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Veröffentlicht am 25.04.2023

Vergnüglicher Spionagekrimi

Der treue Spion
2

„Der treue Spion“ erzählt von „Gryszinski und seinem schwierigsten Fall“ - für mich ist es der erste Fall mit ihm. Nachdem ich die ersten zwei Bände versäumt habe, war ich doch neugierig auf Gryszinski. ...

„Der treue Spion“ erzählt von „Gryszinski und seinem schwierigsten Fall“ - für mich ist es der erste Fall mit ihm. Nachdem ich die ersten zwei Bände versäumt habe, war ich doch neugierig auf Gryszinski. Trotz des Neueinstiegs hatte ich nie das Gefühl, Gravierendes verpasst zu haben. Ich lasse mich also ganz auf diesen historischen Krimi ein, der in zwei Zeitebenen erzählt wird.

Harper Audio hat diesen spannenden Kriminalfall in der Hörbuchfassung aufgelegt, routiniert vorgetragen von Michael Schrodt. Diese ungekürzte Hörbuchfassung hat eine Spieldauer von 13 Stunden und 20 Minuten.

Gleich mal gehe ich zurück ins Jahr 1986, als ein französischer Diplomat aus einem Münchner Hotel spurlos verschwindet. Gryszinskis Ermittlungen führen ihn bis nach St. Petersburg und drüber hinaus, den Spuren eines russischen Paares folgend. Es geht um Geheimpläne – wo sind sie abgeblieben? Jahrzehnte später tritt Fritz in die Fußstapfen seines Vaters, auch er in geheimer Mission unterwegs. Was seinem Vater damals nicht gelang, wird nun er fortsetzen.

Es geht für Gryszinski quer durch Europa und darüber hinaus – neben München führt ihn seine Tätigkeit nach Paris und Wien, auch Konstantinopel und wie schon erwähnt Petrograd werden von ihm anvisiert. Es ist später dann der Sohn, der direkt von der Front abberufen wird, um den lange zurückliegenden, noch immer unaufgeklärten Fall zu lösen. Er kann sich frei bewegen, stößt auf wenig Widerstand, was in dieser Zeit doch eher schwierig gewesen sein dürfte - diese historischen Eckpunkte übergehe ich mal großzügig. Das Hörbuch und die ganze Geschichte um Gryszinski in beiden Zeitebenen haben mir gut gefallen, ich bin mit ihnen weit gereist und das sehr gerne.

„Mit welch kolossalem Irrtum diese Geschichte begann…“ höre ich mit Vergnügen, ich begebe mich auf eine Reise in die Vergangenheit. Schon der Erzählstil ist dieser Zeit angepasst, ohne altbacken zu wirken. Nicht Hektik bestimmt ihr Leben, es ist eher beschaulich, Schrodts angenehme Stimme und sein lebendiger Vortrag tun ein Übriges. Die vielschichtigen Charaktere, allen voran Vater und Sohn, kommen authentisch rüber, die Geschichte baut sich langsam auf.

„Die Menschheitsgeschichte ist voll von Falschmeldungen in der ganzen Vielfalt ihrer Formen“ und diese falschen Identitäten, all die unterschiedlichen Wahrnehmungen und noch mehr werden aufs Unterhaltsamste dargeboten. Ein historischer Krimi, der gut unterhält und –soviel sei verraten - schlussendlich auch diesen Fall aufklären wird.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Zutiefst berührend

Solange wir leben
2

„Soll ich ihn ins Grab schubsen? Sie meint den Rabbiner, der am offenen Grab ihres Mannes steht…“ Es sind noch ein paar mehr an Informationen, die ich gleich zu Anfang erfahre. Was für eine Familie! Das ...

„Soll ich ihn ins Grab schubsen? Sie meint den Rabbiner, der am offenen Grab ihres Mannes steht…“ Es sind noch ein paar mehr an Informationen, die ich gleich zu Anfang erfahre. Was für eine Familie! Das denke ich zunächst, aber je mehr ich von David Safier erfahre, denn er ist es, der mir die Geschichte seiner Eltern erzählt, desto mehr verstehe ich sie, desto mehr bin ich ihnen verbunden.

