Profilbild von Malina

Malina

Lesejury Profi
offline

Malina ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Malina über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.11.2017

Eine gelungene Fortsetzung, deren Details leider nicht immer meinen Geschmack treffen.

Der Metamorph
0

Kurzbeschreibung

Im Anschluss an die Ereignisse aus “Diamant”, dem ersten Band der sechsteiligen “Kantaki-Saga”, verschlägt es den Leser auf den Planeten Kerberos im abgelegenen Hades-System. Dort ist ...

Kurzbeschreibung

Im Anschluss an die Ereignisse aus “Diamant”, dem ersten Band der sechsteiligen “Kantaki-Saga”, verschlägt es den Leser auf den Planeten Kerberos im abgelegenen Hades-System. Dort ist es in einer Einrichtung von “New Human Design”, zu einem Zwischenfall gekommen: Der Metamorph, ein streng geheimes, genverändertes Superwesen ist unter merkwürdigen Umständen aus dem Labor ausgebrochen und auf der Flucht. Da der Metamorph seine Gestalt bis zur tiefsten Zellstruktur verändern kann, ist er nahezu unverwundbar und es erscheint unmöglich, ihn aufzuspüren.
Etwa zur gleichen Zeit nimmt Lukert Turannen, neuer Koordinator des besiegten Konsortiums und Globaldirektor von New Human Design den Platz seines verschwundenen Vorgängers Valdorian ein und sucht nach einem Weg, die Überreste des Konsortiums zu retten und die verlorene Macht seines Amtes zurückzugewinnen. Ein Wesen wie der Metamorph könnte ihm dabei gute Dienste leisten. Allerdings ist Turannnen nicht der einzige, der geheime Pläne schmiedet.


Cover

Das Cover von “Der Metamorph” gewährt einen Blick in ein leuchtend gelbes Universum. Im Hintergrund ist gerade noch ein Planet zu erkennen, davor sehe ich etwas, das eine Raumstation sein könnte. Das Cover gefällt mich nicht besonders, es wirkt auf mich nichtssagend, was mich aber offen gestanden nur deshalb stört weil ich der Farbgebung überhaupt nichts abgewinnen kann.


Schreibstil

Hier könnte ich bei jedem Roman von Andreas Brandhorst fast das Gleiche schreiben, denn der Schreibstil des Autors ist unverkennbar. Ausgiebig beschreibt er auch in “Der Metamorph” die Welten in der die Handlung angesiedelt ist; Vor allem beim Planeten Kerberos, der in diesem Band neu vorgestellt wird, ist viel Liebe zum Detail erkennbar. Außergewöhnliche Kreaturen und geografische Beschaffenheiten erwarten den Leser hier.

Es gibt zahlreiche Rückblenden und Szenen, die in interessanten, teils auch verwirrenden Dimensionen spielen.
Die Handlung besteht aus mehreren Strängen, die zum Teil bereits in “Diamant” begonnen haben. Hier werden nun einige Elemente neu verknüpft und Handlungsstränge zusammengeführt, auch ein paar “alte Bekannte” tauchen wieder auf.
Die Figuren in diesem Roman sind vielseitig, verfügen über detaillierte Hintergründe und einzigartige Charakteristika.
Wie üblich findet sich im Anhang ein Glossar, das in der mir vorliegenden E-Book Ausgabe aber unübersichtlich und somit schwierig zu verwenden ist. Ob das am E-Book oder meinem Reader liegt kann ich allerdings nicht beurteilen.

