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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.08.2019

gelungener Schauermix

Das raunende Wrack
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* Alle Menschen im Dorf wussten, dass Harlaxton Manor verflucht war. Seitdem sich der alte Baron Harlaxton, dem Wahnsinn verfallen, vom Tumzimmer ins Meer herabgestürzt hatte, lag das Herrenhaus verwaist ...

* Alle Menschen im Dorf wussten, dass Harlaxton Manor verflucht war. Seitdem sich der alte Baron Harlaxton, dem Wahnsinn verfallen, vom Tumzimmer ins Meer herabgestürzt hatte, lag das Herrenhaus verwaist und dem Verfall anheimgegeben in der Marschebene von Sussex - ein faulender Koloss mit Fleisch aus Holz und Knochen aus Stein. *

21 phantastische Stories, die das Grauen in seiner vollen Bandbreite abdecken.

Markus K. Korb ist in der deutschen Phantastik kein Unbekannter und mit "Das raunende Wrack" meldet er sich mit einem interessanten und spannenden Mix aus Vignetten, Sagen und Kurzgeschichten zurück. Jeder Einzelnen ist ein interessantes, kleines Autorenwort vorangestellt, egal ob es sich um Geschichten handelt, die bereits älter und nicht mehr in Druck sind oder brandneue Stories. Die Mischung macht`s.

Ob verfallene Cafes mit einer düsteren Vergangenheit (Cafe Baltic), heruntergekommene Einkaufszentren (Einkaufszentrum), indische Lagerfeuergeschichten (Am Lagerfeuer der Rikschafahrer), uralte Fischertraditionen auf den Kanalinseln (Fischaugen im Dämmerlicht), Spukhausgeschichten (Felidae Rex, Necrophobie) oder einfach bitterböse Shorts (Lars Christmas, Lepidopterus) - eins haben sie alle gemeinsam; sie haben mich großartig unterhalten.

Wie bei Kurzgeschichten üblich, treffen manche mehr, manche weniger den persönlichen Geschmack - für mich waren sehr viele Highlights dabei. Ein gelungener Schauermix, für jeden Fan des Genres.

Veröffentlicht am 19.08.2019

unheimlich berührende Familiengeschichte

Die verlorenen Blumen der Alice Hart
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* Manchmal war es schlimmer Dinge zu hören, als sie zu sehen - den dumpfen Aufprall des Körpers ihrer Mutter gegen die Wand, das nahezu lautlose, stoßweise Ausatmen ihres Vaters, wenn er auf sie einschlug. ...

* Manchmal war es schlimmer Dinge zu hören, als sie zu sehen - den dumpfen Aufprall des Körpers ihrer Mutter gegen die Wand, das nahezu lautlose, stoßweise Ausatmen ihres Vaters, wenn er auf sie einschlug. *

Alice ist neun als ein Feuer ihr nicht nur das Zuhause, sondern auch ihren gewalttätigen Vater, die in sich gekehrte Mutter und das ungeborene Brüderchen raubt. Plötzlich gibt es da eine Großmutter, June, von der sie noch nie zuvor gehört hat. June nimmt sie mit nach Thornfield, ihre Blumenfarm, auf der Frauen Zuflucht und ein Zuhause finden ~ wie damals ihre Mutter Agnes...

Wow, was für eine berührende und vielschichtige Familiengeschichte. June lebt nach dem Motto, was man nicht in Worte fassen kann, sagt man in der Sprache der Blumen und es gibt viel über das June nicht mehr zu sprechen vermag. Doch irgendwann sucht ihre Enkelin nach Antworten, nach Worten....

Holly Ringland erzählt ihre Geschichte langsam und bedächtig und dennoch nicht ausschweifend. Jedem Kapitel ist eine australische Blume vorangestellt, mit wunderschönen s/w Zeichnungen, Bedeutung und Kurzbeschreibung. Das gibt dem Buch noch einmal zusätzlich eine ganz besondere Richtung und zwar mitten ins Herz.

Ich vermag es kaum in Worte zu fassen, diese Emotionalität durch das Ungesagte, die sich wiederholenden Familienmuster, die wilde und so gegensätzliche Landschaft Australiens - von der Küste bis ins Outback - haben mich 500 Seiten lang gefesselt.

Der Schreibstil ist unheimlich flüssig, unaufgeregt und doch so bildgewaltig. Oftmals werden Situationen von der Autorin im Raum stehen gelassen und hallen beim Leser dadurch umso länger nach.

