Profilbild von Magnolia

Magnolia

Lesejury Star
online

Magnolia ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Magnolia über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.05.2021

Verwicklungen um ein großes Erbe

Enriettas Vermächtnis
1

Eine Familiengeschichte, ein Testament, Emilio und Jana - zwei, die sich noch nie begegnet sind, die in Zürich in der Kanzlei von Leuthard, dem Testamentsvollstrecker, sitzen. Die sehr erfolgreiche Autorin ...

Eine Familiengeschichte, ein Testament, Emilio und Jana - zwei, die sich noch nie begegnet sind, die in Zürich in der Kanzlei von Leuthard, dem Testamentsvollstrecker, sitzen. Die sehr erfolgreiche Autorin Enrietta da Silva ist tot, sie hinterlässt ein beachtliches Vermögen.

Das Buch, die hervorragend erzählte Geschichte fesselt. Schnell war klar, dass Enrietta sie alle gut kannte, mit ihnen zu Lebzeiten sehr vertraut war. Nicht nur zu den beiden Erben, auch zu Leuthard pflegte sie ein freundschaftliches Verhältnis. Je mehr ich las, desto kritischer betrachtete ich all diese Akteure. Da kam so manch fiese Charaktereigenschaft ans Licht, die mich sehr an den Personen zweifeln ließ.

Die Reise beginnt in Zürich, macht Zwischenstation in Brasilien, der Heimat von Emilio und dessen Rivalen Armando der, wie sich bald herausstellt, der leibliche, aber ungeliebte Sohn Enriettas ist. Testamentarisch nicht bedacht, fordert dieser jedoch sein Erbteil ein. Ist Armando dieser schmierige Gangster, wie er von Emilio dargestellt wird? Warum wusste außer ihm nicht mal der Notar von seiner Existenz?

Da ist noch Jana, die Ziehtochter, die in der schönen Stadt Salzburg lebt. Auch sie begleite ich ein Stück, lerne sie besser kennen und frage mich des Öfteren, warum sie doch so manches Mal direkt blauäugig agiert, in meinen Augen zu leichtgläubig und unvorsichtig handelt. Ausnahmslos alle verhalten sich seltsam, als ob jeder einzelne etwas Wesentliches zu verbergen hätte. Keiner lässt hinter die Kulissen blicken. Etwas Mysteriöses hängt über diesem Erbe.

„Enriettas Vermächtnis“ ist sehr kurzweilig, es garantiert unterhaltsame Stunden. Ich mag, wenn alles verworren ist, spannend verpackt wird. Und es wurde geschickt genau so viel erzählt, dass ich neugierig immer weiterlesen wollte. Bis zum Ende hin. Da war plötzlich nichts mehr – eine gut erzählte Story, die sich zum Schluss komplett verirrt.

Trotz meiner Kritik zum nicht nachvollziehbaren Ende hat mir Enriettas Geschichte gefallen und so empfehle ich dieses Buch gerne weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.05.2021

Eine nicht ganz heile Welt am Piz Palü

Piz Palü
1

Das Grand Arnold im Sommer 1957 ist Mittelpunkt dieses spannungsgeladenen Romans. Marie Brunntaler erzählt in ihrem dritten Werk „Piz Palü“ von den beiden Kindern der Hotelbesitzer, die spurlos verschwinden. ...

Das Grand Arnold im Sommer 1957 ist Mittelpunkt dieses spannungsgeladenen Romans. Marie Brunntaler erzählt in ihrem dritten Werk „Piz Palü“ von den beiden Kindern der Hotelbesitzer, die spurlos verschwinden. Als dann noch ein Mord geschieht, übernimmt Kommissar Tschudi diesen Fall.

Es sind Familienverhältnisse, die verworren und unübersichtlich daherkommen. Die einzelnen Charaktere sind allesamt gar nicht so nett, wie es den Anschein hat. Die Kinder sind weg – und dann meint Erika, ihre Mutter, es sei eine Charade. O. W. Fischer, der Filmstar, sieht so manches, jedoch bleiben ihm die Zusammenhänge verborgen. Genauso wie Corinne, der Gesellschafterin. Als dann ein Mord für Aufregung sorgt, ist die Verwirrung perfekt. Ich fange an, jede einzelne Figur zu hinterfragen – wie gut hat diese das Opfer gekannt, hätte diese dadurch Vorteile gehabt und für wen wäre dieser Tod nützlich. So nach und nach zerbröckelt die Fassade, die Vergangenheit kommt immer mehr zum Vorschein.

