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Veröffentlicht am 11.04.2024

Eine Kindheit auf dem Bauernhof - authentisch und lebensnah

Mühlensommer
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Eine schöne Aneinanderreihung von Anekdoten aus einer Kindheit auf dem Bauernhof, authentisch und flüssig geschrieben.
Maria lebt seit vielen Jahren in der Stadt, sie ist alleinerziehend und Mutter zweier ...

Eine schöne Aneinanderreihung von Anekdoten aus einer Kindheit auf dem Bauernhof, authentisch und flüssig geschrieben.
Maria lebt seit vielen Jahren in der Stadt, sie ist alleinerziehend und Mutter zweier Teenager-Töchter. Als ihr Vater ins Krankenhaus muss, bittet ihre Mutter sie um Hilfe auf dem Bauernhof.
Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, wobei es keine Zeitangaben gibt. Aufgrund einiger Hinweise vermute ich, dass Maria in den 1980er Jahren aufgewachsen ist. Maria und ihr Bruder Thomas mussten bereits als Kinder bei der Hopfenernte und der Versorgung der Tiere helfen. Für Urlaub oder Ausflüge war weder Geld noch Zeit. Maria erinnert sich an einen Ausflug, den sie mit den anderen Kommunionkindern machen durfte und einen in die Stadt, um sich fürs Gymnasium einzukleiden.
Als Maria eine Gymnasialempfehlung bekommt, ist die Familie alles andere als begeistert. Besonders die Oma stänkert, dass ihre Enkelin wohl der Meinung sei „zu den Besseren“ zu gehören. Ihr Bruder Thomas hingegen geht nach der 9. Klasse von der Schule ab und arbeitet auf dem Bauernhof, was ganz in Omas Sinne ist. Erst nach Intervention ihres Onkels Herbert darf Maria auf Gymnasium.
Ganz furchtbar fand ich den Umgang der Familie mit den Tieren. Der Hofhund fristet sein Dasein an der Kette, die neugeborenen Kätzchen werden von der Oma ertränkt, das Schwein darf nie den Stall verlassen, und als es nicht mehr trächtig wird, wird der Schlachter gerufen.
Einige Anekdoten haben mich zum Lachen gebracht, so der Ausflug zur Tropfsteinhöhle, bei dem Maria als einzige passend angezogen war, Omas unfreiwilliger Ritt auf dem Schwein und der Wurstfinger bei der Hopfenernte.
Die Erzählebene in der Gegenwart fand ich weniger interessant als die Geschichten aus Marias Kindheit. Das Ende ist offen, aber die meisten Leser*Innen werden sich denken, wie Marias Entscheidung ausfallen wird.
Mir hat das Buch mit den authentischen Beschreibungen des Lebens auf einem Bauernhof gut gefallen, nur auf die Details der Schlachtung hätte ich gerne verzichtet. Da ich schon immer in der Stadt gelebt habe, habe ich viel Neues erfahren und gelernt und empfehle das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Heilkunst im Mittelalter, Kräuterheilkunde und zweifacher Mord

Die Kräutersammlerin und der zweifache Tod
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Bei dem historischen Schwarzwaldkrimi handelt es sich um den dritten Band um die Heilerin Johanna und ihren Mann, den Flößer Lukas.
1347: Johanna und Lukas leben im kleinen Örtchen Schiltach. Die junge ...

