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Veröffentlicht am 31.03.2022

Finde den wahren Täter

Nebelopfer
6

Die drei alten Linden waren in früheren Zeiten die Galgenbäume. Hier war der Richtplatz der umliegenden Dörfer und jetzt hängt da einer – mausetot. Um seinen Hals ein Schild, das einen alten Fall ins Rollen ...

Die drei alten Linden waren in früheren Zeiten die Galgenbäume. Hier war der Richtplatz der umliegenden Dörfer und jetzt hängt da einer – mausetot. Um seinen Hals ein Schild, das einen alten Fall ins Rollen bringt. Kriminalkommissarin Frida Paulsen und ihr Kollege Bjarne Haverkorn erinnern sich an Cord Johannsen, der damals seine Familie getötet haben soll und dafür einsitzt.

Das eingespielte Team Frida und Bjarne hat jeder für sich genug Probleme und nun stehen Veränderungen an, wird doch der ziemlich arrogant daherkommende Bootz Frida zugeteilt und Haverkorn, an den ich mich in seiner liebenswürdigen Art schon so gewöhnt habe, mit neuen Aufgaben betraut.

Sie gehen dem alten Fall wieder nach, die Aussage auf dem Pappschild „Ich gestehe, im Prozess gegen Cord Johannsen falsch ausgesagt zu haben“ lässt gar nichts anderes zu. War dieser Gehängte der einzige oder gab es noch mehr Zeugen, die den Bauern hinter Gitter gebracht haben? Die Ermittler stoßen auf viel Widerstand und nicht genug damit, sie werden auch von oben ausgebremst.

Je weiter ich lese, desto verdächtiger kommen sie mir alle vor. Jeder – oder fast jeder – hat so sein Geheimnis, das er unter keinen Umständen preis geben will. Der Täter ist ein heller Kopf, er führt sie alle am Gängelband, so kommt es mir zuweilen vor. Eine wendungsreiche Story, die immer wieder Überraschungen bietet. Ich fiebere mit, bange um die einen und weiß ziemlich sicher, dass ich den wahren Täter bereits gefunden habe. Um dann zum Schluss nochmal so richtig verblüfft zu sein.

Dramatisch war es nicht nur im Fall, der sich als sehr komplex herausstellt, auch privat ging es zuweilen ganz schön zur Sache.

Alle Charaktere sind sehr lebensnah und glaubhaft skizziert, Romy Fölck hat die richtige Mischung aus Kriminalfall und Privatem gefunden. Genau so mag ich es. Der mittlerweile fünfte Band der Elbmarsch-Krimis hat es wieder in sich, er muss einfach gelesen werden.

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  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 30.03.2022

Guter Abschlussband

1795
0

Die Trilogie um Cardell und Winge hat mit „1785“ seinen Abschluss gefunden.

Jean Michael Cardell, der einarmige Stadtknecht, genannt Mickel und Emil Winge, der nach dem Tod seines älteren Buders Cecil ...

Die Trilogie um Cardell und Winge hat mit „1785“ seinen Abschluss gefunden.

Jean Michael Cardell, der einarmige Stadtknecht, genannt Mickel und Emil Winge, der nach dem Tod seines älteren Buders Cecil von Cardell in dessen Rolle gedrängt wird gegen das Böse in Gestalt des zwielichtigen Tycho Ceton, der seit dem Brand im Kinderheim Hornsberget auf der Flucht ist. Zwei begnadete Ermittler im Dienste der Stockholmer Polizeikammer. Werden sie den flüchtigen Ceton fassen?

Nun bin ich wieder im 18. Jahrhundert gelandet. Endlich! Und wieder geht es düster zu. Eine bedrückende Grundstimmung schleicht sich unangenehm durchs Buch. Es ist nicht unbedingt ratsam, durch die dunklen Gassen zu gehen, finstere Gestalten huschen vorüber, sturzbetrunken zuweilen. Denn so manch armer Tropf sucht sein Heil im Fusel. Schmutz und Gestank sind alltägliche Begleiter, läuseverseuchte Kammern gewähren ihnen notdürftigen Unterschlupf.

Ich hab zwar die zwei Vorgängerbände gelesen, aber das ist doch schon einige Zeit her. So hatte ich meine Probleme, wieder in die Geschichte zu finden, mir alte „Bekannten“ wieder ins Gedächtnis zu rufen. Irgendwann hab ich dann gemerkt – ich bin drin, bin wieder ganz dabei und immer tiefer eingetaucht in all die menschlichen Abgründe, die man sich so gar nicht vorstellen mag, die aber doch gelesen werden wollen. Unbedingt!

