ist eigentlich nicht mein Genre, aber bei Vampiren kann ich nicht widerstehen. Seit ich „Das Interview mit einem Vampir“ und „Twilight“ gesehen habe, faszinieren sie mich. „Die Mitternachtsbibliothek“ ...

Fantasy ist eigentlich nicht mein Genre, aber bei Vampiren kann ich nicht widerstehen. Seit ich „Das Interview mit einem Vampir“ und „Twilight“ gesehen habe, faszinieren sie mich. „Die Mitternachtsbibliothek“ von Matt Haig war für mich ein Lesehighlight, was ein weiterer Grund für mich war, „Die Radleys“ zu lesen.
Die Radleys, das sind Peter und Helen und ihre Kinder, die 15jährige Clara und der 17jährige Rowan, sie sind Abstinenzler, das heißt nicht praktizierende Vampire. Nach Rowans Geburt haben Peter und Helen beschlossen, ein Leben als eine normale Familie zu führen und ihre Blutsucht zu unterdrücken. Die Folge davon sind häufige Migräne, Unwohlsein, permanente Schwäche, Schlaflosigkeit und bei Rowan kommt noch Hautausschlag hinzu. Tiere ergreifen die Flucht, sobald sie einem der Radleys begegnen, um bei Tageslicht zu überleben, benötigen sie Sunblocker.
Als Clara eines Abends von ihrem Mitschüler Stuart in einen Hinterhalt gelockt und sexuell belästigt wird, beißt sie zu. Nachdem sie Blut gekostet hat, wachsen in ihr unmenschliche Kräfte, sie kann mit dem Blutsaugen nicht mehr aufhören und tötet Stuart. Nach der Tat bittet sie ihre Eltern um Hilfe. Diese kümmern sich um die Beseitigung der Leiche, und es bleibt ihnen nichts Anderes übrig, als den Kindern das Familiengeheimnis zu verraten.
Peter begeht einen großen Fehler, er ruft seinen Bruder Will an, der praktizierender Vampir ist. Seit Peter abstinent lebt, hat er sich von Will distanziert. Will führt ein ausschweifendes Vampirleben, wechselt häufig seinen Aufenthaltsort und hinterlässt überall Leichen. Peters Frau Helen ist Wills große Liebe.
Das Buch ist unterteilt in die Kapitel Freitag – Montag und Wenige Nächte später. Zwischendurch sind Kapitel aus dem Handbuch für Abstinenzler abgedruckt, welches Peters und Helens wichtigstes Nachschlagewerk ist. Ich habe mit den Abstinenzlern gelitten, die nur aus Menschen- oder Vampirblut Kraft schöpfen können und ohne dieses Lebenselixier schwach und antriebslos sind. Die „bösen“ praktizierenden Vampire hingegen sind stark und kraftvoll, können fliegen und bleiben für immer jung.
Der Vampir-/Kriminalroman hat mir sehr gut gefallen, das Ende fand ich äußerst gelungen. Ich empfehle das Buch allen, die gern Vampir- und/oder Kriminalromane lesen, da hier eine gelungene Mischung aus beiden Genres vorliegt.

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Veröffentlicht am 02.05.2024

Norwegen in der deutschen Besatzungszeit und in den 1970er Jahren

Das Licht der Fjorde
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Die Autorin schreibt vorwiegend Romane, die in Norwegen spielen. Das Licht der Fjorde ist der erste Norwegen-Roman, den ich von ihr gelesen habe. Ein wunderbarer historischer Roman, durch den ich viel ...