Bei dem historischen Schwarzwaldkrimi handelt es sich um den dritten Band um die Heilerin Johanna und ihren Mann, den Flößer Lukas.
1347: Johanna und Lukas leben im kleinen Örtchen Schiltach. Die junge Ida lebt mit ihnen in der kleinen Hütte, die voller Kräuter und weiterer Zutaten für Heilsalben und Heiltränke ist. Die Bewohner von Schiltach erbitten Johannes Hilfe bei kleinen und großen Wehwehchen, Wunden, Ausschlägen, aber auch Knochenbrüchen und anderen Verletzungen.
Eines Tages wird der Mietstallbesitzer Merckel ermordet in der Schweinesuhle aufgefunden. Johanna steht seiner Witwe Duretta und ihrer Tochter Frene bei. Beide sind nach Merckels Tod mehr erleichtert als traurig, Duretta führt den Mietstall alleine weiter, und Frene, die an der Heilkunst interessiert ist, begleitet Johanna bei ihren Hausbesuchen, hilft bei der Herstellung von Salben und der Behandlung der Patienten.
Während Johanna noch rätselt, wer Merckel ermordet haben könnte, verschwindet ihre Pflegetochter Ida. Diese hat einige Jahre zuvor mit einer Wölfin im Wald gelebt. Ein Wolf erweist sich auch als Idas Retter, ohne ihn hätten Caspar und Pius kaum eine Chance gehabt, das Mädchen zu befreien.
Der historische Roman hat mir sehr gut gefallen, der Schreibstil der Autorin ist authentisch und emotional, die Ereignisse überschlagen sich, es gibt viele Verdächtige im Mordfall Merckel, der ein richtiger Fiesling und Bösewicht war.
Sehr spannend fand ich die Nebenstränge um Idas Entführung, die mühsame Suche nach ihr, Frenes Geheimnis und nicht zuletzt die Geschichten von Johannas Patienten und Patientinnen. Sie rettet das Bein vom Knecht Craft, der von einem durchgegangenen Pferd fast totgetrampelt wurde und assistiert Knochenhauer Ulrich beim Kaiserschnitt, den dieser bei seiner Frau vornimmt.
Im Nachwort erfahren wir, dass „die ersten Hinweise für einen erfolgreichen Kaiserschnitt, bei dem Mutter und Kind überlebt haben, aus dem Jahr 1337 stammen. Um 1500 entband der Ferkelkastrierer Jacob Nufer in der Schweiz seine Frau auf diese Weise. Aufgrund seines Berufes kannte er sich mit der Anatomie der Schweine aus, die der von Menschen ähnelt.“
Entlohnt wird Johanna meist mit Naturalien wie Speck, Brot oder Schmalz. Nur der Herzog, der auf der Burg thront, bezahlt sie mit Münzen aus seiner Geldkatze.
Das Buch liefert viele Informationen zur Wirkungsweise verschiedener Kräuter, von denen ich nur einige wie Salbei, Brennnessel, Arnika oder Schafgarbe kannte.
Über eine Fortsetzung mit einer erneuten Reise in die ferne Vergangenheit und ein Wiedersehen mit Johanna und Lukas, Ida, Caspar und Pius würde ich mich sehr freuen. Von mir eine große Leseempfehlung für Leser*Innen von historischen Romanen und diejenigen, die am Leben im Mittelalter, der damals angewandten Heilkunst und der Kräuterheilkunde interessiert sind.

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Drei Frauen und viele Geheimnisse im Stockholmer Schärengarten

Das Geheimnis von Dikholmen
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Das Cover des Romans gefällt mir sehr gut, es stellt eine der vielen Inseln im Stockholmer Schärengarten dar.
Es sind drei Frauen, deren Lebensgeschichten in dem Roman erzählt werden: Lillemor, Inga ...

Das Cover des Romans gefällt mir sehr gut, es stellt eine der vielen Inseln im Stockholmer Schärengarten dar.
Es sind drei Frauen, deren Lebensgeschichten in dem Roman erzählt werden: Lillemor, Inga und Eira.
1960: Eira, deren richtigen Namen wir erst später erfahren, verlässt in einer Nacht und Nebelaktion ihren Mann und die beiden zehnjährigen Zwillinge. Sie lässt sich auf der beinahe unbewohnten Nachbarinsel Dikholmen nieder.
1968: Die 18jährige Inga lebt mit ihrem Vater und der Stiefmutter in einer prachtvollen Villa. Ihr Vater führt ein erfolgreiches Immobiliengeschäft, überschüttet die Tochter mit Geschenken, ist aber selten für sie da. Als sich Inga in den unkonventionellen Keramiker und Bildhauer Jesper verliebt und von ihm ein Kind erwartet, verlässt sie ihr Elternhaus und lässt sich auf Dikholmen nieder.
2019: Das schwedische Inselmädchen Lillemor lebt seit ihrem Studium am Institut für Künstlerische Keramik und Glas in Deutschland. Nach einem tragischen Verlust denkt sie auf einer mehrtätigen Wanderung über ihre Vergangenheit, ihr gegenwärtiges Leben in Deutschland und die unvergessliche Zeit mit Eskil nach, der mit seiner Mutter auf Dikholmen wohnt. Bereits zu Beginn ihrer Wanderung trifft sie auf Rieke, die auf dem Weg in ein Kloster ist. Rieke gibt Lillemor wichtige Ratschläge und Denkanstöße.
Gibt es das wirklich, dass ein Mann fast sein ganzes Leben lang auf eine Frau wartet, die einen anderen geheiratet hat? Würde eine junge Frau auf ein Leben in Saus und Braus verzichten, das ihr der Vater bietet, um ein Leben auf einer Inselhütte in der Nähe ihrer großen Liebe zu führen? Obwohl ich die Handlungen der Protagonistinnen nicht nachvollziehen konnte, waren mir die drei sympathisch, ganz besonders Lillemor, über deren Leben wir am meisten erfahren.
Auch wenn manches konstruiert wirkt und einige Geheimnisse vorhersehbar waren, hat mir der Roman sehr gut gefallen, das Ende hat mich überrascht. Die Autorin hat einen wunderbaren, poetischen Schreibstil, der mich auf die wunderschöne Insel im Stockholmer Schärengarten versetzt hat. Ich empfehle den Roman allen, die gern Frauenromane lesen, die auf mehreren Zeitebenen spielen, und allen, die, wenn auch nur in Gedanken, nach Schweden reisen möchten.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Das harte Leben auf einer Kaffeeplantage und die Schönheit Afrikas