"Die verlorenen Blumen der Alice Hart" ist ein aussergewöhnliches Buch, mit unheimlich starken, unnachgiebigen Charakteren, die einen so schnell nicht wieder loslassen. Jede einzelne Begegnung ist wie eine Symphonie und hat ihre Bestimmung auf Alice Reise zu sich selbst.

Ein bildgewaltiger Roman über Familie, Freundschaft, die zerstörerische Kraft der Liebe, Heilung, Neuanfang und die allgegenwärtige Stimme der Blumen Australiens.

Veröffentlicht am 15.08.2019

Begegnungen - zumeist langatmige (2,5*)

Fünf Lieben lang
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* Das ist Liebe, hätte er gesagt, Befangenheit ist Liebe, nackte Angst ist Liebe, sogar die Verachtung, die du spürst ist Liebe. *

Paul ist zwölf, als er sich zum ersten Mal unsterblich verliebt. Giovanni ...

* Das ist Liebe, hätte er gesagt, Befangenheit ist Liebe, nackte Angst ist Liebe, sogar die Verachtung, die du spürst ist Liebe. *

Paul ist zwölf, als er sich zum ersten Mal unsterblich verliebt. Giovanni ist Tischler, Ende zwanzig und restauriert einige Familienstücke. Die Liebe des Jungen ist obsessiv, raumeinnehmend und endet doch ganz plötzlich....

So fangen sie an, die fünf Lieben eines bisexuellen Mannes, wobei das jeweilige Geschlecht in der Geschichte zumeist eine untergeordnete Rolle spielt.

Der Roman ist in fünf Kapitel/Lieben unterteilt, die, mit Ausnahme von Giovanni, alle miteinander verbunden sind und mit einer kleinen Überraschung endet. Allerdings konnte dieser letzte Satz das Ruder dann nicht mehr herumreissen.

Andre Aciman erzählt in einer klaren Sprache - unaufgeregt, oftmals langatmig und umständlich, selten mal poetisch und kraftvoll. Es sind vor allem Begegnungen, ohne große Spannungsmomente. Mich hat die Intensität, die Emotion oftmals nicht erreicht und auch die meisten Charaktere blieben mir fremd. Eine Verbindung konnte ich nur zu Manfred aufbauen - eher als zu Paul. Paul, der schnell obsessiv und einnehmend, aber dann genauso schnell auch wieder gelangweilt ist. Bei Manfred hatte ich das einzige Mal das Gefühl tiefergehender Liebe. Ein Highlight, in dem ansonsten eher vor sich hinplätscherndem Roman.

Schreiben kann Andre Aciman, keine Frage, trotzdem konnte er mich hier nicht mitnehmen und auch nur selten Emotionen bei mir wecken. Sehr schade, denn Potential haben Paul, seine Lieben und die Frage, ob man den richtigen Weg gegangen ist.

Veröffentlicht am 08.08.2019

unausgegoren und sehr in die Länge gezogen

Verborgene Sünden
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* "Ich fürchte, wir sind hier nicht allein", murmelte Hailey konsterniert. Es kostete sie eine Menge Überwindung sich zu erheben und in der unteren Etage nach dem Rechten zu sehen. *

Nach ihrer Scheidung ...

* "Ich fürchte, wir sind hier nicht allein", murmelte Hailey konsterniert. Es kostete sie eine Menge Überwindung sich zu erheben und in der unteren Etage nach dem Rechten zu sehen. *

Nach ihrer Scheidung kauft sich Hailey ein altes Cottage auf der Isle of Skye, um sich ihre Wunden zu lecken und als Liebesromanautorin endlich so richtig druchzustarten.
Doch etwas hat es mit dem Cottage auf sich. Dinge verschwinden, sie hat immer wieder das Gefühl nicht alleine zu sein und nachts kommt ein Wimmern aus dem Keller....

Eigentlich die perfekten Zutaten für einen Romantik Thrill, aber leider kann die Geschichte nicht halten, was der Klappentext verspricht. Ana Dee war mir im Vorfeld kein Begriff. Ich habe dieses Buch beim Stöbern entdeckt und da es mich sofort angesprochen hat und ich immer auf der Suche nach mir noch unbekannten Autoren bin, war es beim nächsten Einkauf mit dabei.

