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Veröffentlicht am 22.03.2017

Eine außergewöhnliche Hommage an einen außergewöhnlichen Künstler

David Bowie. 100 Seiten
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Warum dieses Buch?

Der Großteil von David Bowies Musik gefällt mir seit ich zum ersten mal damit in Kontakt gekommen bin. Als Fan würde ich mich allerdings nicht unbedingt bezeichnen, dafür fehlt mir ...

Warum dieses Buch?

Der Großteil von David Bowies Musik gefällt mir seit ich zum ersten mal damit in Kontakt gekommen bin. Als Fan würde ich mich allerdings nicht unbedingt bezeichnen, dafür fehlt mir ein gewisser Ehrgeiz und die nötige Besessenheit ;) Über den Künstler Bowie war mir wenig bekannt, ich hatte nur eine recht allgemeine Vorstellung, dass er ein “Chamäleon” und irgendwie schon ziemlich verrückt war. Ebenso wusste ich wenig über den Menschen hinter den wechselnden Masken. Dass ich gerne mehr über ihn erfahren wollte wurde mir erst bewusst, als Bowie Anfang 2016 gestorben ist und ich völlig entsetzt und schockiert war, denn irgendwie hatte ich ihn wohl unter “unsterblich” abgespeichert. Und irgendwie trifft das auf den Künstler Bowie doch auch zu.


Der erste Blick

Schlicht aber modern gestaltet fällt das matt schwarze Cover mit der weißen Schrift (und magentafarbenen Akzenten) direkt ins Auge. Wie bei allen Büchern der 100-Seiten-Reihe von Reclam prangt der Titel in der Mitte, drum herum sammeln sich Stichwörter, die in irgendeiner Weise mit dem Inhalt zu tun haben. Das hat Stil und wirkt trotzdem frech, was mir sehr gefällt.
Der erste Blick ins Buch hinein verträgt sich mal wieder nicht mit meinen Erwartungen. Einige Bilder, eine “Timeline” und ansonsten ziemlich viel Text... Ein kurzes Reinlesen bestätigt, was ich schon geahnt habe: Dieses Buch ist keine Biografie und somit etwas ganz anderes als ich mir vorgestellt hatte.


Schreibstil

Frank Kelleter genießt das Spiel mit der Sprache, das vermutet man zumindest auf den ersten Blick. Lange, verschachtelte Sätze produziert der Autor reihenweise, gespickt mit anspruchsvollen Formulierungen und Fremdwörtern. Manchmal umschreibt er Sachverhalte ausgiebig, so dass ich mich frage, was er damit eigentlich ausdrücken will. Normalerweise nervt mich so etwas, da ich klare Formulierungen und eine einfache Sprache schätze… und das tut es zu Beginn auch bei diesem Buch. Bis ich es wage, mir Zeit zu lassen, mich darauf einzulassen und die Intention des Buchs zu hinterfragen. Es ist keine Biografie. Hier muss der Autor nicht “zum Punkt kommen”. Das 100-Seiten-Büchlein ist vielmehr eine Hommage an einen Künstler, ein “Denkmal” (wie es auch der Text auf der Buchrückseite ausdrückt), das ein großer Fan aus einer Sammlung von Gedanken und Erlebnissen geschaffen hat. Nach dieser Überlegung schaffe ich es, entspannt weiter zu lesen, mich auf den eher ungewohnten Schreibstil einzulassen und das Lesen einigermaßen zu genießen.
Übrigens wirkt der etwas pompöse Stil auf mich keinesfalls gekünstelt oder erzwungen, vielmehr habe ich den Eindruck, dass der Autor einfach sehr gut mit der deutschen Sprache umgehen kann und seine Fähigkeiten voll einsetzt. Dabei entstehen viele malerische und metaphorische Formulierungen, die zugegebenermaßen fordernd, aber auch wunderschön sind.
Viele der zitierten Songs werden (sinnvollerweise) im englischen Original wiedergegeben, hin und wieder werden Textstellen auch übersetzt. Generell sind gute Englischkenntnisse aber hilfreich.


