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Veröffentlicht am 16.04.2023

Eine in jeglicher Hinsicht stürmische Reise nach Triest

Sturm über Triest
2

Nachdem ich Bruno Zabini, Inspector I. Klasse im k.u.k. Polizeiagenteninstitut von Triest, kürzlich im „Caffè in Triest“ getroffen und schätzen gelernt habe, begleite ich ihn natürlich auch bei diesem ...

Nachdem ich Bruno Zabini, Inspector I. Klasse im k.u.k. Polizeiagenteninstitut von Triest, kürzlich im „Caffè in Triest“ getroffen und schätzen gelernt habe, begleite ich ihn natürlich auch bei diesem „Sturm über Triest“. Es ist der dritte und bedauerlicherweise letzte Teil um Bruno, der „Dampfer ab Triest“ war der Auftakt dieser Trilogie, die Günter Neuwirth so unterhaltsam wie historisch gut recherchiert darbietet.

Wir schreiben das Jahr 1907, es ist der 3. November, ein Sonntag. Nicht nur der Scirocco tobt über der Stadt, auch sind Agenten jeglicher Couleur unterwegs. Russen, Engländer, Franzosen, Italiener, auch Amerikaner tummeln sich hier, sie alle haben es auf gewisse Pläne abgesehen. Bruno war beurlaubt und kaum ist er wieder im Dienst, wird auf den Gleisen ein Toter gefunden. Es ist nicht irgendein Toter, nein. Er war Schiffbau-Ingenieur, das Land braucht neue Schlachtschiffe. Welche Bewandtnis es mit ihm hat, weshalb ihm vermutlich nach dem Leben getrachtet wurde, wird lange nicht gesehen. Oder hat Lainer, so der Tote, doch nichts mit den Agenten und den Geheimdiensten zu tun?

Neben den sehr fordernden beruflichen Belangen ist Brunos Privatleben schon auch Thema. Und das hat es in sich, er ist charmant, äußerst unterhaltsam und sehr begehrt. Ich treffe in Brunos Umfeld alte Bekannte, natürlich auch Fedora und Luise. Beiden ist er sehr nahe, sie verstehen sich auch untereinander gut. Und beide Frauen haben ihre eigenen Probleme, von denen ich hier auch so einiges erfahre. Und da ist noch eine gewisse Gräfin, sie kreuzt seinen Weg nicht nur in seiner Funktion als Polizeiagent.

Günter Neuwirth verwebt gekonnt Fiktives mit Historischem. Letzteres ist gut recherchiert, ich habe in seinen Büchern so manches dazugelernt und das auf sehr unterhaltsame Weise. Und nicht nur das, auch passt er seinen Schreibstil perfekt der Zeit von anno dazumal an, was aber den Lesefluss so gar nicht stört, eher im Gegenteil. Durch diese Anpassung, die beileibe nicht altbacken daherkommt, wird die nuancenreiche Story noch glaubwürdiger, weil authentisch.

Nebenbei bemerkt, gefällt mir das Personenverzeichnis, das vor das Geschehen gedruckt ist. Gegliedert ist dies in Brunos privatem Umfeld, der Triester Polizei und den wichtigsten Akteuren. So kommt man schnell in die Story und hat gleich mal einen guten Überblick. Auch das Cover vermittelt einen ersten Eindruck sowohl in die Thematik als auch in diese Zeit.

Ja, es geht in vielerlei Hinsicht stürmisch zu. Sowohl in Brunos Heimatstadt als auch in seinem Privatleben. Nun heißt es Abschied nehmen von Bruno, mein Aufenthalt in Triest war trotz des tobenden Agentenkrieges und den nicht nur witterungsbedingt stürmisch bis frostigen Verhältnissen sehr angenehm. Das nunmehr dritte Mal hat Inspector Bruno Zabini im diesmal stürmischen Triest ermittelt, es ist der gelungene Abschluss der Trilogie um den Polizeiagenten in seinem Triest.

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Veröffentlicht am 14.04.2023

Was geschah damals wirklich?

Totes Moor
2

Wer kennt sie nicht, die Schauermärchen über das Moor. Das Rote Moor in der Rhön ist Schauplatz dieses wendungsreichen, dieses spannungsgeladenen Krimis. „Totes Moor“ ist der Auftaktband einer neuen Krimireihe ...

