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Veröffentlicht am 21.12.2021

Das Leben der Lady Diana

Diana (Ikonen ihrer Zeit 5)
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Das Leben der Diana, Princess of Wales, der Königin der Herzen - ihr Leben und auch die Vorurteile um sie sind wohlbekannt. Ich war nie mit den Königshäusern und deren mehr oder wenig gekrönten Häuptern ...

Das Leben der Diana, Princess of Wales, der Königin der Herzen - ihr Leben und auch die Vorurteile um sie sind wohlbekannt. Ich war nie mit den Königshäusern und deren mehr oder wenig gekrönten Häuptern vertraut und doch kam ich nicht umhin, die Geschichte der Lady Di zu kennen. Die meistfotografierte Frau der Welt ihrer Zeit hatte alles, was man sich mit Geld kaufen konnte. Zwei wunderbare Söhne noch dazu und einen Ehemann, der sie nie wirklich wollte, dem es nicht gestattet war, seine Herzensdame zu ehelichen. Der Schein musste immer gewahrt bleiben und so stolperte die blutjunge Diana Spencer in eine Ehe, der eine Märchenhochzeit voranging – verfolgt auf den Bildschirmen rund um den Globus.

Als Romanbiografie wird dieser Titel angeboten. Das Gerüst, um das sich diese Geschichte rankt ist das, was nur zu bekannt ist. Die unerfahrene, ja naive junge Frau ist angetan von Charles, da glaubt sie noch an das schöne Märchen. Zunehmend wird ihr bewusst, in welch goldenem Käfig sie lebt und sie findet mühevoll und schmerzhaft zu sich selbst. Aus dem verträumten Mädchen wurde eine selbstbewusste Frau.

Die fiktiven Dialoge sind schon sehr klischeebehaftet und diese Erzählung schrammt nahe am Kitsch vorbei. Das ganze Buch besteht überwiegend aus erdachten Gedanken und Gesprächen rund um das englische Königshaus, allen voran die nicht sehr ausgeprägte Zweisamkeit von Diana und Charles. Ich hatte immer wieder die allzu bekannten Fotos vor Augen, es waren und sind diese teilweise skandalösen Szenen, die hier ausgebreitet und ausgeschmückt werden. Das Buch suggeriert eine sehr intime Einsicht ins Privatleben der Royals, die es so nie gegeben hat.

Das Buch besteht überwiegend aus frei erfundenen Debatten und Gedanken – es ist schon unterhaltend geschrieben, aber eher Roman denn Biografie. Auch wenn die Eckdaten stimmen mögen.

Das Cover zeigt Diana, wie man sie in Erinnerung hat. Immer elegant, sie macht stets eine gute Figur, alles farblich aufeinander abgestimmt. Wer sie noch erlebt hat, erkennt sie – das Cover ist gelungen.

In der bei Ullstein erscheinenden Reihe „Ikonen ihrer Zeit – starke Frauen für die Ewigkeit“ hat Julie Heiland dem Leben und Wirken der Princess of Wales mit „Diana – Königin der Herzen“ ein Denkmal gesetzt. Ein Buch, das unterhält.

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Veröffentlicht am 20.12.2021

Die Brücke über die Moldau

Die Brücke der Ewigkeit
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Das Gewitter zerstört vieles, die Wassermassen reißen alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist. Jan Otlin muss zusehen, wie seine Mutter durch das Unwetter rennt, den Ziegendieben hinterher und dann ...

Das Gewitter zerstört vieles, die Wassermassen reißen alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist. Jan Otlin muss zusehen, wie seine Mutter durch das Unwetter rennt, den Ziegendieben hinterher und dann - die Judithbrücke war eingestürzt, tief unten klammert sich Jans Mutter noch fest. Da schwört der 12jährige, dass er eine neue Brücke bauen wird, sollte sie diesem Inferno entkommen.

Die historisch bedeutsame Karlsbrücke über die Moldau, welche die Prager Altstadt mit der Kleinseite verbindet, wird im 14. Jahrhundert errichtet. Die Grundsteinlegung der Karlsbrücke erfolgte 1357 durch Kaiser Karl IV. Eine Brücke für die Ewigkeit sollte es werden, Vorbild war die Steinerne Brücke zu Regensburg.