Meinung

Da ich wie gesagt nicht viel Ahnung von David Bowie habe, kann ich es natürlich nicht “beweisen”, aber ich habe den Eindruck, dass Frank Kelleter, der nach eigener Aussage seit seinem zwölften Lebensjahr Fan des Musikers ist, sich eingehend mit der Thematik befasst hat und durchaus als Bowie-Experte gelten kann.
Sein Buch scheint vor allem an Gleichgesinnte gerichtet zu sein, denn Informationen für “Neueinsteiger” werden nur wenige vermittelt. Stattdessen wird Album für Album, Song für Song und Video für Video analysiert und interpretiert, was mich fasziniert, mich aber auch völlig erschlägt. Die meisten Songs habe ich schon mal gehört, aber die “großen Zusammenhänge” sind mir fremd. Statt wie erhofft animiert zu werden, das eine oder andere Album (noch einmal) anzuhören, überfordert mich die Informationsfülle zunächst und statt eine musikalisch untermalte Pause einzulegen, lese ich lieber weiter um zum Ende zu kommen. Im Verlauf des Buchs wird das einfacher für mich, wenn der Autor näher auf einzelne Songs eingeht und sich ausführlicher damit befasst. So finde ich dann doch Gelegenheit bekannten Titeln etwas intensiver zu lauschen und sie in einem neuen Licht zu betrachten.
Über den Star David Bowie, insbesondere sein Privatleben, erfährt man wenig und das ist überraschenderweise ein Aspekt der mir trotz gegensätzlicher Erwartung sehr gut gefällt. Die Person des Künstlers, wie auch Stationen seines Lebens finden dann Erwähnung, wenn sie relevant sind um seine Musik zu verstehen. Klatsch und Tratsch spielen keine Rolle, alles bezieht sich auf die Kunst.
Interessanterweise war das Buch offenbar schon vor Bowies Tod nahezu fertiggestellt. Umso faszinierender finde ich es, wie es auf großartige Weise das Lebenswerk des Künstlers würdigt und so als Nachruf der besonderen Art verstanden werden kann.
Insgesamt finde ich das Buch sehr gelungen, fühle mich nur leider gar nicht der ziemlich speziellen Zielgruppe zugehörig.
Eingefleischte Bowie- Fans mit Freude an niveauvollem Lesevergnügen kommen hier sicher voll auf ihre Kosten.

Veröffentlicht am 06.03.2017

Ein interessanter Einblick in die Arbeit einer Therapeutin und die Hintergründe des Messie-Syndroms. Sehr lesenswert!

Der Messie in uns
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Warum dieses Buch?

Als ordnungsliebender Mensch, der hin und wieder einen kleinen Flirt mit dem Minimalismus wagt, beschäftige ich mich zur Zeit viel mit dem Thema Aufräumen/Ausmisten. Scheint ja auch ...

Warum dieses Buch?

Als ordnungsliebender Mensch, der hin und wieder einen kleinen Flirt mit dem Minimalismus wagt, beschäftige ich mich zur Zeit viel mit dem Thema Aufräumen/Ausmisten. Scheint ja auch gerade ein Trend zu sein, was mir ausnahmsweise entgegenkommt, denn so findet sich überall neue Inspiration, die zwar nicht immer neues Wissen vermittelt, aber dennoch motivierend wirkt. Aus diesem Grund hat mich “Der Messie in uns” auch auf den ersten Blick angesprochen und ich erhoffte mir ein paar weitere Tipps zum Entrümpeln (denn natürlich hänge ich trotz allem auch an einigen nicht lebensnotwendigen, vielleicht sogar nutzlosen Gegenständen) oder einen neuen Blick auf das Thema. Insofern wurde ich enttäuscht, was mich letztendlich jedoch gar nicht gestört hat. Aber von vorne:

Der Erste Blick

Mit freundlichen Worten weist Sabina Hirtz schon zu Beginn darauf hin, dass der Begriff “Messie” heute oft unpassenderweise verwendet wird um sich sozusagen über jemandes Chaos zu beschweren, dabei aber vergessen wird, dass das Messie-Phänomen eine echte, schwerwiegende Erkrankung ist. Sofort fühle ich mich erwischt, denn ja, auch mir rutscht hin und wieder das M-Wort heraus, wenn ich die Ordnung in meinem Zuhause bedroht sehe. Im Buchtitel hatte ich das Wort Messie als Synonym zu “unordentliche Person” interpretiert und somit erwartet, dass die Autorin mit allerlei Tipps daherkommt, wie man besser entrümpeln und Ordnung halten kann. (Zu meiner Verteidigung: der Untertitel “Wie wir Wohnung und Seele entrümpeln” sieht schon ein bisschen nach “Tipps&Tricks” aus ;) )
Weit gefehlt! Sabina Hirtz, als Heilpraktikerin für Psychotherapie auf das Messie-Syndrom spezialisiert, präsentiert hier einen ernsthaften Einblick in ihre Arbeit und erklärt Betroffenen wie Außenstehenden gleichermaßen, was es mit der Erkrankung auf sich hat.