Gewaltig kommt der Abschlussband daher. Gewalttätig und brutal geht es zu, man riecht förmlich den Schweiß, kann sich kaum halten auf den verdreckten Gassen, rutscht beinahe aus auf dem Kopfsteinpflaster.

Mit hohen Erwartungen bin ich in den dritten Teil gestartet. Er war nicht ganz so stark wie die beiden Vorgänger und doch hat er mich gefesselt, mir schlaflose Nächte bereitet, ich hab so manch anrüchiges Individuum verurteilt und mich gut unterhalten. Die Reise ins Stockholm des 18. Jahrhunderts ist zu Ende. „1795“ ist der famose Abschluss der Trilogie, eine gut recherchierte Detektivgeschichte von Anno dazumal.

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Wer spielt hier gern mit Puppen?

Braves Kind (Thriller)
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Ein grauenvolles Video macht die Runde. Auf immer mehr Social Media Kanälen ist ein Mädchen mit Puppe zu sehen. Am Strand, wie angespült, eine Stoffpuppe mit blutverschmierten Augen in der Hand. Als Sina ...

Ein grauenvolles Video macht die Runde. Auf immer mehr Social Media Kanälen ist ein Mädchen mit Puppe zu sehen. Am Strand, wie angespült, eine Stoffpuppe mit blutverschmierten Augen in der Hand. Als Sina Claasen und Erik Bartels vom LKA vor Ort sind, finden sie anstatt des Mädchens die grausam zugerichtete Leiche eines prominenten Politikers.

Es beginnt, wie es immer beginnt. Ich lerne die Guten und die Bösen kennen. Die Grenzen verschwimmen hierbei und des Öfteren zweifle ich an so manch aufrechtem Charakter, bin mittendrin statt nur dabei. Die Story nimmt immer mehr an Fahrt auf.

Ein weiteres Video taucht auf – oh Gott! Hoffentlich ist dieses Video ein Fake! Kindesmissbrauch ist ein Thema, das keiner einfach wegsteckt. Die Ermittlungen laufen dem Geschehen hinterher. Wer blockiert? Oder sind sie etwa unfähig und viel zu uneinsichtig, die Fakten richtig zu deuten? Abgründe tun sich auf, so mancher Alleingang rächt sich bitterlich. Ich möchte sie anschieben, zuweilen stoppen, sie warnen.

Unerbittlich, skrupellos und manipulativ setzen sie die einen ihren Willen durch, jedes Mittel ist denen recht, während andere erlittenes Unrecht auf ihre Art und Weise sühnen. „Ihr werdet büßen. Ihr werdet leiden. Niemand kommt ungeschoren davon.“

Schon der Titel lässt Rückschlüsse zu, die in eine Richtung abdriftet, in der es so manchen Verlierer geben wird. Die Kapitel sind kurz, mehrere Handlungsstränge ziehen sich durchs Buch. Jeder für sich ist spannend, die Charaktere meist nicht sehr nett. Man braucht schon gute Nerven, um in all die menschlichen Abgründe zu blicken.

Ein Thriller, der es in sich hat. Rasant geht es dem Ende zu, einiges an Action fand ich zu überzogen, trotzdem war ich gerne dabei, kann „Braves Kind“ jedem Thriller-Fan empfehlen.

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Veröffentlicht am 23.03.2022

Der vergessene Außenseiter

Der große Fehler
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Ausgerechnet an einem Freitag, den 13. wurde er erschossen. Andrew Haswell Green, der mit seinem fortschrittlichen Denken das moderne New York erschaffen hat. Die City hat ihm viele öffentliche Gebäude ...

Ausgerechnet an einem Freitag, den 13. wurde er erschossen. Andrew Haswell Green, der mit seinem fortschrittlichen Denken das moderne New York erschaffen hat. Die City hat ihm viele öffentliche Gebäude zu verdanken, auch der Central Park, wie wir ihn heute kennen, beruht auf seinen Ideen. Als „Vater des Großraums New York“ wurde er bezeichnet, heute ist er vergessen.