Der verantwortliche Architekt Pater Parler war mit anderen Bauwerken voll ausgelastet und in Jan Otlin fand er einen Baumeister, der „Die Brücke der Ewigkeit“ für den Kaiser ganz nach dessen
Wünschen erbauen konnte. Ein mühsames Unterfangen, immer wieder wurden Pfeiler beschädigt, Rückschläge gab es genug und doch war Aufgeben keine Option.

Der historische Hintergrund bildet das Gerüst und der oftmals beschwerliche Alltag der einfachen Leute, all das Zwischenmenschliche, die Freuden aber auch das Leid und die Boshaftigkeit so mancher werden gut dargestellt. Es gab sie schon immer, die ehrlichen Leutchen, aber auch diejenigen, die danach trachteten, den anderen zu schaden, sie zu vernichten. Wolf Hector hat ein gutes Gespür, solche Szenen glaubhaft darzustellen, verwebt die historischen Figuren mit seinen fiktiven Akteuren. So ist ein unterhaltsames Gesamtwerk entstanden, das mich so manches Mal staunen ließ. Wurde doch der Mörtel nicht nur mit herkömmlichen Materialien angemischt, sondern dank Eiern, Quark und Wein in seiner Festigkeit nochmal verstärkt. Die beiden letzteren Zugaben sind als römischer Mörtel historisch nachgewiesen, es ist eine kleine, aber feine Anekdote, die sehr passend ins Geschehen eingeflochten wird.

Prag um 1400 - das Cover zeigt die vollendete Brücke, das Gesamtbild passt zum Roman. Der Stadtplan auf der Innenseite, das Personenverzeichnis und die Zeittafel sind gerade für ein historisches Buch hilfreich, ebenso das Glossar im Anhang.

Historie – eingebettet in den Brückenbau zu Prag. Ein Stück Zeitgeschichte, lebendig dargestellt mit all den Ängsten, Sorgen und Nöten vor gut 650 Jahren. In vier Bücher ist die Handlung gegliedert, es gibt Rückblenden und immer dann, wenn es am spannendsten ist, wird der Focus auf einen anderen Handlungsstrang gelenkt. Dabei bildet der Anfang eines jeden Buches den Ist-Zustand von Jan und seiner Familie ab. Diese jeweils auf wenigen Seiten verfassten Berichte lassen viel Spielraum für Spekulationen, die Dramatik wird erst gegen Ende entschärft.

Das finstere Mittelalter kam des Öfteren klar zum Vorschein mit all seinen schlimmen Seiten, das Blutgerüst sei erwähnt, auf dem so mancher sein Leben aushauchte, obwohl unschuldig. (Gift)Mord und Totschlag in all seiner Grausamkeit war allgegenwärtig, die Frauen, die nichts galten, waren oftmals Freiwild.

Wolf Hector erzählt in seinem historischen Roman „Die Brücke der Ewigkeit“ die Entstehungsgeschichte der Karlsbrücke im 14. Jahrhundert. Ein Garant für kurzweilige und unterhaltsame Lesestunden.

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Veröffentlicht am 13.12.2021

Bezaubernd, witzig, herzlich

Geld oder Lebkuchen
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Genau richtig für die Vorweihnachtszeit, so dachte ich mir und hörte 6 Stunden und 31 Minuten in diesen Fast-Krimi, vertont von GOYALiT Jumbo Neue Medien und Verlag GmbH, hinein.

Ein wenig schlitzohrig ...

Genau richtig für die Vorweihnachtszeit, so dachte ich mir und hörte 6 Stunden und 31 Minuten in diesen Fast-Krimi, vertont von GOYALiT Jumbo Neue Medien und Verlag GmbH, hinein.

Ein wenig schlitzohrig ist er schon, dieser Ernst Mannsen. Es passt ihm so gar nicht, dass der langweilige Filialleiter der Bank ihm vorgezogen wird, dabei hat er - Ernst - seiner Meinung nach alles, was man so braucht, um eine erfolgreiche Dorfweihnacht organisieren zu können. Es war immer so, dass die bedürftigen Kinder sich zu Weihnachten was wünschen dürfen und ihre Wünsche erfüllt werden, dafür wurde extra ein Bankkonto eröffnet, Kassensturz ist angesagt und das Konto hoffentlich gut gefüllt. Aber – oh Schreck, es gibt gar kein Konto, der Filialleiter ist weg, Geld ist natürlich keins da – was nun?