Schreibstil

Stets positiv und freundlich schildert die Autorin ihre Erfahrungen mit dem sensiblen Thema und dessen Hintergründe. Fachbegriffe werden sparsam verwendet und im Glossar am Ende des Buchs ausgiebig erklärt. Immer wieder weist Frau Hirtz darauf hin, dass ihr Buch als Anregung und Hilfestellung zu verstehen ist, aber keinesfalls eine Therapie ersetzen kann. Ein wichtiger Hinweis wie ich finde, denn mache “Ratgeber” vermitteln gerne den Eindruck sie seien die Lösung aller Probleme. Den größten Teil des Buches machen Fallbeispiele aus, anhand derer die Autorin ihre Behandlungsweise darstellt und auf mögliche Ursachen psychischer Erkrankungen, insbesondere natürlich des Messie-Syndroms, eingeht.

Meinung

Wie bereits erwähnt, hat das Buch meine Erwartungen nicht erfüllt, daher konnte ich natürlich nur wenig für mich persönlich mitnehmen was das Thema “Aufräumen” angeht. Trotzdem hat es mich sehr angesprochen, denn es ermöglicht einen Blick auf Menschen, den man im Alltag nicht erhält. Betroffene jedweder psychischer Erkrankungen/Störungen halten ihre Probleme häufig aus Scham geheim, wodurch die falsche Vorstellung entstehen kann, es sei nicht “normal” mit solchen Dingen zu kämpfen. Selbst innerhalb der Familie und im Freundeskreis herrscht da häufig noch immer die unausgesprochene Regel: “Über sowas redet man nicht!”. Ein solches Buch wirkt da wie ein Lichtblick, denn es vermittelt vor allem: Es ist in Ordnung und “normal” dass die Seele aus dem Gleichgewicht geraten kann. Und es ist ebenso normal, dass man für die Lösung mancher Probleme die Hilfe eines Experten/einer Expertin benötigt. (Es würde doch auch keiner erwarten, dass man sich alleine um ein Loch im Zahn kümmert oder eigenhändig das gebrochene Bein behandelt.)
Fallbeispiele sehr unterschiedlicher Menschen zeigen hier anschaulich, dass es gar nicht “DAS Messie-Syndrom” gibt, sondern die verschiedenartigsten Ausprägungen und ebenso viele Ursachen. Dabei bringt Sabina Hirtz immer wieder ihren Respekt vor den Betroffenen zum Ausdruck. Es wird deutlich, dass sie sich nicht als “Problemlöserin” sieht, sondern Menschen dabei unterstützt, ihre Probleme selbst in den Griff zu bekommen. Schuldzuweisungen und Stigmatisierungen gibt es nicht, trotzdem wird klar vermittelt, dass jeder Mensch die Verantwortung für sein (Seelen-) Leben trägt und ohne ein wenig Eigenmotivation auch der beste Psychotherapeut keine Probleme weghexen kann. Übrigens haben die geschilderten Beispiele alle eines gemeinsam: Die Lebenssituation der Betroffenen verbessert sich stetig!
Ausführlich und gut verständlich berichtet Frau Hirtz auch von ihrer Behandlungsweise, klärt z.B. über Hypnose auf (und räumt einige Vorurteile beiseite). Dabei sollte einem klar sein, dass natürlich nicht jeder Therapeut/ jede Therapeutin auf die gleiche Art und Weise behandelt; trotzdem gewinnt man schnell einen Einblick, wie eine solche Therapie ablaufen KANN, wodurch der Leser möglicherweise seine Scheu verlieren und Mut fassen kann, sich Hilfe zu suchen wenn es einmal nötig sein sollte.
Für Betroffene, Angehörige und Außenstehende gleichermaßen interessant, kann das Buch also helfen ein besseres Verständnis für die Erkrankung “Messie-Syndrom” zu erhalten und gegebenenfalls auch motivieren, Veränderungen vorzunehmen.

