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Veröffentlicht am 17.02.2022

Sehr lesenswerte Kurzgeschichten

Milch Blut Hitze
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In elf Kurzgeschichten erzählt Dantiel W. Moniz in ihrem eindrucksvollen Debüt von den Leben derer, die es wohl nie ganz nach oben schaffen. Sie leben in Florida, dem Sunshine State, auf der Sonnenseite ...

In elf Kurzgeschichten erzählt Dantiel W. Moniz in ihrem eindrucksvollen Debüt von den Leben derer, die es wohl nie ganz nach oben schaffen. Sie leben in Florida, dem Sunshine State, auf der Sonnenseite des Lebens stehen sie nicht unbedingt.

Blutschwestern sind sie, noch ganz jung - sie wollen ausprobieren wie es sich anfühlt, einfach vom Dach zu springen, sie spielen mit dem Tod. Und da ist die Ehefrau, die den Krebs nicht mehr besiegen will. Kinder, die es weit hinaus treibt aufs Meer und noch so viel mehr, direkt aus dem Leben gegriffen. Geschwister haben sich schon lange nichts mehr zu sagen, um dann nochmal gemeinsam eine Sache anzupacken, es geht nicht anders.

Wie nebenbei erzählt Dantiel W. Moniz von Krankheit und Suizid, nicht immer einfachen Mutter-Tochter-Beziehungen, von Freundschaft und Verrat. Es sind überwiegend Frauen jeden Alters, deren Ängste und Nöte in diese Kurzgeschichten verpackt sind. Jede einzelne Story für sich sagt viel aus, erzählt eindrucksvoll davon, wie sie umgehen mit ihrem Schicksal und lässt es dann wie schwebend ausgleiten, das Letzte bleibt ungesagt und doch weiß man um das Ende. Die Hautfarbe spielt keine Rolle und doch blitzt sie durch.

Nicht immer mochte ich gleich die nächste Geschichte lesen, ich musste erst das eben Gelesene Revue passieren lassen, mich wieder frei machen, um für die nächste bereit zu sein. Den Figuren haftet eine Bedrücktheit an, ihre Geschichten berichten von Trauer und Schmerz, von Aufgabe und manchmal auch von Neuanfang.

Lebendig und kraftvoll, voller Poesie und tieftraurig sind diese elf Kurzgeschichten. Ein eindrucksvolles Leseerlebnis, das mich sehr beeindruckt hat, das mich nachdenklich zurücklässt.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Ein buttriger Blick in die Gesellschaft Japans

Butter
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Genuss steht an erster Stelle, Manako Kajiis Leidenschaft für Butter ermöglicht es der jungen Journalistin Rika, mit dieser – einer vermeintlichen Serienmörderin - in Kontakt zu treten.

Ein ganz anderer ...

Genuss steht an erster Stelle, Manako Kajiis Leidenschaft für Butter ermöglicht es der jungen Journalistin Rika, mit dieser – einer vermeintlichen Serienmörderin - in Kontakt zu treten.

Ein ganz anderer Roman, ein nicht alltägliches Thema hat mich neugierig werden lassen. Ja, das Kulinarische steht oft im Mittelpunkt von interessanten Geschichten. Butter jedoch in seiner Einzigartigkeit ist mir so noch nicht untergekommen. Mit all den Köstlichkeiten verführt werden nicht nur die Männer – die Sinnlichkeit des Essens steht im Vordergrund.

Ausschließlich über ihre Kochkünste will sie reden – Manako Kajii. Bisher war es niemandem gelungen, an sie heranzukommen. Rika umschmeichelt sie, würde sich freuen, sie kennenzulernen, sich über all die herrlichen Speisen mit ihr auszutauschen. Es gelingt ihr tatsächlich. Sie trifft auf eine selbstbewusste Frau, die reihenweise die Männer betörte.

Zwei Frauen, die sich annähern. Genuss steht für die eine schon immer ganz weit vorne, die andere will sich eher ernähren, ihre Top-Figur erhalten. Kein Gramm zuviel darf es sein, eher einige zu wenig. Der auch in Japan übertriebene Schlankheitswahn ist bestens eingebettet in all die buttrigen Exzesse. Der Lebensstil ist geprägt von gesellschaftlichen und beruflichen Zwängen, die Zeit ist sehr begrenzt. Der Stellenwert der Frau wird thematisiert, sie muss sich viel zu oft hintanstellen, die Männer haben den Vortritt. Emanzipation ist in dieser patriarchalen Gesellschaft noch nicht richtig angekommen.

Den Roman habe ich gerne gelesen, mich mit dem Lebensstil von Rika auseinandergesetzt, dem ganz anderen Lebensentwurf ihrer Freundin Reiko zugesehen, Manako Kajiis Gaumenfreuden gelauscht, habe über die japanische Gesellschaft so einiges erfahren und war in der eisigen Kälte Tokyos unterwegs. Das alles hat mich beeindruckt, was mich aber so gar nicht mitgenommen hat waren die gelben Pfützchen, die allzu buttrigen Genüsse. Auch ich ziehe Butter der pflanzlichen Variante vor, käme jedoch nie auf die Idee, diese in den Vordergrund zu stellen.

Für mich hätte es etwas weniger Butter sein sollen, dieser kulinarische Teil war für meinen europäischen Gaumen kein Genuss. Der gesellschaftskritische Blick hingegen mit all seinen Facetten ist gelungen, hier war ich ganz dabei und letztendlich überwiegt dieser Aspekt doch und Butter ist für mich eher ein Synonym für all die herrlichen, genussvollen Erlebnisse, europäisch geprägt.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Abhängigkeit und Leidenschaft

Unser wirkliches Leben
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Anna lebt in London, ihr Gesangsstudium finanziert sie sich nachts in Jazzclubs und dort begegnet ihr der äußerst charmante wie wohlhabende Max, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt. Das prickelnde ...

Anna lebt in London, ihr Gesangsstudium finanziert sie sich nachts in Jazzclubs und dort begegnet ihr der äußerst charmante wie wohlhabende Max, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt. Das prickelnde Spiel beginnt.

„A very nice girl“ (wie der Originaltitel lautet) ist sie, in ihrer immer wieder zur Schau gestellten Arglosigkeit wie geschaffen, das aufreizende Spielzeug für einen nicht alten, aber doch älteren Mann zu sein. Er weiß um seine Macht, sie ist wie Wachs in seinen Händen. Mit ihm erlebt sie erst wie es ist als Frau begehrt zu sein, schwebt in ungeahnten Sphären, lässt sich komplett vereinnahmen und will dann doch wieder weg. Ganz weit weg von ihm.

Ein sehr nettes Mädchen ist sie, hat ihr großes Ziel einer Karriere in der Opernwelt vor Augen. Sie ist jung, naiv und nicht sehr erfahren, was Männer anbelangt. Es reicht gerade mal so zum Leben und dann zeigt er ihr eine ganz andere Welt. Immer mehr gleitet sie ab in eine betörende Welt voller Glitzer und Glamour, wird in seinen Bann gezogen. Arglos lässt sie sich vereinnahmen, ist dabei, ihren Traum aufzugeben. Sie sollte sich entscheiden – entweder er oder weiter ihre Gesangskarriere verfolgen.

Es geht um Macht. Um Abhängigkeit. Um Unterordnung und Selbstaufgabe, ja Hörigkeit. Um zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Eine durch und durch toxische Beziehung, die so schön begonnen hatte, voller Leidenschaft, in der nur einer gewinnen kann. Wer wird das sein? Wird sie sich ihm entwinden können?

Sandra Voss hat das Hörbuch eingesprochen, sie ist eine erfahrene Sprecherin, die ich immer wieder gerne höre. Der Klang ihrer Stimme ist sehr variabel, sie gibt jedem einzelnen Charakter seine eigene Persönlichkeit. So kann ich mich ganz entspannt der Story widmen. Sie vermittelt mir das Gefühl, als stiller Beobachter direkt dabei zu sein.

Imogen Crimp hat selbst kurzzeitig Operngesang studiert, sie kennt sich aus in diesem ganz eigenen Kosmos. Und jung – sind oder waren wir mal alle. „Unser wirkliches Leben“ ist ihr Romandebüt, das von Liebe erzählt, aber so viel mehr vermittelt.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Der Anfang einer Liebe

Gala und Dalí – Die Unzertrennlichen
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Berühmte Paare – große Geschichten. Der Aufbau Verlag widmet den ersten Band seiner neuen Reihe Gala und Dali. Unzertrennlich waren sie - Gala Éluard und Salvador Dali. Sie war mit dem Dichter Paul Éluard ...

Berühmte Paare – große Geschichten. Der Aufbau Verlag widmet den ersten Band seiner neuen Reihe Gala und Dali. Unzertrennlich waren sie - Gala Éluard und Salvador Dali. Sie war mit dem Dichter Paul Éluard verheiratet, als Dali sie das erste Mal sieht und ihm nicht mehr aus dem Sinn geht. 1929 war das, Dali noch jung und schüchtern, zudem zehn Jahre jünger als diese so faszinierende Frau.

Hinter Sylvia Frank verbirgt sich ein Autorenpaar, deren Recherchen sich ziemlich aufwendig gestalteten, wie sie zum Schluss verraten. Waren Dali und Gala doch Meister der Geheimhaltung und Verwirrung – dieses Versteckspiel war ihre Verteidigung. Wer mag es ihnen verdenken, jeder hat ein Anrecht auf Privatsphäre.

Gerne lese ich von berühmten Persönlichkeiten, von deren Leben. Salvador Dali – seine „Beständigkeit der Erinnerung“, die fließende Zeit - wer kennt dies nicht? Er zählt als einer der Hauptvertreter des Surrealismus. Ein Exzentriker war er, so ist er bei mir abgespeichert. Wobei eher seine surrealistische Phase, dargestellt in seinen Gemälden, im Vordergrund steht. Gala dagegen war mir nicht geläufig. Ihr Kennenlernen, Salvadors Schüchternheit und Galas zupackende Art vermitteln eher ein Bild, als ob sie ihn an die Hand nimmt, ihn ans Leben heranführt.

Ihre ersten gemeinsamen Jahre werden hier gut lesbar aufbereitet. Gala hatte ein sorgenfreies Leben mit Paul und doch zog es sie hin zu dem jungen, unbekannten Künstler. In Katalonien, in dem Küstenort Cadaqués finden sie sich. Das einfache Leben hier, die bodenständigen Menschen, die Landschaft und auch das Kulinarische werden anschaulich dargeboten. Im Vordergrund ist die fiktive Handlung, wir treffen zudem in Paris auf Persönlichkeiten in der Künstlerszene wie etwa Man Ray, lesen von den schwierigen Jahren, in denen die Liebe zueinander da war, es aber immer an Geld mangelte.

Das Ganze bleibt ein wenig eintönig, Gala ist die starke Frau an seiner Seite, Salvadore eher der junge Mann, der sich dank ihrer Hilfe vom dominanten Vater befreien konnte. Ich hätte mir mehr Dali gewünscht, seine Werke geben viel her. Gala als seine Muse, die sie zweifellos war, kommt mir in dieser Rolle zu kurz. Eine größere Zeitspanne hätte dem Roman gut getan, Dali war eine faszinierende, eine schillernde Persönlichkeit, die hier so gar nicht durchkam.

Das Cover passt zu dem eben Gelesenen ganz gut, es ist bieder, strahlt aber doch sehr viel Lebensfreude aus. Da sind zwei, die sich mögen, sich vertrauen, füreinander da sind. Ein Foto von damals, ein wenig verblasst.

Der Beginn einer großen Liebe – es hätte leidenschaftlich sein können. Unterhaltsam war es allemal und doch blieb es etwas farblos inmitten all der Farben, die den großen Maler zeit seines Lebens umgeben hat.

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Ein perfides Spiel, spannend in Szene gesetzt

Die Stimme des Wahns
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Francis Ackerman jr. ist wieder gefordert. Der dritte Band um den berüchtigten Serienmörder ist endlich da. In einem der sichersten Strafanstalten der Welt sollte er einsitzen – Demon. Wie sich herausstellt, ...

Francis Ackerman jr. ist wieder gefordert. Der dritte Band um den berüchtigten Serienmörder ist endlich da. In einem der sichersten Strafanstalten der Welt sollte er einsitzen – Demon. Wie sich herausstellt, ist da eher ein umprogrammierter Jemand, der eigentliche Verbrecher ist nach wie vor auf freiem Fuß. Das ruft Ackerman auf den Plan denn er weiß, dass der echte Demon auf Rache sinnt.

Es sind mehrere Handlungsstränge, die jeder für sich spannend und undurchschaubar daherkommen. Wie kann es sein, dass der sicher hinter Gitter geglaubte Serienmörder einen Doppelgänger ins Gefängnis schleusen konnte?

Ackermans Partnerin Nadia Shirazi hat gleich mal ihren Auftritt, die Dialoge zwischen den beiden sind gelungen, sie bietet ihm ordentlich Paroli. Leider geht Nadia im Laufe der Handlung ziemlich verloren, es wird zunehmend ein Alleingang von Francis. Dafür tritt Marcus (Francis Bruder) und Dylan, dessen Sohn, auf den Plan. Was hat Demon mit ihnen vor? Und im U-Bahn-Tunnel wird es direkt surreal, hier wären Wahnvorstellungen durchaus angebracht.

Bösartig, hinterhältig, ja teuflisch geht es zu, eine Gemeinschaft von Killern schreckt vor nichts zurück. Der Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn Demon ist gut gerüstet. Ein perfides Spiel - gute Nerven sind unabdingbar.

„Die Stimme des Wahns“ hat es in sich, auf der rasanten Suche nach ihm, dem Demon, ist der Abgrund so manches Mal nicht weit. Es knüpft an die beiden Vorgängerbände an, jedoch kann man in diesen dritten Band einsteigen, ohne die Stimmen des Zorns und die der Rache zu kennen. Gut ins Geschehen integrierte Rückblenden machen das möglich. Aber warum sollte man?

Auch wenn dieser dritte Band nicht ganz so stark daherkommt wie die ersten beiden, so habe ich ihn doch sehr genossen, er hat mir so manch gruselige Lesestunde beschert. Noch immer gilt: Man sollte sich nicht mit Francis anlegen!

Es wird wohl einen nächsten Band geben, das offene Ende deutet darauf hin. Wohin wird Francis Ackermans Reise gehen? Ich werde hoffentlich nicht zu lange auf eine Antwort warten müssen.

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