Meinung

Obwohl ich “Der Metamorph” objektiv betrachtet für einen sorgfältig erarbeiteten und gelungenen Roman halte, konnte ich mich leider nicht besonders damit anfreunden.
Für meinen Geschmack laufen zu viele Handlungsstränge nebeneinander her,die nicht alle mein Interesse wecken. Teilweise finde ich einzelne Szenen auch zu ausführlich, so dass ich mich zu langweilen beginne (beispielsweise die Handlung um “KiTamarani”). Bis zum Schluss hatte ich das Gefühl, dass ich nicht richtig “in die Geschichte reinkomme”.
Außerdem musste ich feststellen, das ich manche Figuren, die ich bereits aus “Diamant” kannte, gar nicht so sehr mag wie ich zuvor dachte und eigentlich ein bisschen froh war über das vermeintliche Ende ihrer Geschichte. Mit anderen konnte ich einfach nicht warm werden, beispielsweise erschien mir der titelgebende Metamorph trotz gewisser psychopathischer Energien unerwartet “zahm” und nur wenig beängstigend. Ich hatte wohl einfach etwas anderes erwartet.
Auch den menschlichen Figuren konnte ich wenig abgewinnen, was aber einfach eine Frage des Geschmacks ist. Ich kann keine konkreten Kritikpunkte finden, die meisten Figuren sind nur einfach keine Leute, die mein Interesse wecken oder mit denen ich mich irgendwie identifizieren kann.
Die Ausstattung der geschilderten Welt(en) ist wie ich finde ausgezeichnet gelungen und meistens fiel es mir leicht, mir alles vorzustelle. Womit ich nur wenig Freude hatte, waren aber die regelmäßigen Wechsel zu “alternativen Realitäten”, weil einige davon nicht meinem Geschmack entsprachen und das Lesen der entsprechenden Stellen ziemlich langsam voran ging.
Was mir in “Der Metamorph” eindeutig fehlt ist ein stärkerer Bezug zu den Kantaki. Ich hatte mir von Band 2 tiefere Einblicke in die Geschichte und Kultur dieser faszinierenden Rasse erhofft und tatsächlich erfährt man auch einige wenige neue Details, die jedoch vor dem Hintergrund der umfangreichen Handlung untergehen.
Und obwohl mir die Gesamthandlung so umfangreich erscheint, war schon recht früh ersichtlich, worauf alles hinausläuft, so dass ich am Ende ein wenig das Gefühl hatte, “nur” eine sehr ausführliche Überleitung von Teil eins zu Teil drei gelesen zu haben, deren Details gar keine so große Rolle spielen. (Das ist natürlich Spekulation, da ich den dritten Teil bisher nicht gelesen habe.)
Alles in allem sehe ich “Der Metamorph” als durchaus gelungene Fortsetzung, die leider in vielen Details nicht meinen persönlichen Geschmack trifft. Empfehlen kann ich den Roman trotzdem und ich freue mich darauf, bald Band drei zu lesen.

Veröffentlicht am 16.08.2017

Starker Auftakt der sechsteiligen Kantaki-Reihe, den ich sehr empfehlen kann!

Diamant
0

Kurzbeschreibung

Der Planet Erde im Jahr 2075. Was einst die Wiege der Menschheit war, ist nun Schauplatz grausamer Kriege, globaler Wirtschaftskrisen und selbstverschuldeter Naturkatastrophen. Wer es ...

Kurzbeschreibung

Der Planet Erde im Jahr 2075. Was einst die Wiege der Menschheit war, ist nun Schauplatz grausamer Kriege, globaler Wirtschaftskrisen und selbstverschuldeter Naturkatastrophen. Wer es sich leisten kann, verlässt den Planeten mithilfe von Raumschiffen, die sich inzwischen innerhalb unseres Sonnensystems bewegen können. Hier treten die ersten Kantaki in Kontakt mit der Menschheit.
Die Kantaki sind eine uralte insektoide Rasse und den Menschen weit überlegen. Mit ihren Raumschiffen können sie enorme Entfernungen überwinden und Passagiere ebenso wie Fracht transportieren - gegen entsprechende Bezahlung versteht sich.
Dreitausend Jahre später hat die Menschheit nahezu die gesamte Galaxie besiedelt und gemeinsam mit anderen Spezies einen gigantischen Krieg überstanden, dessen Spuren noch nicht nicht völlig beseitigt sind. Einflussreiche Wirtschaftskonglomerate konkurrieren im großen galaktischen Machtspiel, dabei tun sich vor allem die “Allianz” und das “Konsortium” hervor, die einander feindlich gesinnt sind. Noch immer besteht eine Abhängigkeit von den Diensten der Kantaki, die als Einzige menschliche Passagiere transportieren können.
Für machthungrige Magnaten stellt dies ein Problem dar, eines von vielen Problemen mit denen sich Rungard Avar Valdorian, Oberhaupt des Konsortiums, befassen muss. Als sein Leben in Gefahr gerät verschieben sich Valdorians Prioräten jedoch. Um sich zu retten, sieht er sich gezwungen, drastische Schritte zu ergreifen und sucht Kontakt zu seiner längst vergessen geglaubten Jugendliebe Lidia, der einzigen Frau der sein Reichtum nichts bedeutet hat und deren sehnlichster Wunsch es war, als Pilotin der Kantaki das unendliche All zu erkunden.