Die Autorin schreibt vorwiegend Romane, die in Norwegen spielen. Das Licht der Fjorde ist der erste Norwegen-Roman, den ich von ihr gelesen habe. Ein wunderbarer historischer Roman, durch den ich viel über Norwegen im 2. Weltkrieg und in den 1970er Jahren erfahren habe.
Stavanger, 1941: Solveig arbeitet als Übersetzerin für die deutschen Besatzer. Die Norweger werden von den Nazis aufgrund ihres arischen Aussehens relativ gut behandelt. Einige Norweger fügen sich, andere begehren gegen die Besatzer auf, indem sie symbolische Nadeln oder Mützen tragen, Flugblätter drucken oder Waffen schmuggeln.
Solveig verliebt sich in den Ingenieur Roar, der mit ihrem Vater zusammenarbeitet. Schon bald unterstützt sie ihn im Widerstand gegen die Besatzer.
Stavanger, 1971: Der amerikanische Ingenieur Roger Cole wird aus Los Angeles nach Norwegen versetzt, wo er die Arbeiten auf einer Ölbohrinsel beaufsichtigen soll. Seine Frau und die beiden Kinder ziehen mit ihm nach Norwegen. Die 18jährige Lizzy vermisst ihre beste Freundin und die Großeltern, doch schon bald lernt sie Erik, seine Schwester Reidun und seinen Freund Ole kennen. Erik und Ole arbeiten als Taucher auf der Bohrinsel, um sich von dem Verdienst ihren Traum von einer eigenen Flugfirma zu verwirklichen.
In Briefen an ihre Freundin Shirley berichtet Lizzy von ihrem Leben in Norwegen. Aus Liebe zu Erik und um sich schneller einzuleben lernt sie Norwegisch. Was Lizzy sehr belastet, ist das merkwürdige Verhalten ihres Vaters, der kaum noch zuhause und mit den Gedanken häufig abwesend ist. Roger ist gebürtiger Norweger, er ist in den 1940er Jahren nach Amerika ausgewandert. Über sein Leben in Stavanger vor seiner Auswanderung schweigt er sich aus.
Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Über Norwegen und den Widerstand während der Besatzungszeit wusste ich bisher sehr wenig. So habe ich auch erfahren, dass fast 380.000 deutsche Soldaten in Norwegen stationiert waren. Sehr interessant fand ich auch die Informationen über die Arbeit der Taucher auf der Bohrinsel und das Leben der amerikanischen Einwanderer in den 1970er Jahren in Stavanger. Die Autorin hat einen flüssigen und atmosphärischen Schreibstil, der mir sehr gut gefällt. Ich freue mich auf weitere Norwegen-Romane aus ihrer Feder und empfehle den Roman allen Leser*Innen von historischen Romanen und allen, die Norwegen kennen und lieben oder dieses wunderschöne Land zunächst über die Bücher von Christine Kabus kennenlernen wollen.

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Veröffentlicht am 01.05.2024

Ein märchenhafter Ausflug in die Welt der Astrologie

Das Mondscheincafé
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Das kleine Büchlein mit 200 Seiten fällt aufgrund seines schönen Covers auf, das im Dunklen leuchtet. Auf dem Cover sieht man den Wohnwagen, in dem Katzen ein Café betreiben. Das Café erscheint in Vollmondnächten ...

Das kleine Büchlein mit 200 Seiten fällt aufgrund seines schönen Covers auf, das im Dunklen leuchtet. Auf dem Cover sieht man den Wohnwagen, in dem Katzen ein Café betreiben. Das Café erscheint in Vollmondnächten und immer nur für eine kurze Zeit.
Mizuki Serikawa schreibt Drehbücher für Videospiele, früher war sie sehr erfolgreich, doch mittlerweile bekommt sie kaum noch Aufträge. Als die Regisseurin Akari Nakayama sie um ein Treffen bittet, setzt Mizuki große Hoffnungen auf eine Zusammenarbeit. Nach dem Treffen macht sie einen Spaziergang am Ufer des Kamogawa-Flusses und entdeckt einen Wohnwagen, neben dem ein Lampion mit der Aufschrift MONDSCHEINCAFE hängt. Davor stehen ein paar Tische mit Stühlen. Mizuki wird von einem menschengroßen Tuxedo-Kater namens Merkur bedient, der von einer schneeweißen Perserkatze namens Venus unterstützt wird. Der Chef des Cafés, der Meister, ist ein siamesischer Kater namens Saturnus.
Mizuki erfährt, dass sie sich mit ihren 40 Jahren in der Marsperiode befindet. Unsere Lebensphasen sind nach den Planeten des Sonnensystems benannt: Die Mondphase dauert von der Geburt bis zum siebten Lebensjahr, danach folgt die Merkurperiode (8.-16. Lebensjahr), die Venusphase (16.-25. Lebensjahr), die Sonnenphase (26.–35. Lebensjahr), die Marsphase (36.-45. Lebensjahr), Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto.
Es ist wichtig, jede Lebensphase richtig abzuschließen, andernfalls können keine Fortschritte erzielt werden. „Jede Lebensphase hat ihre gewissen Lektionen, und wenn man eine verpasst, dann benötigt man Nachhilfeunterricht.“ (S. 46)
Der Katzenmeister erstellt Mizuki ihr Geburtshoroskop, am Nachthimmel erscheint ihr Geburtsdiagramm, in dem er ihren Lebenslauf erkennen kann. „Das Geburtshoroskop umreißt gewissermaßen das eigene Schicksal. Man kann es auch als Lebenskompass bezeichnen. Aber vor allem zeigt es uns, wer wir selbst sind. Sich selbst zu kennen, ist immer der erste Schritt auf der Suche nach dem persönlichen Weg.“ (S. 200)
Seit etwa zwanzig Jahren leben wir im Zeitalter des Wassermanns, die zweitausend Jahre davor nennt man das Zeitalter der Fische, der Übergang vollzieht sich allmählich. Mizuki erkennt, dass ihre Drehbücher nicht mehr zeitgemäß sind und nicht in das gerade angebrochene Aquarius-Zeitalter passen.
Weitere Kundinnen im Mondscheincafé sind die Regisseurin Akari Nakayama und die junge Schauspielerin Satsuki Ayukawa. Akari ist beruflich erfolgreich, sehnt sich aber nach einem Partner und ist heimlich in den Stylisten Jirō verliebt. Als sie im Gespräch mit ihm erwähnt, dass sie nach einer zweiten Stylistin sucht, empfiehlt er Megumi Hayakawa, eine Sandkastenfreundin von ihm.
Satsuki Ayukawa ist junge Schauspielerin, die einem Shitstorm ausgesetzt wird, der dazu führt, dass sie ihre Hauptrolle verliert.
Mizumoto ist Inhaber einer IT-Firma. Er erstellt eine Website für Megumi, die den Friseursalon ihrer Eltern übernommen hat.
Im Epilog erfahren wir, was die Kunden und Kundinnen des Mondscheincafés verbindet und warum gerade sie dafür ausgewählt wurden, von den Katzen Ratschläge für ihr Leben zu erhalten.
Das Buch ist ein märchenhafter Ausflug in die Welt der Astrologie. Es hat mich auf Geburtshoroskope neugierig gemacht. Ob unsere Schwächen und Stärken und der grobe Lebenslauf tatsächlich schon bei der Geburt vorgezeichnet sind? Die Rahmenhandlung und die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Ich empfehle das Büchlein allen, die gerne japanische Literatur lesen und natürlich allen, die sich für Astrologie interessieren.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Wo ist Ellen?

