Profilbild von Magnolia

Magnolia

Lesejury Star
online

Magnolia ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Magnolia über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2023

Nette Geschichte rund um das Steckerl-Eis

Träume aus Eis
2

Wer diese kühle Köstlichkeit liebt, dessen „Träume aus Eis“ werden wohl nie ausgeträumt sein. Franziska Winkler hat mich mit einem Gute-Laune-Song von Bill Ramsey super in den Auftakt ihrer historischen ...

Wer diese kühle Köstlichkeit liebt, dessen „Träume aus Eis“ werden wohl nie ausgeträumt sein. Franziska Winkler hat mich mit einem Gute-Laune-Song von Bill Ramsey super in den Auftakt ihrer historischen München-Saga eingestimmt, denn „Wumba-Tumba Schokoladeneisverkäufer“ ist ein Ohrwurm, der sich beim Lesen immer mal wieder eingeschlichen hat. Diese kleine Story habe ich vorab aufgeschnappt, hat sich die Autorin doch davon inspirieren lassen, mehr über die Geschichte rund um das Speiseeis zu recherchieren.

Wer kennt sie nicht, die mobilen Eisverkäufer mit ihren Eiswagen, die an heißen Sommertagen in belebten Freizeitparks und wo auch immer sonst noch zu finden sind. Auch Josef Pankofer ist mit seinem italienischen Freund und Partner Mario durch die Straßen Münchens getingelt, doch diese Zeit ist vorbei, Josef eröffnet mit seiner Frau Erna ein kleines Eiscafé, die beiden Töchter helfen natürlich mit und in Fanny haben sie eine tüchtige Hilfe, die überall mit anpackt. Das Glück scheint ihnen hold und doch ist es nicht von Dauer, auch sie spüren die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. Das Geld ist knapp, zudem verliebt sich ihre Älteste ausgerechnet in den Spross eines großen Konkurrenten und die jüngere Tochter hat einen schweren Unfall.

„Träume aus Eis“ führt seine Leser fast hundert Jahre zurück, ich hab mich wohlgefühlt im München von damals. Gleich mal lese ich von den Backfischen, von den jungen Mädchen, die schon mal geflunkert haben, wollten sie ins Kino oder sich heimlich mit einem Jungen treffen.

Neben der fiktiven Familiengeschichte erzählt Franziska Winkler von JOPA-Eis, es ist die wahre Geschichte von Josef Pankofer und seinem Steckerl-Eis. Er hat experimentiert, er war ein Tüftler, der nie aufgab. Schöller hat JOPA noch lange weitervertrieben, heute gibt es die Marke nicht mehr.

So einiges habe ich über die Eisherstellung und speziell über das Eis am Stiel erfahren. Die Familienmitglieder waren mir meist sympathisch, auch wenn ich deren Handlungen nicht immer gut heißen konnte. Und doch waren sie mir nah, auch (aber nicht nur) deshalb, weil der Dialekt in gut lesbarer Form dem Ganzen noch mehr Authentizität verleiht.

Josef Pankofer kommt aus einer wohlhabenden Familie, er hat aber die falsche, weil standesmäßig nicht ebenbürtige Frau, geheiratet. Er stand mittellos da, hat sich mit viel Fleiß und noch mehr Enthusiasmus seinen Traum verwirklicht und ist doch immer wieder an seine Grenzen gestoßen. Eine Geschichte, die das Leben schreibt mit Höhen und Tiefen, so wie das Leben eben ist. Josef Pankofers Idee vom Steckerl-Eis und deren Umsetzung sind lebensnah geschildert, die „Träume aus Eis“ geben Einblick in die Gesellschaft von damals, sie sind gut lesbar umgesetzt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.04.2023

Spannung pur

One of the Girls
2

„Später werden wir uns nur noch aus einem einzigen Grund an den Junggesellinnenabschied erinnern…“ Diese Aussage zieht sich durch die mitreißende Story und ich rätsle, welche der Girls wohl damit gemeint ...

„Später werden wir uns nur noch aus einem einzigen Grund an den Junggesellinnenabschied erinnern…“ Diese Aussage zieht sich durch die mitreißende Story und ich rätsle, welche der Girls wohl damit gemeint ist, denn der Klappentext verrät die spätere Leiche auf den Klippen und der Titel lässt auf eine der jungen Frauen schließen. Soweit, so klar. Dass nicht alles so ist, wie es den Anschein hat, wird im Laufe des Hörens sichtbarer und doch hält das Ende eine Überraschung bereit.