Cover

Ein modernes, harmonisch gestaltetes Cover in Schwarz und Blautönen mit geschickt platzierten Lichteffekten. Zu sehen sind ein paar kleinere Raumschiffe, dahinter ein sehr viel größeres, geheimnisvoll wirkendes Schiff. Da will man doch gleich los lesen!


Schreibstil


Der Aufbau des Buchs ist ordentlich und übersichtlich;Alle Kapitel werden von einer knappen Zeit- und Ortsangabe eingeleitet, was die Orientierung vereinfachen kann, im Anhang finden sich ein Glossar und eine umfangreiche Chronologie.
Prinzipiell lässt sich aber auch ohne solche Angaben aus den ersten paar Sätzen eines jeden Kapitels schließen kann, wann und wo es spielt und aus wessen Perspektive erzählt wird und so komme ich das trotz zahlreicher Zeitsprünge und Perspektivenwechsel gut mit. Die Wortwahl wirkt häufig wissenschaftlich und ist gut verständlich. Das Erzähltempo entspricht meinem Geschmack, schnelle, actionreiche Szenen wechseln mit langsameren, die tiefen Einblicken in die abstrakte Welt der Kantaki bieten.
Schauplätze und Hintergründe sind präzise ausgearbeitet. Bei den Haupt- wie Nebenfiguren hätte ich mir allerdings gewünscht, mehr über ihre Motive zu erfahren. Mit einigen Nebenfiguren konnte ich leider nicht so recht warm werden. Erwartet hätte ich auch eine völlig andere Entwicklung der beiden Hauptfiguren; dass meine Erwartung hier nicht erfüllt wurde finde ich aber sehr interessant und auch wenn ich beim Lesen geradezu irritiert war, gefällt es mir doch, dass ich überrascht wurde. (Ich rede hier um den heißen Brei herum, weil ich sonst spoilern müsste.)
Der für mich wichtigste Aspekt an einem Roman: Ich hatte Spaß beim Lesen, konnte mir alles bildhaft vorstellen und wurde sehr gut unterhalten.


Meinung


Im ersten Band der sechsteiligen Kantaki-Saga begleitet der Leser die Lebenswege zweier sehr verschiedener Menschen, der Kantaki-Pilotin Lidia und dem Wirtschaftsmagnaten Valdorian, die sich in ihrer Jugend kennen und lieben gelernt haben, aber schnell feststellen mussten, dass sie unterschiedliche Ziele im Leben verfolgen. Trotzdem bleiben sie in gewisser Weise verbunden und können einander nie völlig “loslassen”. Als mir beim Lesen klar wurde, dass ich so etwas wie eine Liebesgeschichte in den Händen hielt, machte ich mich auf das Schlimmste gefasst. Kitsch und Schnulzen - Verzeihung, “Romantik” meine ich natürlich - sind nun wirklich nicht mein Fall. Aber trotzdem schafft es auch dieser Roman von Andreas Brandhorst, mich sofort in seinen Bann zu ziehen. Von Kitsch keine Spur, erzählt er von der unendlichen Vielfalt, die das Leben bietet und von Entscheidungen, die immer andere Möglichkeiten ausschließen. Das ist eigentlich ziemlich traurig und ich überlege, ob ich traurigen Liebesgeschichten vielleicht doch was abgewinnen kann. Dabei kann ich die Wünsche und Vorstellungen beider Protagonisten recht gut nachvollziehen. Ein wenig mehr hätte ich aber dann doch gerne über ihre Gefühle füreinander erfahren, um besser zu verstehen, warum sich zwei so unterschiedliche Personen überhaupt füreinander interessieren.
Die ganze Geschichte spielt vor dem Hintergrund einer galaktischen Krise, bei der die andauernde Feindschaft zwischen Konsortium und Allianz eine große Rolle spielt. So lernt der Leser einige spannende fremde Planeten kennen und begegnet interessanten Spezies, allen voran natürlich die geheimnisvollen Kantaki, die mir ausgesprochen gut gefallen. Ihre “Fremdartigkeit” ist detailreich dargestellt und macht mich immer neugieriger, je mehr ich über sie erfahre. Dass die Kantaki - und nicht nur sie - die Zeit beeinflussen können, habe ich mit hochgezogener Augenbraue zur Kenntnis genommen. Mit der Manipulation der Zeit kann man tolle Sachen anstellen, aber leider auch ganz leicht die beste Geschichte versauen. Bei “Diamant” ist das Spiel mit der Zeit gut gelungen wie ich finde. Obwohl ich überkritisch nach Logiklöchern gesucht habe und darauf wartete, dass irgendeine Figur oder Fraktion beginnt, ihre Macht auszunutzen und unglaubhafte Dinge mit der Zeit zu treiben, konnte ich keine “Fehler” finden. Im Gegenteil, für mich war immer klar ersichtlich, dass Zeit im Kantaki-Universum ein fragiles Konstrukt ist, das nur mit höchster Vorsicht beeinflusst werden kann. Ich bin sehr gespannt, wie das in den Fortsetzungen weitergeht.

Veröffentlicht am 20.06.2017

Intelligenter Science-Fiction-Roman und eine starke Fortsetzung von “Omni”

Das Arkonadia-Rätsel
0

Kurzbeschreibung

Der ferne Planet Arkonadia, vier Jahre und sechs Monate vor Beginn einer neuen Ära. Werkzeugmacher Zirzo begibt sich nicht ganz freiwillig auf eine lange und beschwerliche Reise in den ...

Kurzbeschreibung

Der ferne Planet Arkonadia, vier Jahre und sechs Monate vor Beginn einer neuen Ära. Werkzeugmacher Zirzo begibt sich nicht ganz freiwillig auf eine lange und beschwerliche Reise in den Süden des Planeten. Unterwegs soll er ein Werkzeug schaffen - das Beste das er je gemacht hat - um dem Sohn des mächtigen General Tailos Zugang zum “Nerox” zu ermöglichen. Das Nerox, eine Anomalie die alle 453 Jahre auf Arkonadia erscheint und damit eine neue Ära einleitet, verspricht große Macht und die Herrschaft über den gesamten Planeten. Aber der Weg zum Zentrum des Nerox ist mit tödlichen Fallen gespickt und nur das perfekte Werkzeug aus Zirzos begabten Händen, kann Tailos’ despotischen Spross zum Ziel bringen und ihm helfen, sich gegen zahllose Konkurrenten durchzusetzen.
Währenddessen erhalten am anderen Ende der Galaxie Jasper und Jasmin, die seit kurzem Reisende im Dienst von Omni sind, endlich ihren ersten großen Auftrag. Omni, das als Bund der Superzivilisationen über die Milchstraße wacht, schickt die beiden nach Arkonadia, wo sie das Nerox erforschen und sein Geheimnis entschlüsseln sollen.
Der Auftrag ist heikel, nicht nur weil die beiden Reisenden auf dem fernen Planeten von Omnis Einfluss abgeschnitten sind. Für Jasmin ist die Reise zudem eine Bewährungsprobe. Versagt sie auf Arkonadia, wird sie Omni verlassen müssen und damit auch ihren Vater Jasper.


Cover

Ein ansprechend gestaltetes Cover, das aber so gut wie gar nichts verrät, dem des Vorgängerromans “Omni” recht ähnlich. Dieses hier ist allerdings in harmonischen Blautönen gehalten, im Hintergrund ist ein naher Planet zu erkennen, davor schwebt ein Raumschiff. Gefällt mir sehr gut.


Schreibstil

Wie schon im Vorgänger “Omni” überzeugt mich Andreas Brandhorst mit seinem fantasiereichen, bildhaften Schreibstil. Auch im “Arkonadia Rätsel” ist die Wortwahl häufig anspruchsvoll und klingt wissenschaftlich, dabei werden Details aber in ansprechenden, kleinen Portionen geliefert, so dass ich nicht den Anschluss verliere. Alles ist gut verständlich und trotz vieler Informationen bleibt der Lesefluss immer erhalten.
Verschiedene Erzählperspektiven ermöglichen dem Leser von Anfang an unterschiedliche Standpunkte kennenzulernen und die Komplexität der hintergründigen Thematik zu erfassen.
Zu Beginn hilft eine knappe Einleitung, die Erinnerung an den ersten Band aufzufrischen bzw. den Leser, der “Omni” nicht kennt, auf den aktuellen Stand zu bringen. Im Anhang finden sich Glossar, Chronologie und ein paar weitere hilfreiche Informationen.