Aber von Anfang an wollte keine rechte Atmosphäre aufkommen, obwohl das Setting regelrecht danach schreit.

Mich hat auch total irritiert, dass in dem Erzählstrang aus der Vergangenheit (Beth), so gut wie kein Spannungsbogen vorhanden ist, da unheimlich viel (Autismus, Schwangerschaft) sofort vorweg genommen wird.

Was mich letztendlich jedoch am meisten genervt hat, war Hailey selbst, deren Denken, Handeln und Dummheit ich irgendwann absolut nicht mehr nachvollziehen konnte. Die eigentlich recht minimale Handlung von ihr, zog sich dermaßen in die Länge und war für mich vollkommen unverständlich (SPOILER: Ich weiss gar nicht, wie oft dieses Frau in den Keller gegangen ist, einen Stein aus der Wand genommen hat, ihn wieder reingesetzt hat, beim nächsten Mal ein paar mehr Steine rausgenommen und.... ach, dann doch wieder reingesetzt hat.) Das ist für mich kein Spannungsbogen. Die wirkliche Geschichte, auf beiden Ebenen, war dann auch relativ schnell durchschaut.

Den zweiten Charakter, den ich nicht verstanden habe, war Adam, der kaum eine sprechende Rolle bekam und dann plötzlich so arg in den Mittelpunkt gerückt wurde. Dem konnte er gar nicht gerecht werden. Ein paar mehr Sätze und Gedanken wären da schon angebracht gewesen.
Also für Charaktere hat die Autorin nicht unbedingt ein Händchen.

Ihr Schreibstil ist angenehm flüssig, die Geschichte allerdings zu dünn und die Charaktere -wie gesagt- unausgegoren.

Schade, aber ich muss ganz ehrlich sagen, obwohl ich ein großer Fan des Genres bin, war dies leider keine Entdeckung und ich werde wohl kein zweites Buch von ihr lesen.

Veröffentlicht am 06.08.2019

Liebesgeschichte mit Charme und einer Portion Realismus

Herzklopfen nicht ausgeschlossen
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** Unverhohlene Schadenfreude blitzte in den Augen seines Bruders auf. Leo stieß einen frustrierten Laut aus. "Warum muss es unbedingt ein Altenheim sein? Til Schweiger durfte auch in einen Kindergarten."

Tja, ...

** Unverhohlene Schadenfreude blitzte in den Augen seines Bruders auf. Leo stieß einen frustrierten Laut aus. "Warum muss es unbedingt ein Altenheim sein? Til Schweiger durfte auch in einen Kindergarten."

Tja, Til Schweiger hatte ja auch keinen Rollator geklaut und war damit in einen Polizeiwagen gecrasht.
Und so wird Leo zu 100 Sozialstunden verdonnert, wo er auf die kratzbürstige Feli trifft. Die hat ihr Medizinstudium erstmal an den Nagel gehängt, um sich das Altenheim für ihre an Demenz erkrankte Großmutter leisten zu können.
Leo und Feli trennen Welten, trotzdem muss sie irgendwann feststellen, dass sie sich Leo`s Charme nicht ganz entziehen kann und auch Leo ist verwirrt, dass dieser Rotschopf so oft in seinen Gedanken auftaucht....

"Herzklopfen nicht ausgeschlossen" ist ein wunderschön leichter, romantischer Liebesroman und mittlerweile bereits mein dritter Roman von der Autorin.

Julia Hanel hat einfach ein Händchen für authentische und unheimlich sympathische Charaktere, die im Laufe der Zeit eine sichtbare Entwicklung durchmachen und mit denen man sich leicht identifizieren kann - das macht ihre Romane so besonders.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und humorvoll. Julia Hanel erzählt abwechselnd aus Leo´s und Feli`s Sicht, was schöne Einblicke in die jeweiligen Gedanken zulässt und die Geschichte unheimlich abwechslungsreich und locker gestaltet.

Auch die Nebenrollen sind wieder großartig besetzt, herrlich humor- und liebevoll sorgen sie für so manchen Schmunzler.
Feli`s Großmutter schließt man sofort ins Herz. Allerdings wird das Thema Demenz hier wirklich nur ganz am Rande und sehr oberflächlich gestreift (es also nicht unbedingt eine Geschichte über Demenz/Alzheimer).

Fazit: Ein locker-leichter Liebesroman, perfekt zum Zurücklehnen und Abtauchen. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Romane der Autorin.