Veröffentlicht am 24.02.2017

Fantasiereich, ausgefallen und trotz einiger Schwachstellen sehr lesenswert!

Die Magier Seiner Majestät
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Kurzbeschreibung

Zacharias Wythe, seit Kurzem erst Inhaber des ehrwürdigen Amtes des königlichen Magiers, hat gleich mehrere Probleme am Hals: Nicht genug, dass Großbritanniens Magie zu schwinden droht ...

Kurzbeschreibung

Zacharias Wythe, seit Kurzem erst Inhaber des ehrwürdigen Amtes des königlichen Magiers, hat gleich mehrere Probleme am Hals: Nicht genug, dass Großbritanniens Magie zu schwinden droht und die meisten Zauberwirker des Landes die Schuld gerne bei ihm sehen. Ihm wird zu allem Elend auch noch vorgeworfen sein Amt auf unrechtmäßige und höchst verwerfliche Weise erlangt zu haben. Dass Zacharias dunkle Hautfarbe zudem noch verrät, dass er kein gebürtiger Brite ist, kommt seinen Kollegen von der “Königlichen Sozietät Widernatürlicher Philosophen” ohnehin schon immer verdächtig vor. Eigentlich sollte Mr Wythe vollauf damit beschäftigt sein, weiteren Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen und die bereits vorhandenen zu lösen, hätte nicht die junge, eigensinnige Prunella völlig unerwartet seinen Weg gekreuzt. Prunella ist für eine Frau geradezu unverschämt magisch, was von der Sozietät im besten Fall nicht gerne gesehen, im schlimmsten Fall bestraft wird. Zacharias und Prunella schließen sich zusammen und teilen schon bald mehr Geheimnisse als beiden lieb ist.


Cover

Ein wunderschönes Cover in dunkelblauen Schattierungen mit silberfarbenen Ketten und Motiven, bei denen ich allerdings keinen Zusammenhang mit dem Inhalt des Romans feststellen kann. Egal, denn schön ist es auf alle Fälle und gegen ein bisschen Geheimniskrämerei habe ich ja nichts einzuwenden. Es lohnt sich auch, einen Blick auf die Cover der englischsprachigen Originale zu werfen, die kommen nämlich noch eigensinniger daher, sind aber ebenfalls umwerfend gestaltet.
Den deutschen Titel finde ich übrigens ein wenig irreführend, da er mir zu verstehen gibt, es handle sich um einen Roman über einen König und seine Magier, was nicht der Fall ist. Tatsächlich taucht “seine Majestät” überhaupt nicht auf. Der Originaltitel “Sorcerer to the Crown” ist da etwas präziser und beschreibt treffend das Amt des Protagonisten Zacharias und deutet dezent seinen Loyalitätskonflikt an.


Schreibstil

Da ich das Buch in der deutschen Übersetzung gelesen habe bin ich mir nicht ganz sicher, wessen Stil ich hier beschreibe...
Es werden Fremdwörter verwendet und altertümliche Begriffe - viele davon! Der Schreibstil wirkt auf mich pompös, versucht altmodisch und teilweise umständlich. Das betrifft auch Personen- und Ortsnamen, die dadurch schwieriger zu merken sind. Satzstellungen erscheinen mir gelegentlich bewusst verkompliziert, vielleicht um den Satz “würdevoller” wirken zu lassen. Insbesondere Dialoge erscheinen mir gekünstelt. Wer gerne klassische Romane liest schätzt diesen Stil vielleicht, meinen Geschmack trifft er nicht wirklich. Gut möglich jedoch, dass mich das englischsprachige Original eher überzeugen würde.
Es finden häufige Perspektivenwechsel statt, wodurch man einer erweiterte Innensicht der Charaktere erhält. Die Übersichtlichkeit und Verständlichkeit leiden jedoch darunter; hin und wieder musste ich mich fragen, wessen Gedanken und Gefühlen ich denn gerade folge.


