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Veröffentlicht am 05.10.2023

Deutsch-dänisches Ermittlerduo zum Zweiten

Taubenschlag
2

Sein erster Job als Scout im Berlin Bunker Protocol führt ihn hinab in unterirdische Gänge, die vermutlich seit über siebzig Jahren keiner mehr betreten hat. Im alten Ostberlin sind sie runtergegangen ...

Sein erster Job als Scout im Berlin Bunker Protocol führt ihn hinab in unterirdische Gänge, die vermutlich seit über siebzig Jahren keiner mehr betreten hat. Im alten Ostberlin sind sie runtergegangen und nun dürfte Westberlin über ihnen sein. Der modrige Geruch, die feuchten Wände, die Dunkelheit hier unten sind nicht gerade einladend, sie leuchten die Gänge aus – sie finden die Überreste einer Frau, zusammengekrümmt, dann eine weitere und noch eine dritte Leiche. Wie lange die wohl hier gelegen haben?

Zeitgleich werden schlimm zugerichtete Leichen gefunden, an einen Sessel gefesselt, eine tote Taube auf dem Schoß. Den Ermittlern offenbart sich jedes Mal das gleiche Bild, was den Schluss zulässt, dass hier ein Täter am Werk ist, der seine Opfer gezielt aussucht. Was ist sein Motiv?

Um diese Mordserie aufzuklären, wird die dänische Ermittlerin Lykke Teit nach Flensburg geholt, sie soll Rudi Lehmann und sein Team unterstützen. Die beiden kennen und schätzen sich, es ist nicht ihre erste Zusammenarbeit. Gleich mal musste ich schmunzeln, als Rudi sie am Bahnhof abholt und sie als seine Gattin ausgibt, denn so wird Lykke auf schnellstem Wege einen hartnäckigen Verehrer los, der sie schon allein wegen des Altersunterschiedes als Vater-Tochter-Gespann wahrnimmt. Rudi und Lucky, wie er sie nennt, liegen trotz des Altersunterschiedes auf einer Wellenlänge, sie sind gute Freunde.

Der Focus der relativ kurzen Kapitel ist auf die beiden Ermittler gerichtet, sie sind ein so scharfsinniges wie munteres Gespann. Zwischendurch erfährt man ein wenig Privates, das sich aber in Grenzen hält. Dies reicht vollkommen aus, um sie gut einzuschätzen, beide Charaktere mitsamt ihrem Umfeld werden lebensnah präsentiert. Lykke und Rudi sind Genießer im kulinarischen Sinne, wenngleich sie eher Hausmannskost bevorzugen, sie sind bodenständig und kommen ohne große Laster wie Alkohol oder Drogen aus, was mir gut gefällt.

Die Ermittlungen gestalten sich zunächst zäh, wobei die Hintergründe um die Mordserie bald ersichtlich sind, es geht um die unrühmliche deutsch-deutsche Vergangenheit und deren Folgen. Auch erfährt man so einiges aus Tätersicht. Und - wie passen die Toten im Bunker zu den jetzigen Mordfällen? Nach dem ereignisreichen Einstieg geht es dann ziemlich schleppend voran und doch wird das Dranbleiben letztendlich belohnt, die Spannung steigt wieder an, die vielen losen Fäden werden logisch zusammengeführt und alles letztendlich aufgeklärt.

„Taubenschlag“ ist der zweite Band um das deutsch-dänische Ermittlerduo, er ist in sich abgeschlossen und kann ohne Kenntnis des Vorgängerbandes gelesen werden. Dennis Jürgensen hat mich gut unterhalten und ich werde wieder dabei sein, wenn es heißt: Teit und Lehmann ermitteln.

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Veröffentlicht am 03.10.2023

Lesenswerte Romanbiografie

Elizabeth Taylor (Ikonen ihrer Zeit 11)
2

Aus der Reihe „Ikonen ihrer Zeit“ habe ich schon so manches Buch gelesen, jedes davon hat mir Einblicke in das Leben berühmter Persönlichkeiten gewährt und so auch dieses, das Elizabeth Taylor als „die ...

Aus der Reihe „Ikonen ihrer Zeit“ habe ich schon so manches Buch gelesen, jedes davon hat mir Einblicke in das Leben berühmter Persönlichkeiten gewährt und so auch dieses, das Elizabeth Taylor als „die größte Liebende Hollywoods“ bezeichnet. Und wenn man sich ihre vielen Ehemänner näher betrachtet, ist an dieser Aussage schon was dran.

