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Veröffentlicht am 26.10.2023

Schlau wie ein Fuchs…

Der Mentor
2

…und unbesiegbar, so fühlt er sich. Das Abschlachten der Füchsin erlebe ich hautnah. Spüre Ekel und kann doch nicht wegsehen, bin schockiert und zutiefst entsetzt und doch gebannt, kann mich dem Geschehen ...

…und unbesiegbar, so fühlt er sich. Das Abschlachten der Füchsin erlebe ich hautnah. Spüre Ekel und kann doch nicht wegsehen, bin schockiert und zutiefst entsetzt und doch gebannt, kann mich dem Geschehen nicht entziehen. Ich muss dem Jäger folgen.

Nach einem schweren Unwetter werden in einem Waldstück zwei Frauenleichen an die Oberfläche geschwemmt. Die Heidelberger Ermittler Jakob Krohn und Yeliz Demir werden vom LKA München unterstützt, wobei die Fallanalytikerin Nova Winter sich eher sperrig zeigt. Da es bei den beiden übelst zugerichteten Leichen nicht bleibt, muss auch sie einsehen, dass eine Zusammenarbeit unvermeidlich ist.

„Der Mentor“ ist einer dieser Thriller, die ab der ersten Seite fesseln und deren Spannung nicht nachlässt. Die einzelnen Charaktere – die Guten wie die Bösen – überzeugen in jeglicher Hinsicht. Die Ermittlungen stehen stets im Vordergrund, ein wenig Privatleben gehört aber schon auch dazu, denn keiner ist ausschließlich der Arbeit verhaftet, meist vermischt sich das Private mit dem Beruflichen. Und das verlangt Nova, Yeliz, Jakob und ihren Kollegen so einiges ab. Ihre Ermittlungen führen in einen geheimen Studentenbund, außerdem mischen noch einige andere Gestalten gehörig mit.

Für die einen ist es eine Jagd, angetrieben von „Freiheit durch Wagemut“. Für die anderen ist es ein Wettlauf auf Leben und Tod. Man spürt den Geist des Mentors, der sie in seinem grausamen, in seinem unerbittlichen Spiel lenkt. Wer ist dieser geheimnisvolle Mentor, der seine Jäger dirigiert? Diese Frage wabert immer mal wieder über dem grausigen Geschehen. Irgendwann meine ich, jemanden ausgemacht zu haben und lange, ziemlich lange warte ich darauf, dass die Masken fallen. Um dann doch nach einer überraschenden Wendung wiederum ratlos dazustehen.

Svenja Diel hat einen teuflisch guten Thriller vorgelegt, der seinen Lesern starke Nerven abverlangt. Es geht brutal zur Sache, so manches Mal musste ich nicht nur schwer schlucken, ich war regelrecht schockiert ob dieser Unerbittlichkeit. Und doch möchte ich keine Zeile davon missen – die Autorin werde ich im Auge behalten. Der Blick ins abgrundtief Böse war Spannung pur.

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Veröffentlicht am 25.10.2023

Witzig-spritziges Lesevergnügen

Rauch und Schall
2

„Ideen müssen einem zufliegen…“ Ja, wenn das nur immer so wäre - Goethe steckt in einer Schreibkrise, was an und für sich nicht so tragisch wäre, wäre da nicht das Festgedicht für die Herzogin - es will ...

„Ideen müssen einem zufliegen…“ Ja, wenn das nur immer so wäre - Goethe steckt in einer Schreibkrise, was an und für sich nicht so tragisch wäre, wäre da nicht das Festgedicht für die Herzogin - es will ihm nichts gelingen, als ob alle Inspirationsquellen versiegt wären. Die Zeit drängt. In seiner Not nimmt er Christianes Rat an, die Dienste ihres Bruders Christian August Vulpius – seines Zeichens Bibliotheksregistrator – in Anspruch zu nehmen.

Der Dichterfürst und der arme Schlucker, der sich mit Lohnschreiberei über Wasser hält - Charles Lewinsky hat eine durchaus originelle Konstellation ersonnen. Das Lesen dieser Seiten war ein gar amüsanter Zeitvertreib, die launige Erzählweise kam durchweg kurzweilig und äußerst beschwingt daher. Zu den beiden Akteuren Goethe und Vulpius gehören natürlich auch Christiane und August, ihr gemeinsamer Sohn und auch der Räuberhauptmann Rinaldo Rinaldini wird aufs Vergnüglichste dargeboten.

Lewinsky entführt seine Leser mit Leichtigkeit in die damalige Zeit. Historie trifft Fiktion - ein witzig-spritziges Lesevergnügen der Extraklasse.

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Veröffentlicht am 23.10.2023

Absolut spannend

Hope's End
2

„Hope´s End. Ein wahrhaft apokalyptischer Name für ein Anwesen. Vor allem wenn man bedenkt, was dort geschehen ist.“ Und es sind schreckliche Dinge passiert in Maine im Jahre 1929. Die damals 17jährige ...

„Hope´s End. Ein wahrhaft apokalyptischer Name für ein Anwesen. Vor allem wenn man bedenkt, was dort geschehen ist.“ Und es sind schreckliche Dinge passiert in Maine im Jahre 1929. Die damals 17jährige Lenora Hope soll ihre gesamte Familie ermordet haben – Vater, Mutter, Schwester. Etwa fünfzig Jahre später wird auf Hope´s End eine neue Pflegerin gesucht und Kit, die dringend Arbeit sucht, lässt sich auf die Pflege von Lenora Hope ein, die nahezu bewegungslos auf Hilfe rund um die Uhr angewiesen ist.

Riley Sager hat einen Thriller vorgelegt, der mich nicht mehr losgelassen hat. „Du kannst niemandem trauen.“ Ja, diese Aussage kann ich nur bestätigen. Die wendungsreiche Story gibt zwar immer ein wenig mehr preis, aber doch gefühlt zu wenig, um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Kit erzählt von sich und dem schwierigen Verhältnis zu ihrem Vater, von dem langen Leidensweg ihrer Mutter und vor allem erzählt sie von Lenora und von den wenig Verbliebenen auf Hope´s End. Ganz wohl ist ihr nicht, als sie ihren Dienst antritt, denn über Lenora Hope gab es viele Schauermärchen. Heute sitzt sie im Rollstuhl, ist bewegungsunfähig, lediglich ihre linke Hand kann sie noch einigermaßen gebrauchen. Eine Schreibmaschine leistet wertvolle Dienste - Lenora verständigt sich damit und sie beginnt, ihre Geschichte zu erzählen.

Hope´s End ist ein Herrenhaus auf den Klippen, das sich neigt, das sich irgendwann der Ozean holen wird. Nicht nur das Haus ächzt und kracht, es ist auch die gekonnt erzählte Story, die ungemein fesselt. Die Spannung ist sofort da und lässt auch nie nach. Von der ersten bis zur letzten Seite mochte ich den Thriller nicht aus der Hand legen. Die düstere Atmosphäre zieht sich durchs Buch und hat mich dermaßen in seinen Bann gezogen, dass ich die Nacht durchgelesen habe. Keiner der durchweg gut gezeichneten Charaktere ist ganz zu durchschauen, jeder weiß gefühlt mehr, als er zugibt, keinem ist zu trauen.

Es ist nicht mein erstes Buch von Riley Sager und wird auch nicht das letzte sein. Jedes seiner Bücher hat es in sich und verdient, unbedingt gelesen zu werden. Ein Lesegenuss für jeden Thriller-Fan.

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Veröffentlicht am 17.10.2023

Wundervoll erzählt

Im Ballhaus brennt noch Licht
2

Der Tango, den sie drinnen tanzen, ist ein brandneuer Tanz aus Argentinien, das hat ihr ihre Mutter erzählt. Und sie ist fasziniert. Die junge Lulu beobachtet durch ein Fenster die Tänzer ganz genau, merkt ...

Der Tango, den sie drinnen tanzen, ist ein brandneuer Tanz aus Argentinien, das hat ihr ihre Mutter erzählt. Und sie ist fasziniert. Die junge Lulu beobachtet durch ein Fenster die Tänzer ganz genau, merkt sich die Schritte, die sie später dann daheim nachtanzen wird. Das Ballhaus Sternberg ist für die zwölfjährige Lulu unerreichbar und doch zieht es sie immer wieder hin, bis ihr eines Tages David, der Sohn des Hauses, begegnet. Sie verlieren sich nie mehr aus den Augen, ihre einstige Kinderfreundschaft übersteht auch schwere Zeiten.

Nicht nur Lulu ist in Hochstimmung, auch ich bin regelrecht berauscht vom Ballhaus, von der Musik, von den Tänzen - denn Tanzen ist Lebensfreude pur – auch von der ganzen, wundervoll erzählten Geschichte mit Charakteren, denen ich gerne begegnet wäre. Nicht allen, aber doch den meisten.

Wir sind in Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts und begleiten Lulu auf ihrem Weg zur gefragten Solotänzerin. David und sein Vater Levi Sternberg unterstützen und fördern sie, ihre Show zieht die Ballgäste wie magisch an, sie hat Besonderes zu bieten. Die Goldenen Zwanziger Jahre haben es in sich, gefühlt ist ganz Berlin auf den Beinen, um sich zu amüsieren. Als ob sie schnell leben, vieles erleben und mitnehmen müssten, denn die Zeit des Nationalsozialismus rückt unaufhörlich näher, was auch die Sternbergs als Juden immer mehr zu spüren bekommen.

Stephanie Jana spannt den Erzählbogen von 1913 bis 1946. Es ist eine Zeit des Mangels, es ist aber auch eine Zeit voller Hoffnungen und Lebensfreude. Was wären wir ohne die Liebe – auch sie kommt nicht zu kurz. Freundschaft und unbedingter Zusammenhalt, ein Füreinander-Dasein stehen stets an vorderster Stelle. Die Autorin gibt jeder einzelnen Figur ihre Authentizität. Mit den einen fiebert man mit, die anderen verdammt man eher.

„Im Ballhaus brennt noch Licht.“ Na, dann nichts wie hin. Es erwartet einen eine Geschichte, der man sich nicht entziehen kann - voller Leben, voller Emotionen. Es waren eindrucksvolle Lesestunden.

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Veröffentlicht am 12.10.2023

Intensiv erzählter zweiter Teil der Riviera-Saga

Riviera - Der Weg in die Freiheit
2

Der zweite Band der Riviera-Saga erzählt inmitten der Farbenpracht der Riviera von den Wirren des Krieges, auch von zwei jungen Frauen, die einst unzertrennlich waren. Gute Freundinnen waren sie, das Leben ...

Der zweite Band der Riviera-Saga erzählt inmitten der Farbenpracht der Riviera von den Wirren des Krieges, auch von zwei jungen Frauen, die einst unzertrennlich waren. Gute Freundinnen waren sie, das Leben hat auch ihnen, wie so vielen anderen, übel mitgespielt. Die Leichtigkeit des Seins verschwindet zusehends, die Schwere des Krieges tritt in den Vordergrund.

Salome ist nach Deutschland zurückgekehrt und arbeitet im Reisebüro ihres Vaters. Noch immer kann sie Juden aus dem Land schmuggeln und auch, wenn es mehr als gefährlich ist, organisiert sie Reisen nach Italien, in denen sie – gut getarnt - jüdische Familien mitnimmt. Bald ist auch Mussolinis Italien für die Juden nicht mehr sicher, sie flüchten übers Mittelmeer nach Frankreich. Hier trifft Salome, die die Überfahrt begleitet, auf ihre große Liebe Felix. Dieser ist mittlerweile mit Ornella verheiratet, ihr Hotel bietet den Flüchtenden Unterschlupf. Die Gefahr, entdeckt zu werden, ist auch hier, in Frankreich, allgegenwärtig. Die Nationalsozialisten haben auch Frankreich besetzt, was Felix dazu bringt, sich im Widerstand einzubringen.

Julia Kröhn versetzt ihre Leser in eine Zeit der Unfreiheit. Die jüdische Bevölkerung ist auf die Barmherzigkeit der Mitmenschen angewiesen. Die Angst, jederzeit deportiert zu werden, ist deutlich spürbar. Ist der erste Band vom Mittelmeer-Feeling geprägt, so hat dieser zweite Teil so gar nichts mehr davon. Nicht nur die Sorge um die tägliche Essensration ist omnipräsent, auch die Suche nach immer neuen Verstecken, die Sorge um die Kinder und um diejenigen, die verschwunden sind, wird anschaulich geschildert. Der Einblick in die französische Résistance verursacht ein ungutes Gefühl und doch hat es dieser mutigen, selbstlosen Helden bedurft. Vor dem historischen Hintergrund hat die Autorin ihre so anschaulich erzählte Geschichte mitsamt den vielschichtig angelegten Charakteren eingewebt, sodass man das Buch gar nicht weglegen mag. Und auch, wenn der Krieg vor bei war, war der Traum von einem vereinten Europa ausgeträumt, die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland waren so hoch wie nie.

Eine Geschichte über die Kriegswirren mit all den einhergehenden Schrecken, aber auch über Freundschaft und Liebe, über Verzicht und Verrat und noch vieles mehr ist auserzählt, dieser zweite Band der Riviera-Saga war noch ein Stück intensiver als Band 1. Julia Kröhn hat die unrühmliche, historische Vergangenheit in ihre bestens erzählte Saga eingebettet. Trotz der Schwere des Themas wurde ich gut unterhalten.

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