Platzhalter für Profilbild

Marakkaram

Lesejury Star
offline

Marakkaram ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Marakkaram über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.12.2019

Krimi mit zu viel privatem Drama

Das Ritual des Wassers
0

* Im Jahr 1998 hatte Golden in Amsterdam, dem Europasitz von Cisco gelebt, zufällig genau in der Zeit, als dort jemand erste Fingerübungen mit dem keltischen Dreifachen Tod gemacht hatte. *

Inspector ...

* Im Jahr 1998 hatte Golden in Amsterdam, dem Europasitz von Cisco gelebt, zufällig genau in der Zeit, als dort jemand erste Fingerübungen mit dem keltischen Dreifachen Tod gemacht hatte. *

Inspector Unai Lopez de Ayala, besser bekannt als Kraken, erholt sich nur mühsam von seinen Verletzungen. Als seine Chefin und Geliebte ihm erzählt, dass sie schwanger ist, freut er sich solange, bis ihm bewusst wird, dass sowohl er als auch der (tote) Ex, der Vater des Kindes sein könnte. Beinahe zeitgleich erfährt er, dass in den Felstunneln eine weibliche Leiche gefunden wurde, kopfüber aufgehängt und in einem keltischen Kessel ertränkt. Die Tote war nicht nur schwanger, sondern eine Jugendliebe von ihm und seinen Freunden.....

"Das Ritual des Wassers" ist der zweite Fall für Kraken. Muss man den Vorgänger kennen? Nein - falls man ihn allerdings lesen möchte, sollte man dies zuerst tun, da der Fall und seine Auflösung hier immer wieder Thema sind. Anfangs für Quereinsteiger ganz informativ, aber irgendwann wurd es dann fast schon zuviel.

Eva Garcia Saenz lässt ihren Krimi auf zwei Zeitebenen spielen. Im Jahr 1992 als Kraken mit seinen Freunden in einem archäologischen Jugendcamp Ana Belen kennenlernt und in der Echtzeit (2016) in der er den Mord an seiner ersten Liebe aufzuklären versucht. Normalerweise gefällt mir das gut und der Part aus der Vergangenheit meist noch besser. Doch hier bleibt der irgendwie fad und zäh. Da fehlt die Leichtigkeit und das Temperament der Jugend. Es dauert ewig, bis es spannend wird, so ewig, dass man sich vieles schon selber zusammenreimen konnte.

Vieles, aber doch nicht alles. Mit manchen Einblicken und Wendungen hat mich der Plot dann doch überrascht. Der Krimi an sich gefällt mir gut und das Geschichtliche finde ich sehr interessant. Was das Ganze so langwierig macht, ist das wirklich überhand nehmende private Drama von Kraken und Alba. Das war mir too much. Sowohl das ewige Thema, von wem ist das Kind als auch die von der Verletzung noch herrührende Sprachstörung, die unheimlich viel Raum einnimmt. Für mich sind sowas eher Nebenschauplätze. Die Autorin setzt sie aber mit dem Krimipart auf gleiche Höhe, wenn nicht noch darüber und das ist leider nicht so ganz mein Ding.

Auch die Freundschaft der Jungs, die bis heute anhält, konnte ich nicht ganz nachvollziehen, die Charaktere noch viel weniger. Da fehlt mir vielleicht tatsächlich etwas aus dem ersten Teil, das weiss ich nicht. Ich fand die Charakterzeichnungen insgesamt eher flacher.

Dadurch, dass der Schreibstil sehr angenehm und flüssig ist, liest sich der Krimi recht flott weg und es kommt keine richtige Langeweile auf, dennoch fehlt es an Tempo und spanischem Temperament.

Fazit: Vielleicht beurteilt man es anders, wenn man die Protagonisten bereits aus dem ersten Band kennt. Aber wenn das Privatleben der Ermittler fast schon den Fall übertüncht, trifft das -trotz guter Geschichte- nicht so ganz meinen Geschmack.

Veröffentlicht am 25.11.2019

Ein dunkles Geheimnis

Die vergessenen Stimmen von Chastle House
0

* Die Wände waren nicht tapeziert, die Farbe blätterte an vielen Stellen ab. Es war dämmrig und roch nach Feuchtigkeit. Gemälde hingen überall, die uralte Porträts zeigten. Frauen mit Schuten und Spitzenkragen ...

