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Veröffentlicht am 03.03.2017

Der Tag X

Der Tag X
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Bisher, das gebe ich gern zu, habe ich noch keinen Roman von Titus Mülle gelesen. Als mir dieses Buch ans Herz gelegt wurde, habe ich mir natürlich den Klappentext zu allererst durchgelesen. Und dann die ...

Bisher, das gebe ich gern zu, habe ich noch keinen Roman von Titus Mülle gelesen. Als mir dieses Buch ans Herz gelegt wurde, habe ich mir natürlich den Klappentext zu allererst durchgelesen. Und dann die Biographie des Autors. Hmm … er ist jünger als ich – kann also die Zeit nicht miterlebt haben von der er hier schreibt. Wie liest sich dann gerade dieser Roman?

Meine Neugierde war also geweckt und ich habe dieses Buch gelesen. Eines ist mir sofort aufgefallen, als ich in die Geschichte eingestiegen bin: Es ist keine Story, die man einfach so wegliest. Es ist keine Geschichte, durch die man gedankenlos hindurch fliegt.

Es ist ein hochinteressanter, ein packender Roman, der den Aufstand von 1953 beleuchtet. Es ist ein Roman, der beeindruckt. Vor allen Dingen wenn ich mir vorstelle, wie sehr man für dieses Thema recherchieren muss, wenn man einen halbwegs stimmigen und historisch genauen Roman schreiben möchte.

Ich musste während des Lesens immer wieder Pausen mache. Pausen, um das gelesene zu verdauen, sacken zu lassen. Pausen, um mir zu verinnerlichen, was der Autor so sprachgewaltig hier dem Leser anbietet.

Gleich zum Anfang gibt es eine Szene, die mich lange nicht losgelassen hat. Der Moment, als Nelly und ihre Eltern aus der Wohnung geholt, der Moment als der Vater nach Russland verschleppt wurde. Der Moment, als sich die Mutter entschied, dass er alleine gehen muss.

Der Massenaufstand ist so authentisch beschrieben, dass ich beim Lesen Gänsehaut bekommen habe. Ich habe mich gefühlt, als ob ich direkt dabei bin, mittendrin.

Das Thema ist so komplex, das mit Sicherheit nicht alle Faktoren und Facetten des Aufstandes, der damaligen Zeit und der Gegebenheiten berücksichtig werden können. Ich habe damals noch nicht gelebt und kann das erst recht nicht beurteilen. Aber Titus Müller schafft es, bei mir Interesse an der Zeit zu wecken. Er schafft es, das ich mich frage, was wäre wenn … Was wäre gewesen, wenn nach Stalin ein anderer die Macht ergriffen hätten – also Beria statt Chrustschow zum Beispiel? Was hätte bei den Massendemostrationen noch alles passieren können?

Die pointierten Charakterisierungen der politischen Riege in der Sowjetunion hat mich am Anfang des Buches begeistert. Die (fiktive) Darstellung der Ereignisse rund im Stalins Tod. Ein Satz in dem Buch, den Beria angeblich sagt, hat mich irgendwie berührt

»Bisher ist unsere Zensur derart idiotisch, dass im politischen Bereich nur kriecherische, dumme Bücher veröffentlicht werden. Die sind so unlesbar, dass man ihr Papier besser gleich dazu verwendet hätte, auf dem Markt Fisch darin einzuwickeln.«

Ein anderer Satz zeigt, wie die Funktionäre der DDR und ihre „Handlanger“ tickten.

»Für das „Abzeichen für gutes Wissen in Silber“ habe ich einen Vortrag über Theodor Fontane gehalten. Der FDJ-Sekretär hat mich mit dem Hinweis unterbrochen, ich solle den Autor gefälligst „Tane“ nennen, der Adel wäre abgeschafft. Du hättest die Blicke der anderen Prüfer sehen sollen. Die wären vor Scham am liebsten in den Boden versunken.«

Das schlimme daran ist, das das keine Fiktion ist. Solche Sachen kamen teilweise tatsächlich vor.

