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Veröffentlicht am 31.12.2021

Spannend, dramatisch – ein Hörgenuss

Im Auge des Zebras
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Sieben Jugendliche wurden entführt, alle zur selben Zeit von derselben Person. Wie ist das möglich? Sie sind spurlos verschwunden und zwei Tage später werden ihre Eltern getötet. Olivia Holzmann, Kommissarin ...

Sieben Jugendliche wurden entführt, alle zur selben Zeit von derselben Person. Wie ist das möglich? Sie sind spurlos verschwunden und zwei Tage später werden ihre Eltern getötet. Olivia Holzmann, Kommissarin beim LKA Berlin, ermittelt, im Hintergrund ihr Ex-Kollege und Mentor Severin Boesherz. Auch auf die Erfahrung der pensionierten Kommissarin Esther Wady will Olivia nicht verzichten, die Zeit spielt gegen sie.

Es geht gleich mal sehr beängstigend los. Olivia braucht das Wissen des gewissenlosen Verbrechers Fjodor Sokolov, der sie auf bestialische Weise testen will. Ohne mit der Wimper zu zucken erfüllt sie seine Bedingungen. Schon hier braucht es gute Nerven, die Anspannung hält an. Ist Olivia die eiskalte Lady? Hat sie einen Plan? Mit ihrem Gegenüber ist nicht zu spaßen. Nicht genug damit, spielt ein lange vergangener Fall hier mit hinein. Wie geht das zusammen?

Eine ganz eigene Atmosphäre hat Uve Teschner als Sprecher des Hörbuchs geschaffen. Seine sonore Stimme passt er den jeweiligen Szenen gut an, ich sah mich mit Olivia auf dem Schiff, wurde hinein gesaugt in die abstruse Story. Teschner lässt jedem Einzelnen seine Eigenart, bringt seine Stimme zum Schwingen. „Save your kisses for me“ – Brotherhood of Man swingt im Hintergrund mit.

Längst Vergangenes wechselt sich ab mit der Suche nach den Verschwundenen. Die Charaktere sind eher unnahbar und doch entwickelt man sehr viel Empathie für sie, beobachtet mit gewissem Abstand, fiebert mit. Olivia und ihr Ex-Kollege haben viele Ecken und Kanten. Und Boesherz weiß ob seiner zur Schau getragenen Kaltschnäuzigkeit ganz genau, was er warum tut.

Es ist meine erste Begegnung mit Vincent Kliesch. Vielleicht auch deshalb, weil ich seinen Kollegen, mit dem er immer mal wieder zusammenarbeitet, nicht besonders schätze. Kliesch jedoch, seine Art zu schreiben, mag ich. Das Cover und der zunächst rätselhafte Titel sind besonders, heben sich in ihrer Andersartigkeit von gängigen Thriller-Präsentationen ab.

Das ungekürzte Hörbuch vom Argon Verlag AVE GmbH Berlin und Uve Teschner haben mich gut unterhalten, es ist ein spannender Auftakt um die Ermittler Boesherz und Holzmann. Eine sehr lohnende Lektüre für alle Thriller-Fans, unblutig und doch so lebendig, voller Aufregung und Nervenanspannung. Und – auch dank des hervorragenden Sprechers bewerte ich das Hörbuch mit 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 31.12.2021

Mörderisch gute Unterhaltung garantiert

Der Selfie-Killer
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Laura Stürmer will endlich ihre eigene Bude und doch nicht ganz alleine sein. Das kommt ihr das Zimmer in einer WG gerade recht. Ihre beiden Mitbewohner und deren Gewohnheiten kennt sie noch nicht so ...

