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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.11.2018

modernes Schauerstück

Mörderische Renovierung
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Es liegt keine dunkle Aura über Axton House, kein permanenter Sturm dräut darüber. (...) Axton House ist einfach ein Haus. Bestenfalls ein schönes Klischee. Es vermag nicht den Eindruck zu erwecken, es ...

Es liegt keine dunkle Aura über Axton House, kein permanenter Sturm dräut darüber. (...) Axton House ist einfach ein Haus. Bestenfalls ein schönes Klischee. Es vermag nicht den Eindruck zu erwecken, es wäre der Ursprung alles Bösen.

Ein geheimisvolles Erbe, das der 23-jährige A. und seine stumme Gefährtin Niamh da antreten: ein altes Gemäuer, vermacht von einem unbekannten Cousin 3. Grades, der letzte Spross der Wells-Familie.
Doch Axton House hat einen unheilvollen Ruf, der vom Selbstmord seines Vorbesitzers und Geistergeschichten noch verstärkt wird.
Und irgendwann müssen sich A. und Niamh die Frage stellen; haben sie hier wirklich nur ein Haus geerbt?

~ ~ ~ *

Ein modernes Schauerstück mit einem sehr aussergewöhnlichen Erzählstil.
Das hat Edgar Cantero schon ganz geschickt gemacht,, denn dieser stete Wechsel von Briefen, Kameraaufzeichnungen, Träumen, wissenschaftlichen Abhandlungen usw., geben der Geschichte ein gewisses Tempo, Pfiff und vor allem Atmosphäre. Mir persönlich hat das richtig gut gefallen.
Es war so abwechslungsreich und kurzweilig, das gar keine Längen aufkommen konnten. Anfangs wusste ich mit den Träumen z.B. wenig anzufangen, aber da es immer nur kurz eingestreute Passagen waren, hat es tatsächlich auch nicht gestört oder sich gezogen. Und wenn man dann die Daseinsberechtigung dieser Abschnitte erkennt, sieht man das Ganze nochmal mit anderen Augen.

Die Geschichte, die Edgar Cantero erzählt, ist unheimlich clever und offenbart sich erst unmittelbar zum Schluss. Der Schreibstil ist, wie gesagt, recht einfach, flüssig und mega interessant gestaltet - die Charaktere, stark und undurchsichtig bis zum Schluss.

Ins Krimi Genre würde ich "Mörderische Renovierung" allerdings nicht stecken, wobei ich die Übersetzung des Original Titels "The supernatural Enhancements" auch nicht wirklich gelungen finde.
Die Story ist spannend, keine Frage, aber in erster Linie einfach unheimlich interessant und mit leichten Schauerelementen durchzogen. Man sollte vielleicht ein wenig aufgeschlossen der Freimaurerei, A. Crowley, E.A. Poe und der Alchemie sein - ich glaube, die Mischung trifft es ganz gut, obwohl es weder was mit Crowley, Poe etc. zu tun hat.

Fazit: "Mörderische Renovierung" ist eines dieser Bücher, die man entweder liebt oder nichts mit anfangen kann - ein Mittelweg ist da eher schwierig. Wer sich drauf einlässt, den erwartet ein ungewöhnlicher Roman, mit einer cleveren Geschichte. Für jeden, der Spass am aussergewöhnlichen hat.

Veröffentlicht am 21.10.2018

Tiefe Einblicke in das Leben der Königin, Frau und Mutter

Queen Victoria
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Sie vermochte zu lieben und sie vermochte zu hassen, aber wie man regierte, das wusste sie noch immer nicht.

Queen Victoria ist eine Biographie, die vor allem Frauen ansprechen wird, da der Schwerpunkt ...

Sie vermochte zu lieben und sie vermochte zu hassen, aber wie man regierte, das wusste sie noch immer nicht.

Queen Victoria ist eine Biographie, die vor allem Frauen ansprechen wird, da der Schwerpunkt im privaten Bereich Queen Victorias liegt.

Im ersten Moment hat man das Gefühl, das Buch erschlägt einen förmlich, mit seinem recht grossen Format und knapp 600 Seiten. Dann beginnt man zu lesen und ist auf Schlag derart gefesselt, dass man es gar nicht mehr aus der Hand zu legen vermag.