Auch die Gedanken der Protagonisten, die waren über sehr weite Strecken so real, das man mitunter das Gefühl hat, das der Autor in den eigenen Kopf geschaut hat, auch wenn das Buch weitaus vorher spielt. Aber in so einem – ich nenne es mal „Hamsterrad“ – steckt der ein oder andere durchaus heute auch. Auch wenn einige Dinge heute ganz anders sind, anderes ist jedoch durchaus gleich.

Für mich war dieses Buch im noch so jungen Lesejahr 2017 etwas ganz besonderes und so fällt es mir leicht, hier die volle Punktzahl – 5 von 5 möglichen Sternen – zu vergeben.

Veröffentlicht am 28.02.2017

Ein Abschied

Letzte Runde
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Nach vier erfolgreichen Fällen hat sich für den tierischen Detektiv, Erdmann Ray, und dessen menschlichen Partner einiges verändert.

Spätestens seit Phil nun von seiner Tochter weiß und mit deren Mutter ...

Nach vier erfolgreichen Fällen hat sich für den tierischen Detektiv, Erdmann Ray, und dessen menschlichen Partner einiges verändert.

Spätestens seit Phil nun von seiner Tochter weiß und mit deren Mutter in ein kleines Häuschen gezogen ist, will er es ruhiger angehen lassen. Rays Bruder Rufus, der ebenso zu Nachwuchs gekommen ist, entschließt sich seinerseits, seine Prioritäten neu zu setzen und seine Zeit hautsächlich seinem ähnlich intelligenten „Patensohn“ Archimedes zu widmen.

Ray, tief in der Midlifecrisis, lenkt sich mit Natalie, seiner jüngeren Schwester ab. Die Melancholie kann aber auch sie ihm nicht nehmen. Gerade als er denkt, dass er bereits seinen letzten Fall hinter sich hat, geschehen merkwürdige Dinge. Immer nachts treiben Unbekannte ihr Unwesen im Zoo. Mal wird dem Löwen Kunze die Mähne rasiert, mal dem Elefantenbullen die Stoßzähne abgesägt. Dann verschwinden auch einzelne Tiere und beim Versuch die Täter aufzuhalten, stirbt Nachtwächter Opa Reinhard. Höchste Zeit für Ray in dieser Sache zu ermitteln!

Der diesmal für die Zootiere sehr persönliche Fall gestaltet sich derart schwierig, da die Kriminellen äußerst professionell vorgehen und selbst der zur Unterstützung geeilte Phil mehrfach ins Land der Träume geschickt wird.

Der letzte Fall, so zeichnet es sich ab, wird der schwerste, der krasseste, der ultimative Fall für das ungleiche Duo werden.

Leider, es steht fest, ist dies wirklich der letzte Fall von Moritz Mathies‘ Erdmännchen Detektiv Ray. Das Hörbuch wird zum 5.Mal vom genialen Christoph Maria Herbst gelesen und dadurch zum Leben erweckt.

Der Spannungsbogen wird besonders lange gespannt, das Ende zum furiosen Finale der Serie. Es wird nochmal alles in den Ring geworfen, viele Themen aufgegriffen und so bekommt die Serie ein würdiges Ende.

Auch wenn im Laufe der Geschichte einige Logiklücken zu finden waren, Dinge die auffallen, aber den Fluss dann doch nicht zu sehr störten, war das zu wenig um eine deutliche Abwertung zu begründen.

Wieder dabei waren hingegen die humorvolle Erzählweise, der Wortwitz und der unnachahmliche Sarkasmus, den Leser wie Hörer dieser Serie lieben gelernt haben. Vollkommen rund läuft es zwar trotzdem nicht, doch vor allem aufgrund des Endes werden es sehr gute, aber nicht herausragende 4,5/5 Sternen.

