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Veröffentlicht am 08.09.2025

Familiengeschichte ohne Kitsch

Das Flüstern der Marsch
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Katja Keweritsch nimmt uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit: Oma Annemie ist aus dem alten Haus in der Hamburger Marsch verschwunden, auch eine Suchaktion der Polizei bringt keine Erkenntnisse. ...

Katja Keweritsch nimmt uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit: Oma Annemie ist aus dem alten Haus in der Hamburger Marsch verschwunden, auch eine Suchaktion der Polizei bringt keine Erkenntnisse. In kurzen Kapiteln erfahren wir rückblickend von einem einschneidenden, traumatischen Erlebnis aus Annemies Jugend, dass das Verhältnis zu ihren Kindern und Enkelkindern prägen wird. Dann ist da noch Annemies Enkelin Mona, entwurzelt und ungewollt schwanger, die mit ihrem Leben völlig überforderte Schwiegertochter Janne und Freya, die erst spät entdeckt, was sie mit der Familie Hansen verbindet.
Im Fokus des Romans steht das Thema Mutter sein und Familie, mit fast schon poetischen Beschreibungen der Landschaft und klugen, einfühlsamen Portraits der Charaktere.
Ich kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen, ich habe mich, trotz der häufig schwierigen und emotionalen Themen, jedes Mal gefreut, wenn ich es aufgeschlagen habe und den kühlen Wind der Marsch gespürt habe.

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Veröffentlicht am 03.09.2025

Beim Thema Nervenkitzel ist noch viel Potential nach oben

Der Mann in den Dünen
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Der bekannte Reeder Reinhardt Doormann wird auf Sylt entführt und die frisch aus der Babypause zurückgekehrte Kommissarin Lena Lorenzen wird mit dem Fall betraut. Nachdem Doormann bei der Geldübergabe ...

Der bekannte Reeder Reinhardt Doormann wird auf Sylt entführt und die frisch aus der Babypause zurückgekehrte Kommissarin Lena Lorenzen wird mit dem Fall betraut. Nachdem Doormann bei der Geldübergabe stirbt, muss Lena weit in seine Vergangenheit eintauchen, um den Entführer zu entlarven. Gleichzeit kämpft sie gegen das Gefühl, nicht genug für ihre Familie da zu sein und dem Beruf den Vorrang zu geben.
Ein Küstenkrimi auf Sylt, mit Krabbenbrötchen und Autozug, sympathischer Kommissarin und Mutter, einem unerwarteten Plottwist – eigentlich hat das Buch alle Ingredienzien für einen Bestseller. Aber trotzdem, etwas hat mir gefehlt. Vielleicht ist es einfach nur die eher mäßig aufkommende Spannung, die ich vermisst habe. Die Autorin nimmt häufig selbst die Spannung aus der Geschichte, indem sie die Kommissare schon Seiten vorher Vermutungen und Spekulationen anstellen lässt, die sich dann eben später als richtig erweisen, aber der Überraschungseffekt für den Leser bleibt dann leider aus. Schade, denn die Inselkommissarin ist eigentlich eine tolle Figur, die gut vermittelt, wie schwierig und herzzerreißend es manchmal sein kann, Arbeit und Familie gleichzeitig zu stemmen.
„Der Mann in den Dünen“ bekommt eine Empfehlung mit Vorbehalt: es ist gut zu lesen, die Geschichte passt, aber beim Thema Nervenkitzel ist noch viel Potential nach oben.

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Veröffentlicht am 02.09.2025

Kein typischer Wallander, aber sehr intensiv

Der Feind im Schatten
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Mankell zwingt den Leser, langsam zu lesen, Schritt für Schritt und bedächtig alles zu durchdenken, wie auch Wallander es tut. Dabei bleiben die Emotionen irgendwie auf der Strecke, aber gerade die Emotionslosigkeit ...

Mankell zwingt den Leser, langsam zu lesen, Schritt für Schritt und bedächtig alles zu durchdenken, wie auch Wallander es tut. Dabei bleiben die Emotionen irgendwie auf der Strecke, aber gerade die Emotionslosigkeit lässt den Leser mitfiebern und mitfühlen. Ein bisschen habe ich Wallanders Zusammenarbeit mit seinen Kollegen vermisst, er ist auf weiten Strecken allein unterwegs, aber seine Art zu ermitteln ist trotzdem einzigartig.