Lexis Hochzeit steht an und da wollen es ihre Freundinnen nochmal so richtig krachen lassen. Was hier geschieht, bleibt hier. So haben sie es beschlossen, so soll es sein. Die anfängliche Euphorie hält nicht allzu lange vor, denn diese Tage auf einer griechischen Insel verlieren zunehmend ihre Unbeschwertheit. Nicht alle von Lexis Freundinnen kennen sich untereinander gut, auch prallen unterschiedlichste Charaktere aufeinander. Sommer, Sonne, Alkohol… funktioniert nur bedingt, auch kommt immer mehr an die Oberfläche. Da werden Beziehungen durchleuchtet, Geheimnisse hervorgekramt und sowas wie ein roter Faden zieht sich durch die Beziehungsgeflechte.

Das ungekürzte Hörbuch dauert 11 Stunden und 12 Minuten. Diese Stunden vergingen wie im Flug - Julia von Tettenborn und Corinna Dorenkamp, die beiden Sprecherinnen, sind optimal besetzt. Sie geben jeder einzelnen Figur ihre eigene Note, Eifersüchteleien, Alleingänge und all das Zwischenmenschliche werden gut nachvollziehbar, sehr authentisch, dargeboten. Die Perspektiven wechseln, man lernt sie alle näher kennen und entwickelt dabei Sympathien und lehnt andere in ihrem Auftreten eher ab.

„One of the girls“ entwickelte sofort einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte und es auch nicht wollte, die Story war und ist von Anfang an spannend. Ein wundervoller Kurzurlaub mit Kuschelfaktor hätte es werden sollen, wenn all die Geheimnisse, Halbwahrheiten und Lügen nicht gewesen wären. So bröckeln nach und nach die Fassaden. Der Weg dahin ist gut durchdacht und glaubhaft dargestellt. Ein durchgehend fesselnder Thriller mit einem Schluss, den ich so nie vermutet hätte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.04.2023

Actionreicher Agententhriller

Seventeen
2

Als erfolgreicher Drehbuchautor legt John Brownlow mit „Seventeen“ seinen ersten Thriller in Buchform vor, der Nachfolgeband „Eighteen“ ist schon in Arbeit.

ER stellt sich vor ohne eine Spur von Eitelkeit ...

Als erfolgreicher Drehbuchautor legt John Brownlow mit „Seventeen“ seinen ersten Thriller in Buchform vor, der Nachfolgeband „Eighteen“ ist schon in Arbeit.

ER stellt sich vor ohne eine Spur von Eitelkeit und verspricht, den auf der Innenseite seines Silberringes eingravierten Wortlaut zu verraten. Nur jetzt ist es dafür noch zu früh, wir lernen uns gerade erst kennen. Und ja – ich lerne ihn auf eine nicht sehr angenehme Weise kennen. Er ist in Berlin, in einer Bank, und erledigt seinen Auftrag. Ohne mit der Wimper zu zucken, denn er ist Seventeen, der gefürchtetste Auftragskiller der Welt. Nur sein unmittelbarer Vorgänger – Sixteen - hat überlebt und auch jetzt gilt die Devise: Zwei sind einer zuviel, einer muss eliminiert werden. Das Spiel beginnt.

„Wenn man zum ersten Mal jemanden tötet, bringt man auch den Menschen um, der man bis dahin war.“ So wird es wohl sein, man muss stahlhart sein – jeder Auftrag muss professionell abgearbeitet werden. Was im Endeffekt heißt, zu töten. Jede Regierung der Erde nimmt ihre Dienste in Anspruch.

Und Action! Heißt es viel zu oft, die Schieß- und Verfolgungsszenen sind tonangebend. Natürlich sind die passenden Werkzeuge in Form von Pistolen, Gewehren, Handgranaten und alles, was zum Töten taugt, stets zur Hand oder als passendes Accessoire am Gürtel. Teufelskerle sind sie, keine Verletzung ist zu schwer, als dass sie nicht weiterkämpfen könnten. Seventeen jagt Sixteen oder umgekehrt oder sie jagen gemeinsam und natürlich ist auch immer gleich ein fahrbarer Untersatz mit steckendem Schlüssel genau da, wo sie bedrängt werden und unbedingt abhauen müssen, auch vermisst diese auf nicht ganz legale Weise besorgten Fahrzeuge keiner. Es läuft alles glatt, sie sind eher Maschinen denn Menschen.

