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Veröffentlicht am 23.02.2021

Italien und das italienische Lebensgefühl

Marina, Marina
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Nino, Matteo und Beppe - sie sind Freunde und alle drei haben ihre Träume, Sehnsüchte und Wünsche. Der junge Nino ist sowas von verliebt und das ausgerechnet in die schöne Frau des hiesigen Friseurs. ...

Nino, Matteo und Beppe - sie sind Freunde und alle drei haben ihre Träume, Sehnsüchte und Wünsche. Der junge Nino ist sowas von verliebt und das ausgerechnet in die schöne Frau des hiesigen Friseurs. Marina heißt seine heimlich Angebetete. Um die Liebe geht es auch bei Matteo, jedoch wird seine neue Freundin strengstens von ihrem Vater bewacht. Beppe – ja, es gibt nicht nur Frauen…

Wie eine leichte Sommerbrise erlebe ich diese Jungen und ihre Familien, die in dem kleinen Küstenort Sant’Amato an der Riviera leben. Ob sie wohl alle ihre Leidenschaften leben können? Nino, der als Meeresbiologe seine Erfüllung sucht. Matteo, der unbedingt bei Juventus Turin spielen will und Beppe, der sich als Hotelbesitzer sieht. In seinen Gedanken baut er dieses Hotel bereits und natürlich kommen sie alle, die Großen der damaligen Zeit. Marina, Marina, Marina – Rocco Granata ist mir heute noch im Ohr. Und nicht nur er. In diesem Buch ist Musik drin – von Adriano Celentano über Gianni Morandi bis hin zu Luico Dalla und wie sie alle heißen mit ihren wunderbaren Songs. Lebensfreude pur.

Die titelgebende Marina hat auch wie so viele andere ihre Träume und eine leidenschaftliche, nicht endend wollende Affäre – bleibt sie geheim? Was kann man in einem kleinen Ort alles für sich behalten? Ein Blick werfen wir zurück in die Vergangenheit, ins Jahr 1944, in die Zeit der Partisanen.

Die Italien-Sehnsucht der Deutschen in den Jahren um 1960 und danach entlang der ligurischen Küste, dieser „schroffen Schönheit“, ist verpackt in la dolce vita, baci, amore… Ein schön zu lesendes Sommermärchen. „Eine große Liebesgeschichte mit viel italienischem Flair.“ Italien – amore mio.

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Veröffentlicht am 22.02.2021

Die Magie der Wünsche

Der Zirkus von Girifalco
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„Der Zirkus von Girifalco„ ist eine Reise nach Kalabrien ins Dorf Girifalco. Hier lerne ich die unterschiedlichsten Charaktere inmitten ihrer Familien kennen und begleite sie für die Zeit des Patronatsfestes. ...

„Der Zirkus von Girifalco„ ist eine Reise nach Kalabrien ins Dorf Girifalco. Hier lerne ich die unterschiedlichsten Charaktere inmitten ihrer Familien kennen und begleite sie für die Zeit des Patronatsfestes. Währenddessen hat sich ein Zirkus hierher verirrt. Sie haben sich verfahren, die Leute vom Zirkus Engelmann. Wollten woanders hin, sind aber nun zu spät dran. „Normalerweise entscheiden wir über den Weg, aber heute hat der Weg über uns entschieden.“ Sie bleiben.

In einer wundervollen, sehr poetischen Sprache erzählt Domenico Dara über das Zusammenleben im Dorf. Erwartet habe ich eine ganz andere Geschichte als das, aber was ich bekommen, was ich gelesen habe. Ganz tief bin ich eingetaucht in diese Dorfgemeinschaft mit all ihren Eigenheiten. Diese so unterschiedlich gelebten Leben – die einen sind sich ihrer Vorzüge, ihrer Fähigkeiten durchaus bewusst, andere haben keine Wahl, das Universum war von Anfang an nicht gnädig zu ihnen. Werden sie trotzdem ein erfülltes Leben haben? Trotzdem glücklich werden? Alle Facetten des Lebens, alles das, was möglich scheint und auch das, was wir für unmöglich halten, passiert hier in Girifalco wie überall auf der Welt.

Kalabrien – ich war immer gerne da und werde immer wieder kommen. Genau solche Dörfer wie Girifalco eines ist ziehen mich magisch an. Da spüre ich das Italien, dieses unverfälschte, erdverbundene, das ich so gerne mag. „Den Duft nach Rosmarin und frischem Klee – sie verbinden sich in der Luft miteinander und dann atmet man dieses Aroma ganz tief ein.“

Domenico Dara lässt seine Leser am Leben so einiger Dorfbewohner teilhaben, erzählt von deren Geburt und ihren Familien. Die einen hadern ob ihrer Kinderlosigkeit, andere wiederum sind im Liebeswahn. Es geht um Lulu, der nicht ganz richtig ist im Kopf, aber mit einem Blatt die schönsten Melodien zaubert. Um die Glücklichen und die Unglücklichen und solche, deren Lästermaul und Bosheit, ja deren Lügen so manchem das Leben schwer machen. Verstoßene und Ausgestoßene begleite ich ebenso wie einen, der seinen Bruder schon lange Zeit vermisst.

