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Veröffentlicht am 25.02.2023

Sehr gelungener Einstieg in die Siebenbürger Krimireihe

Tod in Siebenbürgen
2

Lioba Werrelmann hat für ihre Siebenbürger Krimireihe einen ganz besonderen Schauplatz gewählt, ich hatte sofort Bilder im Kopf. „Paul Schwartzmüller ermittelt.“ Er hat das Zeug, mich noch ganz oft mit ...

Lioba Werrelmann hat für ihre Siebenbürger Krimireihe einen ganz besonderen Schauplatz gewählt, ich hatte sofort Bilder im Kopf. „Paul Schwartzmüller ermittelt.“ Er hat das Zeug, mich noch ganz oft mit seinen Nachforschungen gut zu unterhalten. „Tod in Siebenbürgen“ ist der erste Band und ich hoffe, dass noch viele folgen werden. Dass die Autorin schreiben kann, hat sie hiermit einmal mehr unter Beweis gestellt.

Glückliche Ferientage verbrachte Paul Jahr für Jahr bei seiner Tante Zinzi in einem kleinen Ort in Siebenbürgen. Nun ist sie verstorben und hat ihm ihren Hof vermacht. Als 14jähriger kam er nach Deutschland, sein Vater hat ihn damals glauben lassen, dass seine Tante tot wäre. Nun hält ihn nichts mehr, der Flug ist gebucht. Kaum angekommen, macht er zunächst Bekanntschaft mit einem Zicklein, kurz darauf begegnet ihm die nicht sehr gesprächige Maia und zu seiner großen Freude trifft er alsbald auf seinen Jugendfreund Sorin. Dieser ist seiner Heimat treu geblieben, auf den Spuren Draculas führt er Touristen durch das Schloss Bran. Nicht einfach so, er versteht es, Geschichten zu erzählen und bietet ihnen dabei eine stilechte, schon sehr gruselige Show mit allem, was man von dem legendären Fürst Vlad III. Draculea so zu wissen meint.

Als die Leiche eines Mannes gefunden wird, wird Sorin verhaftet. Er beteuert seine Unschuld und bittet Paul, der als Investigativjournalist erfolgreich ist, diesbezüglich zu recherchieren. Die Umstände des Auffindens des Toten legen den Schluss nahe, dass Vlad, der Pfähler, der Fürst der Finsternis, seine Hände im Spiel hatte. Und genau diese Szenerie hat Sorin nur zu gerne nachgezeichnet, alles deutet auf sein Zutun hin.

Dracula, so wie man sich den Fürsten vorstellt, wabert im Hintergrund, seine Anwesenheit ist unterschwellig, wenn auch eher nebulös, aber doch spürbar - in etwa so, wie ich es schon voller Vorfreude auf diese Geschichte erwartet habe. Und es ist sehr viel mehr. Eine Kriminalgeschichte, die von den Menschen im Dorf erzählt und von denen, die eher auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind.

„Verlieren Sie sich nicht in einer Welt die Ihnen nur auf den ersten Blick vertraut erscheint.“ Diesen Rat gibt ihm der Pfarrer, der durch das Dorf geistert, einer Vogelscheuche gleich. Eine seltsame Gestalt wie es hier so einige gibt.

Die Siebenbürger Sachsen leben in einer malerischen Landschaft, die mir eher unbekannt ist. Die Beschreibung dieser Gegend lockt direkt, sie näher zu betrachten und nicht nur das, auch all die Köstlichkeiten, die hier aufgetischt werden, lassen nicht nur Paul das Wasser im Munde zusammenlaufen. Ihm, der sich immer mehr an seine Kindheit und die unbeschwerten Tage hier erinnert, werden so etliche Steine in den (Ermittlungs-)Weg gelegt. Aber nicht nur das, er scheint auch Helfer zu haben, die sich eher im Hintergrund halten und doch wollen, dass er vorankommt.

Eine sehr kurzweile, unheimlich-schöne und spannende Reise ins unbekannte Transsilvanien ist zu Ende, ich habe sie sozusagen am Stück konsumiert. Gerne mehr davon. Ich hoffe, dass der Nachfolgeband nicht zu lange auf sich warten lässt.

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Rasanter Thriller

Der Riffgeist
2

„Ein Katz- und Mausspiel auf hoher See – der dritte Rügen-Krimi von R.P. Hahn“.

