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Veröffentlicht am 25.05.2022

Tod in den Dünen

Düsteres Watt
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Liv Lammers ermittelt wieder. Ihr mittlerweile sechster Fall führt sie auf Sylt zu den Schönen und Reichen. Sabine Weiß hat mit „Düsteres Watt“ einen wendungsreichen Krimi vorgelegt, in dem sie neben dem ...

Liv Lammers ermittelt wieder. Ihr mittlerweile sechster Fall führt sie auf Sylt zu den Schönen und Reichen. Sabine Weiß hat mit „Düsteres Watt“ einen wendungsreichen Krimi vorgelegt, in dem sie neben dem Kriminalfall auch zwei gravierende gesellschaftliche Probleme wie häusliche Gewalt und Selbstverletzung aufgreift.

Karl von Raboisen wird nach einem rauschenden Fest tot auf einer Düne gefunden und bald stellt sich heraus, dass er ertrunken ist. Wie passt der Fundort zum Tod durch Ertrinken? Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, die Familie und deren Umkreis sind nicht gerade auskunftsfreudig.

Es ist zwar nicht erlaubt ist, die Wanderdünen auf eigene Faust zu betreten, jedoch hält sich beileibe nicht jeder dran. Auch Michelle Müller, die immer wieder die Herausforderung sucht und viel Zuspruch für ihre ins Netz gestellten Filme bekommt, will es wieder mal wissen. Ihre Drohne schwebt über die Lister Wanderdünen…

…von denen ich nebenbei viel Interessantes erfahre. Wie etwa vom Strandhafer, der die Wanderdünen etwas befestigen sollte oder Wissenswertes rund um das Watt.

Endlich Urlaub! Liv ist mit ihrer Familie auf Sylt und freut sich auf entspannte Tage, der Todesfall auf den Dünen kommt ihr dazwischen. Mit ihren Flensburger Kollegen durchleuchtet sie die adelige Familie, deren nach außen vermittelte schöne Fassade bröckelt, menschliche Abgründe tun sich auf.

Vielschichtige Charaktere beleben das Geschehen. Privates vermischt sich gekonnt mit den kriminalistischen Elementen, man nimmt den Figuren ihr Handeln sofort ab. Sylt ist landläufig als mondän bekannt, die Insel ist aber so viel mehr. Der Todesfall und die einhergehenden Ermittlungen sind anschaulich dargestellt, auch ein Vermisstenfall und eine später aufgefundene Leiche fügen sich in die Handlung ein.

Sylt ist immer eine Reise wert, aber auch wer die Insel nicht kennt, wird sich hier bald wohl fühlen. Der sechste Band um Liv Lammers ist wiederum – wie nicht anders erwartet – sehr kurzweilig und lesenswert und kann auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände gelesen werden.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Eine berührende Sommergeschichte, ein Hörerlebnis

Ein unendlich kurzer Sommer
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Vor was läuft Lale davon? Gustavs Campingplatz kommt ihr gerade recht, hier gibt es viel zu tun. Auch wenn ihr Aktionismus nicht unbedingt das ist, was Gustav hier haben möchte, so lässt er sie doch gewähren. ...

Vor was läuft Lale davon? Gustavs Campingplatz kommt ihr gerade recht, hier gibt es viel zu tun. Auch wenn ihr Aktionismus nicht unbedingt das ist, was Gustav hier haben möchte, so lässt er sie doch gewähren. Und dann kommt Christophe – ist er der erste Gast der Saison?

Es „menschelt“ oder anders ausgedrückt – eine unendlich traurig-schöne Geschichte, direkt aus dem Leben gegriffen. Bald bin ich mit ihnen im Campingplatz, meine sie alle schon ein wenig zu kennen. Ja, ihre Fassade ist da, dahinter blicke ich erst später. So nach und nach werden Details aus ihrem Leben bekannt, alles wohl dosiert. Gustav als mürrisches Bindeglied zwischen den beiden Protagonisten, deren Kennenlernen so federleicht daherkommt. Dass sie alle Wunden haben, das Schicksal es beileibe nicht nur gut gemeint hat, erahnt man, je weiter die Story voranschreitet.

