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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.03.2019

wunderschön poetisch - über Einsamkeit und die Wunden der Vergangenheit

Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta
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>>Als ob alle Menschen so wären wie Monsieur Dominique und die anderen die Seltsamen. Während sie zusieht, wie er den Blumenstrauß für diese Frau bindet, die es gar nicht mehr gibt, die nicht bezahlen ...

>>Als ob alle Menschen so wären wie Monsieur Dominique und die anderen die Seltsamen. Während sie zusieht, wie er den Blumenstrauß für diese Frau bindet, die es gar nicht mehr gibt, die nicht bezahlen wird und nicht zu sehen ist, bestätigt das nur ihr Gefühl, an einem ganz besonderen Ort gelandet zu sein.>>

Einfach nur wunderschön…..
Dieser Roman hat mich mit seinem poetischen, federleichten Schreibstil vollkommen in einen zauberhaften Bann gezogen.

Dreh- und Angelpunkt ist der Blumenladen "L`Étoile Manquant" dessen Besitzer Monsieur Dominique sagen wir mal, sehr liebenswerte Marotten hat. Seinem Charme und dem Zauber seines Ladens erliegen nicht nur Dona Mercedes und Dona Tilde, zwei Spanierinnen, die es in jungen Jahren nach Paris verschlagen hat, sondern auch die junge Violeta, auf der Suche nach einem Job.
Doch schon bald wird deutlich, dass jeder mit seiner Einsamkeit und den Schatten der Vergangenheit zu kämpfen hat.

"Manchmal werde ich ein wenig melancholisch, aber dann reiße ich mich gleich wieder zusammen. Melancholie ist wie ein altes Möbelstück, das nutzlos in der Ecke rumsteht, wackelt und Ungeziefer anzieht." (S.17)

Ein Spanier, der Romane im französisch-leichten bezaubernden Stil schreibt... Ich war mir nicht so sicher, dass das funktioniert. Doch schon der Prolog hat mich restlos überzeugt.

Maxim Huerta hat mit l`Étoile Manquant einen Pariser Eckladen geschaffen, der aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Er ist ein Treffpunkt, ein entschleunigter Raum in einer schnelllebigen Zeit, in dem Blumen eine Seele haben und ihr Besitzer ein Herz aus Gold.

Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, mit viel Liebe, teils brummeliger Herzlichkeit und vor allem Tiefe, sehr lebendig und sympathisch. Und jeder von ihnen hat seine ganz eigene Art mit der Vergangenheit umzugehen.

"Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta" ist eine Geschichte über das Alter, Freundschaft und Liebe, Verlust und Sehnsucht, Vertrauen, Einsamkeit und Glücklich sein, mit magischem Charme, Pariser Flair und wunderschön poetischen Sätzen, die nachdenklich machen und hängen bleiben.

Veröffentlicht am 23.02.2019

Eine Fabel über Liebe und Bestimmung oder die Geschichte von Blauperlen- und Schwarzperlenauge

Liebende
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>>Ach, Schwarzperlenauge hat sich so sehr verändert! Gibt es denn keine Liebe, die nie vergisst, wie sich das Herz anfangs gefühlt hat; keine Liebe, die sich niemals verändert?>>

Tag für Tag verbringt ...

>>Ach, Schwarzperlenauge hat sich so sehr verändert! Gibt es denn keine Liebe, die nie vergisst, wie sich das Herz anfangs gefühlt hat; keine Liebe, die sich niemals verändert?>>

Tag für Tag verbringt Blauperlenauge mit Schwarzperlenauge, sie sind zwei der Fische an den Windglocken, die am Tempel Unju-sa in Hwsun hängen. Der Legende nach, Liebende, die sich aus vielen Leben kennen und füreinander bestimmt sind. Doch nach all den Jahren vermisst Blauperlenauge die Leidenschaft. Er hat das Gefühl Schwarzperlenauge gleichgültig geworden zu sein. Und er träumt von einem anderen Leben....