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Veröffentlicht am 19.08.2025

Etwas weniger "Zucker" hätte auch gereicht

Gute Geister
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Mississippi, USA, in den 1960ern: die Rassentrennung ist in den Köpfen fest verankert, der KKK allgemein gefürchtet und Martin Luther King ist der Erzfeind. In dieser Umgebung will die junge Weiße Skeeter ...

Mississippi, USA, in den 1960ern: die Rassentrennung ist in den Köpfen fest verankert, der KKK allgemein gefürchtet und Martin Luther King ist der Erzfeind. In dieser Umgebung will die junge Weiße Skeeter ein Buch über die Erfahrungen schwarzer Dienstmädchen mit den Familien schreiben, in denen sie die Kinder aufziehen, waschen und putzen – über die Vorurteile, Demütigungen und Ungerechtigkeiten, denen sie ausgesetzt sind, aber auch über die Liebe, die sie ihren Schützlingen entgegenbringen und die Geheimnisse, die sie hüten müssen.
Kathryn Stockett hat einen wunderbaren Schreibstil, eindringlich und ausdrucksstark, ich war beim Lesen „drin“ in der Geschichte und hatte alle Szenen vor Augen. Und keine Frage, sie hat ein Thema gewählt, dass erzählt werden muss, das wohl auch in den USA noch gern verschwiegen und bedeckt gehalten wird. Trotzdem fehlte mir ehrlich gesagt der Biss in der Geschichte, vor allem am Schluss. Die ganzen Happy Ends haben mich natürlich gefreut, aber mein Realitätssinn protestiert dann doch: Skeeters totkranke Mutter, die plötzlich wieder gesund wird? Miss Hilly, die von einer gefährlichen Löwin zum zahmen Schaf wird? Ich habe das Buch sehr, sehr gern gelesen, aber ein bißchen weniger Zucker hätte auch gereicht… Trotzdem möchte ich es gern empfehlen, wegen des Themas, und weil es so lebendig erzählt wird!

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Veröffentlicht am 14.08.2025

Gut recherchierte Biografie

Dian Fossey - Die Forscherin
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Dian Fossey reiste in den 1960ern nach Afrika, um dort in einer einsam gelegenen Forschungsstation im Regenwald die Berggorillas zu studieren, ihr Verhalten und ihre Lebensweise zu erforschen. In ihrem ...

Dian Fossey reiste in den 1960ern nach Afrika, um dort in einer einsam gelegenen Forschungsstation im Regenwald die Berggorillas zu studieren, ihr Verhalten und ihre Lebensweise zu erforschen. In ihrem kompromisslosen Kampf für den Umweltschutz und gegen Wilderei machte sie sich viele Feinde. 1985 wurde sie ermordet aufgefunden.
Als Jugendliche habe ich „Gorillas im Nebel“ gelesen und war sehr beeindruckt, nicht nur von den Fotos und den Beschreibungen der Berggorillas, sondern auch von der Frau Dian Fossey, die so selbstbestimmt und unabhängig ihren Weg ging. Nachdem ich Susanna Leonards Biografie gelesen habe, hat sich zwar einiges relativiert und „entromantisiert“, aber Fossey bleibt für mich trotzdem eine faszinierende Persönlichkeit. Leonard hat ihr Leben in Romanform dargestellt, sicherlich auch einiges dazu erfunden, aber im Großen und Ganzen hat sie ein sehr klares Bild einer schwierigen, von vielen Schicksalsschlägen gezeichneten, aber leidenschaftlichen und engagierten Persönlichkeit gezeichnet.
Um deutlich zu machen, was zu ihren Entscheidungen geführt hat, wie sie zu der Person wurde, die sie war, spielt Leonard mit verschiedenen Zeitebenen, wir lernen Dian als Kind kennen, im nächsten Kapitel verbringt sie vierzig Jahre später ihre letzten Tage im Regenwald usw. Mich hat das häufig verwirrt und im Lesefluss gestört, auch wenn diese Form der Erzählung dem Leser die Persönlichkeit von Dian Fossey sehr nahe bringt. Empfehlen kann ich dieses gut recherchierte Buch aber auf jeden Fall, vor allem denen, die sich einen ersten, unterhaltsamen Überblick über das Leben der Forscherin mit ihren geliebten „sanften Riesen“ verschaffen möchte.

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