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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2019

intelligenter Krimi mit düsterem Sylt-Flair

Finsteres Kliff
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* Nach Selbstmord sah das ganz und gar nicht aus. Entweder kannte sich jemand sehr genau mit der Vergangenheit der Insel aus, oder aber er wollte einen falschen Eindruck erwecken. An Zufall glaubte Liv ...

* Nach Selbstmord sah das ganz und gar nicht aus. Entweder kannte sich jemand sehr genau mit der Vergangenheit der Insel aus, oder aber er wollte einen falschen Eindruck erwecken. An Zufall glaubte Liv nicht. *

Während des alljährlichen Biikebrennens wird ein Mann auf grausame Weise ermordet und eine Frau verschwindet. War es ein Ritualmord? Und in welchem Bezug stand der Bruder des Opfers zur verschwundenen Nissa? Alle Spuren führen zur Clique der Beiden, eine Gruppe von Schatzjägern, die auf Sylt den Wikingern nachspüren....

Der dritte Fall für Liv Lammers war mein erster und hat mich rasend schnell in seinen Bann gezogen.

Die Autorin fängt diesen mystischen, den dunklen Teil von Sylt unheimlich geschickt ein. Wer, wie ich, die Vorgänger nicht kennt, hat keine Probleme einzusteigen, wird aber evtl. Livs Kollegen ein wenig blass finden, da sie anscheinend schon ausführlich beschrieben wurden. Dafür sind alle anderen Charaktere rund um den Fall großartig ausgearbeitet. Sie haben Tiefe und überzeugen. Ich hatte jeden ganz klar vor Augen und war dennoch von der intelligenten Auflösung überrascht.

Sabine Weiss hat mit "Finsteres Kliff" einen unheimlich gut recherchierten, facettenreichen und nicht so leicht zu durchschauenden Krimi geschrieben, der auch aktuelle Themen miteinbindet. Mich hat besonders die manchmal fast schon beklemmende Atmosphäre und die Geschichte Sylts in Bezug auf die Wikinger und auch Dänen fasziniert.

Dazu ist der Schreibstil sehr authentisch, die Ermittlungsarbeit wird detailliert und realistisch beschrieben und der Spannungsbogen bleibt konstant hoch. Man fiebert wirklich bis zum Schluss mit.

Eine tolle interessante Krimi-Reihe rund um eine sympathische und sehr menschliche Kommissarin. Ich freue mich schon auf die ersten beiden Fälle und alle die noch folgen.

Veröffentlicht am 09.05.2019

zerstörerische Liebe

Das Leuchten jenes Sommers
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"Du bist keine graue Maus, Georgiana Hamilton", sagte ich erbost. "Wer dich kriegt, hat Glück gehabt. Ein Beau also, ja?" Ich lies mir das fremdklingende Wort auf der Zunge zergehen, um etwas Zeit zu ...

"Du bist keine graue Maus, Georgiana Hamilton", sagte ich erbost. "Wer dich kriegt, hat Glück gehabt. Ein Beau also, ja?" Ich lies mir das fremdklingende Wort auf der Zunge zergehen, um etwas Zeit zu gewinnen und mein Entsetzen in den Griff zu bekommen - oder vielleicht nicht Entsetzen, wie sollte ich entsetzt sein, wenn Georgie so stolz und überglücklich war, aber meine Überraschung. "Das ist, äh, toll, Georgie. Du hast gar nichts davon geschrieben."

Cornwall 1939: Die 16-jährige Maddy wartet sehnsüchtig auf die Rückkehr ihrer großen Schwester Georgiana von einer Europareise. Allerdings kommt diese zur großen Überraschung nicht alleine. Georgie bringt den jungen, charismatischen Victor und seine Freunde mit auf das Anwesen der Familie. Maddy ist der junge Mann, obwohl er durchaus nett zu ihr ist, von Anfang an suspekt. Doch was Victor wirklich plant, ahnt auch sie nicht.

Cornwall 2009: Chloe hat alles wovon viele träumen. Verheiratet mit Aiden, einem angesehenen Arzt, wohnt sie in einem schicken Haus, mit teuren Autos etc. Aber die Wohnung ist steril, Aiden fast schon übergriffig bestimmend und ihr wird immer deutlicher bewusst, dass sie in einem golden Käfig sitzt. Da kommt der Auftrag ihrer ehemaligen Chefin, die Schriftstellerin Madeleine Hamilton auf ihrem Anwesen Summerhill zu fotografieren, grade richtig. Aiden sieht das zwar anders, aber Madeleine hat mit ihren Büchern schon immer eine besondere Rolle in dem Leben von Chloe und ihrem Bruder gespielt.

Ich mag Geschichten, die auf zwei Zeitebenen spielen und in denen die Vergangenheit sich erst nach und nach enthüllt. Denn was letztendlich wirklich im Sommer 1939 auf Summerhill geschah, erfährt der Leser erst ganz zum Schluss.

