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Veröffentlicht am 24.11.2020

Spannende Unterhaltung mit Gänsehautfeeling

So blutig die Nacht
6

Robert Bryndzas „So blutig die Nacht“ ist der Auftakt einer Reihe um die Ex-Polizistin Kate Marshall.

Kate, vor sechzehn Jahren aus dem Polizeidienst ausgeschieden, unterrichtet Kriminologie an der Universität ...

Robert Bryndzas „So blutig die Nacht“ ist der Auftakt einer Reihe um die Ex-Polizistin Kate Marshall.

Kate, vor sechzehn Jahren aus dem Polizeidienst ausgeschieden, unterrichtet Kriminologie an der Universität in Ashdean an der Südküste Englands. Sie war mit Leib und Seele Polizistin, der Nine Elms Cannibal kam ihr dazwischen. Der Serienkiller von damals sitzt dank ihr gut verwahrt hinter Gitter, er kommt nie wieder frei. Aber dann wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, am Fundort drapiert genau so wie damals. Das Grauen beginnt von Neuem.

Ziemlich atemlos jage ich durch die Zeilen, bin schockiert und total entsetzt. Was passiert jetzt? Das kann doch nicht sein! Mädchen verschwinden, um dann so zugerichtet wie die Opfer Jahre zuvor aufgefunden zu werden. Wie geht das? Der Täter sitzt schwer bewacht in seiner Zelle. Ist da draußen einer, der ihm nacheifert? Aus verschiedenen Perspektiven wird diese Story erzählt. Der Gefängnisalltag mit seinen ganzen Abartigkeiten - der Autor beschreibt diesen trotz der dort herrschenden Abgestumpftheit auf eine packende, sehr fesselnde Art.

Die raffiniert gestrickte Story verführt einfach zum immer weiterlesen. Kate nimmt mich mit in ihre Welt, sie kämpft jeden Tag als trockene Alkoholikerin gegen ihre Sucht. Jake, ihr 14jähriger Sohn aus der kurzen Liaison mit dem durchaus attraktiven Peter, lebt bei ihren Eltern und weiß nichts über seinen Erzeuger.

Robert Bryndza ist ein fulminanter Thriller gelungen. Die Story rund um Kate Marshall und Tristan, ihrem Assistenten hält mich von der ersten Seite an gefangen. Die besonders perfide Art, die Lust am Töten neben der fast unerträglichen Weise, die Opfer so bestialisch zuzurichten, macht mich so manches Mal fassungslos. Lebendig und grausam beschreibt der Autor die kranken Gedankengänge des Kannibalen. Geschockt ob so viel barbarischer Neigung, die ausgelebt werden will, bleibe ich fassungslos, ja entsetzt zurück.

Für Thriller-Fans ist diese „Blutige Nacht“ ein absolutes Muss. Lesen – unbedingt!

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Veröffentlicht am 18.11.2020

Sehr lesenswerter Auftakt

Mord auf Vlieland
1

„Mord auf Vlieland“ - Jan Jacobs erster Teil um die holländische Kommissarin Grit Gerritsen.

Griet Gerritsen erhält eine zweite Chance: Nach einem tragisch endenden Einsatz als Europolbeamtin, bei dem ...

„Mord auf Vlieland“ - Jan Jacobs erster Teil um die holländische Kommissarin Grit Gerritsen.

Griet Gerritsen erhält eine zweite Chance: Nach einem tragisch endenden Einsatz als Europolbeamtin, bei dem durch ihr unüberlegtes Handeln ihr Partner Bas Dekker ums Leben kommt, wird sie nach Friesland versetzt und sieht sich bald auf der Nordsee-Insel Vlieland als leitende Ermittlerin in einem mysteriösen Todesfall wieder. Ihr zur Seite stehen Pieter de Vries, der Cold Cases bearbeitet und Noemi Bogaard, eine hektisch agierende Anfängerin. Nicht gerade ein Dream Team. Ihre einzige, ihre letzte Chance bekommt sie hier. Auf einer Sandbank vor Vlieland wird die Leiche eines Mannes gefunden, ein auf der Insel angesehener Hotelier. Wie sich schnell herausstellt, wurde er erschossen.

Griet, die Kommissarin, nimmt mich mit auf Vlieland. Inmitten einer eingeschworenen Inselgemeinde, die so gar nicht gesprächig ist, trifft sie auf den Insel-Polizeichef Henk van der Waal, der ihr zur Seite steht. Wer war dieser Tote? Über die Familienverhältnisse herrscht zunächst Schweigen, jedoch lässt sich Griet in ihrer unverwechselbaren, beharrlichen Art nicht davon abhalten, tiefer zu graben. Ihre Menschenkenntnis kommt ihr zugute und so fügen sich nach und nach die Puzzleteile zu einem stimmigen Ganzen zusammen.
Gleich der Prolog hat mich nachdenklich gemacht, mich im Laufe der Geschichte immer wieder zurückdenken lassen an jene Frau, die 1989 zu Tode kam. Passt dieser bis dato ungeklärte Fall in die gegenwärtige Ermittlung? Die Story entwickelt sich gut weiter, Griet durchleuchtet das Leben des Toten auf der Sandbank, sie kommt so manchen Unzulänglichkeiten auf die Spur. So nach und nach wird die Geschichte rund und Vergangenes fließt unweigerlich ins Geschehen mit ein - ganz selbstverständlich, so nebenbei und doch bedeutsam.

Ein Holland-Ambiente, das mir gefällt. Im Vordergrund der gut erzählte, bestens durchdachte Kriminalfall, vermischt mit einer Dosis Lokalkolorit. Eine ganz reizende Besonderheit sind diese holländischen Wörter oder kurzen Sätze (kursiv) die – wenn nötig – gleich dahinter übersetzt sind. Sie fügen sich perfekt in die Story ein. Nebenher erfahre ich auch einiges über die Insel und es macht mich neugierig auf mehr, suche mir Bilder und kann mich ins Geschehen sehr gut einfühlen. Eine zauberhafte Insel, die ich – sollte es irgendwann wieder möglich sein – sehr gerne näher kennenlernen möchte.

Jan Jacobs hat mich bestens unterhalten mit seinem ersten Holland-Krimi. Griet, Pieter und Noemi werde ich bestimmt noch öfters begegnen. Eine klare Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 16.11.2020

Eine unterhaltsame Reise in die Welt der Royals

Teatime mit Lilibet
1

Marion Crawford liebt ihre Tätigkeit, sie möchte den Kindern in den Armenvierteln einen guten Start in deren ansonsten düstere Zukunft ermöglichen, plant, sie zu unterrichten. Das Schicksal will ...

Marion Crawford liebt ihre Tätigkeit, sie möchte den Kindern in den Armenvierteln einen guten Start in deren ansonsten düstere Zukunft ermöglichen, plant, sie zu unterrichten. Das Schicksal will es anders: Sie, von den Royals „Cawfie“ gerufen, verbringt die besten Jahre ihres Lebens an der Seite der kleinen Prinzessinnen Elisabeth und Margaret. Vor allem Lilibet, die spätere Königin, hat sie ins Herz geschlossen. Die Mädchen führt sie an das wahre Leben heran, zeigt ihnen ihre Stadt aus der Sicht der Normalos, macht sie ein wenig mehr lebenstüchtig.

Total entsetzt lese ich, wie weltfremd diese royale Welt doch war. Der Alltag im Königshaus hatte mit Realität so rein gar nichts zu tun. Wenn ich grad denke, wie mit Wallis Simpson umgesprungen wurde - ungeheuerlich. Eine starke Frau, die nichts als Lügen ertragen musste. Vom Könighaus genau so wie vom einfachen Volk. Wir alle wissen ja, wo das hinführte. Nach 325 Tagen dankte Edward VIII. ab, er und Wallis waren frei und Albert wurde König: George VI. Der stotternde König. Und somit war der Weg für Elisabeth vorgezeichnet.

Aus Marions Sicht erzählt dieses Buch von den Windsors. Sie wurde gebraucht als Gouvernante. Natürlich hatte sie auch einige Liebschaften, jedoch waren die Prinzessinnen immer an erster Stelle. Aber – mit den Jahren wird sie so nach und nach ihrer Aufgaben beraubt. Eine junge französische Aristokratin übernimmt den Französisch-Unterricht, der Zeichenunterricht wird auch in ganz junge, adelige Hände gegeben, die Verfassungsgeschichte lehrt ein anderer. Marion wird immer mehr vor vollendete Tatsachen gestellt, wird als Lehrerin immer weniger benötigt.

Erschüttert bleibt sie nach 17 Jahren zurück. Hat sie doch ihr Leben hintangestellt, war immer da für die Royals. Und dann diese Zurückweisung. Von allen. Gedankenlosigkeit? Für ihre Dienste wird ihr ein Cottage am See zur Verfügung gestellt, sie ist unglücklich verheiratet. Was hat sie erwartet? Sie war Gouvernante, nicht mehr. Die Zeit war danach, da hat keiner gefragt, was eine kleine Bedienstete vom Leben erwartet.

Fiktion und Wirklichkeit treffen hier aufeinander. Das Königshaus hat sich in der Zwischenzeit sehr geändert, vor allem Lady Dianas Tod hat ihnen – vielleicht – die Augen geöffnet. Heute sieht das Volk das Königshaus sehr viel kritischer. Dieses verstaubte Gehabe hatte noch viel mit Elisabeth II. zu tun.

Eine vergnügliche Teatime, kurzweilig, zuweilen amüsant und staunend ob dieser Steifheit, ja Hochnäsigkeit und Weltfremdheit, das war diese Reise in die Vergangenheit zu und mit den königlichen Hoheiten. Eine junge Marion, die voller Pläne war, alles richtig machen wollte und sich von Anfang an zurückgenommen hat. Ich habe sie gerne begleitet. Es ist die wirkliche Marion Crawford, die für ihre Zöglinge gelebt hat, die fiktive junge 22jährige, die so gedacht haben könnte.

Geschichten rund um das Königshaus, unterhaltsam geschrieben. Wer diese Mischung mag, dem sei dieses Buch empfohlen.

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Veröffentlicht am 11.11.2020

Wo findet man wirkliches Glück?

Die Farbe von Glück
1

Ein Kinderwunsch, der für immer ein Wunsch bleiben wird? Jules und Louise bangen zum mittlerweile vierten Mal um ein Neugeborenes. Zwei Totgeburten, das dritte Baby durfte nur wenige Tage leben ...

Ein Kinderwunsch, der für immer ein Wunsch bleiben wird? Jules und Louise bangen zum mittlerweile vierten Mal um ein Neugeborenes. Zwei Totgeburten, das dritte Baby durfte nur wenige Tage leben und nun sieht er dieses kleine, durchscheinende, fast nicht lebensfähige Wesen und trifft eine folgenschwere Entscheidung.
Marlene geht einfach, schreibt ihrem sechsjährigen Sohn „Adieu“ auf die Stirn. Charlotte nimmt sich seiner an, hofft inständig, dass ihr Antoine nie weggenommen wird.
Nach einer schlaflosen Nacht zwingt Jules diese Krankenschwester, ein gesundes Kind gegen seines auszutauschen. Er will nur, dass Louise endlich glücklich ist und ihrer beider Leben wieder ein lebenswertes wird. Er - der Richter - droht, ihr Antoine wegzunehmen, in ein Heim einzuweisen, sollte sie sie seinem Wunsch nicht nachkommen.

Kann dieses Leben funktionieren? Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Allein den Gedanken an diese Tat mag ich nicht zulassen, habe mich aber trotzdem damit auseinandergesetzt. Kann man mit einer Lüge Glück herbeiführen? Es sind sehr versöhnliche Momente beschrieben. Wenn ich nur an Charlotte und Antoine denke, wie sehr sie einander schätzen. Sie flieht vor der Vergangenheit, kann den Tausch so gar nicht verarbeiten. Auch für Jules läuft alles anders als erhofft. Das eigene Glück auf dem Unglück anderer aufzubauen, hinterlässt seine dunklen Spuren.

Die Autorin vermittelt so manch weisen Gedanken, lässt viele Facetten des Lebens zu. Ein Buch, eine Geschichte, die Zeit braucht. Immer mal wieder habe ich es beiseite gelegt, um meinen Gedanken Raum zu geben. Das Gelesene auf mich wirken zu lassen, all dem nachzuspüren.

Charlotte und Antoine habe ich begleitet in ihr neues Leben fernab der Heimat, dabei die „andere Familie“ kennengelernt. Habe Jules und Louise mit ihrer Tochter beobachtet, ihre Unzufriedenheit gespürt. Wie kommt man zurecht angesichts eines solchen Eingriffs ins Leben zweier Familien? Werden sie, die das lange nicht wussten, jemals verzeihen können? Ein sehr emotionaler Roman, behutsam erzählt. Wenn da nicht diese allzu vielen Zufälle wären, die aus den Konflikten letztendlich ein fast zuckersüßes happy end machen würden.

Ich war sehr gerne dabei, habe so einige Lebensweisheiten mit Vergnügen gelesen, aber diese schwere Schuld löst sich beinahe in Wohlgefallen auf. Das und nur das hat mich gestört an dieser ansonsten feinsinnigen Erzählung.

Wie bewerte ich diese fast märchenhafte Geschichte? Viele weise Gedanken, eine Story, die so passieren könnte, bestimmt schon oft passiert ist, jedoch nie so versöhnlich, beinahe schon utopisch, alles verzeihend endet. Deshalb bleiben von meinen ursprünglich angedachten vier Sternen drei übrig.

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Veröffentlicht am 08.11.2020

Ein gut durchdachter Krimi

Die Tote in der Gracht
1

„Die Tote in der Gracht“ - Jan Jacobs zweiter Teil um die holländische Kommissarin Grit Gerritsen.

Der Elfstedentocht (Elfstädtelauf) soll wieder stattfinden, das Eis ist dick genug. Zuletzt war der ...

„Die Tote in der Gracht“ - Jan Jacobs zweiter Teil um die holländische Kommissarin Grit Gerritsen.

Der Elfstedentocht (Elfstädtelauf) soll wieder stattfinden, das Eis ist dick genug. Zuletzt war der Winter 1997 so kalt, um dieses über 200 km lange, auf Natureis stattfindende Schlittschuhrennen zu starten. Noch nicht begonnen, wird die junge Journalistin Jessica Jonker tot in einer Gracht gefunden. Zunächst sieht es nach einem Unglücksfall aus, jedoch stellt sich bald heraus, dass sie vergiftet wurde. Die Kommissare Griet Gerritsen und Pieter de Vries ermitteln in diesem Fall und finden bald heraus, dass Jessica um den Tocht 1997 recherchierte. So manchem gefällt dies gar nicht und bald stellt sich heraus, dass all die im Laufe der Ermittlungen verdächtigen Personen an diesem letzten Rennen teilgenommen haben.

Den ersten Band kenne ich (noch) nicht, trotzdem war ich gleich im Geschehen. So nach und nach erzählt Jan Jacobs die Vorgeschichte und bettet alles, was zum besseren Verständnis wichtig ist, in diese gut durchdachte, glaubwürdige Story ein. Mit Griet und Pieter, den beiden Ermittlern, war ich beim Lesen mittendrin, erfuhr auch einiges aus ihrem Privatleben – genau richtig dosiert. Eine Besonderheit sind die holländischen Begriffe, kursiv geschrieben und wenn nötig gleich danach erklärt. Das gibt dem Buch eine außergewöhnliche Note – sehr charmant und unverwechselbar.

Sehr gerne habe ich diesen spannenden und zugleich unterhaltsamen Holland-Krimi mit so einigen Überraschungsmomenten gelesen. Über den Elfstedentocht wusste ich bis jetzt nichts und finde es sehr bereichernd, neben dem Krimi auch lokale Besonderheiten zu entdecken. Die Karte am Anfang über den Streckenverlauf war sehr hilfreich, so konnte ich gut nachvollziehen, wo die Geschichte spielt. Und - natürlich suchte ich mir mehr Informationen über dieses legendäre Rennen. Hier wollte ich einfach mehr Hintergrundwissen, was sehr für die Story spricht. Harmonisch fügten sich dieses Lokalkolorit und die Krimielemente zusammen, integrierten sich bestens in die Handlung, ins Geschehen.

Die Krimi-Reihe um die Kommissarin Grit Gerritsen und ihr Team werde ich im Auge behalten, den ersten Band nachlesen und hoffe auf Folgebände. Bedankt, Jan Jacobs.

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