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Veröffentlicht am 14.07.2022

Wundervoll!

Violeta
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Violeta del Valle schreibt Camilo, ihrem geliebten Enkel, einen langen Brief. Schreibt ihm ihre Lebensgeschichte, untermalt von den Ereignissen der Welt. Von der spanischen Grippe mit all ihren Schrecken, ...

Violeta del Valle schreibt Camilo, ihrem geliebten Enkel, einen langen Brief. Schreibt ihm ihre Lebensgeschichte, untermalt von den Ereignissen der Welt. Von der spanischen Grippe mit all ihren Schrecken, der Weltwirtschaftskrise, der Weltkriege und der Militärjunta. Sie ist 1920 zur Welt gekommen, hat ein ganzes Jahrhundert durchlebt, auch sie ist nicht ungeschoren davon gekommen. Wie sollte sie auch! Sie hat viel erlebt, hat geliebt, gelacht, gelitten, war am Boden und ist wieder aufgestanden.

Isabel Allende schreibt von einer selbstbewussten Frau, die immer gekämpft hat. Nicht immer hat sie gewonnen und doch hat sie nie aufgegeben. Sie war ihrer Zeit weit voraus, hat sich das Recht genommen, ihren eigenen Weg zu gehen, der nicht immer bequem war. Und jetzt, als 100jährige, blickt sie zurück, hinterlässt Camilo das Zeugnis einer bewegten Zeit.

In vier sehr intensiven Teilen erzählt Violeta von der Verbannung, wie sie in einer fast menschenleeren Umgebung neu anfangen mussten, die Umstände ließen ihnen keine Wahl. Auch ihre Liebschaften lässt sie nicht aus, sie war und ist bis zuletzt eine leidenschaftliche Frau. Das Private ist ohne das Weltgeschehen nicht denkbar, es sind die Jahre der Militärjunta – Leute verschwinden, tauchen nie wieder auf. Isabel Allende verpackt das Politische geschickt, ohne es direkt zu benennen. Und doch wird in jeder Zeile, mit jedem Wort nur allzu deutlich, was gemeint ist.

Violeta wurde 1920 während der Grippepandemie geboren und ein ganzes Jahrhundert später schlägt die Coronapandemie zu. So schließt sich der Kreis, für Violeta ist alles gut, sie blickt auf ein reiches Leben zurück.

Es ist schon länger her, dass ich Isabel Allendes Romane gelesen habe. Nicht alle, aber doch so einige. Einmal angefangen, war ich von ihrem so intensiven Erzählstil gefangen und musste das nächste Buch lesen. Auch jetzt, nach „Violeta“, verspüre ich den dringenden Wunsch, von der chilenisch-US-amerikanischen Schriftstellerin wieder mehr zu lesen.

Das Porträt einer außergewöhnlichen Frau – schon das Cover vermittelt einen ersten Eindruck von der in jeder Hinsicht leidenschaftlichen „Violeta“. Ein wundervolles Buch, eine ergreifende Lebensgeschichte, es fesselt ab der ersten Seite. Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Spannend und undurchsichtig

Der Bewunderer: Thriller
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Endlich heißt es wieder: Laura Kern ermittelt. Mit ihrem neuesten Thriller hat sich Catherine Shepherd wiederum selbst übertroffen – falls dies überhaupt möglich ist. Der 7. Band um die Ermittlerin hat ...

Endlich heißt es wieder: Laura Kern ermittelt. Mit ihrem neuesten Thriller hat sich Catherine Shepherd wiederum selbst übertroffen – falls dies überhaupt möglich ist. Der 7. Band um die Ermittlerin hat es in sich, der Prolog setzt den „Bewunderer“ gleich mal in Szene.

Und dann liegt sie da, diese wunderschöne Frau. Inmitten eines Sees. Dieser wurde bis auf wenige Details perfekt auf eine riesige Leinwand gemalt. Wer ist sie und warum diese zur-Schau-Stellung?

Bald ist eine junge Frau abgängig, bei einer anderen finden sich äußerst suspekt agierende Gestalten in deren Nähe. Die Hintergründe werden durchleuchtet und man ist geneigt, den doch recht finsteren Typen böse Absichten zu unterstellen - ich habe mich gleich mal auf einen Täter eingeschossen. Auch wenn so einiges dagegen spricht, so finden sich genauso viele Argumente für diese Täter-These. Auch drängt sich der Gedanke an die Frau im Prolog immer wieder auf – ist sie schon in Erscheinung getreten, ist sie in Gefahr oder vielleicht schon das nächste Opfer?

Die Ermittlungen führen ins Künstlermilieu, daneben blicken wir 21 Jahre zurück. Zwei Brüder werden näher durchleuchtet, der ältere will den jüngeren beschützen. Was ist das für eine Story? Sie will nicht so recht zu der eigentlichen Geschichte passen, wir lesen immer mal wieder dazwischen Rätselhaftes.