Schon das Cover zeigt die Diva schlechthin. Glamourös, mit auffälligem Schmuck behangen, HOLLYWOOD im Hintergrund – so stellt man sich diese schillernde Frau vor und so wurde sie auch gesehen.

Die kleine Elizabeth war Mutters „kleine Prinzessin“, Sara hatte für ihre Tochter Großes geplant. Sie war eine dieser Mütter, die im Ruhm ihres Kindes Erfüllung fanden und so durfte Elizabeth nie Kind sein, von ihr wurde absolute Disziplin erwartet und natürlich hat sie sich gefügt. Zunächst Kinderstar wurde sie dann zu einer der erfolgreichsten und bekanntesten Schauspielerinnen ihrer Zeit.

Juliana Weinberg erzählt das Leben der Elizabeth Taylor, die nie Liz genannt werden wollte. Im Focus stehen ihre Lieben, ihre Männer, ihre Ehemänner. Daneben gewährt sie Einblick in die Dreharbeiten einiger ihrer Filme wie etwa der zu „Giganten“, den sie mit dem jungen James Dean drehte und dem – wie wir alle wissen – seine Leidenschaft zu schnellen Autos zum Verhängnis wurde. Ihre lebenslange Freundschaft zu Montgomery Clift, der unter seiner Homosexualität litt, macht sie sehr sympathisch. Erwartungsgemäß sind ihre acht Ehen und ihre sieben Ehemänner (Richard Burton gab sie zweimal das Ja-Wort) das Thema, um das sich die Romanbiografie rankt. Natürlich kommen ihre geliebten Kinder nicht zu kurz und auch ihre spätere Freundschaft zu Michael Jackson bleibt nicht unerwähnt. Auch hat sie sich stets für diejenigen eingesetzt, die aufgrund ihres Anders-seins befürchten mussten, von der Gesellschaft geächtet zu werden, ihr Engagement um die AIDS-Arbeit zeigt ihre Hilfsbereitschaft.

Von April 1939, als sie die MS Manhattan über den Atlantik von der Alten in die Neue Welt bringt bis zum Epilog in Los Angeles im Jahre 2003 habe ich viel von ihr gelesen, rund um ihre Ehen hat Juliana Weinberg das Porträt einer großen Schauspielerin gezeichnet. Ihr Werdegang war mir großteils bekannt, der tiefere, der intimere Einblick dieser Romanbiografie hat mich gut unterhalten. Sie war eine weitgehend öffentliche Person, ihren ständigen Kampf mit den Pfunden hat die Welt gesehen, auch ihr zweimaliger Aufenthalt in der Entzugsklinik blieb nicht verborgen. Ja, Elizabeth Taylor war eine „glamouröse Ikone“ ihrer Zeit, eine große Schauspielerin, eine Liebende. Es war ein gelebtes, ein intensives Leben mit Höhen und Tiefen.

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Veröffentlicht am 03.10.2023

So spannend wie verwirrend

Die dunkle Spur
6

Jenny Blackhurst bürgt für fesselnde Lesestunden und natürlich lasse ich mir ihre „dunkle Spur“ nicht entgehen, schon ihre vorherigen Bücher haben mir allesamt aufregende, sehr spannende Momente beschert. ...

Jenny Blackhurst bürgt für fesselnde Lesestunden und natürlich lasse ich mir ihre „dunkle Spur“ nicht entgehen, schon ihre vorherigen Bücher haben mir allesamt aufregende, sehr spannende Momente beschert. Sie nimmt mich mit auf Martha´s Vineyard, auf die Insel der Reichen und Schönen.

„…Fahre für ein paar Tage weg, werde kein Netz haben…“ Diese Nachricht erreicht Claire, ihre Schwester Holly hat sie geschrieben. Seit Tagen hat sie auch nichts mehr gepostet, Claire ist dies nicht geheuer und so beschließt sie kurzerhand, dorthin zu fliegen. Noch von London aus hat sie die örtliche Polizei kontaktiert, diese konnten oder wollten ihr nicht weiterhelfen, sie haben Hollys Verschwinden als harmlos abgetan. Auf der Insel angekommen macht Claire sich auf die Suche, sie wendet sich an Hollys Arbeitgeber, lernt so einige Leute kennen, die ihr nahe stehen und doch kommt sie nicht recht vorwärts. Rückblicke erzählen von Holly, von ihrer Zeit auf der Insel, von ihrer Arbeit und ihrem Freundeskreis und allem, was dazu gehört.