Seinen eigenen Weg finden. Jeden spricht etwas anderes an, jeder hat andere Talente, Vorlieben. Sind wir nicht alle Suchende? Das Leben bietet immer wieder eine zweite Chance aber erkennen wir sie, wenn sie da ist? Ein sehr lebenskluger Roman, leise erzählt vom Wünschen und vom Träumen.

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Veröffentlicht am 21.02.2021

Lesegenuss im Schnee

Totentanz im Pulverschnee
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Meine erste Begegnung mit Arno Bussi und der Mama war eine sehr vergnügliche Reise ins eiskalte Maria Schnee. Muss doch der Bub anstelle des für die Marrrina ganz und gar gestorbenen Lorenzo herkommen, ...

Meine erste Begegnung mit Arno Bussi und der Mama war eine sehr vergnügliche Reise ins eiskalte Maria Schnee. Muss doch der Bub anstelle des für die Marrrina ganz und gar gestorbenen Lorenzo herkommen, der hat sie nämlich versetzt. Das Eisfestival steht an, die Suite ist gebucht und bezahlt von dem Lorenzo mit seinem Ferrari. Wär doch zu schade, wenn diese Hotelreservierung ungenutzt verfällt. Etwas widerwillig macht Arno sich auf den Weg, weil eigentlich möchte er viel lieber mit der Franzi in Wien für den Triathlon trainieren. Aber was hilfts, wenn die Mama ruft, dann kommt er halt. Kaum angekommen, ist nicht nur auf der Eisfläche die Hölle los. Rosa, die sehr schöne Eisprinzessin, ist verschwunden. Und was dann noch so alles passiert – man möchte es kaum glauben.

Als besondere Attraktion sind bei diesem Festival die Eisschnitzer am Werk, die aus den riesigen Blöcken exklusive Kunstwerke zaubern wollen. Bis die erste Tote auftaucht - da ist Schluss mit lustig. Erna Katz aus Innsbruck ermittelt, auch wenn das dem Dorfpolizisten so gar nicht in den Kram passt. Noch dazu mischt Arno mit, wenngleich er hier nichts zu melden hat und obendrein nur urlaubsmäßig da ist. Köstlich amüsiert habe ich mich über die spritzigen Dialoge zwischen der Katz (sie berlinert, was das Zeug hält) und Arno Bussi, dem Tiroler Buben.

Einen unterhaltsamen Kriminalfall aus Tirol hat Joe Fischler sich da einfallen lassen. Der „Totentanz im Pulverschnee“ ist der dritte Teil um den herrlich erfrischenden Arno Bussi, der so liebenswert daherkommt, sich viel zu schnell verliebt, auch wenn diese seine Liebe immer wieder ziemlich einseitig ist. Ein Gespür für das Verbrechen hat er allemal, da ist er ganz und gar Polizist.

Sehr kurzweilig und zum Schmunzeln sind diese kleinen, feinen Alltagssituationen, die den Aufenthalt in Maria Schnee so einzigartig machen. Auch wenn ich die Vorgängerbände (noch) nicht kenne, war ich schnell mittendrin und hatte nie das Gefühl, dass Wichtiges fehlt. Das dringende Bedürfnis, die andern Fälle nachzulesen, habe ich allemal. Ab sofort werde ich Arno Bussi folgen, egal wohin es ihn verschlägt.

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Veröffentlicht am 20.02.2021

Eine fremde Welt - faszinierend

Das Verschwinden der Erde
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„Das Verschwinden der Erde“ von Julia Phillips – ein gelungenes Debüt.

Die Schwestern Sofija und Aljona verbringen an der Küste Kamtschatkas einen schönen Sommertag, kommen danach nicht mehr heim. Sie ...

„Das Verschwinden der Erde“ von Julia Phillips – ein gelungenes Debüt.

Die Schwestern Sofija und Aljona verbringen an der Küste Kamtschatkas einen schönen Sommertag, kommen danach nicht mehr heim. Sie verschwinden spurlos. Dieser Fall erinnert an Lilja. Auch sie war einfach weg und niemand weiß, wo sie ist, ob sie noch lebt. Nach den Schwestern wird gesucht, jedoch wird die Suche bald eingestellt, die Polizei tut ihr Verschwinden lapidar als Ertrinken ab.

Es sind hauptsächlich die Frauen, von denen Julia Phillips erzählt. In deren Leben wir ein wenig Einblick bekommen. Ich hatte schon das Gefühl, hier in einer ganz anderen, für mich sehr fremden Welt zu sein. Zum Teil sehr stereotype Wesen, seltsam anmutend, begleite ich ein Stück ihres Weges. Zunächst unklar, ob dies Einzelgeschichten bleiben, wurde mir dann doch immer mehr bewusst, dass all diese Schicksale ineinander greifen. So konnte ich einiges kennenlernen, ihre Lebensweise wie aus der Ferne betrachten. Ein ganz und gar außergewöhnlicher Roman. Die Geschichten verbinden sich, Zusammenhänge werden sichtbar.

Gewalt gegen Frauen aus unterschiedlichen Perspektiven wird hier thematisiert. Kann eine Frau in einer männerdominierenden Gesellschaft ein selbstbestimmtes Leben führen? In das Leben ganz verschiedener Frauen werfe ich einen Blick und was mich beim Lesen gewundert hat ist, dass das Verschwinden wie nebenbei immer mal wieder erwähnt wird. Aber nicht mehr. Und so entwickelt sich diese Geschichte so ganz anders, als ich zunächst dachte. Was aber durchaus seinen Reiz hat.

Vor dem „Verschwinden der Erde“ habe ich nicht mal gewusst, dass es dieses Kamtschatka gibt. Natürlich musste ich nachschauen und war gleich fasziniert ob dieser beeindruckenden Landschaft. Der Lebensstil lässt Russland-Bilder in mir entstehen, was natürlich hier genau passend ist. All die fremd klingenden Namen – das Personenverzeichnis am Anfang war da sehr hilfreich.

Nachdenklich lässt mich das Buch zurück. Ich lasse das Gelesene ein wenig sacken, nachhallen. Immer weiter wurde in die Geschichten hineingezogen, als ob ich in das Leben der Frauen hineingelassen werde. Das Ende ist stimmig, es passt sich dem Ganzen perfekt an. Auf dieses Buch sollte man sich einlassen, ganz ohne Erwartung einfach anfangen zu lesen.

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Königliche Ermittlungen

Das Windsor-Komplott
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Windsor Castle als Mittelpunkt einer Mordermittlung - die Queen ist nicht amüsiert. Ein Künstler des gestrigen Abends wird tot aufgefunden, noch dazu in sehr anzüglicher Pose. Die Umstände seines ...

Windsor Castle als Mittelpunkt einer Mordermittlung - die Queen ist nicht amüsiert. Ein Künstler des gestrigen Abends wird tot aufgefunden, noch dazu in sehr anzüglicher Pose. Die Umstände seines Ablebens sind überaus kompromittierend. Das MI5 ermittelt, jedoch ist die Queen nicht angetan von deren Arbeit. Also muss sie sich der Sache mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Privatsekretärin Rozie selber annehmen.

So eine Inszenierung! Da ging es Schlag auf Schlag. Auch wenn ich dem ganzen Geschehen nicht immer folgen konnte, so war mir nach seitenlangem Geplänkel dann doch irgendwann wieder klar, wo es lang geht. Die Queen behält trotz ihrer vornehmen Zurückhaltung den Überblick. Dank Rozie, die stets an ihrer Seite steht, sieht sie den Fall glasklar und hilft dem MI5 durchaus geschickt auf die Sprünge.

Ein Cosy Crime, der so manches Mal zum Schmunzeln einlädt, der britische Humor blitzt immer wieder durch. Hier geschieht viel, jedoch sind zu viele Nebenschauplätze aufgemacht. Bekannte Persönlichkeiten flitzen durch die Seiten und ich dachte, jetzt wird ein wenig über die Obamas oder etliche andere berichtet. Aber nein. Es sind Seitenfüller, die mit der eigentlichen Geschichte nichts zu tun haben, nicht mal ansatzweise eine eigene Story erzählen oder irgendwie eingeflochten werden. Zuweilen hätte ich mir gewünscht, dass hier nicht nur aufgezählt, sondern erzählt wird.

Prinz Philip hat natürlich seine Auftritte, die Dialoge zwischen ihm und Elisabeth konnte ich mir genau so oder ähnlich durchaus vorstellen. Philip und seine Art – wer kennt die nicht?

Ein flotter Schreibstil, der durch zu viele Nebensächlichkeiten ausgebremst wird. Weniger wäre hier mehr gewesen. Nett gemacht, humorvoll und meist kurzweilig erzählt, die Auflösung der eigentlichen Tat war dann doch wieder ziemlich konfus. Ich war gerne dabei, die vielen Abstecher passten aber für mich so gar nicht ins eigentliche Geschehen.

Der erste Fall für die Queen und Rozie, der noch etliche Schwächen aufweist. Humorvoll war es allemal – ein Cosy Crime der königlichen Art.

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