„Der große Fehler“ basiert weitgehend auf historischen Persönlichkeiten, Jonathan Lee hat gründlich recherchiert, vieles gefunden und doch gab es große Lücken, die es dichterisch zu schließen galt.

Die Nachricht über die Ermordung füllt die Titelseiten, Inspector McClusky nimmt die Ermittlungen auf. So lese ich, um bald zurückzugehen, Andrew in verschiedenen Lebensabschnitten zu begegnen. Nicht chronologisch, aber durchaus interessant, erfahre ich mehr von ihm. Über seine Lebensgeschichte, die sich durchs Buch zieht, auch Andeutungen seines sehr privates Ichs sind eingeflochten. Es durfte nicht sein, was heute als selbstverständlich gilt. Andrew Green hat schnell erkannt, dass das Lesen Voraussetzung war, sich zu bilden, um damit seinen Lebensunterhalt
finanzieren und seinen eigenen Weg gehen zu können.

Ein wenig einlesen musste ich mich schon, bis ich eine Linie fand. Die ich dann immer wieder verloren glaubte, es war zwischendrin ganz schön zäh. Den Faden habe ich schon wieder gefunden, musste aber das Buch zur Seite legen und mich wieder neu darauf einlassen, um dann unterhaltsam, zuweilen amüsant mich Andrew H. Green und den anderen wieder anzunähern.

Jonathan Lee sagt, dass er es genießt, Fiktion im Rahmen von Fakten zu schreiben. Ja, nur so geht es. Wir alle waren nicht dabei, als Andrew H. Green 1903 auf offener Straße erschossen wurde. Die Fakten bilden das Gerüst, die Fiktion macht es zu einem runden Ganzen. Das hier nicht immer ganz rund war.

Der Autor hat mir einen Mann näher gebracht, der mir unbekannt war. Hat mich in ein New York geholt, dessen Gebäude und Parks ich zwar nicht so richtig kenne, aber die ich doch gesehen, in denen ich gewandelt bin. „Die Welt ist voller Fehler und Enterhaken.“ Es war eine in Teilen sehr spröde Begegnung.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Ein tödlicher Fall für die SoKo St. Peter-Ording

Nordwestnacht
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Sie drehen da, wo andere Urlaub machen – in St. Peter Ording. Die Darstellerriege der erfolgreichen Krimi-Reihe sollte verjüngt werden und schon gibt es Zickenkrieg. Als ein Urlauber auf seinen Fotos etwas ...

Sie drehen da, wo andere Urlaub machen – in St. Peter Ording. Die Darstellerriege der erfolgreichen Krimi-Reihe sollte verjüngt werden und schon gibt es Zickenkrieg. Als ein Urlauber auf seinen Fotos etwas Seltsames entdeckt, das aussieht, als ob da ein Mensch an einen Pfahl mitten im Wasser angebunden ist, verständigt er die Polizei. Einer aus dem Filmteam hängt da, er hat es wohl überstanden. Aber nicht genug, verschwindet kurz darauf eine neu dazugekommene Schauspielerin.

Es ist der dritte Band um die SoKo hoch oben im Norden. Obwohl ich die beiden ersten Fälle nicht kenne, war ich gleich drin. Ich finde es immer gut, dass man in Reihen auch mittendrin einsteigen kann ohne das Gefühl zu haben, dass Infos fehlen. Die drei Ermittler Anna Wagner, Hendrik Norberg und Nils Scheffler, der hier eine ganz besondere Rolle spielt, waren mir schnell vertraut. Ich mag sie alle drei, jeden auf seine ganz besondere Art und werde mir ganz bestimmt die Vorgängerbände holen denn so ganz verabschieden möchte ich mich nicht von ihnen, kommen sie mir doch schon wie alte Bekannte vor.

Es geht um Mord und eine vermeintliche Entführung. Um Verdrängen und Vertuschen und um handfeste Lügen geht es auch. Die Charaktere haben Ecken und Kanten, sind liebenswert, hinterhältig und rachsüchtig mit so manch krimineller Energie. Eine glaubwürdige Handlung mit einer guten Prise Privatleben macht einen fesselnden Krimi, der schnell weggelesen war.

„Nordwestnacht“ war gute Unterhaltung mit ein wenig Urlaubsfeeling und dem festen Vorsatz, demnächst an die Nordseeküste zu fahren und in St. Peter Ording vorbeizuschauen. Und natürlich macht das offene Ende neugierig auf den vierten Fall.

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