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Veröffentlicht am 04.08.2024

Familie und mehr

Genau so, wie es immer war
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Ein ganz normales Leben ist es, das Julia führt. Meistens zumindest. Ihre Ehe mit Mark hält nun schon ziemlich lange, ihre beiden Kinder sind wohlgeraten. Beide sind sie flügge, sie gehen von nun an ihre ...

Ein ganz normales Leben ist es, das Julia führt. Meistens zumindest. Ihre Ehe mit Mark hält nun schon ziemlich lange, ihre beiden Kinder sind wohlgeraten. Beide sind sie flügge, sie gehen von nun an ihre eigenen Wege.

Ein Blick zurück führt uns mit Julia in einen Supermarkt, in dem sie eine Frau aus längst vergangenen Tagen sieht. Soll sie sich bemerkbar machen? Nun, sie geht auf Helen zu. Helen Russo, eine Frau, die ihre Freundin war. Damals war Julia es, die immer wieder vor Helens Tür stand, diese charismatische Frau hat sie magisch angezogen. Auch hat sie ihren Sohn, den 3jährigen Ben, des Öfteren mitgenommen, nur Mark wusste nichts von Helen.

Die Kapitel wechseln vom Heute ins Gestern, zunächst von Julia und Mark zu den Ereignissen, die sich im Hause Russo abspielen. Helen hat mit ihrem Mann Pete fünf Kinder, alle sind sie in jener Zeit, als Julia bei ihnen ein- und ausging, im jungen Erwachsenenalter. Der 3jährige Ben war damals Julia und Marks einziges Kind, ihre Tochter Alma war noch nicht geboren. Julia kommt mir sehr verhuscht, ja unzufrieden vor. Sie ist von Selbstzweifeln geplagt, die offene, sehr sympathische Helen fängt sie in ihrer Überforderung auf, spricht ihr Mut zu, Julia scheint direkt abhängig von Helen zu sein und nicht nur von ihr…

Es sind noch mehr Erzählstränge, ich erfahre von Julia in jungen Jahren, von der ersten Begegnung mit Mark und ihrer Liebe zueinander, auch tritt später Julias Mutter auf, Ben und seine Schwester Alma begleite ich bei ihrer Abnabelung vom Elternhaus und es ist noch vieles mehr, was Julias Leben ausmacht, von dem hier berichtet wird.

Über 712 Seiten erzählt Claire Lombardo Julias Geschichte und die Geschichte einer Familie. Zunächst war ich neugierig, wie sich das Ganze entwickelt, war aber bald ziemlich ernüchtert. Nach der Begegnung im Supermarkt tut sich nicht viel, es plätschert so dahin. Und doch habe ich weitergelesen, wollte mehr wissen. Und es wurde wieder besser, ja interessanter. Julia hat bei mir ein Wechselbad der Gefühle ausgelöst. Ich hab sie gemocht, bedauert, hab mit ihr gelitten und sie dann wieder so gar nicht verstanden. Hab sie verdammt und verachtet, so richtig sympathisch war sie mir nie, denn sie war eher egoistisch unterwegs. Die Familie und die Freunde um sie herum hat die Autorin gut skizziert, die zwischenmenschliche Ebene gut eingefangen.

Es geht um Freundschaft und Abhängigkeit, um Partnerschaft und Betrug, um Loslassen und Neuanfang, es geht um das Leben in all seinen Facetten. Nach dem zähen Anfang, der sich doch über viele Seiten zieht, habe ich das Buch dann doch gerne gelesen. Es fängt den ganz normalen Alltag gut ein, es ist „genau so, wie es immer war“ und immer sein wird.

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Veröffentlicht am 04.08.2024

Wer will ihn zerstören?

Stalker – Er will dein Leben.
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Seine Rolle im Münchner Tatort steigert seinen Bekanntheitsgrad ungemein, seine Follower in den Sozialen Medien vermehren sich rasant, sie sind schlichtweg begeistert von ihm als Schauspieler – von Eric ...

Seine Rolle im Münchner Tatort steigert seinen Bekanntheitsgrad ungemein, seine Follower in den Sozialen Medien vermehren sich rasant, sie sind schlichtweg begeistert von ihm als Schauspieler – von Eric Sander, der bis dato seine Brötchen als Theaterschauspieler verdient. Er wähnt sich schon in höheren Sphären, bis jemand anfängt, sich für ihn auszugeben. Zunächst schreibt dieser Unbekannte böse Kommentare, dann taucht ein Profil auf, indem er behauptet, der echte Eric Sander zu sein. Wer will ihn zerstören? Und warum?

