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Veröffentlicht am 16.12.2022

Rache!

Die Blutliste
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Quereinsteiger bin ich sozusagen, habe Martin Abel, seines Zeichens Fallanalytiker, erst jetzt für mich entdeckt. Und was für eine Entdeckung das ist, mein Thriller-Herz jubiliert. Zur Einstimmung in die ...

Quereinsteiger bin ich sozusagen, habe Martin Abel, seines Zeichens Fallanalytiker, erst jetzt für mich entdeckt. Und was für eine Entdeckung das ist, mein Thriller-Herz jubiliert. Zur Einstimmung in die „Blutliste“ lande ich direkt auf dem Friedhof. Irgendwelche Eindringliche sollen hier eine Party feiern, zumindest wird es so an den Friedhofswärter weitergegeben. Dieser macht sich natürlich sofort auf den Weg, es ist finstere Nacht, der Regen lässt um ein frisch ausgehobenes Grab die Erde absinken. Und da – das Grauen nimmt seinen Anfang.

Rainer Löffler gehört definitiv zur ersten Riege der Thriller-Autoren. Sein Schreibstil ist absolut fesselnd und - man braucht Nerven wie Drahtseile. Wenn man die aber hat, saugt es einen direkt in die Story. Mit jeder Zeile, mit jedem Wort. Diese „Blutliste“ ist wieder eines der Bücher, die ich am Stück verschlungen habe, ich einfach nicht aufhören konnte zu lesen, zu spannend war Abels nicht ganz alltägliche, aber im Endeffekt sehr effektive Herangehensweise.

„Nicht ist dunkler als die menschliche Seele.“ Wie wahr! Rainer Löffler lässt seine Leser an den Foltermethoden teilhaben, beschreibt sie detailliert. Abels Recherchen führen bis zu Dracula, diesem sadistischen Tyrannen. Ja, es geht heftig zur Sache. Und Abel will wissen, wie dieser brutale, unbarmherzige Täter tickt. Abels Methoden sind so ausgefallen wie zielführend.

In mehreren Akten gewährt der Unbekannte Einblick in das Warum. Warum ist er auf Rachefeldzug, verfolgt in einer Unerbittlichkeit sein Ziel. Und das kann für ihn nur heißen: Töten. Auf bestialische Weise töten. „Serienmörder werden nicht geboren, sie werden gemacht.“ Wer immer es auch sein mag. Ich bin bei ihm. Kann seinen Gram, seine Wut, seine unendliche Sehnsucht, seine Liebe nachvollziehen. Und dann auch wieder so gar nicht. Wie wurde er zu dem, der er ist?

Ein absolut faszinierendes Buch, ein Thriller vom Feinsten. Ich habe mich keine Sekunde gelangweilt, es gibt nicht eine langatmige Szene. Natürlich werde ich die beiden Vorgängerbände lesen. Rainer Löffler ist ein Meister seines Fachs.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Die Stewardessen wünschen einen angenehmen Flug

Die Stewardessen. Bis zum Horizont
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„Come fly with me…“ Aber ja doch, gerne fliege ich wieder mit, fliege mit Margot Frei weiter „…bis zum Horizont.“ Sie ist Stewardess der ersten Stunde, schon im ersten Band „Die Stewardessen. Eine neue ...

„Come fly with me…“ Aber ja doch, gerne fliege ich wieder mit, fliege mit Margot Frei weiter „…bis zum Horizont.“ Sie ist Stewardess der ersten Stunde, schon im ersten Band „Die Stewardessen. Eine neue Freiheit“ habe ich sie begleitet und sie in ihrer frisch-forschen Art ins Herz geschlossen. Es ging aufwärts, die Lufthansa nahm den Flugbetrieb wieder auf, sie bildete Stewardessen aus, Margot gehörte zu den ersten, die ihre Fluggäste hoch oben in den Wolken verwöhnen durfte. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 1957, auf sie warten neue Herausforderungen.

So lange musste ich zwar nicht auf den Folgeband warten und doch habe ich ihn herbeigesehnt. Endlich! Die Stewardessen haben mich wieder! Der erste Band ist in sich abgeschlossen und auch dieser zweite Band kann unabhängig vom ersten gelesen werden, alle relevanten Begebenheiten sind hier gut eingearbeitet und doch war und ist es nicht nur informativ, von den Anfängen der Lufthansa nach dem Krieg zu lesen, es ist auch sehr unterhaltsam.

Die Lufthansa erwartet von ihren Flugbegleiterinnen einen einwandfreien Leumund, auch wird die Ehelosigkeit vorausgesetzt, sie sind schließlich das Aushängeschild des Unternehmens. Sie sind junge Frauen, so manche Liebelei und auch mehr bleibt trotzdem nicht aus. Wir sind in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, die Engstirnigkeit und der Mief dieser Zeit sind schon noch spürbar. Von der Rolle der Frau, die noch weit entfernt von Gleichberechtigung war, hat Margot sich weitgehend emanzipiert, auch ist der politische und gesellschaftliche Hintergrund in die Story geschickt mit eingebunden. Fiktion und der geschichtliche Hintergrund bilden eine gut lesbare, homogene Einheit.