Wer kennt sie nicht, die Schauermärchen über das Moor. Das Rote Moor in der Rhön ist Schauplatz dieses wendungsreichen, dieses spannungsgeladenen Krimis. „Totes Moor“ ist der Auftaktband einer neuen Krimireihe um den jungen Kriminalkommissar Janosch Janssen.

Bedrückend geht es los, als zwei Wanderer am Rande des Moores ein Licht sehen und darunter einen Menschen vermuten. Nachdem die Leiche geborgen wurde, ist deren Identität schnell geklärt. Es handelt sich um die vor Jahren spurlos verschwundene Matilda Nolte.

Janosch, der sich wieder in seinen Heimatort hat versetzen lassen, um sich um seine kranke Mutter zu kümmern, hat Matilda gekannt und nicht nur das, sie war sein heimlicher Jugendschwarm. Der Schock sitzt tief und natürlich will er wissen, was sich damals zugetragen hat. Denn sein inzwischen verstorbener Vater galt als Hauptverdächtiger. Die Soko Rotes Moor unter der Federführung von Diana Quester will Janosch zunächst nicht in die Ermittlungen einbinden, also geht er für sich alleine den damaligen Spuren nach. Nachdem er so einiges herausgefunden hat, bleibt Diana nichts anderes übrig, als ihn dann doch ins Team zu holen.

Neben den immer wieder ins Leere laufenden Ermittlungen lese ich in Rückblicken von damals. Die kursiv gedruckten, eher kurz gehaltenen Momente aus der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf ihren Mörder zu. Nur soviel wissen sie nach der Obduktion, dass Matilda wahrscheinlich an 14 Stichen im Bauchbereich starb. Aber wer hat sie getötet?

Janosch habe ich gleich gemocht, er ist ein sehr umgänglicher Typ und ein exzellenter Polizist dazu. Das muss – wenn auch zähneknirschend – sogar Diana einsehen, wenn auch nicht durchgängig. Schon damals, als Matilda verschwand, hat sie mit wenig Erfolg ermittelt und auch jetzt tappt sie des Öfteren im Dunkeln, was sie mit Härte und Chuzpe zu überspielen versucht. Sie ist eine unangenehme Person, die sich oftmals selbst zu wichtig nimmt.

Das Kriminalistische steht im Vordergrund, mit eingeflochten ist auch Privates, das Gesamtpotpourri ist ein gelungenes Ganzes. Die Charaktere, allen voran die beiden Vorgenannten, sind gut gezeichnet, sie haben Biss und Durchsetzungsvermögen, jeder auf seine ganz spezielle Art. Die Spannung ist durchgehend da, der Lösung meint man nahe zu sein und doch lässt sie lange auf sich warten, es gibt so etliche Wendungen, so manche Spur verläuft ins Nichts. Diesen ersten Fall für Janosch Janssen habe ich am Stück gelesen, es war ein spannender Einstieg in die Krimireihe und freue ich mich auf die Folgebände.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Dem Wahnsinn auf der Spur

Wahnspiel
2

Eine sehr beklemmende Szene bekomme ich gleich mal vorgesetzt. Da schwingt einer einen Baseballschläger, das Gesicht gleicht eher einem glupschäugigen Frosch, die Jeans schlackert um seine dünnen Beine, ...

Eine sehr beklemmende Szene bekomme ich gleich mal vorgesetzt. Da schwingt einer einen Baseballschläger, das Gesicht gleicht eher einem glupschäugigen Frosch, die Jeans schlackert um seine dünnen Beine, dazu der schwarze Hoodie… Wer filmt da? Und wer hat diesen Clip ins Netz gestellt? Schon der Prolog lässt Schreckliches ahnen.

Das „Wahnspiel“ hat viele Darsteller, die beiden Hauptakteure werden mir auf der vorderen und der hinteren Innenseite des Umschlags in Stichpunkten vorgestellt. Sofija Marković ist Kriminalhauptkommissarin, sie leitet die spätere Soko und holt zur Verstärkung ihres Teams den Kriminaloberkommissar Alexander Schwerdt dazu. Zwei ganz und gar gegensätzliche Typen, die sich nicht besonders mögen und sich doch ergänzen, auch wenn dies nicht unbedingt auf den ersten Blick sichtbar wird.