Man hat das Gefühl einen spannenden Roman zu lesen und weniger eine trockene Biographie. Julia Baird zeigt Queen Victoria von einer nicht ganz so bekannten Seite. Sie vermittelt ein sehr persönliches, sehr menschliches, aber auch ungeschöntes Bild der Königin. Von ihrer Geburt bis zum Tod, den Eltern, ihrer Ehe mit Albert, Kindern und vor allem auch ihren Weggefährten und Vertrauten.
Und das macht es wahrscheinlich so spannend. Dadurch, dass sich die Autorin viel Zeit für ihre Kindheit, die Beziehung zur Mutter und deren Lebensgefährten, sprich, das komplette Umfeld nimmt, wächst einem das Kind ans Herz und man kann viele ihrer Wesenszüge besser nachvollziehen.

In dieser vielschichtigen Biographie nimmt man Victoria nicht nur als Königin, sondern auch sehr stark als Ehefrau und Mutter wahr, deren Mann ihr zeitweise das Zepter quasi aus der Hand nimmt und das Land regiert, während sie mit Schwangerschaften und Kindererziehung beschäftigt ist.

Fairerweise muss man sagen, dass durch diesen Schwerpunkt auf den privaten Bereich, manchmal politische Aspekte nicht immer ganz so vertieft werden. Selbstredend wird auf Ereignisse wie der Krim- oder die Burenkriege eingegangen, aber wenig auf die Beteiligung Victorias. Gefehlt hat mir das aber auch nicht wirklich.

Kommen wir mal zum Schreibstil, der, wie ich finde, bei einem solchen Mammutwerk, eine sehr wichtige Rolle spielt. Julia Baird weiss definitiv zu fesseln und unterhalten. Sie lässt sowohl Zitate als auch Briefe in ihren Text miteinfliessen, hier und da begleitet von Bildern. Sehr angenehm finde ich auch, dass die Autorin auf störende Fussnoten verzichtet. Dafür gibt es im Anhang ein fast 100 seitiges Verzeichnis (Anmerkungen, Quellen und Bildnachweisen). Bei diesem Thema, bei dem ich nicht immer gleich die Quelle benötige, sehr passend und stört den Lesefluss nicht.

Fazit: Eine großartige Biographie über eine aussergewöhnliche und sehr starke Frau, die ihr Land 63 Jahre lang regierte. Absolut lesenwert - nicht nur für Fans.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Leben mit Mukoviszidose

Verschieben wir es auf morgen
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Wieder brach eine Welt in mir zusammen. Mit sichtbarem Sauerstoffschlauch rumzulaufen - damit wäre das Ende der Fahnenstange erreicht. Mein Doppelleben würde auffliegen. Erwischt!

Leben mit Mukoviszidose
...und ...

Wieder brach eine Welt in mir zusammen. Mit sichtbarem Sauerstoffschlauch rumzulaufen - damit wäre das Ende der Fahnenstange erreicht. Mein Doppelleben würde auffliegen. Erwischt!

Leben mit Mukoviszidose
...und das ist schon ein bemerkenswertes, ein aussgewöhnliches Leben, das die Theaterschauspielerin Miriam Maertens führt.

Ihr Buch ist eine gelungene Mischung aus Biographie und Erfahrungsbericht. Sie erzählt von ihrer Kindheit, ihrer Familie, dem Theater und dem Doppelleben, das sie führt. Stets darauf bedacht, dass die Aussenwelt sie nicht als "krank" wahrnimmt. Auf der anderen Seite, das Leben mit Muko, die ständige Bedrohung, die über einem liegt, Krankenhausaufenthalte, tägliche 3-Stunden-Pflege der Lunge usw.

Ich fand es faszinierend, wie leichtfüssig und flüssig der Schreibstil ist, ohne dabei auch die Angst und den Ernst der Lage aussen vor zu lassen. Ich habe es an einem Nachmittag verschlungen und mich dann tatsächlich gefragt: War es vielleicht zu oberflächlich, weil es sich so wegliest? Aber das ist es ganz und gar nicht, sondern einfach sehr gut geschrieben und klasse vermittelt. Klar, es gibt immer Stellen, die man persönlich vielleicht gerne tiefer gehabt hätte, aber die Autorin andere Schwerpunkte setzt. Aber Miriam Maertens lässt ihre Leser da oftmals schon sehr nah und ungeschont an sich heran. Das und ihre gnadenlose Ehrlichkeit machen das Buch lesenswert.