Kaum war ich drin im Geschehen, war es schwer auszuhalten. Die Leiche einer jungen Frau gibt Rätsel auf, es gibt keine ...

„Ein Katz- und Mausspiel auf hoher See – der dritte Rügen-Krimi von R.P. Hahn“.

Kaum war ich drin im Geschehen, war es schwer auszuhalten. Die Leiche einer jungen Frau gibt Rätsel auf, es gibt keine verwertbaren Spuren, ihr eher undurchsichtiger Lebensstil tut ein Übriges.

Jens Lackner ist ein Kommissar mit Durch- und Weitblick, sein Privatleben gestaltet sich eher schwierig, wenngleich er seine Susanne liebt und sie ihm genauso zugetan ist. Jens Freund Mike Kramer war Polizist und ist jetzt als Wachmann tätig, in dieser Funktion erwischt er eine kleine Ausreißerin. Bald stellt sich heraus, dass das Flüchtlingsmädchen Yslei, so heißt die Kleine, Schreckliches erlebt hat. Ihr Schicksal ist verbunden mit den Geschehnissen auf der Kaiphas, einem Schiff, das in der baltischen See liegt. Was ist hier los?

Avid König, seit jeher King genannt, besitzt die Black Bee, ein Segelboot mit allen erdenklichen und nicht mal vorstellbaren Raffinessen. Er ist schon lange ins Visier von Linda Todt, der knallharten Kommissarin, geraten. Der Riffgeist ist er, er fühlt sich auf hoher See am wohlsten.

Auch wenn das Vorher, bevor die Dramatik auf See beginnt, sich eher gemächlich anlässt, so steigert sich die Spannung zusehends.

Eine Funken sprühende Reise in menschliche Abgründe bietet R.P. Hahn dar. Actionreiche Szenen sind hier nicht zu knapp, es knistert an allen Ecken und Enden. Solange es um den eingangs erwähnten Mord und dessen Aufklärung geht, ist alles soweit nachvollziehbar. Es geht dann weiter in die baltische See, auf die Kaiphas. Und hier geht es zur Sache, kurze Wechsel von der Black Bee, Kings Boot, hinüber zu denen, die sich auf dieser Kaiphas unterhaltsame Stunden der besonderen Art gönnen wollen, sind atemraubend, für Außenstehende alles andere als gemütlich.

Es ist mein erster Rügen-Krimi von R.P. Hahn, den ich gut ohne Wissen der Vorgängerbände lesen konnte, es wird aber nicht mein letzter sein. Zugegeben: Die Story lebt teilweise von abenteuerlichen Szenarien, jedoch mit einem ernsten Hintergrund. Die thematisierte Gewalt gegen wehrlose Kinder ist so befremdlich wie verstörend, aber durchaus realistisch. Diese unhaltbaren Zustände sind bestens ins Geschehen integriert, auch wenn dieser Thriller eher nichts für Zartbesaitete ist. Wer rasante Thriller liebt, ist hier bestens bedient.

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Dramatisch, undurchsichtig – Max Bischoff zum Dritten

Mörderfinder – Mit den Augen des Opfers
2

Max ist auf dem Weg nach Klotten an der Mosel, einem kleinen Weinort, zu dem ihn ausgerechnet die ihm nicht sehr wohlgesonnene Polizeirätin Keskin hingebeten hat. Der Auftrag ist eher privater Natur, die ...

Max ist auf dem Weg nach Klotten an der Mosel, einem kleinen Weinort, zu dem ihn ausgerechnet die ihm nicht sehr wohlgesonnene Polizeirätin Keskin hingebeten hat. Der Auftrag ist eher privater Natur, die Tagebucheinträge ihrer kürzlich verstorbenen Freundin Gabriele geben Rätsel auf. „Ich habe große Schuld auf mich geladen und weiß nicht, wie ich damit weiterleben soll… und dann tun wir etwas so Schreckliches…“ Sind diese Zeilen ernst zu nehmen? Haben die Einträge mit einem lange zurückliegenden Vermisstenfall zu tun?