Die Charaktere sind allesamt authentisch, als Leser komme ich dem Geheimnis keinen Schritt näher, die Autorin legt gekonnt falsche Fährten. Auch „Der Bewunderer“ ist ein Buch, das ich nicht weglegen konnte. Ab der ersten Seite war es fesselnd, außerordentlich spannend und total undurchsichtig. Wohl dosiert wird ein wenig Privates eingestreut - diesmal ist es eher Max, Lauras Kollege und guter Freund. Das perfide Spiel mit den schönen Künsten wird dadurch aufgelockert.

Das Buch ist ausgelesen, ich kenne den „Bewunderer“. Es waren wiederum sehr kurzweilige und äußerst rätselhafte Lesestunden. Genau so, wie ich es von Catherine Shepherd gewohnt bin. Ihre Bücher sind allesamt Spitzenklasse, ich kann sie sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Spannender Einstieg in die Eira-Sjödin-Trilogie

Sturmrot
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Mit „Sturmrot“ hat Tove Alsterdal den ersten Band der Trilogie um die Ermittlerin Eira Sjödin vorgelegt, „Erdschwarz“ und „Nebelblau“ werden folgen.

Nach 20 Jahren kehrt Olof Hagström zurück ins Haus ...

Mit „Sturmrot“ hat Tove Alsterdal den ersten Band der Trilogie um die Ermittlerin Eira Sjödin vorgelegt, „Erdschwarz“ und „Nebelblau“ werden folgen.

Nach 20 Jahren kehrt Olof Hagström zurück ins Haus seiner Kindheit, sein Vater lebt vermutlich noch immer dort. Hier angekommen, findet er diesen erstochen vor. Kehrt sein Kindheitstrauma zurück? Als 14jähriger hat ihn sein Vater vertrieben, nachdem Olof den Mord an einer Jugendlichen gestand.

Auch die Polizistin Eira Sjödin hat sich entschlossen, Stockholm ade zu sagen. Ihre demente Mutter kann nicht mehr alleine leben und Eira will sich um sie kümmern. An den damaligen Mordfall kann sie sich nur noch vage erinnern, sie war einfach zu jung. Und nun, bei den Ermittlungen um den Tod eines älteren Mannes, stolpert sie über diesen Mordfall und das Geständnis des 14jährigen Olof, der Fall Lina Stavred, wie die junge Frau hieß, drängt sich immer wieder dazwischen.

Eira ist eine sehr nahbare Ermittlerin. Nicht nur als Polizistin lerne ich sie kennen, ich begleite sie durch ihren Alltag. Sie ist ein sehr sympathischer Charakter, ist zielstrebig und vielschichtig. Dieser erste Band hat mich neugierig gemacht auf die beiden Folgebände, Tove Alsterdal hat diese Figur sehr glaubwürdig angelegt.

Es geht um sehr viel mehr, als es der Anfang vermuten lässt. Immer tiefer taucht Eira ein, gräbt an Stellen, wo es richtig weh tut, findet Zusammenhänge, zieht ihre logischen Schlüsse daraus, lässt sich von nichts und von niemandem aufhalten. Diese Ermittlerin muss ich unbedingt im Auge behalten, sie verspricht kurzweilige Stunden und gute kriminalistische Unterhaltung.

Der ungekürzten Hörbuchfassung vom Argon Verlag habe ich 11 Stunden und 20 Minuten gebannt gelauscht. Heike Warmuth gibt mit ihrer ausdrucksstarken Stimme die Stimmung gekonnt wieder, verleiht jeder einzelnen Person ihren ganz eigenen Charakter.

Der gelungene Auftakt zur Eira-Sjödin-Trilogie macht Lust auf mehr. „Das Spannungs-Highlight aus Schweden“ gibt Einblick in menschliche Abgründe. Sehr lesens- bzw. hörenswert!

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Veröffentlicht am 30.06.2022

Das Drama um Olympia 1972 – eine sehr lesenswerte Chronologie der Ereignisse

Anschlag auf Olympia
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Friedliche und heitere Spiele sollten es werden. Die Jugend der Welt trifft sich 1972 in München. Im olympischen Dorf entlang der Connollystraße hatten die Athleten der israelischen Mannschaft ihr Quartier. ...

Friedliche und heitere Spiele sollten es werden. Die Jugend der Welt trifft sich 1972 in München. Im olympischen Dorf entlang der Connollystraße hatten die Athleten der israelischen Mannschaft ihr Quartier. Am Morgen des 5. September drangen acht Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation „Schwarzer September“ in das Appartement der israelischen Sportler, sie kamen nahezu mühelos an ihr Ziel, nahmen die Israelis als Geiseln. Die Sicherheitsbedingungen waren sehr leger, nichts war abgeschlossen, keiner dachte ernsthaft an so ein Szenario.

Ein halbes Jahrhundert liegt dieses Drama zurück. Hätte es verhindert werden können?