Meinung

Da ich vom Vorgängerroman “Omni” sehr begeistert war, hatte ich an “Das Arkonadia-Rätsel” natürlich schon recht hohe Erwartungen. Ganz wie ich es erwartet und mir erhofft hatte, begleitet der Leser Jasper und Jasmin auf einem großen Auftrag für Omni. Und das war auch schon alles, was ich “vorhersehen” konnte.
Ganz anders als erwartet verfügen die beiden Reisenden nämlich nicht über die grenzenlose Macht Omnis, sondern sind mehr oder weniger auf sich gestellt. Ohne nennenswerte “Superkräfte” ausgestattet, werden nun Persönlichkeit und Fähigkeiten der Hauptfiguren auf die Probe gestellt, was dem Leser einen tieferen Einblick in ihren Charakter und ihre “menschlichen” Qualitäten ermöglicht.
Die insgesamte Vorstellung der Hauptfiguren ist recht knapp gehalten, ebenso wie Schilderungen der Vorgeschichte. Das gefällt mir ausgesprochen gut, ich hasse es nämlich, wenn mir in einer Fortsetzung noch einmal über gefühlte 100 Seiten der gesamte erste Teil erzählt wird. Den habe ich schließlich schon gelesen und wer das nicht tun will, muss eben damit rechnen, ein paar Details zu verpassen.
Es ist übrigens keinesfalls notwendig den Vorgänger zu lesen um “Das Arkonadia-Rätsel” verstehen zu können, denn der Roman ist in sich abgeschlossen. Empfehlen würde ich es allerdings nicht, den ersten Teil auszulassen, denn “Omni” ist ein hervorragender Roman und die Fortsetzung macht ganz sicher mehr Spaß wenn man Jasmin und Jasper schon im Detail kennengelernt hat.
Die weiteren Figuren sind interessant und vielschichtig, die meisten von ihnen auch schwer zu durchschauen, was Schubladendenken wie “Gut und Böse” erfreulich schwer macht. Ich erinnere mich, dass ich die Figuren in “Omni” als “leicht stereotyp” empfunden habe, was mir angesichts der umfangreichen “neuen Welt” , die ich beim Lesen kennengelernt habe, genau richtig erschien, um einen leichten Einstieg zu finden und mich in die Protagonisten einfühlen zu können. Jetzt, da ich das “Omniversum” kenne und seine Spielregeln soweit begriffen habe, war es eine Freude, all die unberechenbaren, teilweise ziemlich verrückten, Figuren kennenzulernen und die Weiterentwicklung der Protagonisten zu beobachten.
Die Schauplätze sind zum Großteil auf dem Planeten Arkonadia angesiedelt, wo verschiedenartige Spezies unterschiedlicher Entwicklungsstufen zusammenleben. Die ethnische Vielfalt, aber auch die dadurch entstehenden politischen und kulturellen Unstimmigkeiten, sorgen dafür, dass Arkonadia eine vielseitige Welt ist und die eine oder andere Überraschung bereithält. Trotzdem geht der Autor noch weiter und baut einige interessante, surreal anmutende Gegebenheiten ein, die mich vollends aus den Socken hauen. (Jedweder Versuch, hier eine angemessenere Wortwahl zu finden ist leider fehlgeschlagen, als sei’s drum ;) )
Was ich an den Romanen von Andreas Brandhorst inzwischen zu schätzen gelernt habe, ist die Ausgewogenheit zwischen Action/Spannung und inhaltlicher Tiefe. Noch mehr als “Omni” befasst sich “Das Arkonadia-Rätsel” auch mit ethischen Fragestellungen und moralischen Dilemmata, die sich durchaus auch im “wahren Leben” finden lassen. Als relativer Neuling in der Science-Fiction-Literatur hatte ich nicht viel mehr als “Rumballern auf böse Aliens” erwartet und freue mich, dass ich mich geirrt habe :)
Alles in allem gefällt mir “Das Arkonadia-Rätsel” noch ein klitzekleines bisschen besser als Omni und ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung!

Veröffentlicht am 17.05.2017

Spannend für alle Yoga Begeisterten mit Interesse an der Philosophie hinter den Asanas!

Påtañjalayogasutram / Der Yogaleitfaden des Patañjali
0

Warum dieses Buch?

Ich praktiziere seit einiger Zeit Yoga und interessiere mich nebst Muskelaufbau und Verbesserung der Beweglichkeit auch ein wenig für die philosophisch-spirituellen Aspekte. Yoga kann ...