Katja Danowski passt sich dieser herrlich frech-forsch-tragischen Komödie ausdrucksstark an. Mit viel Feingefühl erzählt sie davon, wie sie alle versuchen, das kommende Desaster aufzuhalten und in Bahnen zu lenken, die zwar nicht immer ganz legal sind, nicht so richtig hinterfragt werden dürfen, aber sie doch irgendwie versuchen zu retten, was noch zu retten ist. Bildreich und lebensnah skizziert sie das beinahe skurrile Geschehen, ich lausche ihrer Stimme, die kraftvoll und ungestüm, dann wieder gelangweilt und ein wenig eingeschnappt ist, aber immer ganz nah an den Protagonisten bleibt.

Dora Heldt, die Autorin dieser bezaubernden Mär, schaut genau hin, denn hier erkennt sich jeder in irgendeiner Form wieder. Nein, nicht jeder – ich natürlich nicht, aber die anderen sind so, ganz bestimmt! Vielleicht überzeichnet sie das Miteinander ein wenig, kratzt an der Oberfläche und unter so manch rauer Schale verbirgt sich tief drinnen ein weicher Kern, der im Laufe der Zeit nur ein wenig verschüttet war. Warmherzig sind sie, ihre Akteure, natürlich auch mal ungestüm und energiegeladen, bisweilen ungerecht. Und doch haben sie alle das gleiche Ziel – sie sorgen sich um diejenigen, denen es nicht so gut geht, öffnen ihr Herz.

Eine Geschichte, wie das Leben sie zuweilen schreibt, charmant und augenzwinkernd ausgeplaudert von Katja Danowski. „Geld oder Lebkuchen“ – peng… Eine amüsante Weihnachtsgeschichte, ein kurzweiliges Hörerlebnis, das ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Schnell durchschaubar

Die Früchte, die man erntet
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Ein Fall für den Kriminalpsychologen Sebastian Bergmann – „Die Früchte, die man erntet“ - der siebente mittlerweile. Er arbeitet nicht mehr für die Polizei, ist als freier Therapeut tätig. Ein Australier ...

Ein Fall für den Kriminalpsychologen Sebastian Bergmann – „Die Früchte, die man erntet“ - der siebente mittlerweile. Er arbeitet nicht mehr für die Polizei, ist als freier Therapeut tätig. Ein Australier will mit seiner Hilfe das Trauma hinsichtlich des Tsunamis vor 17 Jahren aufarbeiten - Sebastian wird knallhart mit seiner Vergangenheit konfrontiert.

Vanja ist die neue Leiterin der Reichsmordkommission, hat ihre erste Pressekonferenz mit Ach und Krach hinter sich gebracht. Sie, die Perfektionistin, ist in ihren Augen grandios gescheitert. Ein Desaster. Privat steht alles zum Besten mit Jonathan und ihrer kleine Tochter Amanda - und den Job, den Vanja immer wollte, hat sie nun. Das beste Ermittlerteam Schwedens arbeitet für sie. Zeit, nach vorne zu schauen, viel Arbeit wartet auf sie alle. Innerhalb von acht Tagen ist das dritte Opfer zu beklagen. Angelica Carlsson, die vorerst letzte Tote, hat Nils, den sie im Internet kennengelernt hat, von Dick erzählt. Er will viel Geld von ihr, sie ist verzweifelt. Hofft, dass Nils ihr aus dieser Situation heraushilft, sie finanziell unterstützt. Kurz darauf ist sie tot.

Ziemlich schnell wird klar, wer dahinter steckt, wer die Morde kaltschnäuzig geplant und ausgeführt hat, alles schön der Reihe nach, eine Liste wird abgearbeitet und noch sind sie nicht fertig. Die Leser wissen es, nur die Kommissare tappen im Dunkeln. Hier ist die Luft ziemlich raus, die Spannung so gar nicht mehr gegeben. Man wartet, dass es endlich weitergeht, Neues bekannt wird. Eine Durststrecke, die sich über viele Seiten dahinzieht.

Sowohl aus Täter- als auch aus Ermittlersicht werden die Ereignisse geschildert, nebenbei bekommt man ein wenig Privatleben der einzelnen Charaktere vermittelt. Und dazu kratzt eine weitere Story an der Oberfläche. Diese zweite Geschichte ist interessant, jedoch weiß ich auch hier schon ziemlich sicher, wie es ausgehen wird. Ich komme nicht umhin, vor allem die erste, aber auch die zweite als halbherzig erzählt zu werten. Haben die Autoren hier zu viel gewollt und dann doch nicht alles untergebracht und war jede Episode für sich zu wenig?