„Was 1972 in München wirklich geschah“ ist ein gut recherchiertes Zeitzeugnis des Journalisten und Historikers Sven Felix Kellerhoff. Nicht nur er hat sich des Themas angenommen, es wurde viel über das Attentat geschrieben, es wurde mehrfach verfilmt und doch überlagerten fiktionale Sequenzen den wahren Sachverhalt. Nicht so hier. Kellerhoffs Darstellung ist immer durch Quellen belegt, im Anhang finden sich diese Nachweise.

Gegliedert in „Vorspiel“, „Drama“ und „Nachspiel“ lese ich eine Chronologie des „Anschlags auf Olympia“, beginnend mit dem „Überfall“.

Sehr interessante Hintergrundinformationen über das Zustandekommen und den Zuschlag für den Austragungsort München, den Sicherheitsvorkehrungen, die im Nachhinein nicht als solche bezeichnet werden können, folge ich gespannt. Es waren unruhige Jahre, die RAF war gefürchtet, die PLO verbreitete Angst und Schrecken, der Autor hat hierzu gut informiert. Die ganze Dramatik ist in kurzen Kapiteln dargestellt, die auch zeitlich und minutiös ein gutes Gespür der Abfolge geben. Zwischendurch sind Original-Bilder abgedruckt, die dem Gelesenen noch mehr Intensität verleihen.

Der Autor ist ein absoluter Kenner der deutschen Zeitgeschichte. „Anschlag auf Olympia“ ist ein Blick zurück auf das schockierende Attentat, auf all die Versäumnisse. Ein Sachbuch, das er für seine Leser gut lesbar aufbereitet hat. Diese wahre Begebenheit liest sich spannend und immer mal wieder kehrt die Erinnerung zurück. Die Gründung der GSG9, die ab April 1973 einsatzbereit war, war die Konsequenz aus den damaligen Ereignissen.

Ein Blick zurück auf die XX. Olympischen Spiele, die friedlich und heiter begannen und ein nie für möglich gehaltenes Ausmaß annahmen. Tragische und aufs Tiefste verstörende Stunden - ein Buch, das jeder an Zeitgeschichte Interessierte lesen sollte. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Wohlfühlkrimi

Mord und Limoncello
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Ja, ich bin bekennender Italien-Fan und als solcher kann ich mir diesen Gardasee-Krimi nicht entgehen lassen.

„Mord und Limoncello“ ist der Auftakt einer neuen Krimi-Reihe rund um Commissario Fabio Angelotti ...

Ja, ich bin bekennender Italien-Fan und als solcher kann ich mir diesen Gardasee-Krimi nicht entgehen lassen.

„Mord und Limoncello“ ist der Auftakt einer neuen Krimi-Reihe rund um Commissario Fabio Angelotti und gleich sein erster Fall hat neben dem Mord sehr viel Charme, was auch – aber nicht nur – an dem Commissario und an Charlotte, der Ehefrau des Mordopfers, liegt.

Es gibt diesen unterhaltsamen Regionalkrimi auch als Hörbuch und genau dieses habe ich sehr genossen. Oliver Dupont hat ihnen allen eine Stimme gegeben, das ungekürzte Hörbuch ist fast 9 Stunden lang Genuss pur. Ich konnte mich zurücklehnen und mich gen Limone beamen. Vor der malerischen Kulisse dieses beschaulichen Örtchens geschieht das Verbrechen. Der Urlaub von Jens und Charlotte endet jäh, als Jens tot aufgefunden wird. Er hat in einem lange zurückliegenden Fall ermittelt – hat dieser bis dato ungeklärte Fall mit seinem Tod zu tun?

Die kriminalistischen Elemente sind gepaart mit ein wenig Amore, so wie es sich in diesem von der Sonne verwöhnten Land gehört. Und neben der Ermittlung, an denen Charlotte mit ihren zauberhaften grünen Augen unbedingt teilhaben muss, gehört auch zum guten Essen der titelgebende Limoncello unbedingt dazu.

Ein Wohlfühlkrimi, wie ich ihn nicht alle Tage lese bzw. höre. Ich mag es schon gerne härter, aber diese etwas gemächlichere Gangart hat das gewisse Etwas.

Neben sehr viel Lokalkolorit kommen die Ermittlungen voran, auch wenn ich als Leser immer ein wenig mehr weiß als der Commissario macht der Mordfall Fortschritte. Unerwartetes kommt natürlich dazwischen, da möchte ich ihm schon gerne einflüstern, was er denn als Nächstes tun soll bzw. wo die Suche erfolgversprechend ist. Letztendlich klärt sich alles auf, das Ende ist überraschend, einem Krimi würdig.

Eine gelungene virtuelle Reise nach Limone ist zu Ende, beim nächsten Fall um Commissario Fabio Angelotti werde ich ihn wieder begleiten, ihn bei der Auflösung unterstützen.

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