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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.11.2019

Kleine, feine Schauergeschichte

Die kleine Hand
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* Wieder sah sie zu mir hoch. "Aber nichts ist je, wie es war, nicht wahr, Mr. Snow?" *
Ein schmales Bändchen mit einer ruhigen Geschichte, die es in sich hat.
Adam Snow verfährt sich und findet sich ...

* Wieder sah sie zu mir hoch. "Aber nichts ist je, wie es war, nicht wahr, Mr. Snow?" *
Ein schmales Bändchen mit einer ruhigen Geschichte, die es in sich hat.
Adam Snow verfährt sich und findet sich vor einem alten verlassenen Haus wieder. Neugierig und irgendwie fast schon magisch vom verwilderten Garten angezogen, steigt er aus. Und plötzlich spürt er eine kleine Kinderhand in seiner....
Susan Hill nimmt sich Zeit, baut den Spannungsbogen ganz langsam auf und schafft damit eine dichte, unheimliche Atmosphäre, die immer beklemmender, düsterer und bedrückender wird. Es drängt etwas im Hintergrund und das spürt man.
Adam Snow handelt mit alten wertvollen Büchern und auch diese Leidenschaft findet seinen berechtigten Platz. Das hat mir unheimlich gut gefallen und bringt nochmal eine ganz andere, nicht minder interessante Farbe in die Geschichte. Es ist verblüffend wie geschickt die Autorin beide Stränge auf so kleinem Raum unterbringt.
Fazit: Ein tolles, kleines Schauerstück in alter Manier.

Veröffentlicht am 08.11.2019

wenig romantisch - aber herrlich winterlich

Winterwunder für die Liebe
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* "Was machst du mit den Hunden?" "Ich organisiere eine Aushilfe. Hier gibt es einen Haufen Leute, die Arbeit suchen." Dem Himmel sei Dank! Ich hatte schon befürchtet, dass sie mich bitten könnte auszuhelfen. ...

* "Was machst du mit den Hunden?" "Ich organisiere eine Aushilfe. Hier gibt es einen Haufen Leute, die Arbeit suchen." Dem Himmel sei Dank! Ich hatte schon befürchtet, dass sie mich bitten könnte auszuhelfen. Und so gern ich Jez auch mag - ich habe nicht die geringste Absicht, Weihnachten mit Vierbeinern zu verbringen. *

Romantik sucht man hier leider fast vergebens, trotzdem hat mich der Roman von Natalie Cox gut unterhalten.

Die Geschichte hat nämlich einen großartigen Humor, mit seiner Protagonistin Charlie, die durch eine Gasexplosion aus ihrer Londoner Wohnung vertrieben wurde und bei ihrer Cousine Jez auf dem Land landet. Die ist hocherfreut und lässt sie glatt mit der kleinen Hundepension über Weihnachten allein, um zu ihrer großen Liebe an den Nordpol zu fliegen. Und da steht die tollpatschige Großstädterin nun, mitten in einer wachsenden Hundeschar, die sie weit mehr auf Trab hält, als sie sich vorgestellt hat.

Charlies leicht überdrehte Art und die herrlich tierischen Charakterköpfe, allen voran die hochträchtige Beagledame Peggie und die sozial unerfahrene, aber ihr treu ergebene Dogge Malcolm, machen den Roman aus. Die Hunde sind großartig, da können die beiden Männer Hugo, Malcolms hübsches Herrchen und die Sahneschnitte von Tierarzt, Cal, nicht mithalten. Sie bleiben ziemlich blass und insbesondere von Cal hätte ich mehr Tiefe erwartet und auch gerne den ein oder anderen Gedankengang über Charlie. Den Zeitpunkt, als sich seine Gefühle ändern, habe ich irgendwie nicht mitbekommen. Da war Hugo schon freizügiger mit seinen Liebesproblemchen.

Nach einem etwas zähen Start nimmt die Geschichte irgendwann Fahrt auf und macht mit seinen frischen, spritzigen Dialogen und wilden Ideen auch richtig Spaß. Vor allem die winterliche Atmosphäre und der Charme des kleinen Dörfchens ist wunderschön. Und zum Schluss gibt es dann auch noch einen kleinen Schuß Romantik.

