Familie und mehr
Genau so, wie es immer warEin ganz normales Leben ist es, das Julia führt. Meistens zumindest. Ihre Ehe mit Mark hält nun schon ziemlich lange, ihre beiden Kinder sind wohlgeraten. Beide sind sie flügge, sie gehen von nun an ihre ...
Ein ganz normales Leben ist es, das Julia führt. Meistens zumindest. Ihre Ehe mit Mark hält nun schon ziemlich lange, ihre beiden Kinder sind wohlgeraten. Beide sind sie flügge, sie gehen von nun an ihre eigenen Wege.
Ein Blick zurück führt uns mit Julia in einen Supermarkt, in dem sie eine Frau aus längst vergangenen Tagen sieht. Soll sie sich bemerkbar machen? Nun, sie geht auf Helen zu. Helen Russo, eine Frau, die ihre Freundin war. Damals war Julia es, die immer wieder vor Helens Tür stand, diese charismatische Frau hat sie magisch angezogen. Auch hat sie ihren Sohn, den 3jährigen Ben, des Öfteren mitgenommen, nur Mark wusste nichts von Helen.
Die Kapitel wechseln vom Heute ins Gestern, zunächst von Julia und Mark zu den Ereignissen, die sich im Hause Russo abspielen. Helen hat mit ihrem Mann Pete fünf Kinder, alle sind sie in jener Zeit, als Julia bei ihnen ein- und ausging, im jungen Erwachsenenalter. Der 3jährige Ben war damals Julia und Marks einziges Kind, ihre Tochter Alma war noch nicht geboren. Julia kommt mir sehr verhuscht, ja unzufrieden vor. Sie ist von Selbstzweifeln geplagt, die offene, sehr sympathische Helen fängt sie in ihrer Überforderung auf, spricht ihr Mut zu, Julia scheint direkt abhängig von Helen zu sein und nicht nur von ihr…
Es sind noch mehr Erzählstränge, ich erfahre von Julia in jungen Jahren, von der ersten Begegnung mit Mark und ihrer Liebe zueinander, auch tritt später Julias Mutter auf, Ben und seine Schwester Alma begleite ich bei ihrer Abnabelung vom Elternhaus und es ist noch vieles mehr, was Julias Leben ausmacht, von dem hier berichtet wird.
Über 712 Seiten erzählt Claire Lombardo Julias Geschichte und die Geschichte einer Familie. Zunächst war ich neugierig, wie sich das Ganze entwickelt, war aber bald ziemlich ernüchtert. Nach der Begegnung im Supermarkt tut sich nicht viel, es plätschert so dahin. Und doch habe ich weitergelesen, wollte mehr wissen. Und es wurde wieder besser, ja interessanter. Julia hat bei mir ein Wechselbad der Gefühle ausgelöst. Ich hab sie gemocht, bedauert, hab mit ihr gelitten und sie dann wieder so gar nicht verstanden. Hab sie verdammt und verachtet, so richtig sympathisch war sie mir nie, denn sie war eher egoistisch unterwegs. Die Familie und die Freunde um sie herum hat die Autorin gut skizziert, die zwischenmenschliche Ebene gut eingefangen.
Es geht um Freundschaft und Abhängigkeit, um Partnerschaft und Betrug, um Loslassen und Neuanfang, es geht um das Leben in all seinen Facetten. Nach dem zähen Anfang, der sich doch über viele Seiten zieht, habe ich das Buch dann doch gerne gelesen. Es fängt den ganz normalen Alltag gut ein, es ist „genau so, wie es immer war“ und immer sein wird.