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Veröffentlicht am 24.08.2024

Ein gar „tödliches“ Lesevergnügen

Die Hausboot-Detektei - Tödliche Farben
1

Für die Hobby-Detektive Arie, Elin, Jan und Maddie ist es ihr mittlerweile vierter Fall, den sie aufklären werden. Denn dass sie diesen gar verzwickten Fall, in dem es um ein verschollenes Bild und einen ...

Für die Hobby-Detektive Arie, Elin, Jan und Maddie ist es ihr mittlerweile vierter Fall, den sie aufklären werden. Denn dass sie diesen gar verzwickten Fall, in dem es um ein verschollenes Bild und einen toten Mann geht, lösen werden, ist klar. Sie sind gut und sie lassen nie locker. Auch wenn sie dabei einen nicht ganz so legalen Weg gehen müssen.

Als „Der Katzenpate aus dem Grachtenviertel“ gilt Onno. Seine Wohnung beleben vier Katzen und die Möwe Kimiko, die er regelmäßig auf dem Fensterbrett füttert. Und nun sitzt ein toter Mann in seinem Lieblingssessel und nicht genug damit, auch fehlt ein Bild an der Wand. Es ist die von ihm selbst angefertigte Kopie eines verschollenen Gemäldes. „Farbenzauber“ hat der sehr bekannte Künstler es genannt. Da Onno nicht unbedingt die Polizei auf seine Fälscherqualitäten aufmerksam machen will, sind es die Hausboot-Detektive, die sich der Sache annehmen.

Nun, sie sind voller Elan, die Suche nach dem Gemälde mutiert zu einer Schnitzeljagd quer durch Amsterdam. Ist diese rasante Jagd zunächst noch ganz amüsant, so hat mich genau dieser Part der Aufklärung doch irgendwann nicht mehr fesseln können, ich war eher genervt davon. Wäre noch der Tote und seine außergewöhnliche Aufmachung. Er trägt ein auffallendes Kleid mit passendem Zubehör, das er schon vor dem für ihn tödlichen Schuss getragen haben muss. Auch dies ein Mysterium, das gelöst werden will.

Auch der vierte Fall ist voller Esprit und Witz, die oben erwähnte Schnitzeljagd mal ausgenommen. Natürlich mischen auch hier Fru Gunilla, das zahme Eichhörnchen, und Hund, der Neufundländer, mit. Und nicht nur diese beiden tierischen Darsteller sind es, die diese Hausboot-Detektei mitsamt ihrer Detektive so lesenswert machen, auch ist es Isa und ihr Modelabel Coole Chica, die von Anfang an dabei ist und seit dem letzten Fall gesellt sich auch Kaatje mit ihren Strickideen dazu. Eine bunte Truppe, die die vier Detektive bei Bedarf tatkräftig unterstützt.

Neben den Hausboot-Detektiven mischt dann doch die Polizei auch mit, wenngleich Wessel de Boer, der Polizist, eher unfähig daherkommt. Ein wenig Schadenfreude mischt sich da schon ein, denn er ist der Unsympath auf ganzer Linie.

Ja, es ist ein kurzweiliger Wohlfühlkrimi mit liebenswerten Charakteren und einem launigen Schreibstil, der mich immer wieder begeistert. Und nun freue ich mich auf den nächsten, den fünften Fall, der es mit tödlichen Blüten zu tun hat.

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Veröffentlicht am 24.08.2024

Vom Artensterben

Das Wesen des Lebens
1

Iida Turpeinen nimmt ihre Leser mit auf eine Reise, die 1741 mit dem deutschen Arzt und Naturforscher Georg Wilhelm Steller ihren Anfang nimmt. Seine Expedition führt ihn ins Nordmeer, dort entdeckt er ...

Iida Turpeinen nimmt ihre Leser mit auf eine Reise, die 1741 mit dem deutschen Arzt und Naturforscher Georg Wilhelm Steller ihren Anfang nimmt. Seine Expedition führt ihn ins Nordmeer, dort entdeckt er die gigantische, urzeitliche Seekuh, die danach bald ausgerottet war. Anhand des später gefundenen Skeletts dieser Stellerschen Seekuh führt die Autorin über mehrere Jahrhunderte vor Augen, wie der Mensch die Natur beherrscht.

Der Roman bietet ein Füllhorn an Wissen über die Artenvielfalt und deren sterben. Er führt vom Nordmeer nach Alaska, das damals russisch war. Dort begegnen wir dem finnischen Gouverneur Johan Hampus Furuhjelm, der nach dem Skelett suchen lässt und sind später dann in Helsinki bei Professor Alexander von Normann, der es schließlich erwirbt, um schlussendlich im Naturkundemuseum der Stadt zu sein, wo es seinen endgültigen Platz findet.

Dieser interessante, sehr informative Teil wird durch die Protagonisten lebendig. Der Mensch handelt eigennützig, er jagt die Tiere nicht nur der Nahrung wegen, auch die Felle und alles, war verwertbar ist, haben es ihm angetan und das, ohne auf die Erhaltung der Arten zu achten. Die Danksagung zum Schluss macht dies nur zu deutlich, gilt der Dank doch den Arten, die während des Schreibens dieses Buches ausgestorben sind. Fische, tropische Froscharten, unzählige Milbenarten, Beuteltiere und Fledermäuse, auch ein Wildschwein – es waren 374 Lebewesen, die während der sieben Jahre, in denen „Das Wesen des Lebens“ Gestalt annahm, für immer verschwunden sind.

Den Schreibstil habe ich zeitweise als etwas zu sperrig empfunden, die hier agierenden Personen waren eher so, als ob man sie aus der Ferne betrachtet, eher nüchtern beschrieben. Und doch möchte ich das Buch nicht missen, es bleibt im Gedächtnis und sollte gelesen werden.

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Veröffentlicht am 22.08.2024

Sehr lesenswert

Vielleicht können wir glücklich sein
1

Mit „Vielleicht können wir glücklich sein“ hat die Heimkehr-Trilogie ihr Ende gefunden. Es sind beeindruckende Bücher voller Leben, voller Sorgen und doch auch voll Hoffnung, auch wenn diese zeitweise ...

Mit „Vielleicht können wir glücklich sein“ hat die Heimkehr-Trilogie ihr Ende gefunden. Es sind beeindruckende Bücher voller Leben, voller Sorgen und doch auch voll Hoffnung, auch wenn diese zeitweise verloren scheint. Die Trilogie beginnt mitten in der Weltwirtschaftskrise 1929 und endet mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Alexa Hennig von Lange hat sich von den Lebenserinnerung ihrer Großmutter inspirieren lassen, die diese auf mehr als 130 Tonbandkassetten gesprochen hat.

Auch dieser dritte Band wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Los geht es mit Isabell, der Enkelin von Klara, im Jahre 2000. Mit ihrer kleinen Tochter auf dem Schoß liest sie den Brief ihres Großvaters, den er kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges an seine Frau geschickt hat. Er berichtet von Tolla, die Klara damals, als die Juden vor den Nationalsozialisten nicht mehr sicher waren, als ihr Kind ausgegeben hat. Um das Überleben des jüdischen Mädchens zu sichern, hat Klara sie schweren Herzens mit den Kindertransporten nach England gehen lassen, nur ist sie dort nie angekommen. Er hat sie bei einem der Todesmärsche gesehen, schreibt er. Sie alle waren nur noch Haut und Knochen, in Lumpen gewickelt und brach einer zusammen, wurde er von den SS-Wachen erschossen.

Mit Klara sind wir dann im September des Jahres 1944. Ihre vier kleinen Kinder muss sie alleine großziehen, ihr Mann Georg kämpft wie alle wehrdiensttauglichen Männer für das Vaterland. Der Kinder wegen musste sie die Leitung im Frauenbildungsheim aufgeben, sie hat genug damit zu tun, ihren Alltag und den ihrer Kinder zwischen Fliegeralarm und dem Überleben einigermaßen erträglich zu gestalten. Stramme Nazis im Ort wachen über jedes Wort und sind sofort zur Stelle, wenn dem Regime ihrer Meinung nach nicht genug gehuldigt wird.

Mit Kriegsende endet auch die Heimkehr-Trilogie. Die fiktive Figur Klara steht im Mittelpunkt dieser Erzählung. Alexa Hennig von Lange hat viel von ihrer Großmutter mit einfließen lassen, die sie beim Hören der Kassetten nochmal ganz neu kennengelernt hat. Sie nimmt ihre Leser direkt mit hinein in Klaras Familie, ich erfahre von den Pflichtschulmädchen, die kinderreiche Familien unterstützen. Das jüngste ihrer Kinder liegt noch im Waschkorb, der älteste ist mit seinen sechs Jahren so vernünftig, wie man es einem Sechsjährigen nicht zutraut. Ich bin direkt dabei, wenn die Sirene feindliche Flieger ankündigt und sie sich schleunigst in Sicherheit bringen müssen. Ich spüre eine tiefe Beklemmung, wenn ich vom täglichen Spagat zwischen der eigenen Überzeugung und dem, was nach außen dringen darf, lese.

Von den beiden Erzählebenen hat mich vor allem Klaras Erzählstrang tief beeindruckt. Man merkt förmlich, welch Gewicht auf ihr lastet. Erst gegen Ende ihres Lebens konnte Klara wenigsten dem Tonband diese Jahre anvertrauen. Ihre Geschichte steht stellvertretend für viele andere Schicksale in einer finsteren Zeit. Eine Zeit, die den Menschen viel abverlangt hat. Die Heimkehr-Trilogie ist ein einfühlsam erzähltes Zeugnis einer Zeit vor dem geschichtlichen Hintergrund voller Entbehrungen und schrecklichen Erlebnissen, aber auch voller Liebe und Fürsorge.

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Von nun an ist nichts mehr so, wie es war

Mein drittes Leben
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Der Tod des eigenen Kindes – was macht das mit einem? Linda und Richard haben ihre siebzehnjährige Tochter verloren. Sie war mit dem Fahrrad unterwegs, als sie ein LKW-Fahrer in einer Rechtskurve übersieht ...

Der Tod des eigenen Kindes – was macht das mit einem? Linda und Richard haben ihre siebzehnjährige Tochter verloren. Sie war mit dem Fahrrad unterwegs, als sie ein LKW-Fahrer in einer Rechtskurve übersieht und überrollt. Von nun an ist nichts mehr so, wie es war.

Die verwaisten Eltern gehen mit diesem Unglück unterschiedlich um. Richard braucht bald wieder Menschen um sich herum, Linda dagegen meidet sie. In einem kleinen Dorf findet sie eine alte Frau, die ihren Hof in guten Händen wissen will. Nach deren Tod zieht Linda hierher, kümmert sich um die Tiere, um das Haus und den Garten, nur um sich selber kümmert sie sich nicht sonderlich. Die Trauer um ihre Tochter lässt dies nicht zu. Richard erklärt sie, dass sie Abstand braucht, denn nur alleine kann sie den immerzu wachen Schmerz besänftigen und vielleicht auch den Erinnerungsfallen entkommen. Ob er denn in ihren Plänen noch vorkäme, will Richard wissen und ja, er kommt schon vor, aber er ist auch Teil des Problems. Sie gibt ihn frei und doch spürt man ihre Verbundenheit, der Kontakt zwischen ihnen reißt nie so ganz ab.

„Mein drittes Leben“ ist eine innige, ein intensiv erzählte Geschichte um den viel zu frühen Tod des geliebten Kindes. Und Linda lässt die lange Trauerphase zu, sie kann gar nicht anders. Das Schicksal hat ihr alles genommen - ihr Kind, ihre Leichtigkeit, ihren Lebensmut. Es sind dunkle Tage, die sie nur mit sich selbst ausmachen kann. Es sind die Tiere und die Natur, die ihr Auftrieb geben, die sie über den Tag retten.

Daniela Krien findet trotz der Schwere die richtigen Worte. Das Buch berührt, es ist emotional, es ist ehrlich, man fühlt mit Linda, kann ihre selbstgewählte Zurückgezogenheit verstehen. Und irgendwann, ganz langsam, kann sie wieder Menschen um sich herum ertragen. Da sind etwa Natascha und ihre schwerbehinderte Tochter Nina, die in ihrer Nähe wohnen. Sie nähern sich einander an, unterstützen und schätzen sich. Es sind aber auch andere, aus dem früheren Leben, die einfach nicht mehr dazugehören. Was soll man da Freundschaft heucheln, wo nichts mehr ist, vielleicht auch nie sehr viel war.

Es ist ein eindringlich erzähltes Buch, eine tieftraurige Geschichte, die doch Mut macht, denn keiner kann seinem Schicksal entrinnen. Ein Buch über das Sterben, aber auch über das Weiterleben. Ein grandios erzähltes Meisterwerk, das zu lesen es sich lohnt.

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Veröffentlicht am 17.08.2024

Langatmig

Du kennst sie
1

„Der zweite Mann war einfacher.“ Sophie Braam hat es wieder getan, sie hat einen dieser ekligen Kerle beseitigt. Diesem Zweiten werden so einige nachfolgen, noch wissen sie es nicht.

Sophie ist Barkeeperin ...

„Der zweite Mann war einfacher.“ Sophie Braam hat es wieder getan, sie hat einen dieser ekligen Kerle beseitigt. Diesem Zweiten werden so einige nachfolgen, noch wissen sie es nicht.

Sophie ist Barkeeperin und hat es viel zu oft mit aufdringlichen Typen zu tun, also handelt sie. Das erste Mal hat sich gut angefühlt und es war gar nicht so schwer. Auch Männer können Schmeißfliegen sein und wenn sie dann erst tot sind, bedienen sich diese kleinen Tiere ihrer, sie sitzen sozusagen am reichlich gedeckten Tisch, auch Aaskäfer und anderes Getier gesellen sich dazu. So manch anzüglicher, penetrant auftretender Mann hängt in Sophies Bar rum. Sie kennt sich aus mit den Männern, tritt professionell auf, sie ist gut in ihrem Job. Auch weiß sie um das besondere Mischungsverhältnis ihrer Drinks und selbstredend kann sie mit den verschiedenen Gerätschaften, die sie hierzu benötigt, bestens umgehen und genau das macht sie sich zunutze.

Nora soll in Murphs Fußstapfen treten, aber noch hat er das Sagen. Er ruft sie, die Polizistin, an und erklärt ihr, dass sie heute mit ihm kommen wird. In einer Mülldeponie haben sie eine Leiche gefunden. Vorher erfahre ich von den Schattengeistern, die Nora sieht. Überall, in der Wohnung, in gefühlt jeder Ecke verstecken sie sich, kauern sich zusammen. Hier driftet die Story ins Übersinnliche ab und das nicht nur einmal.

Irgendwann treffen die beiden Frauen aufeinander, logischerweise in der Bar, in der Sophie arbeitet. Sowohl die Mörderin als auch ihre Jägerin bleiben mir fremd, ich betrachte sie eher aus großer Distanz. Der Erzählstil ist seltsam emotionslos, wie entrückt. Was mich allerdings sehr gestört hat, ist die langatmige, sehr ausschweifende Erzählweise. Viel habe ich von den kleinen Krabbeltierchen und ihren unbändigen Hunger gelesen – zu viel. Zu oft werde ich in diese detaillierten Beschreibungen hineingezogen und zusätzlich gleitet das Ganze ins Mystische ab. Viele Sequenzen sind abscheulich, ja ekelerregend. Gut, wären diese Szenen kurz angesprochen, wären sie nicht ständig wiederholt oder neu interpretiert worden, wären diese auszuhalten gewesen. So aber hab ich das Buch öfter zur Seite gelegt und mich zum Weiterlesen dann schon zwingen müssen.

Der Thriller bietet so etliche Handlungsstränge. Er wechselt von Sophie zu Nora und zwischendurch ist es neben den Morden ein Konglomerat aus Übersinnlichem und den zu detailliert beschriebenen Verwesungsprozessen. Mag ich das Buch? Würde ich es empfehlen? Eher nicht. Wer allerdings genau dieses oben Beschriebene, den beileibe nicht alltäglichen Thriller sucht, der ist hier gut aufgehoben. Meine 2 ½ Sterne runde ich ab, denn meine Story ist es nicht.

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