Unterstützt von Vera Teltz und Reinhard Kuhnert hat David Safier das ungekürzte Hörbuch über 11 Stunden und 9 Minuten eingesprochen. Eine mitreißend erzählte Familiengeschichte, die mich ganz tief hat eintauchen lassen in deren Leben voller Höhen und Tiefen. Angefangen von seinem Vater Joschi, als er in Wien studiert, es war das Jahr 1938, hin zu seiner in Bremen ansässigen Mutter Waltraud, vom Kennenlernen und von Waltrauds anderem Verehrer. Das Leben dazwischen war voller Höhenflüge und Abstürze. Aus beiden Perspektiven setzt sich das Gesamtbild zusammen, wobei der Nationalsozialismus und die einhergehende Judenverfolgung Joschis Familie bedroht, während Waltrauds Familie lange Zeit in einem Eisenbahnwaggon wohnen muss. Irgendwann begegnen sich die beiden, er zieht weiter, aber so ganz verlieren sie sich nie aus den Augen.

„So lange wir leben“ werden sie füreinander da sein, so höre ich dies. So manches Mal auch ganz versteckt zwischen den Zeilen, zwischen den Worten. David Safier versteht es meisterhaft, die nicht ganz einfache Geschichte seiner Eltern so einfühlsam und warmherzig, jedoch ohne Gefühlsduselei, zu erzählen. Gelebte Leben in all den Facetten gibt er ungeschönt wieder, Liebe und tiefe Verzweiflung, sich verlassen fühlen und Unverständnis für den anderen haben, aber genauso viel unbändige Freude empfinden und noch vieles mehr, all das vor dem Hintergrund der damaligen Machthaber.

Waltraud war schon Witwe, als sie sich kennenlernten, hatte eine kleine Tochter. Joschi hat lange um sie geworben und irgendwann hat sie ihn erhört, ihr Sohn David wurde geboren. So recht kam Joschi nie auf die Füße, Waltraud war immer die Starke, das Schicksal hat es nicht allzu gut gemeint mit ihnen.

Mich hat dieses packende, zutiefst berührende Hörbuch lang nicht losgelassen. Auch, nachdem die letzten Worte verklungen sind, war ich noch bei ihnen.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Nette Geschichte rund um das Steckerl-Eis

Träume aus Eis
2

Wer diese kühle Köstlichkeit liebt, dessen „Träume aus Eis“ werden wohl nie ausgeträumt sein. Franziska Winkler hat mich mit einem Gute-Laune-Song von Bill Ramsey super in den Auftakt ihrer historischen ...

Wer diese kühle Köstlichkeit liebt, dessen „Träume aus Eis“ werden wohl nie ausgeträumt sein. Franziska Winkler hat mich mit einem Gute-Laune-Song von Bill Ramsey super in den Auftakt ihrer historischen München-Saga eingestimmt, denn „Wumba-Tumba Schokoladeneisverkäufer“ ist ein Ohrwurm, der sich beim Lesen immer mal wieder eingeschlichen hat. Diese kleine Story habe ich vorab aufgeschnappt, hat sich die Autorin doch davon inspirieren lassen, mehr über die Geschichte rund um das Speiseeis zu recherchieren.

Wer kennt sie nicht, die mobilen Eisverkäufer mit ihren Eiswagen, die an heißen Sommertagen in belebten Freizeitparks und wo auch immer sonst noch zu finden sind. Auch Josef Pankofer ist mit seinem italienischen Freund und Partner Mario durch die Straßen Münchens getingelt, doch diese Zeit ist vorbei, Josef eröffnet mit seiner Frau Erna ein kleines Eiscafé, die beiden Töchter helfen natürlich mit und in Fanny haben sie eine tüchtige Hilfe, die überall mit anpackt. Das Glück scheint ihnen hold und doch ist es nicht von Dauer, auch sie spüren die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. Das Geld ist knapp, zudem verliebt sich ihre Älteste ausgerechnet in den Spross eines großen Konkurrenten und die jüngere Tochter hat einen schweren Unfall.