Nicola Scott hat beide Ebenen mit sehr starken, sympathischen Frauen besetzt, deren Leben einem sehr nahe geht. Doch sie fügen sich nicht jammernd in ihr Schicksal, sondern erkämpfen sich ihren Weg.
Was mich persönlich sehr bewegt und zum Nachdenken gebracht hat, ist der jeweils frühe Verlust der Mutter. Das Einnehmen ihres Platzes durch die große Schwester und der so unterschiedliche Umgang damit. Auch das ist ein zentrales Thema des Romans.
Der historische Part, wie z.B. der Kriegsbeginn 1939, ist hingegen nicht mehr als eine Kulisse für Summerhill und spielt nur am Rande eine Rolle.

Das alles sind großartige Zutaten für eine spannende Geschichte.

Allerdings ist der Schreibstil der Autorin sehr weich. Angenehm zu lesen, keine Frage, auch emotional und doch fehlt mir das gewisse Etwas. Ich nenne das immer Bestseller-Schreibstil; angenehm flüssig, aber ohne Ecken und Kanten, was mich persönlich immer ein wenig Tiefe vermissen lässt.

Fazit: "Das Leuchten jenes Sommers" ist ein schöner, solider Roman über die Liebe und der heilenden Kraft der Freundschaft, der mich sehr gut unterhalten hat. Und ich freue mich sehr auf "Zeit der Schwalben", das Debut der Autorin.

Veröffentlicht am 28.04.2019

zeitloser Klassiker in frischem Gewand - ein Hörvergnügen für das ganze Familie

Das Gespenst von Canterville
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Ein Hörvergnügen für die ganze Familie!

Wer kennt ihn nicht, Sir Simon, das berühmt-berüchtigte Gespenst von Canterville? Seit 300 Jahren hat er sämtliche Schlossbewohner in Angst und Schrecken versetzt ...

Ein Hörvergnügen für die ganze Familie!

Wer kennt ihn nicht, Sir Simon, das berühmt-berüchtigte Gespenst von Canterville? Seit 300 Jahren hat er sämtliche Schlossbewohner in Angst und Schrecken versetzt und so manch einer hat sich nie wieder ganz davon erholt. Bis die Amerikaner kommen. Die Familie Otis glaubt nämlich nicht an Gespenster und alle Warnungen in den Wind schlagend, kaufen sie das Anwesen und wohnen fortan im Schloss.
Die erste Begegnung mit Sir Simon lässt natürlich nicht lange auf sich warten, doch sie verläuft anders als gewohnt.....

Der Audiobuch Verlag hat den Oscar Wilde Klassiker mit Oliver Rohrbeck neu vertont und damit ein Hörvergnügen für Jung und Alt geschaffen. Vielen ist der Sprecher vor allem durch die drei Fragezeichen bekannt, aber das vergisst man ganz schnell, denn er verleiht jeder Figur einen unverwechselbaren Charakter und eigene Stimme. Das macht Spaß und lässt die zeitlose Geschichte sehr frisch und lebendig wirken ohne dadurch ihren klassischen Charme zu verlieren.

Mich bringt "Das Gespenst von Canterville" jedes Mal zum schmunzeln, aber auch zum Nachdenken. Mit seinen rund 80 Minuten ein angenehmer Hörbuchhappen, den man immer wieder hören kann.

Ganz klare Hörempfehlung!

Veröffentlicht am 17.04.2019

sommerlich-leichte Familiengeschichte vor traumhafter Kulisse

Der Wind nimmt uns mit
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~ Kathi wäre jetzt unglaublich beeindruckt gewesen, aber Maya fiel es zunehmend schwer, echte Begeisterung für etwas zu empfinden. Sie hatte einfach schon so viel gesehen. Manchmal kam es ihr vor, als ...

~ Kathi wäre jetzt unglaublich beeindruckt gewesen, aber Maya fiel es zunehmend schwer, echte Begeisterung für etwas zu empfinden. Sie hatte einfach schon so viel gesehen. Manchmal kam es ihr vor, als hätte sie jedes Maß verloren. Alles musste immer höher, besser, schneller und voller Superlative sein. ~

Ja, Maya hat mit ihren 32 Jahren schon viel von der Welt gesehen. Als Reisebloggerin zieht es sie von Land zu Land. Hauptsache kein Stillstand, keine Stille und auf keinen Fall La Gomera, wo ihre Adoptivmutter wohnt. Denn seit sie durch einen puren Zufall erfuhr, dass Karo sie ihr Leben lang angelogen hat und gar nicht ihre leibliche Mutter ist, hat Maya jeden Kontakt abgebrochen, sie will nichts mehr mit ihr zu tun haben. Doch dann führt das Schicksal sie ausgerechnet nach La Gomera ~ aber es kann ja nicht so schwer sein, ein paar Tage einen großen Bogen um dieses Künstlerdorf El Guro zu machen, oder....