Schade, dass diese Serie endet! Auf der anderen Seite musste z.B. Teil 4 auch Kritik einstecken und wie heißt es so schön – man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Und ja, Ray, Rufus, Phil, Kong und wie ihr alle heißt – es war schön mit euch. Danke!

Veröffentlicht am 23.02.2017

Eine Reise

Neuschweinstein - Mit zwölf Chinesen durch Europa
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Dieses Buch, so kann ich gleich sagen, bleibt hinter meinen Erwartungen zurück. Vom Thema her – ein Deutscher „schmuggelt“ sich in China in eine chinesische Reisegruppe und reist mit ihnen durch Europa ...

Dieses Buch, so kann ich gleich sagen, bleibt hinter meinen Erwartungen zurück. Vom Thema her – ein Deutscher „schmuggelt“ sich in China in eine chinesische Reisegruppe und reist mit ihnen durch Europa – klang es sehr interessant und ich habe viele Einblicke in die Mentalität der Chinesen erwartet.

Zum Anfang dachte ich noch, dass es ein Buch sein kann, was mich fesselt. Wir lernen den Autoren kennen, erfahren etwas über seine Leidenschaft, seine Liebe zu China und erleben seine Suche nach einer chinesischen Reisegruppe mit. Eine Suche, die gar nicht so einfach ist, aber dann doch ein „Happy End“ findet.

Aber leider ändert sich meine Begeisterung mit der Einreise in Europa. Hier verliert das Buch seine Spannung und seinen Sog. Sämtliche Klischees, die wir Deutschen über die asiatischen Reisenden haben, werden (mehrfach) abgehakt und breitgetreten. So zum Beispiel das viele Fotografieren, die unzähligen Selfies, die gemacht werden. Sie werden benannt, aber nicht erklärt oder hinterfragt.

Wir erfahren, dass die chinesischen Reisenden überwiegend chinesisch auf ihrer Reise essen und das das Gruppenessen sehr viel schlechter ist, als das normale. Aber das warum – das wird nicht beleuchtet. Dabei wäre doch gerade das sehr interessant gewesen.

Leider hat das Buch dadurch sehr viel Potential verschenkt und konnte nicht punkten. Idee gut – Ausführung hätte besser sein können.

Veröffentlicht am 22.02.2017

Dickes Fell

Dickes Fell
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Das Leben könnte so schön sein. Es ist Ostern, die Sonne scheint und als Erdmännchen kann man sein Leben im Gehege des Berline Zoos so richtig genießen.

Ray, Privatermittler unter den Erdmännchen, hat ...

Das Leben könnte so schön sein. Es ist Ostern, die Sonne scheint und als Erdmännchen kann man sein Leben im Gehege des Berline Zoos so richtig genießen.

Ray, Privatermittler unter den Erdmännchen, hat trotzdem Sorgen. Sein Clan Chef Rocky und dessen Frau Roxane haben Eheprobleme. Probleme, die Rays Bruder Rufus als selbsternannter Paartherapeut lösen will. Ray, in der Midlifecrisis angekommen, will davon am liebsten nichts wissen und freut sich stattdessen, als sein menschlicher Detektivpartner Phil am Gehege auftaucht.

Dieser sieht nicht nur gar nicht gut aus, sondern bricht auch an Ort und Stelle zusammen. Eine Kugel hat ihn erwischt und den sonst so taffen Ermittler ins Koma befördert.

Ray muss herausfinden, wer das seinem Partner angetan hat, ist aber zuerst auf sich allein gestellt. Wohl oder übel muss daher sein schlauer, aber völlig weltfremder Bruder Rufus nicht nur seinen Komfortbereich verlassen. Beim Versuch, dem Mordanschlag auf Phils leben aufzuklären, stoßen die Brüder auf Teile von dessen Vergangenheit, von denen er bis vor kurzem selber nichts ahnte.