* Die Wände waren nicht tapeziert, die Farbe blätterte an vielen Stellen ab. Es war dämmrig und roch nach Feuchtigkeit. Gemälde hingen überall, die uralte Porträts zeigten. Frauen mit Schuten und Spitzenkragen blicken Dione von den Bildern entgegen. Ob das ihre Vorfahren gewesen waren? *
2018: Die weltberühmte Sängerin Dione kann keinen Schritt ohne Beobachtung machen. Aber nicht nur das außen ist das Problem, auch ihr innerer Kreis, vor allem ihre Mutter, halten sie klein und bestimmen über sie. Bis eines Tages ein Anwalt bei ihr auftaucht, ein Schreiben von ihrem Vater und eine Einladung ins Chastle House, dem Familiensitz, im Gepäck.
1866: Henry ist frisch verheiratet. Doch seine junge Frau ist ihm nicht grade zugetan und ihn beschleicht immer mehr der Verdacht, dass sie etwas vor ihm verbirgt. Zusammen mit seinem Freund beschließt er ihr eines Tages nachzugehen.
Ein gelungener Zeitebenen-Roman mit einem sehr dunklen Familiengeheimnis.
Ich liebe diese Art Geschichten und alte Häuser; Chastle House ist meine erste von Felicity Whitmore und sie gehört mit zu den Besten.
Sie schafft mit Woodland und Chastle House eine interessante, aber auch beklemmende Atmosphäre und erzählt über 3 Generationen hinweg.
Normalerweise sagt einem ja eine Zeitebene zumeist mehr zu, das ist hier nicht der Fall, denn egal in welchem Jahr man sich befindet, die Geschichte der Cleveland-Frauen ist durch die Jahrhunderte hinweg spannend. Ob 1866 mit Katherine, 1909 mit Hatty oder 2018 mit Dione, alle Charaktere sind sehr unterschiedlich, eigen und toll ausgearbeitet. Es geht um Selbstbestimmung, starke Frauen und solche, die ihren Weg erst noch finden müssen. Grade Dione macht eine sicht- und nachvollziehbare Entwicklung durch, aber bleibt sich trotzdem treu. Die Figuren, ob Frauen oder Männer, wirken sehr authentisch. Das gefällt mir.
Der Schreibstil zieht einen sofort in seinen Bann. Er ist atmosphärisch dicht, die Häuser und Umgebung, sowie die Frauen und ihr Temperament sind großartig beschrieben und der Zeitenwechsel verursacht keine Probleme.
Und obwohl ich viele Bücher dieser Art lese, hat mich das Ende dann doch überrascht. Hut ab. Allein Diones Liebesgeschichte konnte mich nicht ganz so überzeugen, aber das ist Geschmacksache.
Fazit: Eine nicht alltägliche Geschichte, die ihren ganz eigenen Sog entwickelt. Tolle Charaktere, faszinierende Häuser und ein dunkles Geheimnis, das wie ein Fluch wirkt. Gerne mehr davon. Ich hab für mich eine neue Lieblingsautorin gefunden und freue mich schon auf weitere Geschichten.

Veröffentlicht am 16.11.2019

Aus dem Leben eines (Ex) Tennisprofis

Das Haifischhaus
0

* Als er sich später fragte, warum er im Folgenden tat, was er tat, konnte er es nur als Reflex erklären. Als Instinkthandlung, gegen jede Logik, gegen jede Vernunft, gegen jede Wahrscheinlichkeit. *

Toto ...

* Als er sich später fragte, warum er im Folgenden tat, was er tat, konnte er es nur als Reflex erklären. Als Instinkthandlung, gegen jede Logik, gegen jede Vernunft, gegen jede Wahrscheinlichkeit. *

Toto "Mountain" Berger, 38, Ex-Tennisprofi, gescheiterte Ehe, kaputter Körper und hochverschuldet. Da fordert ihn die derzeitige Nr. 1 zu einem letzten Match heraus. Einsatz: Alles oder Nichts.... Für Toto Zeit sein Gefolge - die Sherpas - wieder zusammenzutrommeln und die alten Knochen ein letztes Mal auf Vordermann zu bringen. Aber zu welchem Preis?

Es sind teilweise schon tiefe und interessante Einblicke in den Profisport und das Wesen eines (vielleicht nicht jedens) Profisportlers - gewisse charakterliche Wesenszüge gehören wohl einfach dazu, sonst wäre man nicht dort wo man ist.

Muss man Tennisspieler sein, um Rüdiger Barths Debut zu verstehen? Ganz klar, nein - aber man sollte den Sport mögen, um Spaß an dem Roman zu haben.

Es geht um Freundschaft, Liebe und Verrat - Egoismus und Tunnelblick - Missgunst, Unterstützung und Vertrauen - Erkenntnis und Selbstfindung. Und immer wieder die Frage: Welchen Preis bist du bereit zu zahlen?

Das ist nicht nur spannend und interessant, der Schreibstil mit seinen sehr kurzen, rasanten Kapiteln gibt dem Ganzen auch ein gewisses Tempo.