Margot bereist die halbe Welt, sie begleitet auf ihren Flügen bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Showbiz von damals, deren Namen uns auch heute noch durchaus vertraut sind. Neben dem Alltag einer Stewardess hat Svea Lenz immer wieder kleine Anekdoten eingeflochten, die einfach zu schön sind, um nicht wahr zu sein. Diese Leckerbissen zwischendurch habe ich sehr genossen, sie mir auf der Zunge zergehen lassen. Auch finde ich die mit Songtiteln von anno dazumal überschriebenen Kapitel eine super Ergänzung, sie runden die Story perfekt ab – gute Laune inklusive.

Von Hamburg geht es über den großen Teich, PanAm, die feudale Fluggesellschaft, ist ein formidabler Aufstieg. Es gilt, noch einmal alles von der Pike auf neu zu lernen. Die Umsiedelung nach New York ist ein gewagter Schritt, hier genieße ich unter anderem die West Side Story, die gekonnt ins Geschehen mit einfließt. Auch Almuth und Thea, die einst mit Margot einen der begehrten Ausbildungsplätze erhielten und schon lange beste Freundinnen sind, sind im übertragenen Sinne wieder mit an Bord. Und mit ihnen auch die Piloten Claus und Klaus und so manch andere lieb gewordene Figur.

Eine sehr unterhaltsame Reise, ein Blick zurück in eine Zeit des Aufbruchs, des Neubeginns ist zu Ende. Der Zeitgeist war gut spürbar, die Autorin hat hervorragend recherchiert, sie hat mir viel Wissenswertes von damals erzählt. Nun bin ich sicher gelandet im Hier und Heute. Es war ein angenehmer Flug mit so etlichen Turbulenzen. Schade, dass es vorüber ist. Schön, dass ich dabei sein durfte. Ein großartiges Buch mit vielen interessanten Zusatzinformationen, das ich sehr gerne empfehle. Ein packender Schreibstil mit glaubhaften Charakteren, eine interessante Story inbegriffen. Einfach lesen – es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 09.12.2022

Kurzgeschichten zum Wegträumen

Dolce Vita
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Schon das liebevoll gestaltete Cover lädt ein, die literarische Rundreise durch Italien, das DOLCE VITA, zu genießen. Bevor ich zu lesen anfange, sehe ich auf den ersten Seiten den „Stiefel“ mit den einzelnen ...

Schon das liebevoll gestaltete Cover lädt ein, die literarische Rundreise durch Italien, das DOLCE VITA, zu genießen. Bevor ich zu lesen anfange, sehe ich auf den ersten Seiten den „Stiefel“ mit den einzelnen Stationen, die Vorfreude ist groß. Und am Ende des Buches stellt sich jede Autorin in einer Kurzvita vor.

Für diese ganz besondere Reise habe ich mir Zeit gelassen. Es sind 16 Aufenthalte, jeder einzelne steht für eine Geschichte, die das Leben schreibt. Unterhaltsam und lebensklug, zuweilen traurig. Ganz und gar unterschiedlich kommen sie daher. Die italienische Lebensart habe ich hier mit allen Sinnen gespürt. Die Autorinnen bitten zu Tisch, kredenzen Vino und Amore, so mancher Charakter hat eine kriminalistische Ader, es wird angedeutet und doch weiß man, was die Autorin sagen will.

Jede dieser Geschichten ist einzigartig mit überraschendem Ende. Sie kommen mehr oder weniger heiter daher, so nach dem Motto Sommer, Sonne, Urlaub. Italien von seiner schönsten Seite. Und doch verbirgt sich so viel mehr dahinter.

Als absoluter Italien-Fan kenne ich viele der Aufenthalte, beim Lesen wurde so manche Erinnerung wach. Anderes muss ich unbedingt noch bereisen, die Geschichten machen neugierig auf mehr.

Die Genusslichter-Projekte waren mit bis dato nicht bekannt. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Sehnsuchts-Orte literarisch vorzustellen, deren zweite Reise nach Schottland führt, es wird aber noch etwas dauern. Ein Geheimtipp, um das Land noch ein kleines Stückchen besser kennenzulernen. Einfach mal wegträumen, dieses Buch macht es möglich.

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Veröffentlicht am 09.12.2022

Teils zu langatmig

Die letzte Party
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Rhys Lloyd ist tot. „Die letzte Party“ ist noch in vollem Gange, als seine Leiche gefunden wird. Rhys hat nicht nur die Bewohner der exklusiven Ferienanlage am englischen Ufer des Mirror Lake zur Silvester-Party ...

Rhys Lloyd ist tot. „Die letzte Party“ ist noch in vollem Gange, als seine Leiche gefunden wird. Rhys hat nicht nur die Bewohner der exklusiven Ferienanlage am englischen Ufer des Mirror Lake zur Silvester-Party geladen, auch die Alteingesessenen in dem Dorf Cwm Coed auf der anderen, der walisischen Seite, sollten von seiner zur Schau gestellten Großzügigkeit etwas abbekommen.