Geschickt flicht die Autorin kurze Momente ein – wie ein Blitz, der kurz aufblinkt, aber dann doch nicht zu fassen ist. Es schwingt etwas Unausgesprochenes mit. Subtil, nicht ganz greifbar, aber doch da. Beim Lesen meint man direkt, jetzt dem Ganzen auf den Grund zu gehen, in die richtige Richtung sich zu bewegen. Was übersieht man? Was übersieht Tschudi? Eine Frage – vage, verschwommen – hängt in der Luft. Es spitzt sich noch einmal zu, alles dreht sich um. Aber warum bemerkt es keiner?

Es braucht einige Zeit, um die Personen und deren Eigenschaften einzuschätzen und zuordnen zu können, aber dann stört nichts mehr. Der Lesegenuss ist im Vordergrund und dieser Krimi bleibt äußerst spannend. Bis ganz zum Schluss, denn erst dann entwirrt sich diese Story.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.05.2021

Über das Zueinanderfinden

Warten auf Eliza
1

Zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, begegnen sich. Jede von ihnen spürt, dass sie ihr Leben neu justieren muss. Da ist die über 70jährige Ada, deren Mann ganz plötzlich stirbt. Was nun? ...

Zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, begegnen sich. Jede von ihnen spürt, dass sie ihr Leben neu justieren muss. Da ist die über 70jährige Ada, deren Mann ganz plötzlich stirbt. Was nun? Ada merkt, dass sie viel zu sehr in seinem Leben steckte, ihre eigenen Träume hintangestellt hat. Es war für sie gut so - bis jetzt. Die junge Eliza hinterfragt ihr Privatleben, das nicht so abläuft, wie sie es gerne hätte, zweifelt an dem Sinn ihres Studiums der Italienischen Literaturwissenschaft. Beinahe ein halbes Jahrhundert trennt die beiden und doch beäugen sie sich, sind neugierig auf die jeweils andere.

Die Autorin erzählt von Brüchen, von Verzweiflung, sich gehen lassen. Aber auch von Neubeginn. Es kommt nicht darauf an, wie alt man ist. Solange man mit offenen Augen durchs Leben geht, neugierig bleibt. Sich vorwärts tasten, Schritt für Schritt. Nichts abwehren, einfach ausprobieren, Ungewohntes zulassen. Dahin sollte man.

Die beiden Frauen erzählen aus ihrem momentanen Dasein, ihren Ängsten, offenbaren aber auch ihre Träume. Leaf Arbuthnot nimmt den Leser mit sowohl Ada als auch Eliza in ihrer ganzen Zerbrechlichkeit kennenzulernen, aber auch ihre Stärke, ihr Vorwärtsstreben, ja ihre Visionen zu finden. Eine Freundschaft ist keine Frage des Alters, trotz der Gegensätze haben sie vieles gemeinsam, interessieren sich füreinander. Den anderen sein lassen, wie er nun mal ist. Ihn dann unterstützen, ihn stärken, wenn nötig.

Ein Buch, direkt aus dem Leben gegriffen. Zweifeln wir nicht alle irgendwann, reflektieren so manches Mal unser Tun? Eine Freundschaft ist ein kostbares Gut, wie ein Fels in der Brandung kann sie sein. Zwei Frauen aus unterschiedlichen Generationen, die gemeinsam ihre Einsamkeit gegen ein erfülltes Leben eintauschen wollen.

Eine wundervolle Geschichte, die viel Wärme ausstrahlt. Gerne habe ich die zwei begleitet, ihr Zueinanderfinden war eine Reise mit vielen spannenden, melancholischen, zuweilen humorvollen, immer aber ehrlichen Momenten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.05.2021

Eine Geschichte zum Träumen

Der Sommer hat doch Meer zu bieten
1

Dieser Sommer hat nicht nur Meer zu bieten, er hält für Julia soviel mehr bereit, auch wenn es zunächst so gar nicht danach ausschaut. Erwischt sie ihren sehr erfolgreichen, aber selten anwesenden Gatten ...