Meinung

Noch bevor ich überhaupt einen Blick ins Buch werfe entdecke ich auf der Buchrückseite den Vergleich mit einem Jane-Austen-Roman, der allerdings auch magische Elemente aufweisen soll. Kurz bin ich geneigt schreiend wegzulaufen denn Jane Austen gehört nicht zu meinem bevorzugten Lesestoff ;)
Wie zu erwarten (und bereits erwähnt) konnte mich der Schreibstil daher natürlich nicht besonders überzeugen, wirkte auf mich häufig gekünstelt und nicht authentisch (vielleicht auch aufgrund der Übersetzung).
Auch das Setting erschien mir teilweise fremd und unausgereift. Zeitlich angesiedelt ist der Roman in einer Alternativversion der Regency-Epoche, was durchaus glaubwürdig wirkt und den Jane-Austen-Vergleich noch erklärt. Die Details jedoch, Orte wie Protagonisten, sind mir zu wenig ausgearbeitet.
Vor meinem geistigen Auge erscheinen die Schauplätze weitestgehend skizzenhaft und unvollständig, schon nach kurzer Zeit kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Die Geschichte spielt in England (hauptsächlich in London), es könnte aber auch jeder andere Ort auf jedem beliebigen Planeten sein, da man von der britischen Hauptstadt nicht wirklich etwas zu “sehen” bekommt. Ähnlich verhält es sich zum Beispiel auch mit einem kurzen, enttäuschenden Besuch im Feenland.
Die Protagonisten erscheinen mir stereotyp und teilweise unglaubwürdig. Insbesondere die magiebegabte Prunella zeigt sich abwechselnd als rebellisch, eigensinnig und unabhängig, präsentiert dann aber wieder ein altertümliches Frauenbild und erklärt die Suche nach einem Ehemann als ihr höchstes Ziel im Leben. Ein innerer Konflikt zwischen den verschiedenen Weltanschauungen wird für mich nicht deutlich. Am Rande frage ich mich: Braucht die moderne (wenn auch auf altmodisch getrimmte) Literatur wirklich noch solche Frauenrollen? Anfangs erwartete ich noch eine leidenschaftliche Liebesgeschichte, womit ich mir Prunellas Fixierung auf die Männersuche hätte erklären können, doch Fehlanzeige: die einzig auftauchende Minimal-Romanze klingt für mich völlig sachlich und gefühllos und ich kann mir nicht vorstellen, dass Freunde von romantischer Literatur damit auf ihre Kosten kommen.
Weitere Charaktere kann ich oft nicht gut auseinanderhalten und ich habe kein genaues Bild von ihnen vor Augen weil ich einfach zu wenig von ihnen weiß. Von Protagonist Zacharias beispielsweise ist mir hauptsächlich in Erinnerung geblieben, dass er sehr groß und dunkelhäutig ist. Das ist mir zu wenig.
Die Handlung ist schwierig zu beschreiben und letztendlich der Grund, warum ich trotz zahlreicher Kritikpunkte vier Sterne vergebe. Oft stolperte ich beim Lesen zwar über Logiklöcher und haarsträubende Übertreibungen oder hatte das Gefühl, dass mir noch Informationen fehlen um den Sinn einer Szene zu begreifen; aber sobald ich mich überwinden konnte, die in meinem Kopf aufleuchtenden Fragezeichen zu ignorieren, stelle sich tatsächlich die erhoffte Lesefreude ein. Die Romanhandlung war für mich völlig unvorhersehbar, erschien mir teilweise kunterbunt zusammengewürfelt und auf angenehme Art verrückt, so dass gut drei viertel des Buchs mich prima unterhalten haben. Der Roman scheint keinen Regeln zu folgen; die Fantasie der Autorin wirkt riesig, fast kindlich (im besten Sinn) und erinnert mich teilweise ein klein wenig an die gigantischen, und herrlich verrückten Welten, die Autoren wie Michael Ende und Terry Pratchett erschaffen haben.
Wer sich also auf einen Roman einlassen kann, der einige Fragen offen lässt, dafür aber mit außergewöhnlichen Ideen punkten kann, der wird an “Die Magier seiner Majestät” viel Freude haben.
Die Autorin arbeitet zur Zeit offenbar an einer Fortsetzung; über einen konkreten Veröffentlichungstermin konnte ich allerdings nicht nichts in Erfahrung bringen.

Veröffentlicht am 09.02.2017

Ein Reiseführer ohne Bilder und Karten und mit teils veralteten Informationen? Nicht mein Fall.