Max Bischoff ist zurück. Den dritten Band der Mörderfinder-Reihe um den genialen Fallanalytiker habe ich mit Spannung erwartet, Arno Strobels letzter Thriller „FAKE“ oder auch „FAKT“ hat mich dermaßen gepackt, dass ich es kaum erwarten konnte, sein neuestes Werk endlich in Händen zu halten. Um es gleich vorweg zu nehmen: „Mit den Augen des Opfers“ kann mit dem soeben erwähnten Thriller nicht mithalten, wenngleich auch dieser dritte Mörderfinder-Band mitreißend und fesselnd zu lesen ist, sich sehr dramatisch gestaltet, ganz und gar undurchsichtig bleibt - bis zum Schluss, hier treibt die Phantasie manch abartige Blüte, um es ein wenig kryptisch zu formulieren.

Neben der eigentlichen Story schleicht sich immer mal wieder eine dunkle Stimme dazwischen. Sie erzählt von abgrundtief Bösem, sie schockiert, bleibt aber durchgängig so geheimnisvoll wie unheimlich.

Ein Blick aufs Cover genügt und man weiß, dass der „Mörderfinder“ wieder zugegen ist. Passt perfekt zu den Vorgängerbänden – natürlich. Ganz und gar gegensätzliche Charaktere machen die Story zusätzlich lesenswert, da ist etwa Marvin Wagner, dem man den exzellenten Psychologen so gar nicht ansieht. Er zieht mit Max an einem Strang, die beiden sind ein herrliches Duo. Der sich total überschätzende Polizist Zerbach dagegen steht sich mit seinem Gehabe oftmals selbst im Weg. Auch dieser ist aufs Vortrefflichste gezeichnet.

Spannend war´s und sehr kurzweilig. Ich habe des Öfteren ob der köstlichen Dialoge geschmunzelt, habe gestaunt, mich noch öfter mit Grauen abwenden müssen, war von so viel Verlogenheit schon auch baff. Arno Strobel hat mir gute Unterhaltung geboten. Max Bischoff war wieder in seinem Element, ich werde ihm demnächst bestimmt wieder begegnen.

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Veröffentlicht am 22.02.2023

Unterhaltsam

Enna Andersen und die verlorene Zeit
2

Enna Andersen, die Hauptkommissarin in Urlaub, will bald nachkommen und mit ihrem kleinen Sohn unbeschwerte Ferientage genießen - so ihr Plan. Aber es drängt sie zunächst, sich mit dem lange zurückliegenden ...

Enna Andersen, die Hauptkommissarin in Urlaub, will bald nachkommen und mit ihrem kleinen Sohn unbeschwerte Ferientage genießen - so ihr Plan. Aber es drängt sie zunächst, sich mit dem lange zurückliegenden Mord an ihren Eltern nochmals auseinanderzusetzen. Denn der damals verurteilte Täter hat seine Haftstrafe abgebüßt und nun will eine Wiederaufnahme des Verfahrens erwirken. Ist vor mehr als zwanzig Jahren der Falsche verurteilt worden? Befindet sich der wahre Schuldige noch immer in Freiheit?

Enna und ihr Team sind wie eine eingeschworene kleine Familie, sie sind darauf spezialisiert, Cold Cases wieder aufzurollen, darin sind sie sehr erfolgreich. Ennas persönlichster Fall jedoch ist ihre Privatsache. Ronald Grothe, der nun entlassene Täter, beteuert seine Unschuld. Enna muss einfach wissen, was damals wirklich geschah, wer hinter den brutalen Morden an ihren Eltern steckt.

Es hat schon etwas gedauert, bis ich mich eingelesen habe. Zu viele Personen waren gleich mal präsent. Nachdem ich diese Hürde überwunden hatte, ich alle zuordnen konnte, kam ich dann klar. Es ist das mittlerweile fünfte Buch um die Hauptkommissarin. Auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände hatte ich nicht das Gefühl, viel verpasst zu haben. Das für die Story Wissenswerte wird gut ins Geschehen integriert.

Der Fall gestaltet sich bald als komplex, es führen so einige interessante Spuren in die Vergangenheit. Nicht nur ins Damals, als der Doppelmord geschah, es geht sehr viel weiter zurück. Die Zeit des Nationalsozialismus und die einhergehenden Denunzierungen jeglicher Art könnten durchaus von Belang sein. Auch wenn Enna privat, während ihres Urlaubes, ermittelt, so kann sie sich doch auf ihre Kollegen verlassen. Es gleicht einer Sisyphosarbeit, aber aufgeben ist für sie alle keine Option.