Dieser Sommer hat nicht nur Meer zu bieten, er hält für Julia soviel mehr bereit, auch wenn es zunächst so gar nicht danach ausschaut. Erwischt sie ihren sehr erfolgreichen, aber selten anwesenden Gatten in flagranti. Nicht genug, schlägt sich Nele, ihre halbwüchsige Tochter auf die Seite des Vaters. Julia braucht Abstand und fährt kurz entschlossen an die Ostsee.

Ein Sommerroman, der sich als Oase der Glückseligkeit entpuppt. Alles passt. Ein Märchen – für dieses Leben würde wohl jeder gerne den in die Jahre gekommenen, untreuen Ehemann gegen einen attraktiven, äußerst netten, treuen und fürsorglichen Tierarzt eintauschen.

Dieser Sommer sprüht vor Lebensfreude. Beim Lesen konnte ich alles hinter mir lassen, mich in diese wunderschön beschriebene Landschaft direkt hineinbeamen. Da wäre ich jetzt auch gerne. Diesen Wunsch verspürte ich des Öfteren, habe Julia ihr neues Leben gegönnt und für ihren treulosen Noch-Ehemann keinerlei Sympathie verspürt. Wird Nele sich von der Mutter entfernen oder kommt sie doch zur Einsicht, dass Julia die Beste von allen ist?

Gerne habe ich diese Wohlfühlgeschichte rund um eine Frau, die ihrem Leben eine neue Wende gibt, gelesen. Natürlich braucht es dazu eine gehörige Portion Mut, einfach die gewohnten Bahnen zu verlassen, sich dem Unbekannten zu stellen. Warum es letztendlich „nur“ 3 Sterne anstatt 4 sind? Eine Geschichte, nicht aus dem Leben gegriffen – ein modernes Märchen eben. Schön geschrieben, sehr gut zu lesen. Wie ein lang ersehnter Traum.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.04.2021

Ein Haus voller Aggressionen

Das Haus
1

Zunächst ist es Enis Al Agha, dessen Tod aufgeklärt werden muss. Wie kommt der von seiner Terrasse über die Brüstung und fällt in die Tiefe – war es Selbstmord oder hat da einer nachgeholfen? Bei den ...

Zunächst ist es Enis Al Agha, dessen Tod aufgeklärt werden muss. Wie kommt der von seiner Terrasse über die Brüstung und fällt in die Tiefe – war es Selbstmord oder hat da einer nachgeholfen? Bei den regelmäßigen Treffen der Mieter mit Umtrunk war genau er es, der sich zurückhielt, keinen Anschluss suchte oder wollte. Hat er die Fremdenfeindlichkeit gespürt? Nachgesagt wird einem schnell was von wegen Asylant, lebt von unseren Steuergeldern…

Jeder beäugt jeden, es gibt die Lauscher an der Wand und in der Besenkammer. Je länger sich die Bewohner gegenseitig beobachten, desto eher findet sich bei jedem ein dunkler Punkt oder noch mehr – eine kriminelle Energie. Zugetraut wird jedem alles, keiner traut dem anderen so richtig über den Weg. Bei dem einen Toten bleibt es nicht, es werden Bewohner vermisst, andere tot aufgefunden.

Was ist los in diesem Haus? Erzeugt es gar Aggressionen, ist schuld an all diesen Verbrechen? Aus Sicht der Parapsychologin Nadja wird die Geschichte erzählt. Geht der Tötungsbefehl von diesem Haus aus?

Die Story hat mich gleich für sich eingenommen, die in jeder Hinsicht unterschiedlichen Bewohner tappen genau wie ich als Leser im Dunkeln, man kommt keinen Schritt weiter. Bis das nächste Unglück geschieht – hat diese Tat mit dem ersten Toten zu tun? Man sieht zu, wie sie sich untereinander taxieren, die Angst ist greifbar. Eine unheilvolle Atmosphäre, gepaart mit Ratlosigkeit lässt einen nicht los.

„Das Haus“ von Olivia Monti ist ein gut zu lesender, ja durchaus fesselnder Krimi mit übersinnlichen Momenten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere