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Veröffentlicht am 29.05.2022

Mehr Roman denn Krimi

Tiefes, dunkles Blau
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Rosa Zambrano ist Seepolizistin geworden, weil sie lieber über den Zürichsee blickt als in menschliche Abgründe – so wird sie beschrieben und bald wird eine Leiche aus dem See gefischt. Dieser Anfang verspricht ...

Rosa Zambrano ist Seepolizistin geworden, weil sie lieber über den Zürichsee blickt als in menschliche Abgründe – so wird sie beschrieben und bald wird eine Leiche aus dem See gefischt. Dieser Anfang verspricht viel Krimifeeling, das ansprechende Cover tut ein Übriges.

Moritz Jansen, der Arzt und Mitinhaber eines Biotech-Unternehmens, ist der Tote im See. Rosa war erst vor Kurzem in seiner Kinderwunsch-Klinik, um Eizellen einfrieren zu lassen, ihre biologische Uhr tickt.

Über Rosa erfahre ich so einiges, lerne sie eher als Privatperson denn als Seepolizistin kennen. Ihre Kochleidenschaft wird ausführlich beschrieben, auch Zürich zeigt sich von seiner schönsten Seite. Am liebsten würde ich mich gleich in Rosas Häuschen einquartieren und mich von ihr bekochen lassen.

Meist ist es so, dass eine Kriminalgeschichte mit Privatem garniert wird. Mal mehr, mal weniger. So als Auflockerung. Hier kommt es mir vor, als ob das Drumherum mit einer Prise Krimi gewürzt wäre, die richtigen Gewürze jedoch fehlen. Die Suppe, die Rosa bevorzugt kocht, schmeckt fade. Das erste Drittel hat mich aus kriminalistischer Sicht so gar nicht mitgenommen, da war ich eher außen vor – ich war stiller Beobachter ohne Emotionen. Um dann langsam mehr Zugang zur Seepolizistin zu bekommen, diese war aber eher sporadisch zu finden. Viel zu häufig driftete der ermittelnde Aspekt ins allzu private Umfeld ab.

Das Buch, die ganze Geschichte, spaltet. Es hat seine ganz eigene Atmosphäre, ist mit keinem herkömmlichen Krimi zu vergleichen. Es war ein Auf und Ab der Gefühle – mal wollte ich ihn verreißen, mich abfällig dazu äußern, um dann doch wieder hineingezogen zu werden. Rosa blieb mir fremd, ihre warmherzige Art, wie sie beschrieben wird, kam mir eher unnahbar vor. Wie entrückt.

Im Bereich der Genforschung bewegt sich dieses „tiefe, dunkle Blau“. Wie weit darf die Forschung in das Leben eingreifen? Diesem Thema gibt Seraina Kobler viel Raum.

Einen Krimi habe ich erwartet. Gelesen habe ich einen Roman mit kriminalistischen Elementen, der mich zunächst wenig begeistern konnte, mich aber dann doch ins Geschehen gesaugt hat. Der erste Fall für Rosa Zambrano war eher unaufgeregt, der Schluss ungewöhnlich – noch hat mich die Seepolizistin nicht für sich eingenommen, Seraina Koblers Schreibstil jedoch stimmt mich positiv.

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Veröffentlicht am 14.04.2022

Ganz nett

Schallplattensommer
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Brad Pitt soll hier, in diese heruntergekommene Villa, einziehen. So geht das Gerücht. Naja, er war es dann doch nicht. Eine Familie aus dem Westen hat das Grundstück nebst Haus gekauft und jetzt sitzen ...

Brad Pitt soll hier, in diese heruntergekommene Villa, einziehen. So geht das Gerücht. Naja, er war es dann doch nicht. Eine Familie aus dem Westen hat das Grundstück nebst Haus gekauft und jetzt sitzen sie in Omas Gaststätte – Vater, Mutter und zwei Söhne. Eine ganz normale Familie mit viel Geld - so hat es zumindest den Anschein.

Es beginnt federleicht. Maserati ist nun mal das einzige Mädchen weit und breit, sie und ihre Oma sind ein eingespieltes Team. Während ihre Oma ihre berühmten Teigtaschen bevorzugt nachts zubereitet, ist Maserati für den Service zuständig.

„Ich bin Maserati“ „Wow, ist dein Vater Rennfahrer - darf ich dich Ferrari nennen?“ Caspar, der Sunnyboy, findet das amüsant, zieht all die Luxuskarossen heran, um sie gebührend anzusprechen. Und Theo findet auf einem alten Plattencover Maseratis Bild, auch in den Lyrics kommt sie vor. Wie kann das sein?

Alina Bronsky erzählt eine scheinbar belanglose Sommergeschichte, ein Flirt unter Jugendlichen, die vor sich hinplätschert. Man erahnt, dass hinter dieser Leichtigkeit mehr steckt. Und da ist noch Lenchen… Wer ist Lenchen? Peu á peu schält sich immer mehr Vergangenes heraus, drängt an die Oberfläche.