Warum dieses Buch?

Ich praktiziere seit einiger Zeit Yoga und interessiere mich nebst Muskelaufbau und Verbesserung der Beweglichkeit auch ein wenig für die philosophisch-spirituellen Aspekte. Yoga kann man natürlich als reinen Sport betreiben, aber es kann eben auch noch viel mehr sein. Ich habe schon ein bisschen darüber gelesen, beispielsweise Schriften von B.K.S Iyengar und habe mich jetzt mal an DAS Standardwerk des Yoga herangewagt. Patanjali, ein indischer Gelehrter, der vermutlich zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert vor Christus lebte, wird häufig als Begründer der Yoga-Philosophie angesehen. Sein Yogasutra ist ein Leitfaden, der den Übenden auf dem Weg zum “Samadhi” (“Versenkung”, oft auch als “Erleuchtung” bezeichnet) begleitet.


Der erste Blick

Originalgetreu ist das Buch in 4 Abschnitte gegliedert: Die tiefe Versenkung, Die spirituelle Übung, Die psychischen Kräfte und Die vollkommene Unabhängigkeit, die jeweils um die 50 Verse beinhalten.
Jedes “Kapitelchen” wird eingeleitet durch einen Vers in Sanskrit, der Transkription in unser Schriftsystem und einer knappen Übersetzung. Darauf folgt eine Erklärung, die etwa eine bis zwei Seiten umfasst.
Im Anhang finden sich eine ausführliche und thematisch geordnete Literaturliste, Hinweise zur Aussprache, die Grundprinzipien des klassischen Samkhya (eine alte und bedeutende Strömung der indischen Philosophie), ein Nachwort und ein Verzeichnis der Sanskrit-Wörter mit allen zugehörigen Seiten bzw. Kapiteln.
Alles sehr übersichtlich gestaltet, was mir schon mal gut gefällt.


Schreibstil

Wenn eine komplexe Thematik detailliert erörtert wird, bleibt es natürlich nicht aus, dass der Schreibstil anspruchsvoll und sehr wissenschaftlich wirkt. Bisweilen kämpft der Leser mit langen und unübersichtlichen Sätzen, sowie Fachbegriffen der Linguistik. Gute Kenntnisse der deutschen Sprache sind unbedingt erforderlich um die Erklärungen zu den Übersetzungen zu verstehen, auch Fremdsprachenkenntnisse schaden nicht, allein um die Verschiedenartigkeit von Sprachen erfassen zu können. Dafür erhält man einen kleinen Einblick in das komplexe Sprachsystem des Sanskrit und auch in die Arbeitsweise des Übersetzers Reinhard Palm, der immer wieder erläutert, warum er eine bestimmte Übersetzung gewählt hat und keine andere. So bleiben die Übersetzungen nachvollziehbar und die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Versen werden ersichtlich. Ich finde das sehr spannend, da ich mich generell für Sprachen interessiere und Sanskrit mir bisher völlig fremd war.


Meinung

“Der Yogaleitfaden des Patanjali” ist keine Gutenachtlektüre und lässt sich auch nicht “mal schnell durchlesen”. Es benötigt Zeit und Konzentration, um möglichst viel “mitnehmen” zu können und trotzdem glaube ich, es handelt sich um ein Werk, das man mit einmal Durchlesen nicht vollständig erfassen kann. Ich stehe noch relativ am Beginn meiner Yogapraxis und vieles, was Patanjali schreibt habe ich zwar schon mal gehört, aber längst nicht verinnerlicht. Und natürlich ist nicht jeder Ratschlag für jeden Menschen geeignet, auch wenn er von einem weisen Lehrer stammt. Das Buch verstehe ich also weder als Lesebuch noch als Ratgeber, ich halte es vielmehr für einen Begleiter, der den Lernenden auf seiner Yoga-Reise ermutigen und beraten kann.
Wie bereits erwähnt, kommen auch Sanskrit-Interessierte auf ihre Kosten; Wer sich nicht mit den detaillierten Hinweisen zu Übersetzung bzw Wortwahl befassen will, kann sich natürlich auch auf das Lesen der übersetzten Verse beschränken. Mich persönlich interessiert das alles und ich bin begeistert von den akribischen Erklärungen zu Inhalt und Übersetzung. Da immer Zusammenhänge zu früheren “Kapiteln” hergestellt werden, ist es trotz des hohen Informationsgehalts möglich, die wesentlichen Aussagen des Textes vor Augen zu behalten. Bei all den Details vergisst man nicht, worum es eigentlich geht.