Die Sieben Königslande von Westeros
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Kurzbeschreibung:

Von der dornischen Wüste bis zur Mauer im kalten Norden gibt es einiges zu entdecken in den sieben Königslanden. Fans der Serie “Game of Thrones” sollen mithilfe dieses Reiseführers ...

Kurzbeschreibung:

Von der dornischen Wüste bis zur Mauer im kalten Norden gibt es einiges zu entdecken in den sieben Königslanden. Fans der Serie “Game of Thrones” sollen mithilfe dieses Reiseführers ihr geliebtes Westeros erkunden können und erhalten neben Hinweisen auf Sehenswürdigkeiten, kulinarische Spezialitäten und Übernachtungsmöglichkeiten auch denen einen oder anderen Einblick in die politischen Verhältnisse des vielseitigen Kontinents.


Gestaltung:

Das Cover ist vielversprechend: Auf einem hellen grau-weißen Kartenhintergrund prangt ein roter Drachenkopf, der Titel ist ebenfalls rot schattiert. Es fällt nicht schwer in der Farbwahl Eis und Feuer zu erkennen, eine Symbolik, die Fans der Serie sicher zu schätzen wissen.
Schlägt man das Buch auf entdeckt man den Drachenkopf - nun in schwarz-weiß - zu Beginn eines jeden Kapitels, außerdem schmücken hin und wieder grau hinterlegte Kästchen die Seiten. Die einzelnen Kapitel sind am Rand gekennzeichnet. Und das wars auch schon, was die Gestaltung angeht. Keine Bilder, keine Grafiken, eine einzige, nicht sehr detaillierte Karte von Westeros über die letzten 4 Seiten gedruckt. Zur Sicherheit schaue ich nochmal auf den Titel: Ja, da steht wirklich “Reiseführer”. Darunter hatte ich mir etwas anderes vorgestellt.


Meinung zum Inhalt:

Kein Vorwort, kein Nachwort und somit keinerlei Informationen darüber, woher der Autor die “Informationen” hat, die er hier präsentiert. Stimmen die vorgestellten Orte überhaupt mit denen aus den Büchern und/oder der Serie überein oder entstammt einiges vielleicht der Fantasie des Verfassers? Schwer zu sagen. Die meisten Gasthäuser, Sehenswürdigkeiten und Landschaftsmerkmale, über die berichtet werden, sind mir entweder wohlbekannt, oder sagen mir überhaupt nichts. Möglicherweise handelt es sich um ein sprachliches Problem, denn da ich Game Of Thrones auf Englisch schaue, kann es schon mal vorkommen, dass ich eine Übersetzung nicht gleich erkenne. Da keine Karten vorhanden sind und die Ortsbeschreibungen auch oft schwammig formuliert sind, kann ich die fraglichen Wegpunkte aber auch nicht näher untersuchen. Natürlich könnte ich google und meine Sammlung detaillierten Kartenmaterials zu Rate ziehen, aber wozu habe ich dann diesen “Reiseführer” wenn ich auf Hilfe angewiesen bin um etwas mit ihm anfangen zu können?
Unklar ist für mich auch, ob ich mir als Leser jetzt vorstellen soll, ich würde ins tatsächliche Westeros aus Game Of Thrones reisen oder ob es mehr um eine theoretische Version des Kontinents geht und ich meine Fantasie gar nicht so sehr bemühen soll. Über Touristenströme in Winterfell wird berichtet, der Rote Bergfried in Königsmund zur Besichtigung empfohlen, als sei das ein unbewohnter Bereich, in den man einfach so hinein spazieren kann. Das ist nicht das Westeros, das ich kenne; das klingt für mich eher wie eine Attraktion in einem Freizeitpark.
Schon klar, dass es hier um eine fiktive Welt geht, in der nicht alles hundertprozentig stimmen muss. Aber was ist der Sinn eines solchen Buches, wenn ich mir mit dessen Hilfe eben nicht ausmalen kann, wie es wäre, wenn Westeros ECHT wäre?
Eines muss man Daniel Bettridge lassen: Er schreibt recht humorvoll und findet immer wieder Möglichkeiten, auf Ereignisse in der Serie anzuspielen oder quasi daraus zu zitieren. Dass er meinen Humor damit nicht trifft und ich die meisten Anspielungen überhaupt nicht lustig finde, ist wahrscheinlich einfach Pech. Mich stört es viel zu sehr, dass er einmal als Experte auftritt und einen harten Westerosi-Ton anschlägt, dann aber wieder ausweichende und vage Formulierungen benutzt, als wolle er sich nicht festlegen, welchen “Stand der Dinge” er denn nun präsentiert. Natürlich ist Aktualität in Westeros eine schwierige Sache; ständig sterben Leute und der eiserne Thron wird von einem König zum nächsten weitergereicht. Aber wenn man die Vorgeschichte der Serie im Auge behält, ist die politische Unbeständigkeit ein noch ziemlich neues Phänomen. Ich hätte es daher vorgezogen, wenn in diesem Reiseführer auf vermeintliche Aktualität verzichtet worden wäre oder man sich wenigstens auf einen konkreten Zeitpunkt festgelegt und Fakten statt Andeutungen präsentiert hätte. Oder - und das ist jetzt eine ganz verrückte Idee - man hätte mit der Veröffentlichung einfach warten können bis die Serie zu Ende ist und damit ein Werk geschaffen, dass auch nach der letzten Staffel noch “richtig” und aktuell ist.
Alles in allem sind einzelne Abschnitte durchaus gelungen, aber ohne jegliche Anschaulichkeit und bei unklarer Kompetenz des Autors hat es mir überhaupt keinen Spaß gemacht das Buch zu lesen.