Eine sommerlich-leichte und doch bewegende Familiengeschichte vor der traumhaften Kulisse La Gomeras.

Die Geschichte hält, was das Cover verspricht, nämlich ganz viel Urlaubsfeeling und wer vorher noch nie auf La Gomera war, hat hinterher das Gefühl mit Maya einen Kurztrip dorthin gemacht und Teile der Insel mit eigenen Augen gesehen zu haben. Und es war herrlich; Land, Leute, Hippie- und Künstlerviertel - alles zum greifen nah.

Katharina Herzog hat ein Händchen für Charaktere, Emotionen und Landschaften. Ich bin regelrecht abgetaucht in Mayas Geschichte und letztendlich ihrer Suche nach sich selbst. Dabei hat mir sehr gefallen, dass sie zwar eine sichtbare Entwicklung durchmacht, aber glaubwürdig. Sie bleibt in ihren Handlungen ihrem Charakter treu. Ich fand die Figuren im Ganzen sehr authentisch, stark und lebendig. Und das sag ich auch zu den manchmal recht skurrilen Nebencharakteren; es muss ja nicht jeder so leben wie du und ich, und sie sorgen damit für so manchen Schmunzler.

Klar ist Mayas Geschichte vielleicht ein wenig vorhersehbar, aber das hat mir den Spaß an ihr nicht genommen und dann gibt es ja auch immer noch die kleinen Ausflüge in die Vergangenheit, in denen man häppchenweise erfährt, was damals wirklich geschehen ist, warum Karoline die Insel Hals über Kopf mit Maya und gefälschten Papieren verlassen hat. Das ist schon sehr spannend und emotional.

Katharina Herzog hat einen großartigen Schreibstil, der den Leser mitnimmt; flüssig, lebendig, angenehm leicht und trotzdem auch sehr emotional ohne kitschig zu sein. Das ist Kopfkino pur!

Fazit: "Der Wind nimmt uns mit" ist ein wunderschöner Wohlfühlroman, in dem es um Liebe und Freundschaft, Familie und ein Versprechen, Lügen und Verzeihen und vor allem bei sich selber ankommen geht. Und der traumhafte Schauplatz macht ihn zur perfekten Urlaubslektüre für alle daheimgebliebenen.

Veröffentlicht am 05.04.2019

aussergewöhnliche Geschichte - langsam erzählt und überraschend

Die verborgenen Stimmen der Bücher
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>> Ohne mich anzuschauen sagte sie "Es ist eine heilige Berufung, Emmett. Die Erinnerung eines anderen Menschen anvertraut zu bekommen... Den Menschen den tiefsten, dunkelsten Teil abzunehmen und sicher ...

>> Ohne mich anzuschauen sagte sie "Es ist eine heilige Berufung, Emmett. Die Erinnerung eines anderen Menschen anvertraut zu bekommen... Den Menschen den tiefsten, dunkelsten Teil abzunehmen und sicher zu verwahren, für immer." >>

Was sind wir ohne unsere Erinnerungen?

Emmett, der Sohn einer Farmerfamilie war schwer krank und fühlt sich immer noch unheimlich schwach. Buchbinderfieber, hieß es; er selbst kann sich kaum daran erinnern. Und plötzlich muss er die Farm, die er eigentlich einmal übernehmen sollte, verlassen und bei einer ominösen Buchbinderin in die Lehre gehen. Dabei waren Bücher in seinem Elternhaus immer verboten und wurden totgeschwiegen. Was ist wirklich geschehen und was hat es mit den Büchern auf sich?

Bridget Collins erzählt in "Die verborgenen Stimmen der Bücher" eine bewegende, aussergewöhnliche und auch sehr emotionale Geschichte.
Sie ist keinem direkten Genre zuordbar und man erfährt auch nicht, in welcher Zeit sie spielt. Rein sprachlich und von den Charakteren, würde ich sie historisch einordnen, mit einem Schuss Mystik. Obwohl es hier ganz klar um Bücher geht und die auch eine sehr wichtige Rolle spielen, ist es im Kern eine unheimlich starke Liebesgeschichte.

Ein Setting wie aus einem Bronte Roman. Düstere Grundstimmung, großartige, romantisch wilde Landschaften und stürmische, leidenschaftliche Charaktere. Man bekommt anfangs nur schrittchenweise Zugang zu ihnen. Das ist schon sehr spannend gemacht, vor allem, weil man den Weg gemeinsam mit Emmett und Lucian geht.

Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und wunderschön, aber auch sehr eigen und langsam. Und das entschleunigt tatsächlich auch beim Lesen. Es hat einen Ticken gedauert, bis es mich so richtig gepackt hat, aber dann mit solch einer Wucht, dass es mich gar nicht mehr losgelassen hat.

Fazit: Bridget Collins ist eine Geschichtenerzählerin, bei der man sich einfach zurücklehnen sollte, um komplett in ihre Welt einzutauchen. Es lohnt sich!