Das Flüstern des Lebens
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Da ich bereits andere Bücher der Autorin gelesen habe, habe ich mich sehr auf ihren neuesten Roman gefreut, auch Das Flüstern des Lebens konnte mich begeistern.
Die Geschichte wird aus der Perspektive ...

Da ich bereits andere Bücher der Autorin gelesen habe, habe ich mich sehr auf ihren neuesten Roman gefreut, auch Das Flüstern des Lebens konnte mich begeistern.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Isabelle, Doris, Hannah und Moritz erzählt und beginnt im Sommer 2019 in München.
Isabelle, 45, ist erfolgreiche Architektin. Ihr Sohn Alex ist vor kurzem zum Studium ausgezogen, die Ehe mit Christoph plätschert nach zwanzig Jahren vor sich hin.
Doris, 68, lebt allein in der Villa, die ihrer Zwillingsschwester Corinna gehört. Corinna leitet eine Kaffeeplantage in Tansania.
Am Tag, an dem die Nachricht von Corinnas Tod eintrifft, ruft ein junges Mädchen an, das behauptet, Corinnas Tochter zu sein. Isabelle und Doris können es nicht fassen, dass Corinna ihnen Hannahs Existenz verschwiegen hat. Nichtsdestotrotz nehmen sie die 14jährige herzlich in die Familie auf. Nur Doris‘ Sohn Moritz misstraut Hannah. Er hat auf Corinnas Erbe spekuliert und Hannah durchkreuzt seine Pläne, endlich das Leben führen zu können, von dem er schon immer geträumt hat. Hat seine 68jährige Tante tatsächlich vor vierzehn Jahren ein Kind geboren? Wo war das Kind in all den Jahren? Schließlich haben sich die Schwestern regelmäßig gegenseitig besucht und hatten regen Kontakt.
Isabelles Geschichte wird in der Ich-Form erzählt. Bei der Testamentseröffnung erfährt sie, dass sie die Kaffeeplantage von Corinna geerbt hat. Kurzerhand steigt sie in ein Flugzeug und fliegt nach Tansania. Dort findet sie die Plantage verlassen vor und muss erst mit Hilfe des Verwalters Zahir die Arbeiter und Kaffeepflückerinnen von anderen Plantagen zurückholen. Ihr fällt unangenehm auf, dass auch Kinder die 60 kg schweren Kaffeesäcke schleppen und auf der Plantage hart arbeiten.
Sie besucht das von Corinna errichtete und finanzierte Medical Health Center und eine Schule. Sie denkt über Fair Trade und Nachhaltigkeit nach, Aspekte, die Corinna weitestgehend außer Acht gelassen hat.
Katharina Fuchs beschreibt sehr authentisch die Arbeit auf einer Kaffeeplantage, die Verarbeitung der Kaffeekirschen zu Bohnen und deren Reinigung. Das Setting Tansania wird in den schönsten Farben geschildert, am liebsten wäre ich sofort hingeflogen. Die Fauna und Flora Ostafrikas muss unvergleichlich schön sein. Herrlich, wie Isabelle mit der zahmen Schimpansin Nala auf der Veranda frühstückt.
Eines Tages landet ein Propellerflugzeug auf der Plantage, ihm entsteigt Frank, bei dessen Anblick Isabelles Herz sofort höher schlägt. Die beiden verlieben sich Hals über Kopf ineinander, und Isabelle muss sich entscheiden: Wird sie ihr gewohntes und durchaus gutes Leben mit ihrem langjährigen Ehemann weiterführen oder sich ins Abenteuer Tansania stürzen? Dann bricht die Corona-Pandemie aus, und Isabelle muss ihre Entscheidung sofort treffen, bevor alle Flüge gestrichen werden.
Für mich ist die heimliche Heldin des Romans Hannah. Ich fand sie sehr sympathisch und habe mitgefühlt, wie traumatisch es für sie war, aus dem gewohnten Leben in Tansania herausgerissen und nach Deutschland verpflanzt zu werden. Wie schön, dass Doris, Isabelle und Alex sie sofort als Teil ihrer Familie akzeptiert und herzlich aufgenommen haben. Moritz ist der Antagonist, nur auf seinen Vorteil bedacht, um sich selbst kreisend, missgünstig und böse.
Die Entwicklung, die Doris durchgemacht hat, hat mir sehr gut gefallen. Ihr Leben lang stand sie im Schatten, zuerst dem ihres Mannes und später dem ihrer Schwester. Wie schön, dass sie ihr Leben endlich selbst in die Hand nimmt und neue Wege einschlägt.
Wer noch nicht in Tansania war, wird nach dem Lesen sofort hinfliegen wollen. Von mir eine große Leseempfehlung für diesen emotionalen Familien- und Frauenroman.

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Tänzerin, Sängerin, Bürgerrechtlerin, Widerstandskämpferin - all das war Josephine Baker

Josephine Baker und der Tanz des Lebens (Ikonen ihrer Zeit 3)
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„Ich habe die Paläste von Königen und Königinnen und die Häuser von Präsidenten betreten. Aber ich konnte in Amerika nicht in ein Hotel gehen und eine Tasse Kaffee trinken, und das machte mich wütend.“
Josephine ...

„Ich habe die Paläste von Königen und Königinnen und die Häuser von Präsidenten betreten. Aber ich konnte in Amerika nicht in ein Hotel gehen und eine Tasse Kaffee trinken, und das machte mich wütend.“
Josephine Baker wurde 1906 in St. Louis, Missouri geboren. Ihre ersten Erfolge als Tänzerin feierte sie in New York, wo sie von einer Französin entdeckt wurde, die sie nach Paris eingeladen hat. Im Europa der 1920er Jahren schlug Josie wie eine Bombe ein, auf ihrer Tournee wurde sie in Berlin, Wien, Budapest gefeiert und verehrt. Nur in ihrer Heimat wurde sie aufgrund ihrer Hautfarbe abgelehnt, kein Hotel war bereit, ihr ein Zimmer zu vermieten.
Beim Ausbruch des Krieges zog sie aufs Land auf das Château des Milandes in der Dordorgne, das von nun zu ihrem Lebensmittelpunkt wurde. Während des Krieges arbeitete sie für die Résistance, als Bürgerrechtlerin kämpfte sie ihr Leben lang gegen den Rassismus.
Sie liebte Tiere, auf ihrem Anwesen errichtete sie neben einem Hotel und mehreren Restaurants auch einen Zoo. Im Laufe ihres Lebens hat sie zwölf Kinder verschiedener Abstammung adoptiert. Die stetig wachsende Kinderschar hat ihren Mann irgendwann überfordert, er verließ Josephine. An ihrer Seite war jedoch immer ihre Mutter, ihre Schwester und ihr Bruder, die sie aus den USA nach Frankreich geholt hat. Sie liebte Paris und drückte ihre Liebe in dem Lied „J’ai deux amours“ aus – „J’ai deux amour, mon pays et Paris …“
Die Einnahmen aus ihre Auftritten und Tourneen reichten nicht aus, um die Unterhaltung ihres Anwesens zu finanzieren.
Bevor ich die Romanbiographie gelesen habe, kannte ich Josephine Baker nur als das Mädchen mit dem Bananenröckchen, jetzt erst weiß ich, was für eine großartige Frau sie war: Tänzerin, Sängerin, Widerstandskämpferin und Bürgerrechtlerin.
Ich bedanke mich herzlich bei Juliane Weinberg für diesen wunderbaren Roman über die vermutlich berühmteste Afroamerikanerin des 20. Jahrhunderts.

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