Es ist alles dabei, was das Leben ausmacht. Von der Liebe in ihrer Vielfalt ist zu hören, auch Hoffnung und dazwischen Hoffnungslosigkeit, aber auch dieses Gefühl gehört nun mal dazu. Vertrauen und Verrat, Tod und Trauer, all das und noch viel mehr macht diesen „unendlich kurzen Sommer“ aus. "Über das Ankommen, Loslassen und Neubeginnen" schreibt Kristina Pfister. Ich mag ihre Geschichte sehr.

Vanida Karun hat für Argon-Hörbuch diese Sommergeschichte gelesen, sie ist eine versierte Hörbuchinterpretin. Schon von Kindesbeinen an waren Hörbücher ihr Metier, man merkt ihr die Leidenschaft an.

Ein Buch, das berührt. Humorvoll, lebendig, voller Leben, auch in den ernsten Momenten. Als Hörbuch ein besonderes Erlebnis. Es kommt still und leise und ist doch so gewaltig. Perfekt nicht nur als Sommerlektüre.

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Veröffentlicht am 20.05.2022

Spannender Umwelt-Thriller

Schmelzpunkt
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Und wieder ist es Wolf Harlander gelungen, ein Thema unserer Zeit in einen packenden Thriller zu verpacken. Das ewige Eis bricht – das Cover lässt Schlimmes ahnen. Während es in der Arktis frühlingshaft ...

Und wieder ist es Wolf Harlander gelungen, ein Thema unserer Zeit in einen packenden Thriller zu verpacken. Das ewige Eis bricht – das Cover lässt Schlimmes ahnen. Während es in der Arktis frühlingshaft warm ist, frieren sie in Berlin. Das Wetter schlägt Kapriolen, es wird immer schlimmer, es gibt kein Zurück.

Eine Gruppe Touristen führt der junge Inuk Nanoq über das Eis, sie wollen Eisbären sehen, glauben sich im Disneyland. Schließlich haben sie für diesen Trip bezahlt, also sollte auch was geboten sein. Schöne Fotos wollen sie schießen, Sicherheit ist eher Nebensache.

Als Nanoq eine große Anzahl toter Fische findet, kommt es auch der deutschen Wissenschaftlerin Hanna Jordan nicht geheuer vor. Jedoch sind die verendeten Fische spurlos verschwunden, Hanna und Nanoq geraten immer wieder an ihre Grenzen. Zeitgleich sind die beiden BND-Agenten Nelson und Diana inkognito unterwegs, um mysteriösen Zwischenfällen auf die Spur zu kommen.

Der Klimawandel ist eines der brennendsten Probleme unserer Zeit. Es geht um Profit, um die unbändige Gier nach der Vorherrschaft, nach ungeteilter Macht, wir erleben dies täglich in all seinen erschreckenden Ausmaßen. Das Eis gibt nicht nur Bodenschätze frei, die Begehrlichkeiten wecken und wer der Erste ist, bekommt das größte Stück vom Kuchen ab. Auch Umweltsünden von erschreckendem Ausmaß zeigen leider einen allzu realistischen Aspekt auf.

Wolf Harlander hat gut recherchiert. Er verpackt seinen Umwelt-Thriller in Zwischenmenschliches, hat die hierfür perfekten Charaktere geschaffen. Aus Sicht eines Einheimischen, der von Kindesbeinen an weiß, wie er die Natur lesen muss. Der wissenschaftliche Faktor wird mit Hanna perfekt und spannend abgedeckt und die beiden vom BND sind sehr einflussreichen Mächten auf der Spur.

Wie schon in „Systemfehler“ und „42 Grad“ beschreibt Wolf Harlander in seinem „Schmelzpunkt“ ein nüchtern objektives, ja illusionsloses Szenario vor der beeindruckenden Kulisse Grönlands sehr mitreißend und spannend. Der Autor versteht es, seine Leser informativ zu fesseln. Kurzum: Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 17.05.2022

Interessant

Der Tote aus Zimmer 12
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Eins vorweg: Man sollte sich die nötige Lesezeit nehmen, um dem „Toten aus Zimmer 12“ gerecht zu werden.

Es beginnt ganz zauberhaft in einer herrlichen Umgebung. Das Hotel auf Kreta, in welchem das Ehepaar ...

Eins vorweg: Man sollte sich die nötige Lesezeit nehmen, um dem „Toten aus Zimmer 12“ gerecht zu werden.

Es beginnt ganz zauberhaft in einer herrlichen Umgebung. Das Hotel auf Kreta, in welchem das Ehepaar Treherne absteigt, wird von Susan Ryeland und ihrem Lebensgefährten betrieben. Die Trehernes wollen hier jedoch nicht Urlaub machen, sie sind auf der Suche nach ihrer Tochter Cecily und nun bitten sie Susan, ihnen zu helfen. Aber was hat Susan damit zu tun? Nachdem ihr eine grotesk anmutende Geschichte erzählt, ihr außerdem eine hohe Summe versprochen wird, lässt sie sich auf das absonderliche Abenteuer ein und findet sich kurz darauf in London wieder.

Ein Buch im Buch – um Cecily ausfindig zu machen, sollte Susan „Atticus unterwegs“ lesen, denn hier sollte die Erklärung für ihr mysteriöses Verschwinden zu finden sein. Dieses Werk hat Susan vor Jahren lektoriert und nur sie könnte herauslesen, was passiert ist. Davon sind die Trehernes überzeugt.

In drei Teile hat Anthony Horowitz seinen Thriller gegliedert, wobei der erste Teil das Umfeld der Vermissten durchleuchtet, alle könnten etwas damit zu tun haben. Um dann abrupt bei Atticus Pünd und seinen Ermittlungen zu landen. Die Leser sind sozusagen mit Susan dabei, dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Wir lesen hier einen ganz anderen Fall, ein Mord sollte aufgeklärt und bestenfalls zwischen den Zeilen Cecilys Versteck herausgelesen werden um dann im dritten und letzten Abschnitt wieder am Ausgangspunkt zu sein. Wird Susan den Fall auf diese sehr eigenwillige Weise lösen können?

Anthony Horowitz hat seinen ganz eigenen Schreibstil – etwas nostalgisch angehaucht, so mein Empfinden. Vor allem das Buch im Buch, welches im Gestern spielt, umgibt der vergangene Glanz. Ich war zunächst verwirrt und dachte eher an eine kurze Episode, um dann festzustellen, dass dies eine in sich abgeschlossene Geschichte ist, die mit der eigentlichen Story nur insofern zu tun hat, als hier des Rätsels Lösung gefunden werden sollte. Diese dazwischengeschobene Geschichte war in sich unterhaltsam und doch wurde ich nicht recht warm damit. Um dann wieder in die Ursprungsgeschichte zurückzukehren und mich mit Susan und ihren Methoden wieder ganz wohl zu fühlen.

Unterhaltsam war das gesamte Werk, keine Frage. Die Susan-Momente fand ich lebendig und kurzweilig, ich war jeden Moment dabei, konnte mich auf sie gut einlassen. Mit Atticus Pünd wurde es dann very british, etwas zu langatmig, als ob mich eine Zeitmaschine in eine andere Schreibepoche gebeamt hätte.

Ein interessantes Buch, das man so nicht alle Tage liest. Dranbleiben lohnt sich, auch wenn es durchaus einige Längen zu überbrücken gilt. Spannend war es allemal.

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Veröffentlicht am 16.05.2022

Die Entscheidung

Flug 416
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Es war alles nur ein Traum. Bill wacht auf, sein immer wiederkehrender Albtraum hat ihn wie so oft auch diesmal heimgesucht. Schon die ersten Seiten haben es in sich, sind bedrückend, um dann vom ganz ...

Es war alles nur ein Traum. Bill wacht auf, sein immer wiederkehrender Albtraum hat ihn wie so oft auch diesmal heimgesucht. Schon die ersten Seiten haben es in sich, sind bedrückend, um dann vom ganz normalen Familienalltag abgelöst zu werden. Die Familie Hoffman wartet auf den Techniker, das Internet streikt. Als er kommt, muss Bill weg, er ist außerplanmäßig für Flug 416 eingeteilt. Das schlechte Gewissen plagt Bill trotzdem, hat er doch das Saisoneröffnungsspiel in der Little League seines Sohnes verpasst. Wieder mal ist dem Flugkapitän der Job dazwischengekommen. Carrie ist deswegen sauer auf ihn, er will mit ihr reden. Endlich! Eine Mail von ihr, ein Foto im Anhang – aber hier stimmt doch was nicht! „Bring das Flugzeug zum Absturz, oder deine Familie stirbt.“ Der Albtraum in seinem ganzen Wahnsinn hat begonnen.

Der Klappentext und die Stimmen auf den Innenseiten des Umschlags wecken mein Interesse. Es geht gleich richtig los, ab der ersten Seite herrscht Chaos. Atemlos verfolge ich die Szenerie, ich bin entsetzt davon. Habe ich sowas nicht schon mal gelesen? Könnte durchaus sein und doch bin ich magisch angezogen. Allein das Cover macht neugierig auf diesen Flug vier-eins-sechs. „Willst du die Passagiere retten oder deine Familie“ ist eine Frage, die man nicht beantworten kann. Nicht beantworten will. Wie soll man über das Leben anderer entscheiden? Schon die ersten Seiten waren sehr verstörend, der kurze Einblick in die Familie war gleich vorbei, um zum Wesentlichen zu kommen. Eine unbeschreibliche Angst, der sich niemand aussetzen möchte und doch haben sie keine Wahl.

Zwischendurch lässt Bill sein Leben Revue passieren. Kurze Sequenzen eines glücklichen Lebens. Darf es sein, dass das schon alles war? Seine Kinder – Scott, der muntere 11jährige und Elsie, das Baby – kann, muss, darf er sie opfern, um die 149 Seelen im Flugzeug zu retten?

Dieser Flug ist eines der Bücher, die ich am Stück inhaliert habe. Einmal angefangen war es nicht möglich, diesem Grauen zu entkommen. Die Autorin hat als Flugbegleiterin gearbeitet, sie weiß um die Abläufe, hat mit Jo, der Chefstewardess, eine greifbare Figur geschaffen. Sie arbeiten sich vorwärts und doch fehlt ihnen ein entscheidendes Detail. Das FBI am Boden und die Crew in der Luft lassen nichts unversucht. Ihre Angst ist greifbar, die Spannung lässt nicht nach. Angst wechselt sich ab mit dem unbedingten Willen zu überleben. Aber wie sollte das möglich sein?

T. J. Newman ist mit ihrem Debüt ein actionreicher Thriller gelungen, den ich nicht mehr weglegen konnte. Das Szenario kam mir schon bekannt vor, ich hatte es so ähnlich schon des Öfteren gelesen. Die Dramatik und der Nervenkitzel waren da, diesen Flug von Los Angeles nach New York werde ich so schnell nicht vergessen, auch wenn er stellenweise Superheldentum erkennen ließ, was es so gar nicht gebraucht hätte, auch das lange nicht erkennbare Motiv war etwas fadenscheinig. Und doch war es ein rasantes Lesevergnügen.

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