Profilbild von Magnolia

Magnolia

Lesejury Star
offline

Magnolia ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Magnolia über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2022

Spannung pur

Düsteres Wasser: Thriller
0

Der mittlerweile siebte Band der Julia Schwarz-Reihe aus der Feder von Catherine Shepherd, ein wiederum exzellenter Thriller, ist ausgelesen. Viel zu schnell war er gelesen, denn einmal angefangen, entwickelte ...

Der mittlerweile siebte Band der Julia Schwarz-Reihe aus der Feder von Catherine Shepherd, ein wiederum exzellenter Thriller, ist ausgelesen. Viel zu schnell war er gelesen, denn einmal angefangen, entwickelte auch dieses „Düstere Wasser“ einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Es auch gar nicht wollte.

Die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz wird von ihrem jungen Kollegen Ferdinand Meisner von seinem Weggang informiert - gerade dann, als sie eine junge Frau auf dem Seziertisch haben. Diese wurde aus dem Rhein gezogen, sie war von einer Brücke in den Tod gestürzt. Sprang sie freiwillig oder wurde sie gestoßen? Alles deutet auf letzteres, denn bald findet Julia einen in Folie eingeschweißten Abschiedsbrief. Es ist nur ein einziger Satz, der so eindeutig wie mysteriös ist. Und sie findet noch mehr bei der Obduktion, es ist eindeutig ein Fall für Florian Kesser, den Kriminalkommissar, der auch privat mit Julia verbandelt ist.

Schon der Prolog gibt Rätsel auf - wie passen diese Zeilen zu diesem Todesfall, dem weitere folgen werden? Alle Opfer, die auf Julias Seziertisch landen, weisen Ähnlichkeiten auf, alle Indizien sprechen dieselbe Sprache. Und zwischendrin lese ich vom Gestern. Von den Gedanken eines geheimnisvollen Unbekannten. Es sind immer nur kurze Passagen, die zwischendurch eingestreut werden. Auch diese extrem rätselhaft.

Catherine Shepherd ist eine Meisterin des Verwirrspiels. Sie versteht es perfekt, ihre Leser auf Fährten zu locken, die viel zu oft ins Nichts führen. Alles ist sehr nebulös, hier ist keinem einzigen so richtig zu trauen. So mancher zwielichtigen Gestalt traue ich vieles, wenn nicht alles zu. Sie sind mir äußerst suspekt, sehr unsympathisch und höchst verdächtig. Die Spannung lässt keine Sekunde nach, von der ersten Seite bis zum verblüffenden Schluss fiebere ich mit, habe einen starken Verdacht, um dann doch wieder zu zweifeln. Die Charaktere sind allesamt authentisch – Typen wie aus dem echten Leben gegriffen. Natürlich ist auch ein wenig Privates eingestreut, schließlich sind Julia und Florian schon lange ein Paar. Nicht zu viel, aber doch viel genug, um ein stimmiges Bild der beiden mitsamt ihrem Umfeld zu erhalten.

Und wieder war es ganz anders, als ich die ganze Zeit vermutet hatte. Ich mag es, wenn ich als Leser immer wieder in eine Richtung tappe, die sich als ganz falsch erweist. Allen hätte ich es zugetraut, aber... denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Schade, dass das Buch zu Ende gelesen ist und schön, dass ich es gelesen habe. Ein so spannend wie nervenaufreibender Thriller der Extraklasse, den kein Thriller-Fan verpassen sollte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.10.2022

Schuld und Verrat

Feldpost
0

Der Anfang vom Ende, das ist der 22. Dezember 2000, ein Freitag. Cara sitzt in einem gut besuchten Café, sie schreibt Weihnachtskarten. Eine Unbekannte bittet, sich an ihren Tisch setzen zu dürfen. Sie ...

Der Anfang vom Ende, das ist der 22. Dezember 2000, ein Freitag. Cara sitzt in einem gut besuchten Café, sie schreibt Weihnachtskarten. Eine Unbekannte bittet, sich an ihren Tisch setzen zu dürfen. Sie kommen ins Plaudern und so unauffällig wie diese Frau gekommen ist, ist sie wieder verschwunden. Lediglich eine Tasche mit Feldpost-Briefen bleibt zurück. Cara findet darin nicht nur Briefe, auch Unterlagen über den dubiosen Verkauf einer Villa kommen zum Vorschein. Was tun? Kurzentschlossen macht sie sich auf die Suche.