Die beiden Zeitebenen erhöhen die Spannung. Peu á peu erfahre ich von Hollys Leben und ihrem Umfeld auf Martha´s Vineyard und bald kristallisieren sich Verdächtige heraus, die mit ihrem spurlosen Verschwinden zu tun haben könnten. Und auch, wenn alles auf eine Person hindeutet, sind doch Zweifel angebracht. Die Autorin justiert den Blickwinkel immer wieder neu aus, sie lässt mit ihren bad boys viel Raum für Spekulationen, sodass die Grenze zwischen Gut und Böse ständig wechselt. Aber nicht genug damit, zwischendurch benehmen sich noch so einige mehr als verdächtig. Was ist mit Holly geschehen? Diese Frage schwebt über allem, ich bin ständig hin- und hergerissen, habe meine Lieblingscharaktere und auch jene, denen ich nicht unbedingt begegnen möchte. Mit Claires Verhalten bin ich nicht immer einverstanden, sie scheint fest entschlossen, ihre Schwester im Alleingang zu finden. So einiges ist anders, als es zunächst den Anschein hat. „Du hast ja keine Ahnung, mit wem du es zu tun hast“ lässt Böses ahnen. Diese Aussage, diese Spur, scheint vielversprechend zu sein und doch streut die Autorin auch hier geschickt noch anderes dazwischen, sodass erst gegen Ende das ganze Ausmaß der Tragik sichtbar wird.

„Die dunkle Spur“ ist ein spannender Thriller, der mich gut unterhalten hat, der mich lange hat rätseln lassen. Gestört hat mich hier, dass einige Vorkommnisse lediglich angerissen und dann nicht weitererzählt werden, was aber weder für die Story von Belang ist noch sind diese Passsagen besonders aufregend. Dies ist aber jammern auf hohem Niveau. Jenny Blackhurst hat es wiederum geschafft, mich zu verwirren und mich gehörig aufs Glatteis zu führen. Eine fesselnde Story, ein wendungsreicher Thriller, den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 01.10.2023

Fesselnder Auftaktband um die dänische Ermittlerin Liv Jensen

Glutspur
2

Drei Tote, drei Protagonisten und – auch wenn es lange nicht sichtbar ist - ein Geheimnis. Was verbindet Liv, Hannah und Nima? Was haben die drei Toten miteinander zu tun? Lange kann ich mir keinen Reim ...

Drei Tote, drei Protagonisten und – auch wenn es lange nicht sichtbar ist - ein Geheimnis. Was verbindet Liv, Hannah und Nima? Was haben die drei Toten miteinander zu tun? Lange kann ich mir keinen Reim auf all diese Fragen machen, bringe weder Fakten noch Personen in Einklang und genau diese Ratlosigkeit erzeugt viel Spannung.

„Jeder ist vor etwas auf der Flucht. Manche in erster Linie vor sich selbst.“

Liv arbeitet als Privatdetektivin, wäre aber gerne wieder bei der Mordkommission. Ihr guter Freund und ehemaliger Kollege Petter von der Kopenhagener Polizei bittet sie in einem Cold Case um Mithilfe und natürlich nimmt sie an. Die Ermordung eines Journalisten liegt schon drei Jahre zurück, die damaligen Ermittlungen führten ins Nichts. Liv recherchiert gründlich, sie kommt hinter so manches Geheimnis und sollte sie zur Aufklärung des Falles beitragen, steigen ihre Chancen auf Rückkehr in den Polizeidienst.

Hannah und ihr Vater Jan betrauern den Tod ihres Bruders bzw. seines Sohnes. Wie kam es zu seinem Suizid? Die Hintergründe sind nur auf den ersten Blick klar, viel zu schnell wurde er abgestempelt, Hannahs Recherche geht tief, für so manchen zu tief.

Als in Nimas Umfeld ein Mord geschieht, gerät er automatisch ins Zentrum der Ermittlungen, denn als ehemaliger Iran-Flüchtling gilt er schon mal von vornherein als verdächtig.

Um diese drei so unterschiedlichen Personen rankt sich die „Glutspur“ - „Die Wurzeln des Schmerzes“ ist der erste Fall für Liv Jensen. Katrine Engberg versteht es, die Spannung hoch zu halten, ihre Charaktere sind allesamt glaubhaft dargestellt. Liv ist eine emsige, fleißige Arbeiterin. Warum sie ihre Anstellung bei der Polizei zugunsten ihrer Detektei aufgegeben hat, ist noch unklar. Die nächsten Bände werden dies sukzessive preisgeben, zumindest erwarte ich dies. Auch Hannah und Nima sind authentisch, jeder einzelne hat seine Eigenheiten, hat Ecken und Kanten, hat seine Grenzen.