Zwei problematische Straftaten, zwei Handlungsstränge, die wie zufällig einander berühren, im Grunde aber nichts oder nicht viel miteinander zu tun haben, werden hier erzählt. Jeder für sich ist interessant, hätte genügt. Serviert werden die beiden nicht miteinander, es ist eher ein harter Übergang, keine Mixtur. Das hat mir so gar nicht gefallen, auch wenn mich das ganze Buch durchaus gut unterhalten hat. Ich bin sozusagen hineingestolpert in Sebastian Bergmanns Welt, habe mich erst akklimatisieren müssen, um mich zurücklehnen und durchaus genießen zu können. Und doch bleibe ich despektierlich zurück, ich werde wohl nicht zum Bergmann-Fan mutieren.

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Veröffentlicht am 10.12.2021

Erschütternd, fesselnd, raffiniert konstruiert

Die falsche Zeugin
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Leigh und Callie – zwei Schwestern, die ungleicher nicht sein könnten. Die eine ist eine erfolgreiche Anwältin, während die andere sich durchs Leben schlängelt, immer an Rande des Abgrunds. Ihrer beider ...

Leigh und Callie – zwei Schwestern, die ungleicher nicht sein könnten. Die eine ist eine erfolgreiche Anwältin, während die andere sich durchs Leben schlängelt, immer an Rande des Abgrunds. Ihrer beider Kindheit war hart, jeder verdiente Groschen hochwillkommen. Leigh gab ihre Stelle als Kindermädchen irgendwann an Callie ab, die über lange Zeit den kleinen Trevor betreute.

Im Sommer 1998 begegnen wir Leigh und Callie, um dann im Heute mit der Strafverteidigerin ihr doch recht komfortables Leben kennenzulernen. Ihrem Mandanten, der sie kurzfristig engagiert hat, wird Entführung, Vergewaltigung, schwere Körperverletzung und noch so einiges vorgeworfen, alle Indizien sprechen gegen ihn. Zunächst sträubt sich in Leigh alles, dessen Verteidigung zu übernehmen, letztendlich aber klemmt sie sich voll und ganz dahinter.

Es beginnt gemächlich, wenn auch nicht alltäglich. Ein interessanter Einstieg ins Buch, aber auch nicht mehr. Doch je weiter die Geschichte fortschreitet, je mehr Details bekannt werden, desto stärker ist die Sogwirkung. Zwei Haupthandlungsstränge wechseln einander ab. Die Autorin nimmt ihre Leser mit ins Gestern, als Schreckliches passiert ist und schwenkt geschickt ins Heute, um von Leigh zu erzählen, ihrer Familie, zu der auch Callie gehört. Auch wenn diese ein Leben jenseits der gutbürgerlichen Norm führt und sich die Schwestern selten sehen, sind sie gefühlsmäßig eng verbunden.

Corona ist im Jahre 2021 ein allgegenwärtiges Thema und auch hier ist die Pandemie angekommen, hält sich aber dezent im Hintergrund. Drogen in vielerlei Form spielen mit, der Missbrauch in all seiner Widerwärtigkeit kann vieles zerstören, menschliche Abgründe tun sich auf. Manches ist kaum auszuhalten, man möchte es nicht lesen und doch unbedingt wissen.

Karen Slaughter baut Spannung auf, sie bedient ihre Leser häppchenweise, schwenkt den Fokus immer dann in eine andere Richtung, wenn man eigentlich dran bleiben, diesen Strang weiterverfolgen möchte. Die fast 600 Seiten lesen sich zügig weg, auch wenn die Handlung nicht gerade lässig daherkommt. Im Gegenteil, es ist ganz schön harter Tobak, der hier serviert wird. Man muss des Öfteren schwer schlucken, das Kopfkino sendet permanent Bilder. Szenen, die sprachlos machen, die man trotz allem lesen muss. Sie gehören dazu, machen die Story stimmig. Ich bin parteiisch, schlage mich auf eine Seite, die Autorin hat ihren Charakteren viel Leben eingehaucht, sie sind mir zwar nicht nahe, aber doch glaubwürdig, lebendig.

„Die falsche Zeugin“ ist ein raffiniert konstruiertes Werk mit ausdrucksstarken Charakteren und einer erschütternden Story. Karen Slaughter hat mir wiederum mit ihrem vortrefflichen Schreibstil so manch schauderhafte, aber durchaus unterhaltsame Lesestunden beschert.

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