Der Klappentext verspricht eine richtig gute Story. Alles beginnt so rasant wie gnadenlos, ich bin dabei. Die anfängliche Euphorie hat sich aber schnell gelegt, es wird zunehmend langatmig mit allgegenwärtigem Gemetzel und Abknallerei. Eine Rahmenhandlung gibt es schon auch, jedoch stehen diese actionreichen Szenen im Vordergrund, alles andere ist eher ein Nebenher. Meine Nerven werden nie strapaziert, auch über die grausamsten Szenen lese ich drüber hinweg. Ja, ich mag Thriller, sie dürfen blutig sein, grausam und sogar widerlich. „Seventeen“ ist im Stile der amerikanischen Serien mit schnellen Szenenwechseln angelegt, durchaus gut zu lesen. Allerdings hat mich die Story nicht gefesselt, ich habe das Buch mehrmals ohne Bedauern zur Seite gelegt, was ich bei Thrillern nicht unbedingt mache. Trotz allem ist dieser Agententhriller leicht und schnell zu lesen, meine anfängliche Euphorie, die durchaus vorhanden war, hat sich zunehmend gelegt, den Nachfolgeband überlasse ich gerne anderen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.04.2023

Eine in jeglicher Hinsicht stürmische Reise nach Triest

Sturm über Triest
2

Nachdem ich Bruno Zabini, Inspector I. Klasse im k.u.k. Polizeiagenteninstitut von Triest, kürzlich im „Caffè in Triest“ getroffen und schätzen gelernt habe, begleite ich ihn natürlich auch bei diesem ...

Nachdem ich Bruno Zabini, Inspector I. Klasse im k.u.k. Polizeiagenteninstitut von Triest, kürzlich im „Caffè in Triest“ getroffen und schätzen gelernt habe, begleite ich ihn natürlich auch bei diesem „Sturm über Triest“. Es ist der dritte und bedauerlicherweise letzte Teil um Bruno, der „Dampfer ab Triest“ war der Auftakt dieser Trilogie, die Günter Neuwirth so unterhaltsam wie historisch gut recherchiert darbietet.

Wir schreiben das Jahr 1907, es ist der 3. November, ein Sonntag. Nicht nur der Scirocco tobt über der Stadt, auch sind Agenten jeglicher Couleur unterwegs. Russen, Engländer, Franzosen, Italiener, auch Amerikaner tummeln sich hier, sie alle haben es auf gewisse Pläne abgesehen. Bruno war beurlaubt und kaum ist er wieder im Dienst, wird auf den Gleisen ein Toter gefunden. Es ist nicht irgendein Toter, nein. Er war Schiffbau-Ingenieur, das Land braucht neue Schlachtschiffe. Welche Bewandtnis es mit ihm hat, weshalb ihm vermutlich nach dem Leben getrachtet wurde, wird lange nicht gesehen. Oder hat Lainer, so der Tote, doch nichts mit den Agenten und den Geheimdiensten zu tun?

Neben den sehr fordernden beruflichen Belangen ist Brunos Privatleben schon auch Thema. Und das hat es in sich, er ist charmant, äußerst unterhaltsam und sehr begehrt. Ich treffe in Brunos Umfeld alte Bekannte, natürlich auch Fedora und Luise. Beiden ist er sehr nahe, sie verstehen sich auch untereinander gut. Und beide Frauen haben ihre eigenen Probleme, von denen ich hier auch so einiges erfahre. Und da ist noch eine gewisse Gräfin, sie kreuzt seinen Weg nicht nur in seiner Funktion als Polizeiagent.

Günter Neuwirth verwebt gekonnt Fiktives mit Historischem. Letzteres ist gut recherchiert, ich habe in seinen Büchern so manches dazugelernt und das auf sehr unterhaltsame Weise. Und nicht nur das, auch passt er seinen Schreibstil perfekt der Zeit von anno dazumal an, was aber den Lesefluss so gar nicht stört, eher im Gegenteil. Durch diese Anpassung, die beileibe nicht altbacken daherkommt, wird die nuancenreiche Story noch glaubwürdiger, weil authentisch.