Fazit: Ja, "Das Haifischhaus" ist ein spezieller Roman und die Welt in der er spielt, bestimmt nicht jedermanns Sache. Aber für alle, die sich ein wenig für Profisport interessieren - es muss gar nicht Tennis sein - oder sich fragen, wie man nach einer großen Karriere in so eine Schieflage geraten kann, absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 15.11.2019

Nicht ganz fort...

Das Geheimnis von Shadowbrook
0

* Was ich in der Nacht gehört hatte, war die langsame, vorsichtige Verlagerung menschlichen Gewichts von einem Fuß auf den anderen gewesen. *

1914: Die junge Clara Waterfield hat grade ihre Mutter verloren, ...

* Was ich in der Nacht gehört hatte, war die langsame, vorsichtige Verlagerung menschlichen Gewichts von einem Fuß auf den anderen gewesen. *

1914: Die junge Clara Waterfield hat grade ihre Mutter verloren, die Frau, die sich ihr Leben lang, wie eine Löwin vor sie gestellt hat, denn Clara leidet an der Glasknochenkrankheit. Jetzt muss sie rasch selbstständig werden. Einen Ruhepol findet sie im Botanischen Garten und dort nimmt ihr Leben eine ungeahnte Wendung. Man fragt die junge Frau, ob sie auf einem alten Anwesen in Gloucestershire ein Gewächshaus einrichten kann. Clara nimmt den Job an, nicht ahnend, was es mit dem ominösen Hausherrn Mr. Fox auf sich hat. Und spukt tatsächlich nachts die Vorbesitzerin durch das Gemäuer?

Eine Spukgeschichte? Nicht wirklich, obwohl sich rund die Hälfte des Romans vorder- oder hintergründig um die Thematik dreht.

Aber Susan Fletcher ist sich und ihren Figuren treu geblieben. Auch ihr langersehnter neuer Roman handelt von einer ungewöhnlichen, sperrigen Frau, die mit einem Handicap zu kämpfen hat und zu einer starken Persönlichkeit heranwächst.

Ich muss ganz ehrlich sagen, mit der Entwicklung dieser bewegenden Geschichte habe ich nicht gerechnet. Die Autorin hatte mich tatsächlich ein bisschen eingelullt, sie lässt es sehr, sehr langsam und gemächlich angehen und ich war abgelenkt, von dem worum es hier wirklich geht.

Der Schreibstil ist dabei unheimlich atmosphärisch und bildgewaltig. Er führt einen durch die üppigen, lebendigen Gärten von Shadowbrook ebenso wie durch das vernachlässigte, fast leere alte Gemäuer. Absolut zum Greifen nah.

Und nicht nur das, auch die Zeit und die Rolle der Frau fängt sie fantastisch ein. Ihre Charaktere wirken sehr authentisch, jeder hat seine Geschichte.

Fazit: Das lange Warten hat sich gelohnt. Ein weiterer Pageturner der langsamen Art. Für alle, die den Stil der alten Zeit, einer D. du Maurier, C. Bronte und J. Austen lieben und für Fans von Susan Fletcher sowieso.

Veröffentlicht am 10.11.2019

liebevoll illustrierter Märchenschatz

Die schönsten Weihnachtsmärchen
0

* Als es hellichter Tag geworden war, da kamen die Freunde und Verwandten des Bergmanns, sahen sich das Bäumchen an, freuten sich darüber und gingen gleich in den Wald, um sich für ihre Kinder auch ein ...

* Als es hellichter Tag geworden war, da kamen die Freunde und Verwandten des Bergmanns, sahen sich das Bäumchen an, freuten sich darüber und gingen gleich in den Wald, um sich für ihre Kinder auch ein Weihnachtsbäumchen zu holen. *

15 mal Weihnachtsmärchenzauber für die Vorfreude aufs Fest.

Ob zum Vorlesen oder selber lesen, mit dem Märchenbuch im DIN A4 Format aus dem Esslinger Verlag, hat man die perfekte Wahl getroffen, um sich und seinen Lieben die Vorweihnachtszeit zu versüssen.

Neben einigen bekannten Geschichten wie "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" oder "Die Schneekönigin", finden sich auch viele unbekanntere Schätze wie "Der glückliche Vogel", "In Hülle und Fülle", "Der allererste Weihnachtsbaum".... Ich war total begeistert, zumal ich gar nicht wusste, dass Hermann Löns oder Manfred Kyber auch Weihnachtsmärchen geschrieben haben - und was für Schöne.

Alle Märchen sind unheimlich zauberhaft und mit viel Liebe zum Detail von Anne Bernhardi illustriert. Sie sind charmant, lebendig und erwecken die Figuren zum Leben. Da gibt es nicht nur viel zu entdecken, sie machen es auch unmöglich sich ihnen und der Weihnachtsstimmung zu entziehen.

Fazit: Ein wunderschöner Weihnachtsmärchenschatz für Groß und Klein.