Die Autorin hat einen einnehmenden Schreibstil, es treibt einen vorwärts. Zwischen den Zeilen schwingt immer das Ungesagte mit, man spürt, dass noch mehr kommt, es erst im Laufe der Geschichte ganz erzählt werden wird. Sowohl die Charaktere als auch die ländliche Umgebung sind gut beschrieben, ich hatte von allen ein inneres Bild präsent und doch kamen sie mir nicht sehr nahe.

Ein netter „Schallplattensommer“, dessen Cover richtig gut gelungen ist. Im Nachhinein weiß ich auch mit dem Boot etwas anzufangen. Alina Bronsky hat mich gut unterhalten, es war spannend und doch fehlte mir der Biss.

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Ein Sprung aus dem Wolken

Todesfall
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Bestes Wetter, um über ´the beautiful fjords´ abzuspringen. Das diesjährige Sportfestival in Voss verspricht richtig gut zu werden. Wen hat sie da gesehen, kurz nachdem das Flugzeug Vollgas gab? Ein Gesicht, ...

Bestes Wetter, um über ´the beautiful fjords´ abzuspringen. Das diesjährige Sportfestival in Voss verspricht richtig gut zu werden. Wen hat sie da gesehen, kurz nachdem das Flugzeug Vollgas gab? Ein Gesicht, von dem sie gehofft hatte, es nie wiedersehen zu müssen – oder hat sie sich geirrt?

„Dramatischer Todesfall bei der Eröffnung der Extremsportwoche in Voss“ lautet die Schlagzeige.

Inmitten Norwegens Bilderbuch-Kulisse findet sich die Starreporterin Agnes Tveit wieder, sie hat Oslo den Rücken gekehrt, um im heimischen Voss zu entschleunigen, auch das Private spielte bei ihrer Entscheidung eine Rolle und doch ist sie mit Leib und Seele ihrem Beruf verfallen. Das Unglück beschäftigt sie, kennt sie doch alle Beteiligten von früher.
Gespannt beginne ich zu lesen und werde hineingezogen in ein Konglomerat aus Freundschaft, Verrat und Lügen. War es ein tragischer Unglücksfall, gar die alleinige Schuld der in den Tod gesprungenen Mutter zweier Kinder? Es tauchen immer mehr Fragen auf und die Lösung scheint in weiter Ferne.

Agnes und ihr Hunger ist allgegenwärtig, ich rieche förmlich den geschmolzenen Käse. Sie geht der Sache auf den Grund, recherchiert und ist der Polizei gefühlt um Längen voraus. Ihre Alleingänge fördern so einiges zutage, sie stochert in der Vergangenheit, lässt einfach nicht locker, auch wenn sie sich dadurch immer wieder in Gefahr begibt. Eine Heldin ist Agnes allemal, zuweilen habe ich das Gefühl, dass sie mit ihrem unbedingten Aufklärungswillen aneckt, sie ausgebremst wird.

Streckenweise war es ein wenig langatmig, den Episoden am Rande, die das kriminalistische Element schon auflockern, wurde bisweilen zu viel Raum gelassen. Wiederholt zu viele private Details nehmen den Schwung aus der Story, hier wäre weniger mehr gewesen. Ein Fall, der undurchsichtig ist bis zum Schluss, das überraschende Ende ist der Autorin dann wieder gut gelungen.

Randi Fuglehaug ist mit ihrem „Todesfall“ ein gut lesbarer Einstieg in die Agnes-Tveit-Reihe gelungen, ihre Charaktere sind gut gezeichnet, man kann sich jeden einzelnen in seiner ganz eigenen Art vorstellen - ein in Teilen kurzweiliges Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 23.03.2022

Der vergessene Außenseiter

Der große Fehler
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Ausgerechnet an einem Freitag, den 13. wurde er erschossen. Andrew Haswell Green, der mit seinem fortschrittlichen Denken das moderne New York erschaffen hat. Die City hat ihm viele öffentliche Gebäude ...

Ausgerechnet an einem Freitag, den 13. wurde er erschossen. Andrew Haswell Green, der mit seinem fortschrittlichen Denken das moderne New York erschaffen hat. Die City hat ihm viele öffentliche Gebäude zu verdanken, auch der Central Park, wie wir ihn heute kennen, beruht auf seinen Ideen. Als „Vater des Großraums New York“ wurde er bezeichnet, heute ist er vergessen.

„Der große Fehler“ basiert weitgehend auf historischen Persönlichkeiten, Jonathan Lee hat gründlich recherchiert, vieles gefunden und doch gab es große Lücken, die es dichterisch zu schließen galt.

Die Nachricht über die Ermordung füllt die Titelseiten, Inspector McClusky nimmt die Ermittlungen auf. So lese ich, um bald zurückzugehen, Andrew in verschiedenen Lebensabschnitten zu begegnen. Nicht chronologisch, aber durchaus interessant, erfahre ich mehr von ihm. Über seine Lebensgeschichte, die sich durchs Buch zieht, auch Andeutungen seines sehr privates Ichs sind eingeflochten. Es durfte nicht sein, was heute als selbstverständlich gilt. Andrew Green hat schnell erkannt, dass das Lesen Voraussetzung war, sich zu bilden, um damit seinen Lebensunterhalt
finanzieren und seinen eigenen Weg gehen zu können.

Ein wenig einlesen musste ich mich schon, bis ich eine Linie fand. Die ich dann immer wieder verloren glaubte, es war zwischendrin ganz schön zäh. Den Faden habe ich schon wieder gefunden, musste aber das Buch zur Seite legen und mich wieder neu darauf einlassen, um dann unterhaltsam, zuweilen amüsant mich Andrew H. Green und den anderen wieder anzunähern.

Jonathan Lee sagt, dass er es genießt, Fiktion im Rahmen von Fakten zu schreiben. Ja, nur so geht es. Wir alle waren nicht dabei, als Andrew H. Green 1903 auf offener Straße erschossen wurde. Die Fakten bilden das Gerüst, die Fiktion macht es zu einem runden Ganzen. Das hier nicht immer ganz rund war.

Der Autor hat mir einen Mann näher gebracht, der mir unbekannt war. Hat mich in ein New York geholt, dessen Gebäude und Parks ich zwar nicht so richtig kenne, aber die ich doch gesehen, in denen ich gewandelt bin. „Die Welt ist voller Fehler und Enterhaken.“ Es war eine in Teilen sehr spröde Begegnung.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Der Anfang einer Liebe

Gala und Dalí – Die Unzertrennlichen
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Berühmte Paare – große Geschichten. Der Aufbau Verlag widmet den ersten Band seiner neuen Reihe Gala und Dali. Unzertrennlich waren sie - Gala Éluard und Salvador Dali. Sie war mit dem Dichter Paul Éluard ...

Berühmte Paare – große Geschichten. Der Aufbau Verlag widmet den ersten Band seiner neuen Reihe Gala und Dali. Unzertrennlich waren sie - Gala Éluard und Salvador Dali. Sie war mit dem Dichter Paul Éluard verheiratet, als Dali sie das erste Mal sieht und ihm nicht mehr aus dem Sinn geht. 1929 war das, Dali noch jung und schüchtern, zudem zehn Jahre jünger als diese so faszinierende Frau.

Hinter Sylvia Frank verbirgt sich ein Autorenpaar, deren Recherchen sich ziemlich aufwendig gestalteten, wie sie zum Schluss verraten. Waren Dali und Gala doch Meister der Geheimhaltung und Verwirrung – dieses Versteckspiel war ihre Verteidigung. Wer mag es ihnen verdenken, jeder hat ein Anrecht auf Privatsphäre.

Gerne lese ich von berühmten Persönlichkeiten, von deren Leben. Salvador Dali – seine „Beständigkeit der Erinnerung“, die fließende Zeit - wer kennt dies nicht? Er zählt als einer der Hauptvertreter des Surrealismus. Ein Exzentriker war er, so ist er bei mir abgespeichert. Wobei eher seine surrealistische Phase, dargestellt in seinen Gemälden, im Vordergrund steht. Gala dagegen war mir nicht geläufig. Ihr Kennenlernen, Salvadors Schüchternheit und Galas zupackende Art vermitteln eher ein Bild, als ob sie ihn an die Hand nimmt, ihn ans Leben heranführt.

Ihre ersten gemeinsamen Jahre werden hier gut lesbar aufbereitet. Gala hatte ein sorgenfreies Leben mit Paul und doch zog es sie hin zu dem jungen, unbekannten Künstler. In Katalonien, in dem Küstenort Cadaqués finden sie sich. Das einfache Leben hier, die bodenständigen Menschen, die Landschaft und auch das Kulinarische werden anschaulich dargeboten. Im Vordergrund ist die fiktive Handlung, wir treffen zudem in Paris auf Persönlichkeiten in der Künstlerszene wie etwa Man Ray, lesen von den schwierigen Jahren, in denen die Liebe zueinander da war, es aber immer an Geld mangelte.

Das Ganze bleibt ein wenig eintönig, Gala ist die starke Frau an seiner Seite, Salvadore eher der junge Mann, der sich dank ihrer Hilfe vom dominanten Vater befreien konnte. Ich hätte mir mehr Dali gewünscht, seine Werke geben viel her. Gala als seine Muse, die sie zweifellos war, kommt mir in dieser Rolle zu kurz. Eine größere Zeitspanne hätte dem Roman gut getan, Dali war eine faszinierende, eine schillernde Persönlichkeit, die hier so gar nicht durchkam.

Das Cover passt zu dem eben Gelesenen ganz gut, es ist bieder, strahlt aber doch sehr viel Lebensfreude aus. Da sind zwei, die sich mögen, sich vertrauen, füreinander da sind. Ein Foto von damals, ein wenig verblasst.

Der Beginn einer großen Liebe – es hätte leidenschaftlich sein können. Unterhaltsam war es allemal und doch blieb es etwas farblos inmitten all der Farben, die den großen Maler zeit seines Lebens umgeben hat.

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