Nachdem nun wirklich viel Zeit vergangenen ist, ist endlich der 3. Reckless-Band erscheinen.
An dieser Stelle sei vorweggenommen, dass es sich keinesfalls - wie erwartet - um eine Trilogie handelt. Es wird noch mindestens ein weiterer Teil folgen, da auch dieser 3. Band mit einem immensen Cliffhanger endet.
Man darf also gespannt auf die Fortsetzung sein.
Ich habe den ersten Teil geliebt und innerhalb eines Tages verschlungen. Auch den 2. Band habe ich als wirklich spannungsgeladene, emotionale Fortsetzung empfunden.
"Das goldene Garn" nun hat mich leider ein wenig enttäuscht, bleib es doch hinter meinen - zugegebenermaßen recht hohen - Erwartungen arg zurück.
Es hat fast 200 Seiten gebraucht, bis ich wieder in die Geschichte hinein gefunden habe. Die unheimliche Vielzahl einzelner Erzählstränge hat mir diesen Einstieg nicht gerade erleichtert.
Dazu kommt, dass ich den 2. Teil vor ca. 1.5 Jahren gelesen habe und wirklich Schwierigkeiten hatte, wieder den Anschluss zu finden.
Der Schreibstil ist wie immer wundervoll. Anspruchsvoll durchaus, vor allem für ein Jugendbuch aber einfach traumhaft. Auch die Unterteilung der einzelnen Kapitel ist wirklich gelungen. Wie in den beiden vorangegangenen Büchern finden sich auch hier wieder die unheimlich schönen Illustrationen wieder.
Da das Buch quasi nahtlos an "Lebendige Schatten" anschließt, sollte es leicht fallen, den vielen Figuren folgen zu können, wenn das Lesen dieses Teils noch nicht allzu lang zurück liegt.
Allerdings ist es meines Erachtens immer ein wenig schwierig, wenn es zig Erzählstränge parallel gibt. Erfahrungsgemäß sind einige weniger interessant als andere und manchmal - so leider auch hier - werden einige einfach vernachlässigt, so dass der Leser keine wirkliche Bindung zu den entsprechenden Figuren aufbauen kann.
In diesem Buch kam Will (der eigentlich eine wichtige Rolle spielt) meiner Meinung nach leider viel zu kurz. Es gab immer nur kurze Sequenzen, die mehr Fragen offen ließen, als sie beantworteten und das stoppte den Lesefluss.
Ab der Hälfte nimmt der Spannungsbogen an Straffheit zu, davor plätscherte die Geschichte teilweise leider nur seicht dahin. Ich brauchte ca. 200 Seiten, bis ich derart in der Geschichte gefangen war, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. 200 Seiten sind allerdings viel zu viel um an diesen Punkt zu kommen.
Leider konnte Cornelia Funke die Spannung der ersten Bände nicht ganz halten.
Gerade das Ende hat mich wirklich enttäuscht, da es unheimlich viele Fragen offen lässt. Cliffhanger gut und schön, aber derart viele ungeklärte Dinge lassen den Leser eher unbefriedigt zurück.
Traumhaft schön fand ich wiederum die vielen, vielen - teilweise nur am Rande erwähnten - Adaptionen diverser Märchen (auf verschiedenen Ländern), Bräuche, Sagen und Erzählungen. Ein absoluter Hochgenuss, den ich in dieser speziellen Form nur aus den Büchern von Frau Funke kenne.
Alles in allem ein tolles Buch mit dem Funken des besonderen, welches an sich wirklich fulminant wäre, wären da nicht die ersten 2 Bände als Vergleich ... und die waren in meinen Augen einfach etwas stärker.
Ich hoffe, dass dies in dem 4. Band wieder mehr zum tragen kommt und vergebe 3.5 Sterne und natürlich eine Leseempfehlung.