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Veröffentlicht am 08.08.2021

Kurzweiliger Ruhrpott-Krimi

Ein Männlein liegt im Walde
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Es klingelt – eine Reifenpanne hat die Unbekannte. Natürlich hilft Dennis, ist gleich zurück. Aber wer nicht wieder heimkommt, ist er. Loretta muss hinaus, ihn suchen und wo findet sie ihn? Im Wald, am ...

Es klingelt – eine Reifenpanne hat die Unbekannte. Natürlich hilft Dennis, ist gleich zurück. Aber wer nicht wieder heimkommt, ist er. Loretta muss hinaus, ihn suchen und wo findet sie ihn? Im Wald, am Boden liegend, bewusstlos. In der Hand ein blutiges Messer. Nicht weit weg liegt ein Toter, offenbar erstochen. Was ist passiert? „Ich habe keine Ahnung“ meint Dennis später.

Einige Tage vorher steht Miri, der angehende Stern am Influencer-Himmel, vor Dennis Tür und behauptet, seine Tochter zu sein. Vor zwanzig Jahren auf Ibiza war alles so locker, Angie, ihre Mutter, erinnert sich gerade jetzt an Miris Vater und nun ist alles Friede-Freude-Eierkuchen. Wenn da nicht dieser Tote wäre und Dennis verhaftet wird, was Loretta so gar nicht gefällt. Sie ermittelt, die Polizei meint ja, den Schuldigen eh schon eingesperrt zu haben.

Hinreißend, wie Loretta mit ihren Freunden die schon sehr unbedarfte Influencerin Miri vorführt zusammen mit deren Freund TocTocSeven, der vor lauter Kraft kaum gehen kann. Auch er steht kurz vor dem Durchbruch (meint er) mit seiner Band, er rappt, was das Zeug hält. Natürlich über seine Erlebnisse und genau da kann die clevere Loretta ohne Schwierigkeiten andocken.

Eine etwas schräge, aber sehr unterhaltsame Krimikomödie ist ausgelesen. Loretta und ihre Freunde kannte ich bis jetzt noch nicht, werde sie aber im Auge behalten. Herrlich, diese flapsigen Sprüche. Ein unterhaltsamer Krimi mit einem gehörigen Schuss Ironie, exzellent in Szene gesetzt. Mein erster Loretta, aber nicht mein letzter.

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Veröffentlicht am 30.07.2021

Eine italienische Reise

Bella Musica
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Bella Italia – „Bella Musica“. Und schon hat mich Stefanie Gerstenberger neugierig gemacht auf ihren, wie ich inzwischen weiß, so wundervollen Roman über das Suchen und Finden der eigenen Wurzeln.

Mit ...

Bella Italia – „Bella Musica“. Und schon hat mich Stefanie Gerstenberger neugierig gemacht auf ihren, wie ich inzwischen weiß, so wundervollen Roman über das Suchen und Finden der eigenen Wurzeln.

Mit Luna, die in München mit ihrem Bruder das Il Violino, ein gut gehendes Ristorante, betreibt, mache ich mich auf nach Cremona. Gitta, ihre Freundin, kommt selbstverständlich mit und so beginnt eine Reise der besonders intensiven Art. Die beiden so unterschiedlichen Charaktere ergänzen sich, die forsche Gitta muss des Öfteren Luna in ihrer zurückhaltenden, zaghaften Art mitreißen, sie immer wieder aufmuntern. Luna will ihren Vater wiederfinden, der sie vor vielen Jahren verlassen hat. Ihren Wurzeln nachspüren kann und wird sie in Cremona. Hier findet sie nicht nur Spuren ihrer Familie, hier beginnt vielleicht ihre Zukunft. In dem Haus, in dem Anna, ihre Großmutter, trotz Widerstand ihre Geigen baute, trifft sie auf Fabio, auf Valentino. Eine turbulente Fahrt ins Ungewisse nimmt ihren Anfang.

Ein weiterer Erzählstrang führt zurück zu Anna Battisti. Sie ist Lunas Großmutter, die sie jedoch nie kennengelernt hat. Lediglich eine Kindergeige, von Anna gefertigt, erinnert an sie. Damals, in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts, war es für eine junge Frau unmöglich, die Familientradition der Geigenbauer fortzuführen. So war es für Anna ausgeschlossen, ihren Traum zu verwirklichen.

Zwei ganz unterschiedliche Frauen, nicht nur verwandtschaftlich, sondern durch die Liebe zur Musik, zum Geigenbau, verbunden, begleite ich durch schöne und schmerzhafte Jahre. Anna Battistis Weg war ein in weiten Teilen steiniger, der Krieg hat ihr ihre große Liebe genommen. Trotzdem ließ sie sich nie unterkriegen, kämpfte für ihre Sache, hat gewonnen und verloren.

Stefanie Gerstenberger hat ein Faible für Italien – von Nord nach Süd – sie findet hier ihre Geschichten und schon haben wir eine Gemeinsamkeit. „Bella Musica“ findet seinen Anfang in Cremona und hier erfahre ich ganz viel über diese Stadt. Der Bau von Streichinstrumenten hat hier eine lange Tradition, die weiterhin gepflegt wird. Bekannte Geigenbauerfamilien stammen von hier – Stradivari dürfte jedem ein Begriff sein. Vor diesem Hintergrund ist es eine wahre Freude, hier gedanklich entlangzuschlendern, dem Museo del Violino einen Besuch abzustatten.

Über Marsala in Sizilien geht es nach Turin. Das südländische Flair mit den üppigen Oleanderbüschen, den Feigenkakteen und den Feigenbäumen haben mich direkt die heiße Sonne der Insel spüren lassen. Die Autorin hat das südländische Ambiente perfekt eingefangen, lässt ihre Leser am italienischen Lebensgefühl teilhaben. Ihre Charaktere sind gekonnt in Szene gesetzt, bei mir kam sehr große Sehnsucht nach meinem Lieblingsland auf. Stefanie Gerstenberger hat einen sehr angenehmen, gut lesbaren Erzählstil, sie haucht ihren Figuren sehr viel Leben ein. „Das ist ihr Leben, es ist immer wieder anders und manchmal wunderschön, und es muss nicht perfekt sein..." Ein so richtiger, so kluger Satz.

Ich habe diesen Italien-Trip in seiner ganzen Fülle sehr genossen. Etwas zu dramatisch und dann doch zu süß war die Liebe. Hier hätte ich es mir weniger märchenhaft gewünscht, nicht so sehr klischeebehaftet. Aber nichts desto trotz bin ich gerne mit Luna nach Italien gereist. Ein Wohlfühlroman, der die Sehnsucht nach Italien weckt. Eine Sommerbrise, die zuweilen sehr stürmisch daherkommt, die sich in einen Wirbelsturm verwandelt, um dann wieder abzuflauen.

Eine italienische Reise - da war und ist Musik drin, voller Poesie und Lebensfreude mit südländischem Temperament unter der heißen Sonne Italiens.

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Virtuos erzählte Träume von einer besseren Welt

Revolution der Träume
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Mit „Revolution der Träume“ hat Andreas Izquierdo einen überragenden zweiten Band der „Wege-der-Zeit-Reihe“ vorgelegt.

An diesem 9. November 1918 hat das Volk genug von Krieg, Hunger und Schmerz – ...

Mit „Revolution der Träume“ hat Andreas Izquierdo einen überragenden zweiten Band der „Wege-der-Zeit-Reihe“ vorgelegt.

An diesem 9. November 1918 hat das Volk genug von Krieg, Hunger und Schmerz – der Kaiser wird gestürzt - es ist Revolution! „Der Kaiser hat abgedankt! Der Kronprinz verzichtet auf den Thron! Ebert zum Reichskanzler ernannt!“ Mittendrin Isi, die unwiderstehliche Jagdgöttin, die rebellische, hinreißende Hochstaplerin und Revolutionärin. In ihrem zerschlissenen Mantel ist sie doch schön wie eine Königin, sie ist furchtlos, liebt dramatische Auftritte. Kämpft mit dem Spartakusbund für eine gerechtere Welt. Carl, gerade angekommen in Berlin, hofft, seine Freunde zu finden. In den ganzen Wirren trifft er auf Isi und gemeinsam wollen sie noch Artur, den Dritten in ihrem Bunde, aufspüren.

Viele sind verhungert in dieser Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und hungern noch. Von den Goldenen Zwanziger Jahren ist nichts zu spüren, zumindest nicht von denen, die eh nichts haben. Der (Geld)Adel lebt gut, hier kann man sich alles und alle kaufen. Es ist eine Zeit der Unsicherheit, in der die drei so unterschiedlichen Freunde ihren Platz suchen. Carl als begeisterter Fotograf trifft die Großen des Filmgeschäfts, wohingegen Artur mehr mit den Unterweltgrößen auf Du und Du ist. Alle drei zusammen sind sie unschlagbar.

Da war ein Könner am Werk, ein Virtuose der Worte. Einer, der seinen Lesern Geschichte in Geschichten gekonnt serviert, der aus den einzelnen Episoden ein homogenes Ganzes zaubert. Seine drei Hauptdarsteller haben sehr wohl Ecken und Kanten, wobei Carl mir am nächsten war. Trotz des ernsten Hintergrundes waren diese 500 Seiten schnell gelesen, ich musste einfach weiter, wollte wissen, wohin das Schicksal die mir bald vertrauten Charaktere führt.

Andreas Izquierdo verwebt die historischen Fakten versiert mit seiner sehr glaubhaften, gut nachvollziehbaren fiktiven Story, die uns Carl aus seiner Sicht erzählt. Seine Figuren sind gewitzt, vorlaut, zuweilen ganz schön dreist, ja schillernd, aber auch sehr ehrlich und redlich, andere nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau, sind Schlitzohren.

Isi, Carl und Artur – alle drei waren mir fremd und jetzt ist es, als ob ich alte Bekannte, ja sehr gute Freunde, die mir ans Herz gewachsen sind, verlassen muss. Ein Buch, dem ich noch lange nachspüren werde. „Schatten der Welt“, den ersten Band, werde ich ganz schnell nachlesen – es muss einfach sein und dem Dritten fiebere ich jetzt schon entgegen.

Ein kurzweiliges Lesevergnügen, meisterhaft in Szene gesetzt, das jeder lesen sollte, der gute Geschichten sucht.

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Wo ist der Fehler im System?

Systemfehler
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Innerhalb kürzester Zeit herrscht europaweit Chaos – großflächig bricht das Internet zusammen und damit sämtliche Infrastruktur. Nichts geht mehr, egal auf welchem Gebiet. Krankenhäuser können ihre Patienten ...

Innerhalb kürzester Zeit herrscht europaweit Chaos – großflächig bricht das Internet zusammen und damit sämtliche Infrastruktur. Nichts geht mehr, egal auf welchem Gebiet. Krankenhäuser können ihre Patienten nicht mehr versorgen, sämtliche Verkehrswege zu Lande oder in der Luft sind gekappt, Geschäfte müssen dichtmachen, da nichts mehr geliefert wird. Kurzum: Es herrscht Panik, ein Worst-Case-Szenario, der schlimmste anzunehmende Fall ist eingetreten. Nelson Carius vom BND ist dem IT-Experten Daniel Faber auf der Spur. Während dieser versucht, seine Unschuld zu beweisen, überschlagen sich die Ereignisse.

„Um die Zivilisation in die Knie zu zwingen, braucht es keine Bomben, keine Raketen… Auf seinen Befehl hin wird sein Geschöpf Chaos, Tod und Zerstörung auslösen.“

Ein Systemfehler, der zwar utopisch anmutet, aber durchaus erschreckende Realität werden könnte. Tagtäglich werden neue Angriffe der Hackerszene bekannt. Ganze Firmen werden lahmgelegt, sie sind erpressbar genau so wie die einzelnen Staaten. Der Autor legt den Finger in eine offene Wunde, die nie mehr geschlossen werden kann. Alles ist mit allem vernetzt und nicht nur monetäre Forderungen sind denkbar. Verschwörungstheorien sind allgegenwärtig und es gibt genug Mitläufer, die ihren Kopf nicht zum Denken gebrauchen können oder wollen, die empfänglich sind für alle noch so hirnrissigen Behauptungen.

Ein Schritt zurück ist nicht mehr denkbar, ja die Welt offline würde nicht mehr funktionieren. Viel zu abhängig haben wir uns gemacht, in hochsensible Bereiche könnte sich jeder mit dem erforderlichen Wissen Zutritt verschaffen und mit der nötigen kriminellen Energie sehr viel Schaden anrichten.

Die einzelnen Charaktere sind gut gezeichnet, sie stehen mitten im Leben, haben ihre Ecken und Kanten. Diesen „Systemfehler“ wollte ich anlesen und habe es nicht mehr geschafft, das Buch zur Seite zu legen. Von Anfang an war ich dabei, zunächst wollte ich wissen, was es denn mit Daniel Faber und seinem Sohn Ben auf sich hat, um dann mit Nelson Carius und seiner - wie es den Anschein hatte - hochnäsigen Kollegin immer tiefer zu graben, den Fehler im System zu suchen.

Ein hochaktuelles, zudem sehr brisantes Thema, das uns bestimmt noch viel beschäftigen wird. Zum Schluss veranschaulicht der Autor das digitale Leben des modernen Menschen, die Chancen und die Gefahren. Die Cyberangriffe auf das Internet und auf kritische Infrastrukturen haben extrem zugenommen, der „Global Risks Report“ nennt diese als eines der Top-5-Risiken. Schöne neue Welt des Internets!

Mit „Systemfehler“ hat Wolf Harlander ein aktuelles, hochexplosives Thema in einen gut lesbaren Thriller verpackt.

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Veröffentlicht am 20.07.2021

Dramatisch, fesselnd, kurzweilig

Eskalation
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Im Nachhinein frägt sie sich, warum sie diesen Anruf nicht sofort weggedrückt hat. Eine ihr unbekannte Nummer nimmt sie aber aus Gewohnheit an, es könnte ein Kunde ihres Nagelstudios sein. Außerdem prangt ...

Im Nachhinein frägt sie sich, warum sie diesen Anruf nicht sofort weggedrückt hat. Eine ihr unbekannte Nummer nimmt sie aber aus Gewohnheit an, es könnte ein Kunde ihres Nagelstudios sein. Außerdem prangt auf ihrem roten Flitzer groß und überdeutlich ihre Handynummer, Kundenakquise der einfachsten Art. Und jetzt droht diese Stimme, gibt ihr Befehle. Woher weiß der SUV-Fahrer hinter ihr den Namen ihrer Tochter? Ihr darf nichts passieren, also folgt Dina seinen Anweisungen, er dirigiert sie, hat sie in der Hand. Da – Rettung naht in Form einer Polizeikontrolle, sie atmet auf. Um gleich darauf entsetzt feststellen zu müssen, dass mit ihm nicht zu spaßen ist, diese Situation außer Kontrolle gerät.

Ein von Anfang an bedrohliches Szenario, das mich nicht mehr los lässt. Ein toter Polizist, eine verschwundene Polizistin und eine als vermisst geltende Ehefrau bieten viel Raum für Spekulationen. Einblick bekommt der Leser in die kranken Gedanken des Täters, jedoch ist unklar, wer er ist, welches Motiv ihn antreibt. Bald meinte ich, den Mörder und Entführer in einem ganz besonders fiesen Charakter enttarnt zu haben, war über weite Strecken überzeugt davon, dass meine Vermutung stimmt, er über kurz oder lang überführt wird. Um dann doch wieder zu zweifeln. Aus Tätersicht bekomme ich Einsicht in seine kruden Gedankengänge, sein Geltungsbedürfnis ist allgegenwärtig. Kriminalkommissar Kaast ist zuständig für diesen Fall, der sich ausweitet, bald wird klar, dass ein Serienmörder sein Unwesen treibt.

Die Sichtweisen wechseln, die Nöte des Opfers sind schwer zu ertragen. Gibt es Hoffnung oder ist deren Lange aussichtslos? Ängste sind direkt spürbar, entsetzt musste ich erst mal tief durchatmen, um die grauenvollen Einzelheiten nicht zu sehr an mich ran zu lassen.

Ein Alptraum, der nicht so schnell vorüber ist. Geschickt versteht es die Autorin, ihre Leser auf falsche Fährten zu locken. Nora Benraths erster Psychothriller kommt rasant daher, er will gelesen werden.

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