Weitere Unterstützung kommt hier von dem Zoo-Paten, Gorilla Kong, und so manchem weiteren skurrilen Zoobewohner. Was ein kleines Mädchen, ein englischer Gepard und vor allem Anna Karenina damit zu tun haben – das findet man in dem Hörbuch heraus. Zum vierten Mal genial gelesen, nein gelebt, von Christoph Maria Herbst, ist dieses äußerst witzige und mit Sarkasmus vollgestopfte Werk ein toller Zeitvertreib.

Leider, im Gegensatz zu den Vorläuferbänden, wird hier meiner Meinung in einigen Punkten ziemlich dick aufgetragen. Gerade am Ende, als sehr viele Tiere eine Rolle spielen, wirkt es über die Maßen inszeniert und auch beim besten Willen übertrieben. Diesmal hat das solch großen Einfluss, dass ich hier eine deutliche Abwertung vornehmen muss. Die Geschichte ist toll, die Charaktere, der Witz – alles klasse. Aber am Ende wird es doch zu viel des Guten.

Daher gibt es leider nur 3 von 5 Sternen – bis zum Schlussteil wären es locker noch 4/5 gewesen. Schade.

Trotzdem geht es weiter – die erste CD von Teil fünf, dem leider letzten Teil mit dem bezeichnenden Titel „Letzte Runde“ liegt schon im CD Player.

Veröffentlicht am 10.02.2017

Dumm gelaufen

Dumm gelaufen
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Der nunmehr dritte Teil um den tierischen Detektiv Ray führt den Erdmann mit seinem menschlichen Partner Phil in den Hoppegarten.

Auf der Pferderennbahn wollen die beiden eigentlich ausspannen und sollen ...

Der nunmehr dritte Teil um den tierischen Detektiv Ray führt den Erdmann mit seinem menschlichen Partner Phil in den Hoppegarten.

Auf der Pferderennbahn wollen die beiden eigentlich ausspannen und sollen nebenbei auf Störtebecker, das Pferd des schrulligen Gestütsbesitzers Piet Hansen, aufpassen. Der hochnäsige Gaul schafft es nur dadurch nicht als letzter ins Ziel zu kommen, weil der Vorletzte im Rennen, das alte Rennpferd Stardust stürzt und anschließend eingeschläfert werden muss.

Der Sturz sah nach einem hässlichen Unfall aus, doch die Geliebte des Pferdes, die Stute Angel Eyes, glaubt es war Mord. So bekommen Ray und Phil ihren ersten Auftrag von einem Tier – denn sie beauftragt die beiden, den Mörder ihres Geliebten zu finden. Zusammen mit Rays überaus schlauen, aber furchtbar feigen Bruder Rufus, nehmen sie die Ermittlungen auf.

Diese führen die Berliner auch zu den im gleichen ländlichen Kaff liegenden Gestüten von Störtebecker und Stardust. Hier ist das Revier des urkomischen und zugleich völlig unfähigen Dorf-Sheriff Cliff Hänger.

Was nun ein geklautes Fahrrad, Rays verschwundene Flamme – die Chinchilla-Dame Elsa – und eine Schlange mit posttraumatischer Belastungsstörung mit dem Fall zu tun haben, erfährt man auf 4 CDs des erneut von Christoph Maria Herbst gelesenen Hörbuchs.

Rays sarkastische Kommentare, die Beschreibungen und die urig komischen Protagonisten machen dieses Hörbuch zu einem Hochgenuss. Zwischendurch wird es zwar etwas langatmig, der Erzählfaden schlängelt sich auf absurden Wegen und so mancher kleine Logikfehler lässt den Zuhörer verdattert zurück, aber daran hat man sich bei dieser Serie ja gewöhnt.

Diesmal vergebe ich 4/5 Punkten und kann das Hörbuch damit wieder empfehlen!

Ich gebe es zu, kaum war die letzte CD von Teil drei aus dem CD Player genommen, schob ich die erste CD des vierten Teils in selbigen. „Dickes Fell“ wird die nächste Hörbuchrezension werden …