Nebenbei bemerkt, gefällt mir das Personenverzeichnis, das vor das Geschehen gedruckt ist. Gegliedert ist dies in Brunos privatem Umfeld, der Triester Polizei und den wichtigsten Akteuren. So kommt man schnell in die Story und hat gleich mal einen guten Überblick. Auch das Cover vermittelt einen ersten Eindruck sowohl in die Thematik als auch in diese Zeit.

Ja, es geht in vielerlei Hinsicht stürmisch zu. Sowohl in Brunos Heimatstadt als auch in seinem Privatleben. Nun heißt es Abschied nehmen von Bruno, mein Aufenthalt in Triest war trotz des tobenden Agentenkrieges und den nicht nur witterungsbedingt stürmisch bis frostigen Verhältnissen sehr angenehm. Das nunmehr dritte Mal hat Inspector Bruno Zabini im diesmal stürmischen Triest ermittelt, es ist der gelungene Abschluss der Trilogie um den Polizeiagenten in seinem Triest.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.04.2023

Was geschah damals wirklich?

Totes Moor
2

Wer kennt sie nicht, die Schauermärchen über das Moor. Das Rote Moor in der Rhön ist Schauplatz dieses wendungsreichen, dieses spannungsgeladenen Krimis. „Totes Moor“ ist der Auftaktband einer neuen Krimireihe ...

Wer kennt sie nicht, die Schauermärchen über das Moor. Das Rote Moor in der Rhön ist Schauplatz dieses wendungsreichen, dieses spannungsgeladenen Krimis. „Totes Moor“ ist der Auftaktband einer neuen Krimireihe um den jungen Kriminalkommissar Janosch Janssen.

Bedrückend geht es los, als zwei Wanderer am Rande des Moores ein Licht sehen und darunter einen Menschen vermuten. Nachdem die Leiche geborgen wurde, ist deren Identität schnell geklärt. Es handelt sich um die vor Jahren spurlos verschwundene Matilda Nolte.

Janosch, der sich wieder in seinen Heimatort hat versetzen lassen, um sich um seine kranke Mutter zu kümmern, hat Matilda gekannt und nicht nur das, sie war sein heimlicher Jugendschwarm. Der Schock sitzt tief und natürlich will er wissen, was sich damals zugetragen hat. Denn sein inzwischen verstorbener Vater galt als Hauptverdächtiger. Die Soko Rotes Moor unter der Federführung von Diana Quester will Janosch zunächst nicht in die Ermittlungen einbinden, also geht er für sich alleine den damaligen Spuren nach. Nachdem er so einiges herausgefunden hat, bleibt Diana nichts anderes übrig, als ihn dann doch ins Team zu holen.

Neben den immer wieder ins Leere laufenden Ermittlungen lese ich in Rückblicken von damals. Die kursiv gedruckten, eher kurz gehaltenen Momente aus der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf ihren Mörder zu. Nur soviel wissen sie nach der Obduktion, dass Matilda wahrscheinlich an 14 Stichen im Bauchbereich starb. Aber wer hat sie getötet?

Janosch habe ich gleich gemocht, er ist ein sehr umgänglicher Typ und ein exzellenter Polizist dazu. Das muss – wenn auch zähneknirschend – sogar Diana einsehen, wenn auch nicht durchgängig. Schon damals, als Matilda verschwand, hat sie mit wenig Erfolg ermittelt und auch jetzt tappt sie des Öfteren im Dunkeln, was sie mit Härte und Chuzpe zu überspielen versucht. Sie ist eine unangenehme Person, die sich oftmals selbst zu wichtig nimmt.

Das Kriminalistische steht im Vordergrund, mit eingeflochten ist auch Privates, das Gesamtpotpourri ist ein gelungenes Ganzes. Die Charaktere, allen voran die beiden Vorgenannten, sind gut gezeichnet, sie haben Biss und Durchsetzungsvermögen, jeder auf seine ganz spezielle Art. Die Spannung ist durchgehend da, der Lösung meint man nahe zu sein und doch lässt sie lange auf sich warten, es gibt so etliche Wendungen, so manche Spur verläuft ins Nichts. Diesen ersten Fall für Janosch Janssen habe ich am Stück gelesen, es war ein spannender Einstieg in die Krimireihe und freue ich mich auf die Folgebände.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere