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Veröffentlicht am 29.09.2020

Krimi mit Höhen und Tiefen

Das Gift deiner Lügen
5

Diese Geschichte beginnt - die Bewohner des Villenviertels Seven Oaks werden ins beste Licht gerückt. Im Prolog kommt dann gleich mal Erica zu Wort. Sie ist tot, ermordert. Sie will, dass die Wahrheit ...

Diese Geschichte beginnt - die Bewohner des Villenviertels Seven Oaks werden ins beste Licht gerückt. Im Prolog kommt dann gleich mal Erica zu Wort. Sie ist tot, ermordert. Sie will, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Einer lügt! Jeder hat wohl was zu verbergen. Es taucht ein Podcast auf, der alle ziemlich aufbringt. Er nennt sich Andy Noon, er will jede Woche senden, so nach und nach die Wahrheit ans Licht bringen.

Ein schöner Schein, der so nach und nach bröckelt. Der Ruhm, das Getue, die Freund- oder auch manchmal Feindschaften malen ein Bild, in das ich um keinen Preis hinein möchte. Man kann eine Zeit lang ganz gut leben mit einem Gerüst aus Lügen, kann Intrigen spinnen und so manches Geheimnis weitestgehend verbergen. Aber geht das auf Dauer gut? Wenn nur ein Detail nicht mehr passt, wenn ein Rädchen im Getriebe nicht mehr rund läuft, kann es passieren, dass ein Dominoeffekt auftritt und das ganze Gebilde wie eine Seifenblase zerplatzt. Dieses Teilchen, das alles ins Rollen bringt, heißt hier Andy Noon. Gefürchtet von denen, die nicht ganz ehrlich waren, die etwas zu verbergen haben.

Als Psychothriller angepriesen – da hab ich meine Probleme. Es ist ein Krimi, der die Polizeiarbeit nur am Rande zulässt, der eher die Beteiligten, den harten Kern derer von Seven Oaks beleuchtet. Es muss nicht immer der Cop als Held dargestellt sein, es kann auch so funktionieren.

Es war ein Wechselbad der Gefühle zwischen total langweilig, vorhersehbar und ganz zum Schluss ist dann doch noch alles ganz anders gekommen. Wer hat was getan und warum? Und dieser Schluss hat es in sich, stellt er doch nochmal alle Gedankengänge auf den Kopf. Hier bin ich wieder versöhnt mit den etwas langatmigeren Stellen. Ein Krimi, der mich durchaus gut unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Mitreißend erzählter dritter Teil der Finsterzeit-Trilogie

Die Stadt (Finsterzeit 3)
1

„Die Stadt“ von Sandra Toth ist der dritte und letzte Teil der Finsterzeit-Trilogie.

Das Stromnetz ist aufgrund der verordneten Energiewende zusammengebrochen, alles wird unerschwinglich, Gewalt an der ...

„Die Stadt“ von Sandra Toth ist der dritte und letzte Teil der Finsterzeit-Trilogie.

Das Stromnetz ist aufgrund der verordneten Energiewende zusammengebrochen, alles wird unerschwinglich, Gewalt an der Tagesordnung, die Menschen auf der Flucht. Thomas und Laura finden im Dorf Unterschlupf, machen sich dann aber auf den Weg in die sichere Festung. Es passiert viel unerwartetes, sie müssen auf der Hut sein. Soweit die kurze Zusammenfassung der beiden ersten Bände „Das Dorf“ und „Die Festung“.

Endlich erfahre ich, wie es weitergeht mit Thomas und Laura, mit Viktor und den seinen. Zunächst sieht es ja aus, als ob zwischen den Bewohnern der Festung und des Dorfes ein gutes Auskommen, ein Austausch, stattfinden würde. Aber diese Idylle ist nicht von langer Dauer. Außerhalb der sicheren Mauern herrscht noch immer die reine Willkür. Die herumirrenden Menschen haben nichts, sind daher gefährdet, müssen ums tägliche Überleben kämpfen. Und nehmen sich, was sie kriegen können!

Die liebgewordenen Figuren begleite ich und lerne neue kennen. Das Dorf wird angegriffen, die Bewohner werden in die Stadt gebracht. Drei Heere, von der Regierung dorthin geschickt, sollen wieder Ordnung in diese zerstörte Welt zu bringen. Jedoch spielt ein General mit seinem Heer falsch, die beginnende Hoffnung droht im Keim zu ersticken, auch die Festung ist gefährdet.

Eine Reise in eine Zeit, die so hoffentlich niemals Wahrheit werden wird. Leben möchte ich hier nicht, genossen habe ich diese Geschichte allemal. Tief bin ich eingetaucht in all diese verborgenen Orte, bin mit geflüchtet, habe an so manchem Kampf teilgenommen. Natürlich immer auf der richtigen Seite. Könnte dieses Szenario so oder ähnlich tatsächlich passieren? Ich möchte es nie erleben. Aber – was ich schon möchte: Weiterhin so durchdachte, spannende Geschichten von Sandra Toth lesen.

So vieles ist geschehen seit dem Zusammenbruch des Stromnetzes. Gibt es ein Zurück in die alte Welt? In all den Luxus, den Überfluss? Ist das alles so erstrebenswert? Wenn man nichts mehr hat, gelten andere Wertigkeiten. Begreift der Mensch, worauf es wirklich ankommt?

Diesen dritten Teil habe ich herbeigesehnt, endlich ist er da! Die Autorin hat den Figuren viel Leben eingehaucht, hat einen spannenden, mitreißenden Endzeit-Thriller geschrieben und ein wenig bedauere ich schon, dass es jetzt vorbei ist.

Meine Empfehlung: Lesen, einfach lesen. Es lohnt sich.

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Ein Thriller - dunkel, düster, gut

Dunkle Ufer
3

Ein von Anfang an rasanter, jedoch in Teilen sehr beklemmender Thriller, den ich nicht weglegen konnte. Einmal drin im Buch, ist das nicht mehr möglich. Ich musste einfach weiter. Julia, die junge Kunsthistorikerin ...

Ein von Anfang an rasanter, jedoch in Teilen sehr beklemmender Thriller, den ich nicht weglegen konnte. Einmal drin im Buch, ist das nicht mehr möglich. Ich musste einfach weiter. Julia, die junge Kunsthistorikerin und der leitende Ermittler Stephen Lang sind ein gutes Team, haben auch privat einen Draht zueinander. Schnell erkennt sie, die Expertin, dass hier ein „Künstler“ sein Werk verrichtet. Er drapiert ausgeblutete Frauenkörper am Flussbett der Themse. Wer steckt dahinter? Es werden dann stümperhaft hergerichtete Leichen gefunden – ist das dieser Serienkiller oder ein Nachahmer?

Während des Lesens ahnt man zwar, wer der wahre „Künstler“ ist, jedoch werden immer wieder Zweifel gestreut, ein anderer rückt in den Fokus. Dieses subtile Spiel beherrscht die Autorin perfekt. Sie schafft eine Atmosphäre von grausam über brutal, roh, herz- und gefühllos und man kann nicht genug davon bekommen.

Wer diese düsteren, blutrünstigen, sehr abstoßende Thriller liebt, ist hier genau richtig. Auch wenn das wahre Leben das genaue Gegenteil ist, hier muss es so sein.

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Wunderbar erzählt!

Kalmann
1

Kalmann, der beste Haifischjäger und selbsternannte Sheriff von Raufarhöfn mit seinen 173 Einwohnern und 609 km von Reykjavik entfernt, lebt hier schon immer. Seinen Großvater, von dem er vieles ...

Kalmann, der beste Haifischjäger und selbsternannte Sheriff von Raufarhöfn mit seinen 173 Einwohnern und 609 km von Reykjavik entfernt, lebt hier schon immer. Seinen Großvater, von dem er vieles weiß und alles Wichtige gelernt hat, besucht er jetzt einmal in der Woche im Heim und bringt ihm den zweitbesten Gammelhai mit. Als Robert McKenzie vermisst wird und Kalmann eine Blutlache findet, ist das beschauliche Leben in dem kleinen Küstenort vorbei, die Polizei untersucht diesen Fall.

Hier erzählt Kalmann, dessen Räder in seinem Kopf so manches Mal rückwärts laufen, auf eine bezaubernd liebenswerte, zuweilen kindlich naive und verschrobene Art und Weise seine Sichtweise auf die Geschehnisse.

Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der mit seinen fast 34 Jahren in einem kleinen Fischerdorf im Norden Islands im Einklang mit der Natur lebt. Trotz seiner geistigen Schwäche behauptet er sich als Sheriff von Raufarhöfn, von so Manchem als Dorftrottel belächelt. Sein Cowboyhut, sein Revolvergürtel samt Mauser unterstreichen dieses Bild. Kalmann erzählt so nach und nach die Geschichte - seine Geschichte - in seiner einfältigen, arglosen Weise. Von den Leuten im Dorf, von den Besuchen beim Großvater, der ihn nicht immer registriert, von seinem besten Freund Noi, den er nur aus dem Internet kennt, dem er alles erzählen kann. Er möchte gerne eine Freundin haben und war auch schon verliebt, aber so richtig klappt das dann nie.

Er erzählt, dann vergisst er wieder alles, sagt von sich selber „Ich kann wichtige Sachen einfach so vergessen vor allem, wenn ich aufs Meer fahre…“

So nach und nach enthüllt sich das Geschehen, erst aber lernt man ihn besser kennen, lebt mit ihm, fährt mit ihm hinaus zum Haifischfang und verarbeitet den dann zu Gammelhai. Auf eine ganz und gar unaufgeregte Weise wird trotzdem sehr viel Spannung erzeugt. Der Fokus liegt auf der Polizeiarbeit, auf der Suche nach dem Verschwundenen, um dann wieder ein wenig vom Dorf und seinen Bewohnern zu erzählen. So ist man tief drin, der Held will nichts unrechtes tun, hat nichts Falsches an sich. Er ist zwar geistig nicht so ganz auf der Höhe aber so einigen Mitmenschen haushoch überlegen in seiner Geradlinigkeit, seiner Aufrichtigkeit. Indem man ihn begleitet, erfährt man immer ein Stückchen mehr und wird ihm doch nicht so ganz gerecht. Weil – wie es sich wirklich zugetragen hat, das erfährt man dann schon, aber auf eine so gelassene, natürliche Selbstverständlichkeit. „Es hat wohl alles seinen Sinn.“

Gerne habe ich Kalmann ein Stück seines Weges begleitet. Eine von Anfang bis Ende wundervoll erzählte Geschichte, die ich nur empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 21.09.2020

Spannung pur

Blutasche
3

Nach „Dunkle Ufer“ und „Leichenbraut“ ein neuer Stephen Lang:

Gleich war ich wieder dabei, hatte spannende Lesestunden. Es sind die alten Bekannten – zumindest empfinde ich das so – die ich gerne begleite. ...

Nach „Dunkle Ufer“ und „Leichenbraut“ ein neuer Stephen Lang:

Gleich war ich wieder dabei, hatte spannende Lesestunden. Es sind die alten Bekannten – zumindest empfinde ich das so – die ich gerne begleite. Es herrscht eine freundschaftliche Atmosphäre, zuweilen eine flapsige Art, wie sie miteinander umgehen. Das Sonderermittler-Team muss sich aufeinander verlassen können, in einem aktuellen Fall steht alles private weit hinten an.

Hier heißt es, eine ganz besonders perfide Lust am Töten zu stoppen. Neben Stephen, der angeschlagen vom letzten Fall noch in Urlaub ist, gibt Danica als IT-Expertin ihr Bestes. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, denn es dauert zunächst schon, bis ein Zusammenhang zu mehreren Bränden mit verkohlten Frauenleichen gesehen wird.

Der Leser weiß immer ein wenig mehr als die Ermittler, das schadet der Sache aber keineswegs. Im Gegenteil. Schon aus dem Klappentext ist ersichtlich, dass die Morde im Darknet übertragen werden, der Killer sogar noch einen weiteren Mord ankündigt. Und es wird noch erdrückender: Das nächste Opfer soll eine junge Polizeianwärterin sein. Man könnte meinen, das wars dann, aber weit gefehlt. Denn spannender könnte es gar nicht sein. Aus Sicht der Ermittler, aber auch aus Tätersicht entwickelt sich so ein unglaublich perfides Spiel, das nur von einer Seite gewonnen werden kann.

Die Stimmen - die absurden, ja kranken Gedankengänge des Mörders sind so lebendig und grausam geschildert, man hört ihm schockiert zu. Entsetzt war ich ob dieser grausamen Phantasien, die alle ausgelebt werden wollen. Er fühlt sich unangreifbar, total sicher, spielt seine barbarische Rolle mit unbändiger Lust am Töten.

Ein Hardcore-Thriller vom Feinsten, der auf alle Fälle gelesen, ach was sage ich, verschlungen werden will. Allerbeste Unterhaltung ist hier garantiert.

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