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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2020

Schonungslos - ehrlich - offen - Stehfest

Rebellen lieben laut
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* Äußerlich haben sich die beiden Ex-Junkies verändert, unter großen Schmerzen eine neue Form angenommen. Sie sind miteinander fusioniert, schenken dem "Schau in den Spiegel"-Jahr zweitausendzwanzig ein ...

* Äußerlich haben sich die beiden Ex-Junkies verändert, unter großen Schmerzen eine neue Form angenommen. Sie sind miteinander fusioniert, schenken dem "Schau in den Spiegel"-Jahr zweitausendzwanzig ein Gesicht. *

Ein schonungsloser, offener Blick in das Leben, die Visionen und die innere Heilung der Stehfests.

Der Schreibstil aus "9 Tage wach", den ich damals den Drogen zugeschrieben hatte, setzt sich hier fort und grade zu Beginn fand ich das unheimlich anstrengend. Zudem schafft er eine gewisse Distanz, so dass ich erst ab dem 2. Drittel so richtig emotional dabei war, aber dann mit voller Wucht. Zu dem Schreibstil lässt sich schwer etwas sagen, es ist ein Mix, teilweise unheimlich rasant, abgehakt, abstrakt, poetisch, verletzlich....

Hier kommt alles auf den Tisch, ganz uneitel und ungeschönt geht es um Selbstfindung, Fehltritte und Rückschläge, Selbstverwirklichung, Sexualität und Eifersucht, Selbstvertrauen, Visionen und den Weg zur Heilung.

"Rebellen lieben laut" ist ein Weckruf an jeden Einzelnen. Und auch, wenn ich mich nicht unbedingt mit den beiden identifizieren kann, nimmt man viele Denkanstöße mit. Es ist an der Zeit seine Emotionen nicht mehr zu unterdrücken, Verborgenes an die Oberfläche zu holen damit es atmen und dann heilen kann. Und es ist an der Zeit offener miteinander umzugehen, zu leben und zu lieben und leben und lieben zu lassen.

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Veröffentlicht am 21.10.2020

Zwei Frauenschicksale im historischen Taiwan

Sturm über Formosa
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* Ihre eigentliche Herausforderung wäre auch hierzulande nicht das Erlernen von Sprachen, bei denen alle Wörter ähnlich klangen, oder der Umgang mit Menschen, die ihren Feinden den Kopf abschnitten. Sie ...

* Ihre eigentliche Herausforderung wäre auch hierzulande nicht das Erlernen von Sprachen, bei denen alle Wörter ähnlich klangen, oder der Umgang mit Menschen, die ihren Feinden den Kopf abschnitten. Sie musste erst einmal einen Weg finden, mit ihrer störrischen, feindseligen Stieftochter unter einem Dach zu leben, ohne sich jeden Tag zu wünschen, sie hinauswerfen zu können. *

Unterschiedlicher könnten zwei Frauen nicht sein. Die junge Holländerin Griet, die genau weiß, was sie will und leidenschaftlich dafür kämpft und die im goldenen, chinesischen Käfig aufgewachsene Qianqian. Beide verschlägt es auf ganz verschiedene Art und Weise nach Formosa, eine exotische Insel im Pazifik.

"Sturm über Formosa" ist ein hervorragend recherchierter historischer Roman, in dem es um die Kolonialherrschaft der Holländer und den Kampf der neuen chinesischen Machthaber um Taiwan geht. Dieser Part ist unheimlich interessant, sehr detailliert und politisch motiviert geschildert. Ein Tiefgang, den ich bei Griet und Qianqian im Verlauf manchmal ein ganz klein wenig vermisst habe. Ihre Geschichten bilden den Rahmen für den Roman und sind in zwei Handlungsstränge unterteilt, die an einem bestimmten Punkt zusammenlaufen.

Tereza Vanek hat sehr unterschiedliche und doch in ihrer jeweiligen Art unheimlich starke Frauencharaktere geschaffen, die großartig vorgestellt werden. Man hat als Leser ein ganz klares Bild von ihnen und ihrer Situation vor Augen. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt reduzieren sie sich immer häufiger auf die Liebe. Mir hat da ein wenig der - mit Sicherheit - interessante Alltag und damit auch etwas an Tiefgang gefehlt.

Es war mein erster Roman der Autorin und ich war völlig fasziniert von der akribischen Recherche und der Entführung in eine völlig fremde und mir immer noch recht unbekannte Welt. Das hat mir unheimlich gut gefallen. Zudem ist ihr Schreibstil flüssig und ihre Charaktere unverwechselbar. Das ist besonders bei der Vielzahl sehr angenehm.

Fazit: Ein toller historischer Trilogie-Auftakt, der den Leser in unbekannte exotische Welten entführt. Ein kurzweiliges Lesevergnügen und ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 19.10.2020

Auf der Suche nach Freiheit und sich selbst

Die Wellenreiterin
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* Weitere vier sorglose Tage lang sind die Sonnenreflexe auf meiner geliebten See die einzigen Diamanten, die ich mir je wünschen könnte. *

Mit Anfang 20 kann Liz Clark sich ihren größten Traum erfüllen, ...

* Weitere vier sorglose Tage lang sind die Sonnenreflexe auf meiner geliebten See die einzigen Diamanten, die ich mir je wünschen könnte. *

Mit Anfang 20 kann Liz Clark sich ihren größten Traum erfüllen, einen Segeltörn durch die Südsee. Möglich gemacht, durch die Finanzierung eines Mentors und Unterstützung der Eltern.

Ich hatte einen spannenden Reisebericht über die Höhen und Tiefen, wunderschönen Orten, Menschen und Natur und auch den nicht ganz ungefährlichen Momenten einer jungen Frau allein auf dem Pazifik, erwartet. Leider gibt es nicht einmal eine Reiseroute oder Karte. Die Erklärung der Autorin, sie würde bewusst auf genauere Schilderungen oder Nennung von Orten verzichten, da sie jeden zum Reisen und eigenen Entdeckungen inspirieren möchte. Das fand ich unheimlich schade und als Begründung auch ziemlich schwach, denn dann dürfte die Leserschaft, die ihr Buch ansprechen soll, recht überschaubar bleiben. Ich jedenfalls plane keinen Südseetörn.

Im weiteren Verlauf hat es mir dann immer mehr gefehlt. Da der Fokus im Wesentlichen auf der Entwicklung der Autorin lag, kam die Schilderung von Land, Natur und Menschen eindeutig zu kurz. Dabei hat mir das Buch eigentlich sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist angenehm flüssig und die Begrifflichkeiten rund ums Segeln werden gut erklärt und bremsen den Laien beim Lesen nicht aus.

Es geht um die Ängste und Herausforderungen der Liz Clark sich stellen muss. Anfangs fand ich sie wirklich unheimlich naiv und hatte fast Bedenken, sie auf diese Reise gehen zu lassen. Etwas schade fand ich auch, dass sie recht wenig zur Finanzierung ihres Traumes beigetragen hat. Sie verlässt und stützt sich schon stark auf ihre Mitmenschen. Das ändert sich im Laufe der Zeit, wenn sie wirklich auf sich gestellt ist, aber die wesentlichen Charakterzüge bleiben und manchmal tat ich mich etwas schwer mit ihr.

"Die Wellenreiterin" ist ein sehr interessantes Buch zum Wegschmökern, mit tollen großformatigen Fotos, bei dem allerdings manchmal die Gewichtung leicht verrutscht. So liest man viel über Werftarbeiten und wäre vielleicht lieber tiefer in eine spezielle Begebenheit eingetaucht. Dazu kommt, dass es weniger ein Reisebericht als die Suche einer jungen Frau nach sich selbst ist.

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Weihnachtlicher, duftender Wohlfühlroman

Wintermeer und Dünenzauber
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* Zu Hause, dachte Jana und spürte ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme, das sich in ihrem Herzen ausbreitete. *

Zuhause, dass ist für Jana St. Peter-Ording. Auch nach 3 Jahren auf Gran Canaria spürt ...

* Zu Hause, dachte Jana und spürte ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme, das sich in ihrem Herzen ausbreitete. *

Zuhause, dass ist für Jana St. Peter-Ording. Auch nach 3 Jahren auf Gran Canaria spürt sie sofort: hier gehört sie hin. Nicht nur ihre Familie freut sich, auch ihre beste Freundin Pütti, mit der sie ein kleines Geschenkelädchen mit Ölen, Duftkerzen, Selbstgebackenem und Chai eröffnet. Direkt gegenüber befindet sich die Buchhandlung von Ayk, ihrem heimlichen Schwarm aus Teenagertagen. Und er bittet Jana um einen ganz besonderen Duft....

Hach, was war das schön - nicht nur für Jana - auch für mich war es ein Gefühl von nach Hause kommen. Ich fühle mich durch die SPO-Romane von Tanja Janz total mit dem Ort verbunden, obwohl ich noch nie live dort war. Es ist alles so bildhaft und lebendig beschrieben. Nicht nur die Umgebung, der Strand und das Meer, auch die Buchhandlung und erst recht das Geschenkelädchen. Ich hatte beim Lesen herrliche Düfte in der Nase und so ein ums andere Mal lief mir das Wasser im Munde zusammen. Großartig. Die Autorin hat einfach einen tollen und superangenehmen, leichten Schreibstil. Und wie immer war das Buch einfach viel zu kurz.

"Wintermeer und Dünenzauber" ist ein absoluter Wohlfühlroman. Wie in diesem Genre üblich, werden Probleme recht schnell und nice gelöst, aber das ist für mich vollkommen okay. Vor allem, weil hier auch auf ein ersteres Thema aufmerksam gemacht wird.

Fazit: In eine Decke einkuscheln, Tee, Kakao und Plätzchen dazu, Kerze an und eintauchen ins winterliche SPO. Von mir eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Winterschlaf im Beet muss nicht sein

Wintergemüse
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Das Potential einer vergessenen Jahreszeit.

Ich geb ja zu, ich bin ein absoluter Sommermensch und kann dem Winter nicht allzu viel abgewinnen. Ganz besonders fehlt mir das rumwerkeln im Garten und auf ...

Das Potential einer vergessenen Jahreszeit.

Ich geb ja zu, ich bin ein absoluter Sommermensch und kann dem Winter nicht allzu viel abgewinnen. Ganz besonders fehlt mir das rumwerkeln im Garten und auf dem Balkon, wenn im Herbst der letzte Salat abgeerntet ist. Deswegen war ich sehr gespannt auf "Wintergemüse". Ich kann mir im Nachhinein sogar vorstellen, dass meine Uroma in der Nachkriegszeit Wintergemüse angebaut hat, aber eher aus der Not heraus und meine Oma war damals glücklich, als sie nicht mehr so viel gärtnern musste. Heute kann man leichter und unbekümmerter an die Sache herangehen. Es ist kein Muss, sondern soll Freude machen und eine Missernte oder Misserfolg ist auch kein Beinbruch.

Das Buch von Heidi Lorey vermittelt Kompaktwissen für jeden Einsteiger. Es ist schön handlich, übersichtlich und auch prima zum fix mal nachschlagen geeignet. Der Einstieg beginnt mit einem phänologischen Kalender und der Frage "Wann ist eigentlich Winter". Auch die Erklärung saisonal/regional fand ich klasse, genauso wie die Karte mit den Winterhärtezonen in Deutschland. Das erste Kapitel gibt einem wirklich gute Grundlagen mit. Im zweiten Kapitel geht es dann um die Aussaat, die verschiedenen Möglichkeiten (Balkon, Hochbeet, Frühbeet etc.) mit sehr hilfreichen Tipps und Tricks. Den größten Part aber nimmt das Wintergemüse selbst ein. Auf jeweils einer Doppelseite mit übersichtlichem Spickzettel (alles auf einen Blick incl. Foto), Info-Text über Aussaat und Ernte, einem Sortenkästchen und jeweils die Info "Was schiefgehen kann". Hier habe ich neben den üblichen Verdächtigen wie Grünkohl und Feldsalat unheimlich viele, mir unbekannte, Sorten gefunden, wie Erdbeerspinat, Bremer Scheerkohl, Gartenmelde, Haferwurzel etc. Zum Glück sind im Anhang Adressen und Bezugsquellen aufgeführt.

Fazit: Ein großartiger Gartenratgeber, der mich wirklich weitergebracht hat. Verständlich erklärt, umfangreich und mit vielen Tipps. Da möchte man am Liebsten gleich loslegen.

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