Der Koreaner Jeong Ho-seung hat mit "Liebende" eine tiefsinnige, berührende, wunderschön poetische Fabel geschrieben, in die man einfach versinkt.

Ja, es ist lange her, dass ich zuletzt eine Fabel gelesen habe, aber schon mit seinen ersten Worten und Gedanken hat Blauperlenauge mich eingefangen. Es sind Sätze wie "Dabei wusste ich nur zu gut, dass das Heute, das ich mit Nichtstun verbrachte, das Morgen war, nach dem jemand, der Gestern gestorben war, sich sehr gesehnt hatte" (S. 15) oder "Wenn Liebe neu ist, spricht man viele Worte. Alte Liebe hingegen ereignet sich schweigend." (S. 16) die direkt ins Herz gingen und mich oft sehr nachdenklich gemacht haben.

Es gibt in dieser Geschichte viele Passagen, die lange nachhallen, manche fangen auch erst später an zu wirken; und in denen sich wohl jeder wiederfindet, der liebt oder geliebt hat.

Ich fand es wunderschön mit Blauperlenauge auf die Reise zu gehen und so manches Mal hätte ich den kleinen Fisch gerne bei seinen Abenteuern beschützt und behütet und an die Hand/Flosse genommen, um mit ihm das wahre Wesen der Liebe zu finden.

Dieses Büchlein ist ein Kleinod, eine Leseperle, die man ganz langsam und immer und immer wieder genießt.
Vervollkommnet wird es durch neun bunte Illustrationen von Gisela Goppel, die sich dem herrlich farbenfrohen Cover anpassen.

Fazit: Zum Selberlesen und zum Verschenken. Die Geschichte von Blauperlenauge wird jeder lieben.

Veröffentlicht am 11.02.2019

Anleitung zum achtsamen Lauschen

Vom Glück einen Vogel am Gesang zu erkennen
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>>Wer sich die Mühe macht, sich von Amselmusik nicht nur berieseln zu lassen, sondern genau zuzuhören, der wird feststellen, dass sie deutlich komplexer und auch komplizierter ist, als es zunächst den ...

>>Wer sich die Mühe macht, sich von Amselmusik nicht nur berieseln zu lassen, sondern genau zuzuhören, der wird feststellen, dass sie deutlich komplexer und auch komplizierter ist, als es zunächst den Anschein haben mag. Das Ende jedes Verses besteht aus einer raschen, stakkatoartigen Abfolge von Tönen - schnarrend, quietschend und höchst anspruchsvoll.>>

Eins vorweg, dies ist kein Buch in dem einem Vogelstimmen lautschriftlich vorgeträllert werden, zumindest sehr selten - vielmehr schafft es Simon Barnes, dass man selber aufmerksamer durch die Natur geht, sich Zeit nimmt Vögel zu beobachten und so mit seinen Hilfestellungen ihr zwitschern zuordnen kann.

Was mir während des Lesens immer wieder aufgefallen ist, man nimmt ihre Lieder als Hintergrundmusik täglich wahr, nimmt sich aber selten die Zeit um richtig zuzuhören. Es ist wirklich eine Frage der Achtsamkeit, denn ganz oft sitzt eine Amsel auf meinem Balkongeländer, also müsste ich ihren Gesang doch blind erkennen, oder. Kann ich aber nicht, weil ich erst jetzt anfange bewusst zu lauschen.
Aber keine Angst, der Autor nimmt einen dabei an die Hand und startet ganz geschickt im Winter, wo nur wenige Vögel zu hören sind.

Das Buch ist untergliedert in: erster Winter, erster Frühling, erstes Jahr und zweiter Frühling. Die Kapitel darin sind recht kurz und bieten eine gute Mischung zwischen Vorstellung der Vögel, zu denen der Autor immer viel Wissenswertes und vor allem nützliche und interessante Eigenheiten beisteuert, und allgemeine Kapitel wie Entstehung, Luftzirkulation im Körper, Gedichte über Lerchen, das Zuhören usw. Das lockert schön auf.