Fazit: Ein Roman zum einkuscheln und wegschmunzeln. Wenig Romantik, dafür mehr Humor und Situationskomik und Hunde zum dahinschmelzen. Ich hatte etwas anderes erwartet, aber Spaß gemacht hat der Roman trotzdem.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Lebendige Geschichte und ein nervenaufreibendes Familiengeheimnis

Der Zwilling von Siam
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* "Schon gut. Es ist seltsam. Mein Verstand spricht mich von jeglicher Schuld frei, aber mein Herz sagt mir immer wieder, dass sie noch leben könnte, wenn..." Franz hatte keine Kraft mehr, den Satz zu ...

* "Schon gut. Es ist seltsam. Mein Verstand spricht mich von jeglicher Schuld frei, aber mein Herz sagt mir immer wieder, dass sie noch leben könnte, wenn..." Franz hatte keine Kraft mehr, den Satz zu vollenden. *
Bangkok: Die junge Lehrerin Emily reist ins ferne Siam, wo bereits ihre Zwillingsschwester Marie und ihr Vater leben. Sie freut sich auf das Wiedersehen und darauf, an der königlichen Schule unterrichten zu dürfen. Doch Marie ist tot, ein Unfall mit der Kutsche, heißt es, ihr Leichnam noch verschollen. Emily möchte mehr über das Leben ihrer Schwester und ihren mysteriösen Tod erfahren. Zusammen mit dem Bruder ihres Schwagers begibt sie sich auf Spurensuche....
Was für ein traumhafter Schmöker.
Tara Haigh neuster Roman entführt tief in die Welt des alten Siams und lies mich eintauchen in das Kolonialleben, den Bau der Eisenbahn und die zu damaliger Zeit, schon sehr modernen Ansichten des Königs Chulalongkorn. Man erfährt tatsächlich unheimlich viel über die alte Zeit, obwohl es nur den interessanten Rahmen einer wahnsinnig spannenden Familiengeschichte bildet. Emilys Suche nach der Wahrheit und was mit Ihrer Zwillingsschwester geschehen ist, ist die fesselnde Kerngeschichte. Zusammen bilden sie die perfekte Mischung für einen atemberaubenden Roman.
Die Autorin schildert Land und Leute so lebendig, dass man das Gefühl hat, mitten im Geschehen zu sein. Sie lässt das alte Königreich Siam wieder auferstehen und schafft eine authentische Atmosphäre. Auch der Bau der Eisenbahn, die Arbeitsbedingungen und Feindschaften der Kolonialmächte wirken sehr authentisch und genauso fundiert recherchiert.
Ihre Charaktere haben Hand und Fuß. Emily ist eine sehr starke, aufgeschlossene und für die Zeit, mutige junge Frau, deren Denkweise und Handeln nachvollziehbar ist. Sie ist weder naives Dummchen noch Superheldin, sondern einfach nur liebende Schwester. Die Männer auf ihrem Weg und an ihrer Seite sind dafür umso mysteriöser und undurchschaubarer. Man gerät immer wieder ins Zweifeln, kann nicht so richtig greifen, wer jetzt wirklich gut oder böse ist. Das ist schon sehr geschickt gemacht. Ich wusste bis zum Schluss nicht, was geschehen war und das mag ich. Vor allem, wenn die Auflösung dann sehr realistisch daher kommt.
Fazit: Dies war mein erster Roman der Autorin unter ihrem Pseudonym Tara Haigh und ich bin begeistert. Eine intelligente, historische, sehr lebendige und unheimlich spannende Geschichte, bei der so einiges ans Licht kommt. Ich freue mich schon auf weitere Ausflüge in eher unbekannte Welten.

Veröffentlicht am 05.11.2019

beklemmend

Dunkle Botschaft: Thriller
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* "Eine Raute", sagte Julia. "Und dann steht hier Das Spiel beginnt. Was soll das heißen?" *

So richtig zufrieden ist Julia Schwarz nicht in ihrem neuen Job, der doch sehr viel Papierkram mit sich bringt. ...