Veröffentlicht am 31.01.2017

Großartige Space Opera & eines meiner Lieblingsbücher des letzten Jahres!

Omni
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Kurzbeschreibung

In ferner Zukunft - die Erde ist kaum noch mehr als ein Gerücht - ist die gesamte Milchstraße besiedelt. Die Galaxie wird beherrscht von Omni, einem Zusammenschluss der Superzivilisationen. ...

Kurzbeschreibung

In ferner Zukunft - die Erde ist kaum noch mehr als ein Gerücht - ist die gesamte Milchstraße besiedelt. Die Galaxie wird beherrscht von Omni, einem Zusammenschluss der Superzivilisationen. Doch auch andere Fraktionen wollen ihren Einfluss ausweiten, allen voran die geheimnisvolle “Agentur”.
Forrester, ein ehemaliger Mitarbeiter der Agentur, wird in seinem selbstgewählten Exil aufgespürt und erhält einen unmöglichen Auftrag: Er soll den zehntausend jährigen Aurelius, der Reisender im Dienst von Omni ist, entführen. Ein wahnsinniges Unterfangen, da die Macht Omnis grenzenlos erscheint, aber den Auftrag abzulehnen würde Forrester mehr als nur sein Leben kosten. Also macht er sich auf den Weg, unfreiwillig in Begleitung seiner eigensinnigen Tochter Zinnober, um Aurelius zu treffen und herauszufinden, was die Agentur mit ihm vor hat.
Mit der Planung ihrer Mission hätten Forrester und Zinnober eigentlich schon genug zu tun, doch schon bald beginnt auch die Vergangenheit die beiden unfreiwilligen Agenten einzuholen und plötzlich läuft nichts mehr nach Plan.


Cover

Ein Raumschiff irgendwo im Weltall, im Hintergrund ist die Silhouette eines Planeten zu erkennen, alles wird umrahmt von kleinen Trümmerteilen, die möglicherweise einer Explosion entstammen. Das Cover sieht toll aus, verrät aber auch nicht viel. Schön ist: Der Stil ist der gleiche wie bei anderen Romanen von Andreas Brandhorst: Kenner erkennen es, Sammler schätzen sicher die gleichbleibende Optik.


Schreibstil

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich bin von “Omni” ziemlich begeistert! Andreas Brandhorst überzeugt mich mit einem anspruchsvollen aber gut verständlichen Schreibstil; auch die Erzählgeschwindigkeit ist nach meinem Geschmack genau richtig gewählt, so dass der Roman durchweg spannend bleibt.
“Wissenschaftliche” Sprachelemente (und die zugehörigen Erklärungen) sind glaubhaft und könnten als “echt” durchgehen.