Dass Lukas Schneider vorzeitig aus der Haft entlassen wird, passt einer gewissen Klientel so gar nicht. Die Hater sind online unterwegs und nicht nur das, bald auch stehen sie vor seiner Tür, die Bedrohung ist real. Als dann Schneider spurlos verschwindet und durch Zufall seine rechte Hand gefunden wird, nimmt der Wahnsinn seinen Lauf. Der Fall gestaltet sich sehr komplex, auch bleibt es beileibe nicht bei dem einen Vermissten und auch nicht bei dem einen grausigen Fund.

Es ist ein durchaus realistisches Szenario, im Schutze der Anonymität werden Hassparolen und Tötungsphantasien auf die Spitze getrieben. Und nicht nur Schneider bekommt dies zu spüren, auch die Ermittler, allen voran Alex, geraten ins Fadenkreuz. Daneben tritt eine Burschenschaft in den Fokus, so etlichen zwielichtigen Gestalten ist nicht zu trauen bzw. ist ihnen alles zuzutrauen, auch spielt der Rechtsradikalismus mit hinein.

Die umfangreichen Ermittlungen stehen im Vordergrund, ganz klar. Und doch lässt Kilian Eisfeld seine Leser auch ein wenig hinter die privaten Kulissen der Kommissare mit all ihren Schwächen, mit ihren Vorlieben und so manchen Macken blicken. Es sind durchaus auch launige Momente dabei, wenn etwa Alex seine Katze als Massenmörder entlarvt oder Sofija lapidar meint, dass man in die Steckdose greifen sollte, wenn man Spannung haben möchte, schließlich sind sie Beamte. Diese kleinen, humorigen Spitzen lockern das sehr bedrückende, grausame Spiel auf.

Es ist der erste Fall für die Heidelberger Kommissare und auch der erste Kriminalroman aus der Feder von Kilian Eisfeld, dessen historische Romane ich schätze. Diese schreibt er als Daniel Wolf, sehr unterhaltsam, sehr kurzweilig - was auch für diesen seinen ersten Krimi gilt. Ich hoffe, dass das Duo Alex Schwerdt und Sofija Marković bald wieder ermittelt, ich würde mich freuen.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Unterhaltsam, humorig mit einer gehörigen Prise Ernsthaftigkeit

Lemmings Blues
2

„Nichts ist, wie es scheint, und alles ist vielleicht ganz anders. Aber sicher ist das nicht.“ Nein, sicher ist gar nichts, aber möglich ist alles, meistens zumindest. Ein wenig verschwurbelt? Ja, schon. ...

„Nichts ist, wie es scheint, und alles ist vielleicht ganz anders. Aber sicher ist das nicht.“ Nein, sicher ist gar nichts, aber möglich ist alles, meistens zumindest. Ein wenig verschwurbelt? Ja, schon. Es gibt noch etliche dieser Sätze, auch solche, die man ohne groß nachzudenken sofort versteht.

Der Lemming ist ein Wiener durch und durch. Er, der ehemalige Polizist, betreibt mit seinem Spezl eine Agentur. Seit nunmehr drei Jahren sind der Lemming und sein Partner Polivka detektivisch unterwegs. Alle sind ausgeflogen, nur er hält die Stellung. Seine Familie ist gen Amsterdam aufgebrochen, auch Polivka wandelt auf Freiersfüßen, als die Tür aufgeht, eine Frau in Blau hereinstürmt und ihm einen Mops regelrecht aufzwingt. So schnell kann er gar nicht schauen, ist sie wieder weg. Was war das? Und wer spricht da? Halluziniert er? Nein, es war der Mops…

Sehr unterhaltsam, sehr mysteriös und launig starte ich in „Lemmings Blues“. Auf humorige Weise sind die brennenden Themen unserer Zeit benannt. Sei es der Krieg in Osteuropa, das Virus und die Pandemie oder gar der „alternde, mit Botox aufgespritzte Rottweiler…“ und noch so vieles mehr. Man weiß sofort, was und wer hier gemeint ist.

Und ganz nebenbei gibt es auch noch eine Leiche, da ist detektivischer Spürsinn gefragt. Auch ist so mancher Verschwörungstheoretiker unterwegs, Action gibt es reichlich. Stefan Slupetzkys Schreibstil ist witzig, spritzig, schräg und immer unterhaltsam. Der Ton ändert sich minimal, als es in Richtung Verschwörung geht. Für mich ist diese ganze Thematik eher hanebüchen, eine gewisse Klientel jedoch verbreitet diese und ist sogar noch von diesen kruden Ideen überzeugt. All dies ist eingebettet in die Story um den Mops, der von gewissen Leuten unbedingt gefunden werden muss. Warum, das wird zunehmen klarer.

Ein kurzweiliger, zudem sehr vergnüglicher Lesespaß mit durchaus ernstem Hintergrund. Diese Reise nach Wien und hier unterwegs mit dem Lemming hat sich allemal gelohnt.

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Gelungener Auftakt um Vito Grassi – ein Ligurien-Krimi

Abschied auf Italienisch
2

Vito Grassi ist mit seinem roten Flitzer unterwegs nach Ligurien, er hat hier ein Haus geerbt. Direkt an der Küste der so malerisch gelegenen fünf Bergdörfer, der Cinque Terre, bin auch ich gedanklich ...

Vito Grassi ist mit seinem roten Flitzer unterwegs nach Ligurien, er hat hier ein Haus geerbt. Direkt an der Küste der so malerisch gelegenen fünf Bergdörfer, der Cinque Terre, bin auch ich gedanklich bei Vito, ich mache es mir auf dem Beifahrersitz seines Elektroautos gemütlich und betrachte mir dabei das Buch näher. Es lohnt sich allemal, ist doch auf der aufklappbaren hinteren Innenseite eine Karte von diesem Küstenabschnitt zu finden. Von La Spezia bis hinauf nach Sestri liegen diese doch sehr bekannten Orte am Ligurischen Meer. Der Autor kennt sich hier aus, er lebt und schreibt hier. Im Innenteil des vorderen Umschlags beantwortet Andrea Bonetto Fragen zu seiner Hauptfigur, zu Spannungsliteratur und zu Italien überhaupt, dem la dolce vita und noch mehr.

Ein wenig Fernweh ist schon auch dabei, während ich mich mit Vito an die Aufklärung der zwei Mordfälle mache. Denn nachdem der Commissario endlich das Haus gefunden und die engen Straßen bezwungen hat, wird er erstmal mit Toni konfrontiert. Und ja, er weiß schon, dass Toni das Haus hütet, aber er erwartet logischerweise einen Mann…

Das Private wird aufs unterhaltsamste dargestellt, aber er hat zu ermitteln. Und das zunächst zu einem Todesfall, der viele Rätsel aufgibt. Daneben hat er auch noch seine neuen Kollegen und Kolleginnen, auch hier muss Vito sich erst beweisen. Mit diesem ersten Todesfall kommen sie nicht recht vorwärts, da wird auch schon eine zweite Leiche eher durch Zufall entdeckt.

Die Ermittlungen und das private Geplänkel vermengen sich. Zuweilen hatte ich eher das Gefühl, dass sich die Story nach dem unterhaltsamen Auftakt zieht, sie eher dahinplätschert. Zwar nicht uninteressant, die kriminalistischen Elemente waren meist da und doch wollte ich mehr, wollte weiter, wollte die Ermittlungen vorantreiben.

Die Charaktere, allen voran Vito und Toni, sind gut nachvollziehbar gezeichnet, sie haben genug Ecken und Kanten – beide. Der Ligurien-Krimi zeichnet sich aus durch Lokalkolorit, neben den beiden Hauptakteuren mischen noch so einige andere mit, denen ich nicht näher gekommen bin, sie blieben letztendlich blass. Die Story lebt mit und durch den Commissario Vito Grassi und der eher verschlossenen, oftmals bärbeißigen Toni. Alles in allem ein kurzweiliger Trip in eine wunderschöne Gegend, ein Ligurien-Krimi, der gelesen werden will. Und gerne bin ich bei Vitos nächstem Fall wieder dabei.

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