Veröffentlicht am 24.03.2017

Informativ und unterhaltsam, sehr zu empfehlen!

Haben Schwarze Löcher keine Haare?
0

Warum dieses Buch?

Von Stephen Hawking habe ich schon so einiges gelesen und ich bin immer wieder erstaunt, wie er es schafft Wissenschaft gleichzeitig interessant und verständlich rüberzubringen. “Haben ...

Warum dieses Buch?

Von Stephen Hawking habe ich schon so einiges gelesen und ich bin immer wieder erstaunt, wie er es schafft Wissenschaft gleichzeitig interessant und verständlich rüberzubringen. “Haben schwarze Löcher keine Haare?” beinhaltet zwei Vorträge, die Professor Hawking letztes Jahr im Rahmen der Reith Lectures der BBC gehalten hat. Ergänzt werden die Vorträge durch Erläuterungen von David Shukman, der als Wissenschaftsredakteur bei BBC News tätig ist. Das klingt doch interessant!


Der erste Blick

Was für ein tolles Buch! Winzig klein, aber liebevoll und detailliert gestaltet mit einem sehr schönen Cover und silbrig-blauem Vorsatzpapier, das ich stundenlang ansehen könnte. Hier lohnt es sich, die Hardcover-Ausgabe dem E-book vorzuziehen! Beim Durchblättern entdecke ich gleich ein paar schlichte Grafiken, die informativ und amüsant zugleich sind. Viel weiter reicht der erste Blick kaum, denn das 64-Seiten-Büchlein lässt sich hervorragend in “einem Happs” durchlesen.


Schreibstil

Gewohnt direkt und geradlinig führt Hawking den Leser (oder in diesem Fall auch den Zuhörer) in die Thematik ein, erklärt Hintergrundwissen, das für das Verständnis notwendig ist, bleibt dabei aber stets bei einfachen, verständlichen Formulierungen. Immer wieder ist auch der großartige Humor des Wissenschaftlers zu erkennen. Davis Shukmans Anmerkungen sind als solche gekennzeichnet, fügen sich aber nahtlos in Hawkings Text ein.
Sie dienen meist der kurzen und ebenfalls leicht verständlichen Erklärung von Fachbegriffen bzw. der eingehenderen Betrachtung eines Sachverhaltes.


Meinung

“Informativ und unterhaltsam”, dass ich mit diesen Worten einmal ein wissenschaftliches Werk beschreiben würde, hätte sich mein jugendliches, von Naturwissenschaften gelangweilte und überforderte, Schüler-ICH niemals träumen lassen. Und doch vermag Hawking, was kein Physik- oder Mathematiklehrer meiner schulischen Laufbahn geschafft hat: Er macht Wissenschaft für mich interessant. Und mehr noch: Er widerlegt meine hartnäckige Behauptung, einfach keine Verständnis für solche Dinge zu haben. Denn was Stephen Hawking in seinen Büchern erklärt, ist immer noch komplex und kompliziert, aber ich verstehe es (nun ja, das meiste davon) und ich finde es schrecklich interessant. So war es nicht überraschend, dass auch dieses winzige Büchlein mich fesseln konnte und mich so ausgezeichnet unterhalten hat, wie es mancher Roman nicht schafft.
Wie kaum ein anderer kann Hawking komplexe Zusammenhänge einfach erklären und damit auch Menschen erreichen, die kein Experten auf dem Gebiet sind.
In diesem Buch geht es nur um schwarze Löcher, ein Thema, dass mich fasziniert, seit ich als Kind von Disney’s “Das Schwarze Loch” magisch angezogen wurde (Wortspiel beabsichtigt ). Hawking präsentiert hier seine aktuellsten Erkenntnisse und erklärt anschaulich, wie sich das Bild, das die Wissenschaft von schwarzen Löchern hat, im Laufe der Zeit verändert hat. Dabei lässt er auch eigene Irrtümer nicht unerwähnt und schafft es immer wieder, dem Leser ein Schmunzeln zu entlocken.
Ich hatte viel Spaß beim Lesen und habe sogar einiges dabei gelernt ;)