Die Kunst des Verschwindens
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Die Kunst des Verschwindens war mein erstes Buch der Autorin, aber bestimmt nicht ihr letztes. Auch wenn es kein Thriller ist, so hat es doch Thriller-Elemente und ist so spannend, dass ich es ab der Hälfte, ...

Die Kunst des Verschwindens war mein erstes Buch der Autorin, aber bestimmt nicht ihr letztes. Auch wenn es kein Thriller ist, so hat es doch Thriller-Elemente und ist so spannend, dass ich es ab der Hälfte, Ellens Verschwinden, nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Zwei junge Frauen, die am selben Tag Geburtstag haben: Nico, Fotografin und Ellen, Schauspielerin und Netflix-Star.
Ellen kommt zur Premiere ihrer neuen Serie „The Vanishing“ aus LA nach Berlin und wohnt in einem Airbnb-Apartment gegenüber von Nicos Wohnung. Sie begegnen sich im Späti und im Supermarkt, schließlich verbringen sie einige Stunden in der Silvesternacht zusammen. Dann verschwindet Ellen, sie erscheint nicht zur Premiere ihres neuen Films.
Nico macht sich auf die Suche nach ihrer neuen Freundin und Seelenverwandten. Sie fährt zunächst nach Brügge, dann nach Paris und schließlich an die Nordsee, dorthin, wo ihre Mutter verschwunden ist. Diese ist bei einem Fährunglück umgekommen, bei dem Nico als eine der Wenigen überlebt hatte.
Was für ein wunderbarer poetischer Schreibstil und wie gut sich alles am Ende zusammenfügt! Nico wird von ihrer Last befreit, Ellen erfüllt sich ihren Traum. Mein Lieblingscharakter ist Nicos 9jähriger Bruder Jona mit seinen Sprüchen und seiner großen Wissbegierde.
Die Autorin schreibt sehr atmosphärisch und hat mich ins nächtliche Berlin, in die Grachten von Brügge und die Pariser Katakomben versetzt. Berührend fand ich Nicos Begegnungen mit einem Fuchs und die Walrettungsaktion des gesamten Küstenortes. Sehr ergreifend war, dass Nico und Ellen von ihrer vermeintlichen Schuld befreit wurden. Ich empfehle das Buch allen, die Frauenliteratur mit Thriller-Elementen mögen und freue mich auf weitere Bücher von Melanie Raabe.

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