Schon der Champagner im Cocktailglas des Covers zeigt sehr viel mehr, als es zunächst den Anschein hat. Die stürmische See, in der Lloyd sein Ende findet, vermischt mit mehr als einem Blutstropfen, wird hier treffend dargestellt.

Detective Constable Ffion Morgan von der North Wales Police und Detective Constable Leo Brady von der Cheshire Constabulary werden vor Ort ermitteln. Ein nicht leichtes Unterfangen, die beiden haben so einiges aufzuarbeiten. Neben der beruflichen Herausforderung haben sie jeder für sich genug private Probleme.

Die Skizze gleich zu Anfang macht den Einstieg leichter, auch das Verzeichnis der wichtigsten Personen sehe ich sehr positiv, denn die vielen Namen und walisischen Einschübe haben es in sich. Und es kommen jede Menge dieser walisischen Begriffe und Halbsätze vor, die zu meinem Bedauern nicht ansatzweise übersetzt werden. Auch wenn man sich aus der Handlung seinen Reim drauf machen kann, so behindern diese Zusätze den Lesefluss.

Alles beginnt mit einem OneNightStand und danach passiert so einiges, das sich aber sehr in die Länge zieht. Einen Krimi lege ich ungern zur Seite, es treibt mich einfach weiter. Nicht so hier, zwischendurch brauchte ich Pausen. Dramatische Momente wechseln sich ab mit langatmigen, ausschweifenden, zu ausführlichen, wie aufgebauschten Beschreibungen der einzelnen Figuren und deren Handeln. Ein Weglassen so mancher Szene hätte alles gestrafft, die Spannung wäre durchgängig erhalten geblieben.

Die Waliser sind gut gezeichnet, sie sind eigen, vielleicht auch ein wenig absonderlich, sie sind echt, sind gut charakterisiert. Die Engländer am anderen Ufer des Sees in ihren feudalen Ferienhäusern dagegen sind oberflächlich, von sich sehr überzeugt, jeder ist sich selbst der Nächste. Das Klischee des überheblichen, snobistischen Überfliegers wird hier zur Genüge bedient. Die Fassaden bröckeln. Wer hat keine dunkle Seite, hat keine Geheimnisse?

Das Ende ist so nicht vorhersehbar, es hat mir auch nicht gefallen, es sollte anders sein und doch ist es eher an den Haaren herbeigezogen. Nach der Auflösung plätschert die Story noch ne Weile dahin, ein kurzer, prägnanter Schluss hätte dieser Party gut getan.

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Veröffentlicht am 05.12.2022

Ein grausamer Fluch

Der Fluch des Fremden
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Ein historischer Krimi, der mich total in seinen Bann gezogen hat – so wäre meine absolute Kurzbeschreibung. „Der Fluch des Fremden“ aus der Feder von Alexander Hartung ist genau das – ein Todesfluch, ...

Ein historischer Krimi, der mich total in seinen Bann gezogen hat – so wäre meine absolute Kurzbeschreibung. „Der Fluch des Fremden“ aus der Feder von Alexander Hartung ist genau das – ein Todesfluch, den ein Fremder über die Dorfgemeinschaft verhängt und sich anschließend einen Felsen hinuntergestürzt hat. Warum hat er ihren Ort – Furtenblick – dafür gewählt und warum am Tage des Johannis-Festes? Dieses Dorffest ist danach abrupt zu Ende, keiner will weiterfeiern.

Von Insekten zerfressen… im Blut ertrunken… lebendig verbrannt… von Felsen zermalmt…

Ein grausamer Fluch, der ihnen genau diese Todesarten prophezeit und bald finden sie das erste Opfer.

Der von dem Fremden ausgesprochene Fluch löst eine Hetzjagd aus auf diejenigen, die nicht regelkonform sind, abseits der Norm stehen. Es hat den Anschein, dass Beschuldigungen aus der Luft gegriffen werden: „…Ich werde mich aufmachen, den zu bestrafen, der dafür verantwortlich ist. Und den Dämon aus ihm herausbrennen…“ Vom Teufelsgezücht ist die Rede, der Fluch macht sie alle kirre, die Stimmung ist aufgeladen und zutiefst beunruhigend. Die Jagd auf den vermeintlich Schuldigen spaltet die Dorfgemeinschaft, wobei den wenigen, die sich daran nicht beteiligen, nicht gehört werden.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts beherrscht der Aberglaube und tief empfundene Angst ihren Alltag. Die unerschrockene Katharina Volck ist da eher pragmatisch, sie geht der Sache auf den Grund, ihren Nachbarn Jakob Kohlhepp holt sie bei Bedarf an ihre Seite. Sie ist eher wie ein Profiler unterwegs mit zur damaligen Zeit ungewöhnlichen Methoden. Sie hinterfragt, stellt Szenen nach, will alles verstehen.

Der Autor verspricht stets gute und spannende Unterhaltung, so auch hier, mit seinem neuesten Werk, diesem historischen Kriminalroman. Spannend, fesselnd, lesenswert.

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