Laura Stürmer will endlich ihre eigene Bude und doch nicht ganz alleine sein. Das kommt ihr das Zimmer in einer WG gerade recht. Ihre beiden Mitbewohner und deren Gewohnheiten kennt sie noch nicht so gut und doch macht sie sich große Sorgen, als Robyn verschwindet. Zumal diese tagtäglich ihr Leben, das sie als so schillernd darstellt, auf ihrem Insta-Kanal postet. Ist doch erst eine junge Frau auf abscheuliche Weise getötet und der Moment ihres Todes auf deren Account ins Netz gestellt worden. Laura, die Polizeipraktikantin, muss Kommissar Michelsen unbedingt davon überzeugen, dass hier ein Zusammenhang bestehen könnte.

Um die Eitelkeiten der Social-Media-Stars und solche, die davon träumen, es zu schaffen - darum geht es. Ganz oben anzukommen, mit den täglichen Posts immer mehr Follower zu gewinnen, Klicks von all den begeisterten Kids zu erhalten, die all das glauben, was ihnen vorgesetzt wird, die schönen Bilder nur zu gerne aufsaugen und immer Neues erwarten – diese Aufmerksamkeit brauchen Influencer, die alles dafür tun, um ihr Lügengespinst aufrecht zu erhalten.

Das Cover sagt schon sehr viel aus. Da ist die junge Frau, die sich angstvoll umdreht. Schwarz-weiß – sollte sie ausgelöscht werden? Der splitternde Bildschirm, das dominierende Rot – wie Blut? Ein perfektes Cover und eine Story – mittlerweile alltäglich für viele. Der Glitzerwelt, dem verlogenen schönen Schein wird nur zu oft hinterhergejagt, nichts hinterfragt.

Der zweite Fall für Alex Michelsen und Laura Stürmer. Er, der erfahrene Kommissar und sie, die unbedingt im Polizeidienst bleiben will. Schon „Der Künstler“ hat ihr viel angetan und auch hier wird sie gefordert. „Der Selfie-Killer“ nimmt sich eines aktuellen Themas an und kann ohne Vorkenntnisse des ersten Falles gelesen werden. Auch wenn ich nicht unbedingt zur Zielgruppe dieses Social-Media-Phänomens gehöre, war ich doch sofort dabei. Einmal angefangen, konnte ich mich dem Grauen nicht mehr entziehen. Es werden so einige zwielichtige Gestalten geliefert, jede davon könnte der Selfie-Mörder sein. Was treibt den an, warum wanzt er sich regelrecht ran an bestimmte Figuren? Ein erschreckendes Szenario mit glaubhaften, gut gezeichneten Charakteren. Die Story entwickelt einen Sog, der einen gefangen hält und man gebannt weiterlesen muss. Unbedingt.

Paul Buderath sorgt mit seinem „Selfie-Killer“ wiederum für mörderisch gute Unterhaltung. Eine Geschichte über ein Phänomen unserer vernetzten Welt, eingebettet in einen Thriller, der den Irrsinn hinter der allzu perfekten Fassade durchleuchtet.

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Veröffentlicht am 27.12.2021

Ein erdverkrusteter Horrortrip

Der Gräber
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In der Nacht auf den 6. November verschwindet Jahr für Jahr ein Mensch, allesamt gut situierte Singles aus den Göteborger Villenvierteln.

Die Polizei tappt im Dunkeln - Cecilia Wreede und Jonas Andren ...

In der Nacht auf den 6. November verschwindet Jahr für Jahr ein Mensch, allesamt gut situierte Singles aus den Göteborger Villenvierteln.

Die Polizei tappt im Dunkeln - Cecilia Wreede und Jonas Andren bilden die Soko „Gräber“. An den Tatorten findet sie ausnahmslos DNA der Opfer, nie wurde eine Leiche gefunden. Wäre da nicht eine große Menge Blut gewesen, die Polizei würde anstatt von Mord von Menschenraub ausgehen. Er, der Gräber genannt, verschleppt seine Auserwählten in die Unterwelt, wühlt sich regelrecht durch die Erde, um sich sein für dieses Jahr auserwählte Opfer zu holen. So die Annahme.

Annika, die Lektorin eines Verlages, der kurz vor dem Aus steht, bekommt auf mysteriöse Weise ein völlig verschmutztes Manuskript, in dem viel Potential für einen Bestseller steckt. Keiner weiß, wer der Verfasser ist, die Rechte sind ungeklärt, sie greifen dennoch zu. Wer treibt hier sein Unwesen, beschreibt detailliert die Taten des Gräbers?

Hier will Annika nicht wohnen, das Haus hat einen Keller. Soviel weiß ich schon mal, aber warum will sie das nicht? Fredrik P. Winter baut seine Story gut auf, gibt seinen Lesern genau so viel mit, dass man neugierig auf das Treiben des Gräbers wird. Den Kapiteln vorangestellt sind irre und wirre Gedanken, die auf den Täter schließen lassen. Aber ist das wirklich er, der Gräber?

Eine überforderte Polizei trifft auf ein Buch, das von einem Insider stammen könnte, beschreibt es doch detailliert den Schrecken des 6. November Jahr um Jahr. Die Verzweiflung scheint allerorten, der Horror nimmt zuweilen groteske Züge an. Man bekommt Gänsehaut, spürt regelrecht, wie das Kratzen an der Wand (und nicht nur da)überhand nimmt. Der Autor führt seine Leser am Gängelband, verunsichert sie, alles wäre denkbar, aber eigentlich doch nicht. Unlogisch, total irre und dennoch rasant und spannend. Um dann im Stillstand zu verharren – jeder scheint verdächtig, hier kommt die Story nicht recht vorwärts. Sehr langatmig, hier wäre weniger mehr gewesen.

Ein guter Einstieg, eine interessant aufgebaute Handlung, die im mittleren Teil abflacht und später wieder Fahrt aufnimmt. Der Gräber scheint schon immer wieder durch, aber ist er es wirklich? Und das Cover passt sich dem Untergrund an, die mystische Stimmung ist hier gut eingefangen.

Die Charaktere waren bis auf Annika unnahbar, direkt leblos und wenn es nicht so makaber wäre, könnte ich sie als blutleer beschreiben. Allen voran die Wreede. Geschickt hingegen hat der Autor seinen verschwundenen Schriftsteller in der Story herumgeistern lassen, die Lektorin facettenreich von normal und ungerecht, ja selbstherrlich bis verworren und hilflos beschrieben. Das Ende hätte ich so nie und nimmer erwartet, es gefällt mir richtig gut. Schmutzig, überraschend, unterirdisch - open end.

Bis auf den Mittelteil war und ist „Der Gräber“ von Fredrik P. Winter ein kurzweiliger Trip ins Grauen, geprägt von Abscheu und Widerwillen, der so manchen Schauder verursacht.

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Veröffentlicht am 24.12.2021

Trügt der äußere Schein?

Perfect Day
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Berlin leuchtet im Festtagsglanz - es ist Weihnachten, wir schreiben das Jahr 2017. Ann fühlt sich als einzig Überlebende, übrig geblieben sozusagen. Vor sechs Wochen hat man ihr das Herz herausgerissen. ...

Berlin leuchtet im Festtagsglanz - es ist Weihnachten, wir schreiben das Jahr 2017. Ann fühlt sich als einzig Überlebende, übrig geblieben sozusagen. Vor sechs Wochen hat man ihr das Herz herausgerissen. Ihr Vater – man beschuldigt ihn. Sie kann es nicht glauben. Ist wütend. Hat furchtbare Angst. „Wach auf, Prinzessin.“

Romy Hausmann liebt „das Spiel mit der Oberfläche, mit Erwartungen und subjektiven Wahrheiten, das Sezieren bis tief zum hässlichen Kern der menschlichen Psyche.“

Wir lesen von ihrer Traurigkeit, von ihren Ängsten, Nöten und Sorgen, von ihrer Einsamkeit. Eine Stimme aus dem Hintergrund erzählt wem? Seiner Prinzessin? Die 7jährige Ann vernehmen wird immer mal wieder zwischendurch. Durchleben mit der erwachsenen Ann ihre Suche nach dem wahren Schleifenmörder. Genauso lesen wir bruchstückhaft von einem Interview. Es nimmt zuweilen surreale Züge an. Ist es ein Traum, ist es Wirklichkeit?

Romy Hausmann spielt mit ihren Lesern. Sie schafft es mühelos, sie bei Laune zu halten durch ihren rasanten Schreibstil, der zuweilen grauenvoll und bedrückend daherkommt. Bereitet die Bühne für ihre so vielschichtigen Charaktere geschickt, inszeniert bedrückende und gänzlich entrückte Szenarien. Wie mag es sein, emotionslos durch diese Welt zu gehen, nicht das zu empfinden, was als normal angesehen wird?

Das Cover – perfekt im Stil der Romy Hausmann-Thriller. Als Einstimmung kommt auf der blutrot hinterlegten Innenseite die kleine und die erwachsene Ann zu Wort.

„Perfect Day“ ist düster und geheimnisumwittert, voller Emotionen und doch von Gefühllosigkeit geprägt. Immer in Gefahr, dass die mühsam errichtete äußere Fassade einzustürzen droht, abgestumpft und herzlos, zuweilen aber sehr liebevoll und fürsorglich.

Ein fesselnder Thriller, der mich von der ersten bis zur letzten Seite nicht losgelassen hat. It´s a perfect Thriller.

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Veröffentlicht am 22.12.2021

Gelungener Reihenauftakt

Eis. Kalt. Tot.
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Eiskalt ist der Tod. Und das mitten in Kopenhagen. Eine männliche Leiche wird gerade aus dem Hafenbecken gefischt – die Kriminalkommissarin Kirsten Vinther ahnt, dass einiges auf sie zukommen wird.

Kirsten ...

Eiskalt ist der Tod. Und das mitten in Kopenhagen. Eine männliche Leiche wird gerade aus dem Hafenbecken gefischt – die Kriminalkommissarin Kirsten Vinther ahnt, dass einiges auf sie zukommen wird.

Kirsten holt sich Marit Rauch Iversen in ihr Team, auch der neue Kollege Jesper Bæk will beschäftigt sein, dazu der Pathologe Dr. Bostrup. Ganz eigenwillige Charaktere stoßen hier aneinander. Die resolute Kirsten leitet die Ermittlungen, sie begegnet Bæk aus Jütland mit sehr viel Misstrauen. Er hat sich aus privaten Gründen hierher versetzen lassen, sein Ego ist sowieso schon sehr angekratzt und Kirsten macht es ihm zusätzlich schwer. Mit der Super-Recognizerin Marit holt Kirsten sich eine ehemalige Polizistin dazu. Sie erkennt Gesichter, die sie einmal gesehen hat, immer wieder. Marit stammt aus Grönland, ist mit der unwirtlichen Gegend von Kindesbeinen an bestens vertraut. Die beiden Frauen kennen sich, mögen sich.

Ein außergewöhnlich grausamer Mord, dem weitere folgen werden - führt eine Spur ins Grönlandeis? Der Fall verlangt ihnen alles ab, sie sind am Rande der Erschöpfung, lassen aber nicht locker. Auch wenn Rückschläge vorprogrammiert sind, kämpfen sie sich mühsam vorwärts. Sehr schockierende Szenen wechseln sich ab mit Fabelwesen der Grönländer. Zwischendurch ein wenig Privatleben von Marit, Jesper und Kirsten.

Ich war dicht an den Ermittlern, konnte ihr Handeln, aber auch ihre Befürchtungen gut nachvollziehen. Die Landschaftsbeschreibungen – und nicht nur diese - sind plastisch geschildert. Die undurchsichtige Story hat eine Sogwirkung, deren man sich beim Lesen schwerlich entziehen kann. Man spürt direkt die Eiseskälte. Brutal, brillant, nichts für dünnhäutige Gemüter.

„Eis. Kalt. Tot.“ von Anne Nordby - ein gelungener Reihenauftakt um die Privatermittlerin Marit Rauch Iversen. Ich werde ihr weiterhin folgen und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

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