* "Eine Raute", sagte Julia. "Und dann steht hier Das Spiel beginnt. Was soll das heißen?" *

So richtig zufrieden ist Julia Schwarz nicht in ihrem neuen Job, der doch sehr viel Papierkram mit sich bringt. Die Rechtsmedizinerin hält es deswegen auch nicht auf ihrem Stuhl, als sich herausstellt, dass der Tod einer Frau, die durch einen Stromschlag in der Badewanne starb, kein Unfall war, sondern ein gut inszenierter Mord. Was hat das Tatoo auf ihrer Kopfhaut zu bedeuten? Der Mörder startet sein perfides Spiel und es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit - schaffen sie es ihm zuvorzukommen oder werden weitere Frauen sterben....

Ich mag die Reihe rund um Laura Kern von Catherine Shepherd. Bei Julia Schwarz bin ich Quereinsteigerin und das ist überhaupt kein Problem, man ist sofort mittendrin und informiert, auch was das Privat- und Liebesleben der Rechtsmedizinerin betrifft.

Schon der Prolog hat es in sich und hinterlässt das pure Grauen. In kleinen Einschüben erfährt man dann immer mehr.

Catherine Shepherd erschafft auch diesmal wieder sehr authentische Charaktere, die im Gedächtnis bleiben. Sie legt geschickt falsche Fährten - es macht einfach Spaß mitzurätseln und zum Schluss zu erkennen, wie logisch sich alles fügt. Dabei zeigt der Spannungsbogen nicht ein einziges Mal Schwächen. Er ist kontinuierlich auf einem sehr hohen Level, so dass man fast versucht ist, das Buch in einem Rutsch durchzulesen.

Mein einziger kleiner Kritikpunkt, Julia ist eine sehr eigensinnige Frau und mir fehlt es ein wenig an Cleverness und Finesse, darin besticht eher ihre Mitarbeiterin Lenja.

Fazit: Eine weitere spannende Krimi-Reihe aus der Feder von Catherine Shepherd, die ich mit Sicherheit weiterverfolgen werde. Ich bin nicht nur gespannt auf neue Fälle, sondern auch wie Julia & Co. sich entwickeln.

Veröffentlicht am 29.10.2019

rasanter, gut recherchierter Abenteuerroman

Die Falkenburg Chroniken / Die Falkenburg Chroniken: Der Entdecker
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* Carl wusste, dass in früheren Grabungen Ende des 19. Jahrhunderts vom englischen Ägyptologen Flinders Petrie, dem Förderer und Mentor Howard Carters, schon etliche solcher Tontafeln entdeckt worden waren. ...

* Carl wusste, dass in früheren Grabungen Ende des 19. Jahrhunderts vom englischen Ägyptologen Flinders Petrie, dem Förderer und Mentor Howard Carters, schon etliche solcher Tontafeln entdeckt worden waren. *

1924 Tell el-Amarna: Es läuft gut für Carl von Falkenburg. Er leitet seine erste eigene Ausgrabung in Achetaton, der alten Stadt Echnatons, nachdem die Arbeiten am Grab Tutanchamuns stillgelegt wurden. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, sein Zwillingsbruder Richard taucht ganz plötzlich wieder auf und Howard Carter darf seine Ausgrabung fortsetzen...

Ein Abenteuerroman, wie ich sie liebe - rasant, spannend und hervorragend recherchiert. Auf die Falkenburg Chroniken, die ein Spin-off der Geheimakten-Reihe sind, bin ich durch Zufall gestossen und habe mich als absolute Neueinsteigerin sofort zurechtgefunden.

Andre Milewski hat nicht nur einen flotten, sehr bildhaften Schreibstil, er fängt auch die Indianer Jones Atmosphäre, die Charaktere der Abenteurer und Entdecker der 20iger/30iger Jahre gekonnt ein.

Die Geschichte rund um die Zwillingsbrüder macht großen Spaß und entwickelt einen ganz eigenen Sog. Ich finde es klasse, wenn Fiktion sich mit Fakten vermischt und sich die Großen seiner Zeit wie Howard Carter, Adolf Ermann, Harry Burton, Alan Gardiner usw. begegnen. Im Anhang findet sich eine exakte Aufschlüsselung über die fiktiven und echten Personen, Fakten und Fiktion.

Fazit: Eine spannende Geschichte, in der es nicht nur um den Fund Babylonischer Keilschrift-Tontafeln geht, sondern auch um die Ausgrabung Tutanchamuns und die politische Lage in Kairo - perfekter kann die Mischung nicht sein.