Gleich mal hatte ich eine sehr heiße Spur, die sich durchs Buch zog. Nicht immer durchgängig, denn es waren so etliche finstere Gestalten, denen man ihre Gesinnung ansah. Aber auch diejenigen in Nadelstreifen hatten so einiges zu verbergen. Trotzdem immer mehr aufgedeckt wurde, tappte ich lange im Dunkeln. Nicht nur einmal habe ich um Enna gebangt, ihre Alleingänge waren nicht ohne.

Nach den erwähnten Anfangsschwierigkeiten habe ich Ennas Weg gespannt verfolgt. Ihr Team und auch ihr privates Umfeld waren mir bald sehr sympathisch, es war eine emotionale Reise mit vielen Wendungen. Die Auflösung dann hat mich verblüfft, damit hatte ich so gar nicht gerechnet. Eine vielschichtige Story, trotz des ernsten Hintergrundes unterhaltsam zu lesen.

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Veröffentlicht am 22.02.2023

Sehr berührend und einfühlsam erzählt

Als Großmutter im Regen tanzte
2

Genug ist genug! Wieder mal hat er sie geprügelt. Juni flieht vor ihren gewalttätigen Ehemann auf eine kleine norwegische Insel, ins Haus ihrer Großmutter Tekla. Nach deren Tod bewohnte es Junis Mutter ...

Genug ist genug! Wieder mal hat er sie geprügelt. Juni flieht vor ihren gewalttätigen Ehemann auf eine kleine norwegische Insel, ins Haus ihrer Großmutter Tekla. Nach deren Tod bewohnte es Junis Mutter Lilla und nun ist auch Lilla tot. Das Verhältnis der Frauen untereinander war schwierig, Unausgesprochenes stand stets zwischen ihnen. Beim Aufräumen entdeckt Juni unter vielen anderen Fotos eines, das die junge Tekla mit einem deutschen Soldaten zeigt. Die beiden scheinen glücklich zu sein – wer ist dieser Unbekannte?

Juni will mehr wissen, ihre Nachforschungen führen sie nach Berlin und in die Kleinstadt Demmin im Osten Deutschlands. Bis dato war mir Demmin und der Massensuizid kein Begriff. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges nahmen die Sowjets den Ort ein. Um dem Grauen zu entkommen, sahen ganze Familien keinen anderen Ausweg als die Selbsttötung.

Diese Massenselbsttötungen von Demmin sind hier verwoben mit dem Schicksal eines norwegischen Mädchens, das mit einem deutschen Soldaten eine Beziehung eingeht. Als „tyskerjentene“ werden sie stigmatisiert, als „Deutschenmädchen“. Es ist ein Buch, das eine sehr dunkle Zeit thematisiert. Eine Familiengeschichte, die von Tristesse und Hoffnungslosigkeit, von Trauer und sehr viel Angst, aber auch von einer unendlichen Liebe erzählt. Zu Schreckliches mussten sie erleiden, nicht alles kann an die nächste Generation weitergegeben werden, die Sprachlosigkeit wird zunehmend greif- und begreifbar.

Trude Teige erzählt abwechselnd aus Junis und aus Teklas Sicht. Ein berührendes Zeugnis einer schlimmen Zeit ist entstanden. Immer mehr tauche ich in Teklas Leben ein, dieser Erzählstrang dominiert, er fesselt ungemein. Juni kannte ihre Großmutter als lebensbejahende Frau. Sie malte und wenn es regnete, musste sie hinaus, sie musste einfach tanzen und sich danach vor ihrem imaginären Publikum verbeugen.

Eingepackt in eine Familiengeschichte hat mir die Autorin ein Stück Nachkriegsgeschichte nähergebracht, die ich nicht kannte. Sehr anschaulich spricht sie über eine tragische Zeit, über ein Geheimnis, das noch nachfolgende Generationen prägt. Ein großartiges Buch ist zu Ende gelesen, ich bin erschüttert ob der Grausamkeiten, gleichzeitig bin ich tief bewegt. Es ist eines der Bücher, die man nicht vergisst. Es ist ein Buch, das man unbedingt lesen sollte.

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