Arno Strobel hat mich mit seinem „Stalker“ voll und ganz überzeugt, er hat mich erst dann wieder aus seinen Fängen gelassen, als ich das Buch fertig gelesen habe. Eric, um dessen Leben, um dessen Vergangenheit es hier geht, hat so einige Emotionen in mir ausgelöst. Er war mir sympathisch, ich hatte Mitgefühl mit ihm in seiner ausweglosen Situation, habe ihm gewünscht, dass er mithilfe eines verständnisvollen Psychologen den Stalker ausfindig machen kann und seine Familie retten wird. Denn ER ist nicht nur virtuell sein Feind, ER hat seinen elfjährigen Sohn und seine Frau entführt. Freilassen wird er die beiden zu einem von ihm bestimmten Zeitpunkt, wenn Eric öffentlich einen Mord gesteht. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Tick, tack… Er muss sich seiner Vergangenheit stellen, was leichter gesagt ist als getan. Denn er erinnert sich nicht.

Strobel versteht es, sofort Spannung zu erzeugen und diese bis zu Schluss zu halten. Ein Schluss, mit dem ich so gar nicht gerechnet habe. Die beklemmende Story mit so einigen verblüffenden Wendungen ist raffiniert angelegt, sie lässt einen einfach nicht mehr los - ein Thriller der Extraklasse.

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Veröffentlicht am 02.08.2024

Intensiv erzählt

Seinetwegen
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Zora del Buono war acht Monate alt, als ihr Vater 1963 mit 33 Jahren bei einem Autounfall starb. Und nun, 60 Jahre später, sucht sie nach Antworten, sucht nach dem Unfallverursacher, nach E. T. Mehr weiß ...

Zora del Buono war acht Monate alt, als ihr Vater 1963 mit 33 Jahren bei einem Autounfall starb. Und nun, 60 Jahre später, sucht sie nach Antworten, sucht nach dem Unfallverursacher, nach E. T. Mehr weiß sie nicht von ihm und doch hofft sie, ihn zu finden. Der Töter – so nennt sie ihn – war mit seinem Chevrolet unterwegs, als er in einer Rechtskurve ein Pferdefuhrwerk überholt und dabei in den VW kracht, in dem ihr Vater als Beifahrer saß. Am Steuer war Zoras Patenonkel, den seitdem Zweifel plagen, auch wenn er den Unfall nicht hätte verhindern können.

Als erstes sehe ich im Buch ein inniges Vater-Tochter-Foto, es zeigt den stolzen Vater mit seinem Baby. Viel Zeit miteinander war ihnen nicht vergönnt, wir wissen es.

Schon als Kind fantasiert sie oft, dass sie E. T. finden, ihn zur Rede stellen und damit ihre Mutter rächen will. Sie war damals noch zu jung, der Gedanke verflog und taucht jetzt umso stärker wieder auf. Sie sucht nach ihm, sie sucht nach Antworten. Findet das damalige Urteil, in dem er wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen wird. Zwei Monate Gefängnis und 200 Franken Buße für ein Menschenleben – mehr war da nicht.

Bei ihrer intensiven Suche nach dem Mann, der ihr den Vater genommen hat, schweift sie immer wieder ab, sie schreibt geradezu nüchtern über berühmte Unfallopfer oder thematisiert den Lokführer, der kapituliert, der die Toten nicht mehr aushält. Ich lese von der letzten Hexe Europas, von Herbie, dem tollen Käfer und von noch so viel anderem. Nicht zu jeder Geschichte finde ich den Bezug zum Vater, zum Unfall, zum Töter.

Der autofiktionale Roman fordert schon Aufmerksamkeit, vor allem anfangs war ich ob der vielen Einschübe etwas irritiert. Bald aber konnte ich dem Buch viel abgewinnen. Was macht so ein Verlust mit einem? Wie kann einer mit so einer Schuld weiterleben? Kann er weiterleben? Und warum dauerte das Schweigen zwischen Mutter und Tochter so lange? Es ist ein anrührendes Buch, eine sehr persönliche Spurensuche. Ein Buch, das mich sehr nachdenklich zurücklässt.

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Veröffentlicht am 01.08.2024

Tatort Malmö - äußerst fesselnder und vielschichtiger erster Fall

Tode, die wir sterben
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Das Autorenduo Roman Vossen und Kerstin Signe Danielsson ist mit der neuen Krimi-Reihe „Tatort Malmö“ am Start, das erste (Hör)Buch „Tode, die wir sterben“ ist gerade ausgeklungen. Der versierte Hörbuch- ...

Das Autorenduo Roman Vossen und Kerstin Signe Danielsson ist mit der neuen Krimi-Reihe „Tatort Malmö“ am Start, das erste (Hör)Buch „Tode, die wir sterben“ ist gerade ausgeklungen. Der versierte Hörbuch- und Synchronsprecher Thomas Schmuckert hat mir die ungekürzte Hörbuchfassung über 12 Stunden und 20 Minuten nahegebracht, er hat mich tief eintauchen lassen in ein Milieu, in dem es um Drogen, um Bandenkriege und um noch sehr viel mehr geht.

Die beiden Kommissare Karhuu und Nordh sind jeder für sich erfahrene Ermittler, zusammengearbeitet haben sie jedoch noch nie. Jon North ist verwitwet und nun muss er mit seinen beiden Kindern irgendwie zurechtkommen. Svea Karhuu ist um einiges jünger als Jon, sie ist nach einem schiefgelaufenen Einsatz hierher, nach Malmö, strafversetzt worden. Beide haben sie den Fall um einen erschossenen 13jährigen Jungen aufzuklären, was schon allein wegen des öffentlichen Interesses für sehr viel Druck sorgt.

Wurde dieser Junge gezielt getötet? War er zur falschen Zeit am falschen Ort? Sein familiärer Hintergrund gibt Anlass zur Sorge und bald wird klar, dass dieser Mord sehr viel weitere Kreise zieht. Die Ermittlungen gestalten sich als äußerst vielschichtig und tiefergehend, als es zunächst den Anschein hat. Bei diesem einen Mord bleibt es nicht, weitere folgen. Dabei geht es hart zur Sache, sie haben es mit erbarmungslos agierenden Gegnern zu tun.

In die diffizile Ermittlungsarbeit fließt auch immer wieder Privates mit hinein. Nordh etwa ist der Kinder wegen auf Hilfe angewiesen, auch hat er noch an den Umständen um den Unfalltod seiner Frau arg zu knabbern. Auch Karhuu ist nicht gerade glücklich über ihre Strafversetzung, beide Charaktere wirken durchaus sympathisch und sind glaubhaft und realistisch angelegt. Ihr erster Fall hat mich auch dank des hervorragenden Sprechers gefesselt und mich neugierig auf den Band zwei gemacht.

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Veröffentlicht am 01.08.2024

Grausames Massaker

Glutmoor (Janosch Janssen ermittelt 2)
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Als Carina vor ihrem Elternhaus steht, kommt ihr die Stille direkt unheimlich vor. Was sie dann im Haus vorfindet, verschlägt ihr den Atem. Ihre Eltern, ihr Bruder und sein Sohn wurden durch Kopfschüsse ...

Als Carina vor ihrem Elternhaus steht, kommt ihr die Stille direkt unheimlich vor. Was sie dann im Haus vorfindet, verschlägt ihr den Atem. Ihre Eltern, ihr Bruder und sein Sohn wurden durch Kopfschüsse regelrecht hingerichtet. Hat ihr Dienst im Krankenhaus zur Tatzeit ihr das Leben gerettet? Ein ganz anderer Vorfall wird in derselben Nacht ebenfalls gemeldet: Eine Gedenkstätte für Grenztote wurde beschmiert – hat diese Tat mit dem Massaker an der Familie zu tun?

„Glutmoor“ - ein neuer Fall für den Kriminalhauptkommissar Janosch Janssen und seine Vorgesetzte, die Kriminaloberrätin Diana Quester. Beide sind sie mir aus „Totes Moor“ bestens vertraut und mittlerweile – um mit dem Privaten zu beginnen – ist Janosch mit Dianas Tochter Helen verheiratet und bald, sehr bald, werden sie Eltern. Diana ist forsch wie eh und je und gerade der Umstand, dass Janosch ihr Schwiegersohn ist, bedeutet für sie, dass sie ihm gegenüber noch unerbittlicher auftritt. Habe ich sie im Vorgängerbuch so gar nicht gemocht, so kommt sie mir hier ein klitzekleinwenig sanfter vor. Nun gut, sie haben mit ihrem jetzigen Fall genug zu tun und trotz ihrer so unterschiedlichen Charaktere sind sie Profis, sie beide und das Team um sie herum geben alles.

Es gibt etliche Spuren, denen sie nachgehen, und alle sind sie heiß. Frau Sander, die ermordete Ehefrau, wurde als Sozialdemokratin und Befürworterin des Flüchtlingsheimes von der rechten Szene bedroht. Sie nennen sich die Wicked Vikings und wie es scheint, soll ein Polizeibeamter in dieser Gruppe aktiv sein. Und was hat die Explosion in einem rumänischen Werk mit dieser Bluttat hier zu tun? Verdächtige gibt es so einige, auch spielt die Vergangenheit mit hinein.

Die komplexe Ermittlungsarbeit, die einzelnen Handlungsstränge, stehen im Vordergrund. Das immer wieder durchschimmernde, gut eingeflochtene Private gibt dem Krimi dann die besondere Note. Die Personen haben Biss, sie sind charakterlich gut gezeichnet, die spannende Story ist ausgeklügelt und gut konstruiert. Neben dem Rechtsradikalismus und der deutsch-deutschen Grenzsituation werden auch die nachbarschaftlichen Verhältnisse durchleuchtet, um nur einige Themen zu nennen. Kurzum – auch der zweite Fall für Janosch Janssen steht dem ersten in nichts nach. Ein kurzweiliger Krimi, der erst zum Schluss das Warum preisgibt.

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