Es ist die Zeit des beginnenden Nationalsozialismus, dann folgt der Zweite Weltkrieg mit all seinen Schrecken. Man muss nicht Jude sein, um ins Visier der Machthaber zu gelangen. Eine unachtsame Äußerung genügt.

In zwei sich abwechselnden Zeitsträngen erzählt die Autorin von damals, ab 1935, von der Entfremdung zweier Familien und von der heutigen Suche nach dem Verfasser dieser Briefe, die er vor über 50 Jahren geschrieben hat. Cara findet ihn tatsächlich, jedoch bleibt das Schicksal des Adressaten ungewiss.

Jeder Feldpostbrief ist ein Lebenszeichen, er ist wertvoll, wird herbeigesehnt. Das Cover zeigt dies eindrucksvoll, es ist der gelungene Einstieg in ein beeindruckendes Buch, in eine düstere Zeit. Zunächst musste ich mich schon einlesen, Caras Interesse an den Briefen war für mich eher nicht so prickelnd. Aber dann bin ich abgetaucht in die Vergangenheit und diese hat mich nicht mehr losgelassen. Ihr Schicksal hat mich sehr berührt, das Familiendrama vor dem geschichtlichen Hintergrund ist lebendig und authentisch dargestellt. Das Weiterlesen war unabdingbar, ihre Geschichte wie ein Sog, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte und es auch nicht wollte.

Eine verbotene Liebe, ein Verrat und die fatalen Folgen eines Hausverkaufs sind Thema dieses erschütternden Zeitdokuments. Die tragische Familiengeschichte wird zunehmend intensiver, Mechtild Borrmann hat mich mit ihrer „Feldpost“ tief in diese Zeit, in ihre gut recherchierte Geschichte gezogen, die auf wahren Begebenheiten beruht. Sehr lesenswert, absolut empfehlenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.10.2022

Finstere Zeiten

Das verborgene Paradies
2

Luca Di Fulvio nimmt mich mit in „Das verborgene Paradies“, ein bildgewaltiges Epos, geprägt von Tradition und Aberglaube.

Suzanna erblickt unter dramatischen Umständen das Licht dieser Welt. Es ist eher ...

Luca Di Fulvio nimmt mich mit in „Das verborgene Paradies“, ein bildgewaltiges Epos, geprägt von Tradition und Aberglaube.

Suzanna erblickt unter dramatischen Umständen das Licht dieser Welt. Es ist eher eine düstere Welt, in die sie hineingeboren wird. Einzig Fra‘ Thevet nimmt sich ihrer an, allen anderen ist sie eher suspekt. Auch der kleine Daniele hat ein schweres Los, das ihn schier zu erdrücken droht. Die Kirche hat einen hohen Stellenwert, ihre Inquisitoren verfolgen jeden, der sich ihrer Lehre widersetzt. Der Aberglaube ist weit verbreitet, auch in Borgo San Michele, dem kleinen Dorf in den Ostalpen, halten sie daran fest. Sie sind weitgehend ungebildet und so soll es auch bleiben.

In zwei Zeitebenen begleite ich Susanna und Daniele und so manch anderen. 1610 ist das Jahr, in dem Susanna geboren wird, Daniele ist da schon fünf Jahre alt. Beide sind sie etwas besonderes, sie sind wissbegierig, haben ihren eigenen Kopf, sie lassen sich nicht verbiegen. Was so manchem gar nicht gefällt. Im Jahre 1633 ist der Prozess, der sich durchs Buch zieht, in vollem Gange, geleitet von dem Inquisitor Constantin Tron. Er, der Instructor Domini, klagt an. Der Verteidiger in diesem Prozess, in dem es um eine Mordanklage geht, ist der Instructor Daomonii, er ist der Anwalt des Teufels. Schon diese beiden Titel sagen viel aus, die Gerechtigkeit bleibt eher außen vor.

Mir gefällt wieder sehr, was ich von Luca Di Fulvio lese. Die beiden Zeitebenen, die sich immer wieder abwechseln, sind gut lesbar, wenn auch anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig. Die Kirche und ihre weltlichen Vertreter haben viel Macht, ihre Lehre darf nicht angezweifelt werden. Wer es dennoch wagt, bracht viel Mut und einen eisernen Willen dazu. Hexenprozesse sind weit verbreitet, es braucht nicht viel, um in die Fänge der Inquisition zu geraten. Es muss einen nicht wundern, wenn sich viele wegducken, einfach nichts gesehen und gehört haben wollen.

Die einzelnen Charaktere sind eindrucksvoll und lebensnah dargestellt. Mich hat der Autor mit seinem neuesten Werk wieder sehr gefesselt, ich bin regelrecht abgetaucht, habe den Prozess mit Schaudern und Bangen und einem Fünkchen Hoffnung verfolgt. Wie ist es dazu gekommen? Wer ist der wahre Mörder und warum? Wird die Gerechtigkeit siegen?

„Lass dir niemals die Flügel stutzen.“ Dies hat eine ihr wohlgesonnene Äbtissin Susanna mit auf den Weg gegeben. Und Susanna, das „verrückte Köpfchen“, ist immer aufrecht gegangen.

„Das verborgene Paradies“ war nicht paradiesisch. Es war eine grausame Zeit, geprägt von der Lehre der Kirche und deren gnadenloser Durchsetzung. Der historische Roman hat diese finstere Epoche gut eingefangen und auch das Ende war für mich erwartbar, ja nachvollziehbar. Luca Di Fulvio hat mich mit seinem neuesten Werk wiederum gut unterhalten, er hat mir viel von der damaligen Zeit erzählt, er hat mich mitgerissen. Ich habe mit ihnen allen gefühlt im Guten wie im Bösen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 18.10.2022

Schuldig?

Rachejagd - Gequält
0

Die Journalistin Anna Jones ist zutiefst schockiert, als sie diese wenigen Zeilen liest: „Ich vermisse dich… ich sehe dich…“. Harris ist zurück! Schlagartig wird ihr klar, dass sie ihm, ihrem damaligen ...

Die Journalistin Anna Jones ist zutiefst schockiert, als sie diese wenigen Zeilen liest: „Ich vermisse dich… ich sehe dich…“. Harris ist zurück! Schlagartig wird ihr klar, dass sie ihm, ihrem damaligen Entführer, nie entkommen ist, auch wenn sie vor drei Jahren fliehen konnte. Sie wendet sich an ihren Jugendfreund, dem FBI-Agenten Nick Coleman.

„Gequält“ ist der Auftakt der Rachejagd-Trilogie, es folgen „Verraten“ und „Zerstört“. Dass es hier, beim ersten Band, blutig zur Sache geht, verrät schon das Cover mit dem blutgetränkten Messer.

Die Jagd beginnt! Aber wer jagt hier wen? Nick holt sich mit Lynette McKenzie eine kompetente Profilerin als Verstärkung und Annas Kollege Zane Newton ist der stets hilfsbereite IT-Experte, der so manch verschlossen geglaubte Tür öffnet. Ein ungewöhnliches Team. Eine beklemmende Situation. Ein wiederaufgetauchter Täter.

Der Prolog führt mich drei Jahre zurück, das Martyrium von Anna und Natalie wird mir so richtig bewusst. Harris will Rache, so viel meine ich zu wissen. Anna ist ihm damals entkommen, sie hat sich ins Leben zurückgekämpft und doch hat sie Schuldgefühle - sie konnte ihre Freundin nicht retten.

Ein so spannend wie nervenaufreibender Wettlauf beginnt, der sich durchs Buch zieht. Ich lese einen dieser Thriller, die mich extrem fesseln. Ein Katz- und Mausspiel, ich bin auf der Seite der Guten, der Verfolgten. Obwohl ich mir zwischendurch nicht sicher bin, ob sich nicht doch eine Figur ins Vertrauen schleicht, ich habe über viele Seiten einen vagen Verdacht. Und zwischendurch blitzt immer mal wieder die Vergangenheit auf.

Es ist nichts so, wie es scheint. Niemandem ist zu trauen, so etlichen ist alles zuzutrauen. Der Täter ist ihnen immer einen Schritt voraus, auch wenn sie zwischendurch aufholen - er ist einfach nicht greifbar. Und auch wenn man meint, das war es dann wohl, wendet sich das Blatt. Bis zur buchstäblich letzten Zeile hält mich dieser so rasante Thriller gefangen. Der erste Fall geht so dramatisch wie spannungsgeladen dem Ende zu, der zweite Band will unbedingt gelesen werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.10.2022

Über den Wolken…

Die Stewardessen. Eine neue Freiheit
0

Die große weite Welt wartet auf sie. All die Sehenswürdigkeiten, all Träume sind greifbar, eine grenzenlose Freiheit scheint nahe. „Die Stewardessen – Eine neue Freiheit“ Svea Lenz erzählt eindrucksvoll ...