Neue Begriffe werden nach und nach eingeführt und immer wieder neu beleuchtet, so dass mein (häufig erwähntes) geringes Konzentrationsvermögen immer mithalten kann und ich mich nie fragen muss “Was heißt das nochmal?”. Am Ende des Buches findet sich sogar ein Glossar in dem alle wichtigen Begriffe erklärt werden; ich hatte während des Lesens allerdings nie das Bedürfnis nach einem Glossar zu suchen, deswegen habe ich es erst am Ende entdeckt und wohlwollend zur Kenntnis genommen. :)
Die Protagonisten werden zunächst recht knapp vorgestellt, Details fließen auch hier immer wieder beiläufig in die Erzählung ein, so dass ich schnell ein Bild der Charaktere vor Augen habe, das immer aktuell gehalten und vertieft wird.


Meinung

Schon lange ist es her, dass ich einen Science Fiction Roman gelesen habe. Als Jugendliche war ich von dem Genre recht angetan, daher war ich gespannt, ob Andreas Brandhorst mich mit “Omni” überzeugen würde. Die kurze Antwort ist: Ja!
Das gesamte Setting ist phänomenal und wurde offenbar detailliert ausgearbeitet; dabei ist das gigantische Ausmaß des “Omniversums” vorstellbar, der Leser erhält aber zunächst nur Einblick in ausgewählte Bereiche. Die Basis für viele weitere Romane ist vorhanden, meine Neugier auf mögliche Fortsetzungen ebenso.
Auch die einzelnen Schauplätze sind fantasiereich ausgestattet; dabei vermag der Autor mit wenigen präzisen Details ein großes Gesamtbild zu erschaffen und beweist eindrucksvoll, dass eine Geschichte nicht auf dem Papier sondern im Kopf des Lesers stattfindet. Ich will nicht ständig mit dem Begriff “Kopfkino” daherkommen, aber das ist es, was mir beim Lesen am meisten Spaß macht: wenn ich vergesse, dass ich überhaupt lese und ohne jede Anstrengung aus Worten Bildern werden. Omni gelingt es mühelos, diesen Prozess in Gang zu setzen!
Lust auf mehr macht auch der Anhang, der nicht nur das bereits erwähnte Glossar enthält sondern auch eine kurze Erklärung der im Buch erwähnten Zivilisationen sowie eine Chronologie, die ab dem Jahr 2049 schildert, welche Entwicklungen die Menschheit sowie die übrigen Zivilisationen der Milchstraße durchgemacht haben. Die Chronologie umfasst zwar lediglich drei Seiten, zeugt aber von einer gut durchdachten Gesamtstruktur, was mir sehr gefällt.
Die Protagonisten wirken teilweise leicht stereotyp, da sie aber über erfrischende Details und einzigartige Charakteristika verfügen stört mich das nicht im Geringsten. Wie bereits erwähnt sind alle Charaktere gut zu unterscheiden und mein geliebtes Kopfkino erstellt mühelos ein passendes Bild.
Der Handlungsstrang ist von Beginn an übersichtlich und gut nachvollziehbar. Dazu tragen auch geschickte und teilweise unerwartete Perspektivenwechsel bei, die dem Leser interessante Einblicke geben und mit Informationen versorgen. Dabei verliert der Autor sich aber nicht in überflüssigen Beiläufigkeiten und stellt stets die Verbindung zum Hauptgeschehen her. In einer kurzen Rückblende wird anschaulich die Vorgeschichte von Forrester und Zinnober geschildert.
Die einleitenden Geschehnisse und Wendungen sind recht absehbar, aber gut dargestellt und tragen dazu bei, dass man sich beim Lesen schnell “heimisch” fühlt.
Auch im weiteren Verlauf bietet die Romanhandlung keine allzu großen Überraschungen, was ich aber nicht störend fand. Im Gegenteil: der Handlungsverlauf ist harmonisch und wirkt dank fantasiereicher Details wie eine Geschichte, die man so ähnlich schon mal gehört hat, hier aber in völlig neuen Farben daher kommt. Das Buch konnte mich durchweg fesseln und ich hatte viel Spaß beim Lesen.

Wer mit Omni auf den Geschmack gekommen ist, muss auch nicht lange auf Nachschub warten: “Das Arkonadia-Rätsel” , das ebenfalls im “Omniversum” spielt, erscheint bereits am 2.Mai 2017.