Die Wolkenfischerin
Die WolkenfischerinAnfang des letzten Jahres – also 2016 – habe ich die Autorin Claudia Winter für mich entdeckt und ihre letzten beiden Bücher „Aprikosenküsse“ und „Glückssterne“ verschlungen. Nun endlich ist ein weiteres ...
Anfang des letzten Jahres – also 2016 – habe ich die Autorin Claudia Winter für mich entdeckt und ihre letzten beiden Bücher „Aprikosenküsse“ und „Glückssterne“ verschlungen. Nun endlich ist ein weiteres Buch von ihr erschienen und dank der liebenswerten Autorin und ihrer netten Betreuerin beim Verlag durfte ich „Die Wolkenfischerin“ schon weit vor dem eigentlichen Erscheinungstermin lesen.
Wie immer bei Autoren, die ich sehr mag, stand die bange Frage im Raum: Top oder Flop? Kann mich die Autorin nach zwei wunderbaren Büchern erneut begeistern? Schafft sie es mit der Wolkenfischerin erneut, mich in Begeisterungsstürme ausbrechen zu lassen?
Die Antwort auf diese beiden Fragen lautet: Ja! Ja, sie schafft es erneut. Und wenn ich ehrlich bin, sie schafft es noch mehr als bei den anderen beiden Büchern.
Warum? Weil ich das Gefühl habe, das sie hier noch mal einen Sprung gemacht hat. Dass sie hier noch einmal „eine Schippe“ draufgelegt hat. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, das sich ihr Schreibstil minimal geändert, weiterentwickelt hat. Und diese Weiterentwicklung hat mir ausgesprochen gut gefallen.
Diesmal nimmt uns die Autorin mit in die Bretagne und wir erleben Claire, die wir schon aus dem Buch „Aprikosenküsse“ kennen. Sie und ihre Familiengeschichte haben, verdienterweise, ihr eigenes Buch bekommen.
Worum es in dem Buch geht verrät uns der Klappentext:
Charmant und gewitzt hat sich Claire Durant auf der Karriereleiter eines Berliner Gourmet-Magazins ganz nach oben geschummelt. Denn niemand ahnt, dass die Französin weder eine waschechte Pariserin ist noch Kunst studiert hat – bis sie einen Hilferuf aus der Bretagne erhält, wo sie in Wahrheit aufgewachsen ist: Ihre Mutter muss ins Krankenhaus und kann Claires gehörlose Schwester nicht allein lassen. Claire reist in das kleine Dorf am Meer und ahnt noch nicht, dass ihre Gefühlswelt gehörig in Schieflage geraten wird. Denn ihr Freund Nicolas aus gemeinsamen Kindertagen ist längst nicht mehr der schüchterne Junge, der er einmal war, und dann taucht aus heiterem Himmel auch noch ihr Chef auf. Claire muss improvisieren, um ihr Lügengespinst aufrechtzuerhalten – und stiftet ein heilloses Durcheinander in dem sonst so beschaulichen Örtchen Moguériec …
In Rückblicken erleben wir, quasi als Reise in die Vergangenheit, wie aus Gwenaelle aus dem Örtchen Mogueriec Claire aus Paris wurde. Wir erleben ihren Lebensweg mit und begleiten sie nach Berlin. Dort arbeitet sie in ihrem geliebten Beruf bis sie der Hilferuf ereilt und sie sich der Vergangenheit stellen muss.
Claire hat mir in dem Buch ausgesprochen gut gefallen. Ihre missliche Lage, ihre Vergangenheit und ihre Art, diese zu bewältigen hat mich angesprochen und mitgenommen. Ihr Charakter war sehr glaubhaft geschildert, ihre Beweggründe und ihre Reaktionen bzw. Aktionen durchaus nachvollziehbar.
Eine zweite Figur, die es mir sehr angetan hat war Maelys. Maelys, die kleine Schwester von Claire. Die kleine Schwester, die gehörlos ist, auf die Claire aufpassen muss und die doch ganz gut allein klar kommt. Ihr stiller, liebenswerter Charakter, ihre Art und Weise haben mich fasziniert und sie kann der Hauptfigur gut und gerne den Rang ablaufen.
Was mir sehr gut gefallen ist, wie Claudia Winter in dem Buch die „Problematik“ Gehörlosigkeit schildert. Wie behutsam sie darauf eingeht, die Krankheit thematisiert aber nicht zu lässt das sie alles andere verdrängt. Mit viel Fingerspitzengefühl geht sie darauf ein und man merkt, dass ihr dieses Thema sehr am Herzen liegt. Kein Wunder wenn man weiß, dass die Autorin damit aufgewachsen ist.
Noch ein paar Worte zu den männlichen Parts des Buches: Nicolas der Freund aus Jugendzeiten und Sebastian, der Chef. Diese beiden Charaktere stehen hier ebenfalls im Vordergrund und die Autorin schafft es, beide auf ihre Art sehr sympathisch und lebensecht zu zeichnen. Sie haben mir beide sehr gut gefallen und ich finde, sie füllen ihre ihnen zugedachten Rollen perfekt aus.
Ein großes Highlight beim Buch ist für mich zudem zum einen noch das Cover. Das ist sehr gut gewählt, passt zum Thema und – das muss man auch sagen – auch zum Stil der anderen Bücher von Claudia Winter.
Und – mein ganz persönliches Highlight: die im Buch vorkommenden bretonischen Rezepte findet man im Anhang ? Für mich, die gerne etwas Neues ausprobiert, perfekt und so konnte ich natürlich nicht widerstehen. Ich habe ein Rezept bereits ausprobiert, weitere werden bestimmt noch Folgen.
Nun bleibt mir nur noch eines: auf ein neues Buch aus der Feder von Claudia Winter zu warten und ich hoffe, dass es 2019 so weit sein wird. Bis dahin sollte ich wohl endlich mal zu den Büchern greifen, die die Autorin unter ihrem Pseudonym Carolin Wunsch veröffentlich hat – bisher habe ich leider noch keines davon gelesen. Dabei haben die doch auch sehr interessante Klappentexte und passen eigentlich total in mein Beuteschema.
Ich vergebe für dieses Lesevergnügen 5 von 5 möglichen Sternen.