„Träume aus Eis“ führt seine Leser fast hundert Jahre zurück, ich hab mich wohlgefühlt im München von damals. Gleich mal lese ich von den Backfischen, von den jungen Mädchen, die schon mal geflunkert haben, wollten sie ins Kino oder sich heimlich mit einem Jungen treffen.

Neben der fiktiven Familiengeschichte erzählt Franziska Winkler von JOPA-Eis, es ist die wahre Geschichte von Josef Pankofer und seinem Steckerl-Eis. Er hat experimentiert, er war ein Tüftler, der nie aufgab. Schöller hat JOPA noch lange weitervertrieben, heute gibt es die Marke nicht mehr.

So einiges habe ich über die Eisherstellung und speziell über das Eis am Stiel erfahren. Die Familienmitglieder waren mir meist sympathisch, auch wenn ich deren Handlungen nicht immer gut heißen konnte. Und doch waren sie mir nah, auch (aber nicht nur) deshalb, weil der Dialekt in gut lesbarer Form dem Ganzen noch mehr Authentizität verleiht.

Josef Pankofer kommt aus einer wohlhabenden Familie, er hat aber die falsche, weil standesmäßig nicht ebenbürtige Frau, geheiratet. Er stand mittellos da, hat sich mit viel Fleiß und noch mehr Enthusiasmus seinen Traum verwirklicht und ist doch immer wieder an seine Grenzen gestoßen. Eine Geschichte, die das Leben schreibt mit Höhen und Tiefen, so wie das Leben eben ist. Josef Pankofers Idee vom Steckerl-Eis und deren Umsetzung sind lebensnah geschildert, die „Träume aus Eis“ geben Einblick in die Gesellschaft von damals, sie sind gut lesbar umgesetzt.

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Veröffentlicht am 20.04.2023

Spannung pur

One of the Girls
2

„Später werden wir uns nur noch aus einem einzigen Grund an den Junggesellinnenabschied erinnern…“ Diese Aussage zieht sich durch die mitreißende Story und ich rätsle, welche der Girls wohl damit gemeint ...

„Später werden wir uns nur noch aus einem einzigen Grund an den Junggesellinnenabschied erinnern…“ Diese Aussage zieht sich durch die mitreißende Story und ich rätsle, welche der Girls wohl damit gemeint ist, denn der Klappentext verrät die spätere Leiche auf den Klippen und der Titel lässt auf eine der jungen Frauen schließen. Soweit, so klar. Dass nicht alles so ist, wie es den Anschein hat, wird im Laufe des Hörens sichtbarer und doch hält das Ende eine Überraschung bereit.

Lexis Hochzeit steht an und da wollen es ihre Freundinnen nochmal so richtig krachen lassen. Was hier geschieht, bleibt hier. So haben sie es beschlossen, so soll es sein. Die anfängliche Euphorie hält nicht allzu lange vor, denn diese Tage auf einer griechischen Insel verlieren zunehmend ihre Unbeschwertheit. Nicht alle von Lexis Freundinnen kennen sich untereinander gut, auch prallen unterschiedlichste Charaktere aufeinander. Sommer, Sonne, Alkohol… funktioniert nur bedingt, auch kommt immer mehr an die Oberfläche. Da werden Beziehungen durchleuchtet, Geheimnisse hervorgekramt und sowas wie ein roter Faden zieht sich durch die Beziehungsgeflechte.

Das ungekürzte Hörbuch dauert 11 Stunden und 12 Minuten. Diese Stunden vergingen wie im Flug - Julia von Tettenborn und Corinna Dorenkamp, die beiden Sprecherinnen, sind optimal besetzt. Sie geben jeder einzelnen Figur ihre eigene Note, Eifersüchteleien, Alleingänge und all das Zwischenmenschliche werden gut nachvollziehbar, sehr authentisch, dargeboten. Die Perspektiven wechseln, man lernt sie alle näher kennen und entwickelt dabei Sympathien und lehnt andere in ihrem Auftreten eher ab.

„One of the girls“ entwickelte sofort einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte und es auch nicht wollte, die Story war und ist von Anfang an spannend. Ein wundervoller Kurzurlaub mit Kuschelfaktor hätte es werden sollen, wenn all die Geheimnisse, Halbwahrheiten und Lügen nicht gewesen wären. So bröckeln nach und nach die Fassaden. Der Weg dahin ist gut durchdacht und glaubhaft dargestellt. Ein durchgehend fesselnder Thriller mit einem Schluss, den ich so nie vermutet hätte.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Actionreicher Agententhriller

Seventeen
2

Als erfolgreicher Drehbuchautor legt John Brownlow mit „Seventeen“ seinen ersten Thriller in Buchform vor, der Nachfolgeband „Eighteen“ ist schon in Arbeit.

ER stellt sich vor ohne eine Spur von Eitelkeit ...

Als erfolgreicher Drehbuchautor legt John Brownlow mit „Seventeen“ seinen ersten Thriller in Buchform vor, der Nachfolgeband „Eighteen“ ist schon in Arbeit.

ER stellt sich vor ohne eine Spur von Eitelkeit und verspricht, den auf der Innenseite seines Silberringes eingravierten Wortlaut zu verraten. Nur jetzt ist es dafür noch zu früh, wir lernen uns gerade erst kennen. Und ja – ich lerne ihn auf eine nicht sehr angenehme Weise kennen. Er ist in Berlin, in einer Bank, und erledigt seinen Auftrag. Ohne mit der Wimper zu zucken, denn er ist Seventeen, der gefürchtetste Auftragskiller der Welt. Nur sein unmittelbarer Vorgänger – Sixteen - hat überlebt und auch jetzt gilt die Devise: Zwei sind einer zuviel, einer muss eliminiert werden. Das Spiel beginnt.

„Wenn man zum ersten Mal jemanden tötet, bringt man auch den Menschen um, der man bis dahin war.“ So wird es wohl sein, man muss stahlhart sein – jeder Auftrag muss professionell abgearbeitet werden. Was im Endeffekt heißt, zu töten. Jede Regierung der Erde nimmt ihre Dienste in Anspruch.

Und Action! Heißt es viel zu oft, die Schieß- und Verfolgungsszenen sind tonangebend. Natürlich sind die passenden Werkzeuge in Form von Pistolen, Gewehren, Handgranaten und alles, was zum Töten taugt, stets zur Hand oder als passendes Accessoire am Gürtel. Teufelskerle sind sie, keine Verletzung ist zu schwer, als dass sie nicht weiterkämpfen könnten. Seventeen jagt Sixteen oder umgekehrt oder sie jagen gemeinsam und natürlich ist auch immer gleich ein fahrbarer Untersatz mit steckendem Schlüssel genau da, wo sie bedrängt werden und unbedingt abhauen müssen, auch vermisst diese auf nicht ganz legale Weise besorgten Fahrzeuge keiner. Es läuft alles glatt, sie sind eher Maschinen denn Menschen.

Der Klappentext verspricht eine richtig gute Story. Alles beginnt so rasant wie gnadenlos, ich bin dabei. Die anfängliche Euphorie hat sich aber schnell gelegt, es wird zunehmend langatmig mit allgegenwärtigem Gemetzel und Abknallerei. Eine Rahmenhandlung gibt es schon auch, jedoch stehen diese actionreichen Szenen im Vordergrund, alles andere ist eher ein Nebenher. Meine Nerven werden nie strapaziert, auch über die grausamsten Szenen lese ich drüber hinweg. Ja, ich mag Thriller, sie dürfen blutig sein, grausam und sogar widerlich. „Seventeen“ ist im Stile der amerikanischen Serien mit schnellen Szenenwechseln angelegt, durchaus gut zu lesen. Allerdings hat mich die Story nicht gefesselt, ich habe das Buch mehrmals ohne Bedauern zur Seite gelegt, was ich bei Thrillern nicht unbedingt mache. Trotz allem ist dieser Agententhriller leicht und schnell zu lesen, meine anfängliche Euphorie, die durchaus vorhanden war, hat sich zunehmend gelegt, den Nachfolgeband überlasse ich gerne anderen.

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