Was mich auch sehr positiv überrascht hat, Simon Barnes beschränkt sich nicht nur auf die heimischen Singvögel, sondern beschreibt genauso Watt-, Süsswasser-, Greifvögel, Gänse etc. Ich war selber verblüfft, wie viele Vögel ich dann doch bereits an ihren Liedern oder Rufen kannte.

Kommen wir noch kurz zur Aufmachung des Buches, denn die ist einfach traumhaft. Die Kapitel werden größtenteils von farbigen, filigranen Zeichnungen begleitet, wie es sich schon am Rotkehlchen auf dem Cover zeigt. Wunderschön! Jede für sich ein Blickfang zum Innehalten.

Fazit: "Vom Glück ein Vogel am Gesang zu erkennen" ist ein Kleinod und lehrt uns in erster Linie Achtsamkeit. Vögel einfach mal zu beobachten und zu belauschen, denn Vogelstimmen kann nur erkennen, wer zuhört und mit offenen Ohren durch Wald und Wiesen geht. Es ist kein klassisches Vogelstimmen-Erkennungs-Buch, aber mir hat es mehr gebracht, als wenn ich mir CDs mit Vogelgesang anhöre, die ich bei mir im Umfeld immer nur schwer zuordnen kann.

Veröffentlicht am 11.02.2019

Intelligenter Spannungsroman um die Abgründe der menschlischen Seele und

Das Echo der Wahrheit
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>>Dies hat mich zu der Frage geführt: Welche Art von Realität beschreibt jemand eigentlich unter Hypnose - die Realität dieses einzigartigen und unwiederholbaren Augenblicks, die sogenannte "objektive" ...

>>Dies hat mich zu der Frage geführt: Welche Art von Realität beschreibt jemand eigentlich unter Hypnose - die Realität dieses einzigartigen und unwiederholbaren Augenblicks, die sogenannte "objektive" Wirklichkeit? Die vom Hypnotiseur suggerierte "subjektive" Wirklichkeit? (…) Kommuniziert der Mensch, was er zu sehen glaubt, oder nur das, wovon er annimmt, dass sein geistiger Führer, der Therapeut, es von ihm hören möchte?>>

Eugene Chirovici schaffte mit seinem außergewöhnlichen Roman "Das Buch der Spiegel" über Nacht den Durchbruch. Ich muss gestehen, dass ich wohl eine der wenigen bin, die ihn bislang noch nicht gelesen hat. Allerdings nicht mehr lang, denn "Das Echo der Wahrheit" hat mich vollkommen in den Bann gezogen. Ich habe schon lange nicht mehr einen so gekonnt zusammengesetzten und megaspannenden Roman gelesen.

Er lässt den Leser geschickt sehr lang im Dunkeln tappen. Man spürt, dass etwas nicht stimmt, kann es aber nicht benennen. Und selbst als ich zum Ende hin einen vermeintlich genialen Einfall hatte, wurde ich trotzdem nochmal überrascht. Der Autor brilliert hier mit einer wirklich cleveren Auflösung.

Er spielt mit dem Leser und seinen Protagonisten. Er seziert sie förmlich und lässt den Psychiater Cobb immer tiefer in die Psyche seiner Figuren eintauchen.
Das ist spannend und absolut interessant. Vor allem durch den ungewöhnlichen Erzählstil. Und auf den sollte man sich wirklich einlassen, denn weil ich so gebannt war und das Buch kaum aus der Hand zu legen vermochte, konnte ich über ein-zwei Dinge hinwegsehen, wie ein Tagebuch, das unter mehr als kuriosen Umständen auftaucht oder dass Cobb eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben hat und trotzdem überall mit der Geschichte hausieren geht. Aber im Großen und Ganzen fielen sie nicht ins Gewicht.

Der Spannungsbogen ist wirklich konstant hoch und der Schreibstil dabei recht einfach und angenehm. Die Geschichte kommt ohne Schockmomente und viel Blutvergießen aus. Die Tat liegt in der Vergangenheit und bleibt an sich erstmal ziemlich mysteriös, man weiß gar nicht so genau was damals in dieser schicksalsträchtigen Nacht in Paris geschah. Auch Joshua Fleischer kann sich nur bruchstückhaft erinnern. Kurz vor seinem Tod will er jedoch endlich Gewissheit haben, er engagiert Cobb um mit Hilfe von Hypnose an einige tief in seinem Unterbewusstsein vergrabene Antworten zu kommen. Für Cobb ist es der Beginn einer Reise und eines vielschichtigen Rätsels.

Fazit: "Das Echo der Wahrheit" ist ein psychologischer Spannungsroman, dessen Entstehung noch vor dem "Buch der Spiegel" liegt und der sich mehr mit dem Warum einer Tat als dem klassischen Wer-ist-der-Mörder-Spiel befasst. Und das ist, wie ich finde, meisterhaft gelungen. Für mich eine tolle Neuentdeckung und ich freue mich auf mehr von Eugene Chirovici.

Veröffentlicht am 11.02.2019

Eine starke mutige Frau, die ihren Weg geht

Allee unserer Träume
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>>Je länger sie allerdings der aufgeregten Eitelkeit um sich herum zuhörte, umso lächerlicher kamen diese Männer ihr plötzlich vor. Als wäre keiner von ihnen in der Lage, weiter zu planen als bis zu den ...

>>Je länger sie allerdings der aufgeregten Eitelkeit um sich herum zuhörte, umso lächerlicher kamen diese Männer ihr plötzlich vor. Als wäre keiner von ihnen in der Lage, weiter zu planen als bis zu den einzelnen Bauten, mit denen jeder sich sein persönliches Denkmal setzen wollte.>>

In "Allee unserer Träume" verknüpft das Autorenduo Ulrike Gerold und Wolfram Hänel geschickt historische Begebenheiten mit ihrer Handlung.

Die Geschichte spielt auf zwei Ebenen, einmal der Zeitraum um 1940 und dann ab 1950 bis in die Gegenwart, wobei der erste Strang irgendwann in den zweiten übergeht. Ich fand die jeweiligen Wechsel sehr harmonisch und passend, so bekommt man immer wieder einen Einblick in Ilse`s Vorgeschichte. Ilse, die Hauptprota, die als Kind schon die Bauzeichnungen ihres Vaters vollendet hat und später mutig die Chance ergreift an der baulichen Gestaltung und Entstehung der Karl-Marx-Allee in Berlin mitzuwirken. Doch das hat seinen Preis....

Der Schreibstil der beiden Autoren ist bildhaft und sehr angenehm. Auf der anderen Seite aber auch relativ sachlich und distanziert. Man kommt an die Charaktere nur in seltenen Momenten richtig ran, die sind dann dafür aber umso eindrücklicher. Schon irgendwie passend zu der Generation um die es hier geht.

Der Roman gibt einen interessanten Einblick in den Beginn der DDR, das Gefühl der Trennung vom Westen, auch ohne Mauer, die andere Denkweise.
Es ist ein schönes Porträt der 50-iger Jahre und man ist quasi bei der Entstehung der Karl-Marx-Allee und vor allem der Idee, die dahinter steckte, live dabei - leider auch bei ihrem Verfall.

Fazit: "Allee unserer Träume" ist ein spannender und interessanter historischer Roman und hat mir so manche neue Einblicke gebracht. Und obwohl der Roman schon über 500 Seiten hat, wäre ich so manches Mal gerne noch tiefer eingetaucht.