Die große weite Welt wartet auf sie. All die Sehenswürdigkeiten, all Träume sind greifbar, eine grenzenlose Freiheit scheint nahe. „Die Stewardessen – Eine neue Freiheit“ Svea Lenz erzählt eindrucksvoll von den Anfängen der Lufthansa.

Wenn das nicht Margot ist, die da ein wenig verschmitzt über die Gläser ihrer Sonnenbrille lugt, ein Flugzeug am Himmel – ja, das ist ihre Welt, ihre neue Freiheit. Sie ist eine aufgeschlossene junge Frau, die dem kleinbürgerlichen Mief entkommen will. Und da – sie entdeckt die Anzeige in der Zeitung: Stewardessen gesucht! Das wär doch was für sie. Natürlich ist sie nicht die einzige, die unbedingt hier landen will, sie muss sich schon was einfallen lassen, muss nicht nur gut sein, sie muss besser sein als all die anderen. Die Prüfungsfragen sind nicht ohne, es wird ein breites Allgemeinwissen verlangt und Margot schafft es tatsächlich, sie ist eine der ersten Luftstewardessen der Lufthansa. Man spürt, dass eine Anstellung bei der Lufthansa schon was ganz besonderes war.

In den 50er Jahren bin ich gelandet, ganz genau im Jahre 1954, als die Lufthansa ihren Flugbetrieb wieder aufnehmen will. „Die Stewardessen“ begrüßen mich mit einem Song, der gleich mal gute Laune macht. Que sera, sera… was wird sein, ja - was wird die Zukunft wohl bringen?

Margot ist entschlossen, ihren Traum von der großen weiten Welt wahr werden zu lassen, auch wenn sie sich diesen auf ihre so kreative Art ein wenig zurechtbiegen muss. Dafür kann ich ihr aber nicht böse sein, sie war mir gleich sympathisch, sie ist eine aufgeweckte junge Frau. Noch bevor der Lehrgang beginnt, stolpert sie dem Nachwuchspiloten Claus Sturm direkt vor sein Cabrio. Und bald lernt sie auch Thea und Almuth kennen, die eine mit Berliner Schnauze, die andere eher in sich gekehrt. Drei ganz und gar unterschiedliche Frauen, die sich wunderbar ergänzen.

Es ist Sommer in Hamburg und viel zu heiß, die Nachwehen des Krieges sind noch zu spüren und doch geht es aufwärts. Svea Lenz hat das Lebensgefühl dieser Zeit gut eingefangen. Die Wohnverhältnisse ließen noch sehr zu wünschen übrig und doch hatten sie Träume. Gerade die jungen Leute waren voller Tatendrang, Rock´n´Roll und all die damals angesagten Songs, die vom großen Teich herüberschwappten, swingten im Hintergrund mit, dazu die hierzulande noch schwer zu bekommenden Nylonstrümpfe, die fast unerschwinglichen Petticoats und zwischendurch das Selbstgenähte und noch so viel mehr. Man kann sich ein gutes Bild machen - es ging aufwärts, die 6-Tage-Woche war normal, die Gleichberechtigung steckte noch in den Kinderschuhen.

Viel habe ich erfahren vom Alltag einer Stewardess, von ihren ersten Gehversuchen bis hin zu den Flügen, die sie in so etliche europäische Städte führten. Dann die begehrten Überseeflüge, alles noch sehr exklusiv. Ein Flug war etwas Besonderes und genau so wurden auch die Fluggäste behandelt. Ich treffe Adenauer, begegne vielen damals bekannten Persönlichkeiten und auch die legendäre Tante Ju hat ihren Auftritt. All dies ein sehr informativer, interessanter und äußerst unterhaltsamer Blick zurück.

Das launige Nachwort steht dem Roman in nichts nach. Ich habe mich in die Lüfte erhoben, bin über den Wolken geschwebt und wieder sicher gelandet, auch wenn der Flug hin zu den Anfängen der Lufthansa viel zu schnell vorüber war. Aber ist es nicht so wie mit jeder guten Geschichte? Schade, dass es vorüber ist und dann ist die Vorfreude da auf die Fortsetzung, auf den Weiterflug. „Bis zum Horizont“ heißt es bald, ich werde bestimmt wieder mitfliegen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere