Zum Mitfiebern
Was wir von Quallen lernen könnenDas Cover fiel mir doch irgendwie ins Auge, obwohl es jetzt nicht das besonderste ist, und im Kombi mit dem Titel war ich schon neugierig.
Bisher habe ich nur Bücher von Katharina Wolf gelesen, die sie ...
Das Cover fiel mir doch irgendwie ins Auge, obwohl es jetzt nicht das besonderste ist, und im Kombi mit dem Titel war ich schon neugierig.
Bisher habe ich nur Bücher von Katharina Wolf gelesen, die sie gemeinsam mit Ina Taus geschrieben hat, und war dementsprechend auf ihre Einzelwerke gespannt. Der Schreibstil konnte mich auch direkt überzeugen, denn er lässt sich flüssig lesen und fühlte sich authentisch an. Genau wie der Protagonist Henry könnte ein realer Mensch denken und auch die Gespräche könnten so stattfinden. Alle Charaktere bekommen auch kleine Eigenheiten, z.B. Henrys notorisches Zu-spät-Kommen, die mein Gefühl, über echte Menschen zu lesen, weiter verstärkte.
Generell habe ich Henry, aus dessen Sicht der Hauptteil des Buches geschrieben ist, schnell ins Herz geschlossen. Er ist ein Nerd mit einer Vorliebe für Filme, Serien und Fantasy, womit ich mich identifizieren konnte, und vor allem für Quallen. Das fand ich mal außergewöhnliche und ich musste immer schmunzeln, wenn er in den Redefluss über diese Lebewesen kam, weil er sich dann oft nicht zurückhalten kann und er einfach in seiner Leidenschaft aufgeht. Fast noch mehr an ihm gefiel mir allerdings seine soziale Ader. Er geht ganz offen auf Menschen zu, wie man bei seiner neuen College-Freundin merkt, und verbringt gerne viel Zeit mit anderen Menschen, vorzugsweise Max, seine Freunde und seine Familie. Ich habe es geliebt, mich in seinen Kopf zu befinden, denn beim Lesen konnten seine Gefühle auf mich überspringen. Max war im Gegensatz zu Henry viel schwerer zu greifen. Er ist sehr zurückhaltend und offenbart kaum etwas für sich. Daher fand ich gut, dass es auch einige Kapitel über seine Vergangenheit gab, weil man ihn dadurch besser versteht und es ihn sympathischer macht. Im Laufe der Geschichte erfährt man auch, was hinter seiner Geheimniskrämerei, auch gegenüber Henry, steckt. In meinen Augen erklärt es sein Verhalten sehr gut.
Beim Buch ist mir auch direkt positiv aufgefallen, dass Henry bereits am Anfang Max seine Nummer gibt und somit ihre Romance ohne ewiges Vorgeplänkel beginnen kann. Die Annäherung zwischen ihnen entwickelt sich stetig weiter und ich habe mit den beiden sehr mitgefiebert. Es war schön und gar nicht langweilig ihre ersten Dates bei Spaziergängen, Restaurantbesuchen oder an ihren liebsten Orten mitzuerleben. Ich habe gespürt, dass sich die beiden sympathisch und auch ganz ansprechend finden. Diese Gefühle des ersten Verliebtseins zauberten mir immer ein Lächeln ins Gesicht. In diesem Liebesroman geht es nicht darum, dass zwei Charaktere Spielchen miteinander spielen oder sich gegen die Gefühle füreinander wehren, wo das Happy End daraus besteht, dass sie endlich zusammen gekommen. Stattdessen erlebt man zwei junge Männer, die beginnen miteinander auszugehen und abwarten, ob sich daraus wirklich mehr entwickeln konnte. Aber es blieb trotzdem spannend, weil trotzdem in der Beziehung von Max und Henry es Aufs und Abs gibt und Probleme auftreten. Ganz oben steht dabei Max’s Verschlossenheit, mit der er Henry etwas außen vorhält, und seiner immer wieder auftretenden Abwesenheit. Ich habe Henry bewundert, dass er trotz seiner Unsicherheiten Max vertraut und diesem Zeit lässt, sich zu öffnen. Trotz gewisser Geheimnisse sprechen die beiden miteinander und wollen um das, was sie haben, kämpfen. Es gibt auch einen dramatischen Höhepunkt, der sich zum Glück aber einigermaßen schnell auflöst. Dabei konnte ich die Handlungen und Gefühle von beiden nachvollziehen.
Ich kann das Buch sehr weiterempfehlen, wenn man Lust auf eine Gay Romance mit sympathischen Charakteren, authentischen Beziehungen und realistischem Drama hat. Man kann mit den Figuren mitfiebern und das kribbelnde Gefühl des anfänglichen Verliebtseins sowie die damit verbundenen Unsicherheiten miterleben. Neben der Romance spielen auch Freunde und Familie eine große Rolle, was für mich immer ganz wichtig ist. Dabei integriert die Autorin ganz nebenbei Randgruppen, sodass sie es so normalisiert, wie es sein sollte. Das gilt vor allem für die gleichgeschlechtlichen Liebe von Henry und Max. Die beiden sind längst geoutet und vollkommen akzeptiert.
FAZIT: 4/5⭐️
Eine süße und authentische Liebesgeschichte