Neben den drei Mordfällen geht es zurück in eine allzu dunkle Vergangenheit während der Zeit der Nationalsozialisten und lange ist nicht ersichtlich, was dies mit dem Heute zu tun hat. Es ist zwar der erste Liv Jensen-Krimi und viel ist von ihr und ihrer akribischen Arbeit zu lesen, jedoch kommen auch Hannah und Nima nicht zu kurz. Von ihren Nachforschungen lese ich im Wechsel und – wie es sich für einen soliden, einen spannungsreichen Krimi gehört – schwenkt die Erzählung immer dann zum Nächsten, wenn es gefühlt zu einem Fortschritt, vielleicht sogar zu einem Durchbruch kommen könnte. Jeder einzelne Handlungsstrang steht lange für sich alleine, doch sie verzahnen sich, die Verbindung der drei Morde, die nicht alle zur gleichen Zeit geschehen sind, verknüpfen sich letztendlich gut nachvollziehbar miteinander.

Nun bin ich gespannt, was die nächste „Glutspur“ zu bieten hat. Der erste Fall für Liv Jansen hat mich gut unterhalten, auf ihren nächsten Fall freue ich mich schon.

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Veröffentlicht am 29.09.2023

Der Barbier und der Künstler

Picassos Friseur
2

Wie so oft waren auch hier meine Erwartungen andere. Was nicht weiter schlimm ist, denn auf jedes Buch sollte man sich einlassen und ich war positiv überrascht, welche Einblicke ich in ihre Freundschaft, ...

Wie so oft waren auch hier meine Erwartungen andere. Was nicht weiter schlimm ist, denn auf jedes Buch sollte man sich einlassen und ich war positiv überrascht, welche Einblicke ich in ihre Freundschaft, immer vor dem politischen Hintergrund, erhalten habe. Eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Freundschaft zwischen dem weltberühmten Maler, Grafiker, Bildhauer und dem Friseur. Beide waren sie Spanier, beide waren sie dem Stierkampf verfallen, beide lebten sie als überzeugte Kommunisten in Frankreich im Exil.

Das Vorwort von André Heller hat mich auf die nachfolgenden Geschichten eingestimmt, die beiden Autorinnen haben aus den Gesprächen mit Eugénio Arias ein stimmiges Porträt über seine Freundschaft mit den um etliche Jahre älteren Künstler gezeichnet. Ihre Mitgliedschaft der französischen KP und der spanische Bürgerkrieg werden thematisiert, dem Politischen wird neben amüsanten Anekdoten rund um den Stierkampf viel Raum eingeräumt. Und natürlich sind es Picassos Frauen, die angesprochen werden. Nicht alle, es sind nur einige wenige und hier erlebt man einen Künstler, der sich schon im Mittelpunkt wähnt, um es mal dezent auszudrücken. Was wäre ein Buch, das von der Freundschaft zu einem Maler erzählt, noch dazu von einem, dessen Werke die Welt kennt, ohne auch von diesen zu sprechen. Seine Sicht auf den spanischen Bürgerkrieg etwa hat er mit seinem monumentalen Gemälde „Guernica“ zum Ausdruck gebracht, auch die Entstehungsgeschichte der „Taube“, die zum Friedenssymbol schlechthin wurde, kommt neben anderen Arbeiten zur Sprache.

In der Mitte des Buches sind Fotos abgedruckt, die nochmal einen guten Eindruck auf das Gelesene vermitteln, die Beschreibung dessen findet man am Ende des Buches neben Personenregister und Literaturverzeichnis.

„Die Geschichte einer Freundschaft“ ist kein chronologischer Abriss aus dem Leben des Pablo Picasso, sollte es auch nicht sein. Es sind die kleinen, feinen Schilderungen, vergnügliche Momentaufnahmen wie etwa die Story mit dem Hut des Toreros. Picasso hat die montera (Hut) signiert, der Torero hat diesen später dann verkauft und sich aus dem Erlös ein Haus gekauft. Picassos soziales Engagement, sein Aberglaube, sein künstlerisches Schaffen und noch viel mehr - durch Arias Augen habe ich mir unbekannte Seiten des Künstlers kennengelernt. Es ist ein sehr privater Blick zurück, für dessen Lektüre man sich schon Zeit lassen sollte. Zuweilen habe ich die beiden Männer vermisst, der spanische Bürgerkrieg an sich hat zu viel Raum eingenommen, auch wenn diese Passagen zum besseren Verständnis durchaus beitragen mögen.

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