Miriam Maertens ist ohne Zweifel eine bewundernswerte Frau mit einer unheimlich starken Persönlichkeit, deren Lebensweg sehr klar aufzeigt, wie wichtig der Umgang mit einer Krankheit oftmals für den Verlauf und vor allem die Lebensqualität ist. Jeder wird sich fragen, ob er selbst immer die Stärke gehabt hätte.

Fazit: Ich bin weder ein Theaterfan noch kenne ich jemanden mit Mukoviszidose und dennoch habe ich dieses Buch verschlungen.
Ein Erfahrungsbericht, der Mut macht, zum Nachdenken anregt und einen starken Weg zeigt, mit Krankheiten umzugehen.

Veröffentlicht am 14.10.2018

Wohlfühlroman mit einem Schuss Action

Der Himmel über den Black Mountains
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"Ich hab ja schon verstanden", sagte sie gutmütig. "Kriege ich nun eine Anzeige?" Jack warf ihr einen belustigten Blick zu. "Für die Farbe des Wagens würde ich ihnen gerne eine geben. Aber nein, Gutgläubigkeit ...

"Ich hab ja schon verstanden", sagte sie gutmütig. "Kriege ich nun eine Anzeige?" Jack warf ihr einen belustigten Blick zu. "Für die Farbe des Wagens würde ich ihnen gerne eine geben. Aber nein, Gutgläubigkeit ist nicht strafbar."

Von der Bankangestellten zur Farmerin - so schnell kann es gehen.
Als Emma von ihrer Tante eine Farm in Wales erbt, denkt sie schon 2x darüber nach, ob sie das Erbe antreten soll. Doch letztendlich bricht sie ihre Zelte in London ab, schwingt sich hinter das Steuer ihres neu erworbenen Range Rovers und wagt das Abenteuer.

In Michaelchurch erwartet sie nicht nur eine Dorfgemeinschaft, die zusammen durch dick und dünn geht, sondern auch zwei attraktive Junggesellen, die Brüder Jack und Ben.

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Was gibt es Schöneres, als sich an einem Herbsttag mit einem tollen Schmöker im Sessel einzukuscheln....
"Der Himmel über den Black Mountains" ist dafür perfekt geeignet. Ein Wohlfühlbuch zum Wegträumen. Es hat alles, was es braucht und noch ein klein bisschen mehr; Sympathische und liebenswerte Protagonisten, Tiere mit Charme und Charakter, ein traumhaftes, aber auch sehr authentisches Setting und eine Geschichte zum dahinschmelzen.

Ich geb zu, der Actionpart hat mich schon leicht überrascht, denn langweilig wäre es ohne ihn auch nicht geworden. Momentan scheint es aber irgendwie dazuzugehören. Liegt also voll im Trend, ist aber nicht immer ganz so meins. Am meisten hat mich wahrscheinlich gestört, dass es die Authentizität am Ende ein bisschen zerschiesst.

Aber eigentlich ist das meckern auf hohem Niveau, denn Alexandra Zöbeli versteht ihr Handwerk. Der Schreibstil ist bildhaft und flüssig, der Humor großartig und alles in allem ist "Der Himmel über den Black Mountains" eine sehr unterhaltsame Geschichte, mit so einigen überraschenden Ideen und Wendungen, die einfach Spass macht.

Mir gefällt vor allem Emma mit ihrem starken Charakter. Sie steht zu ihren Überzeugungen, auch wenn sie dafür manchmal ziemlich unkonventionelle Wege gehen muss. Aber auch der brummige Polizist Jack und der unkomplizierte Tierarzt Ben, sind nicht nur optisch eine Augenweide, sondern haben auch charakterlich einiges zu bieten.

Fazit: Ein toller Roman mit einer einzigartigen Dorfatmosphäre, in guten wie in schlechten Zeiten und einer wunderschönen, romantischen Liebesgeschichte. Was braucht man mehr?

Veröffentlicht am 01.10.2018

Sehnsuchtsorte

Blau Türkis Grün
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Dies ist die Geschichte einer Frau, die sich im Laufe ihres Lebens immer wieder verliebt. Immer wieder neu. Einmal verliebt sie sich in die Farbe Blau, dann in die Farbe Grün, auch in Türkis, Hellblau, ...

Dies ist die Geschichte einer Frau, die sich im Laufe ihres Lebens immer wieder verliebt. Immer wieder neu. Einmal verliebt sie sich in die Farbe Blau, dann in die Farbe Grün, auch in Türkis, Hellblau, Schwarzblau, Blaugrün und natürlich in die kristallklare Schönheit des Wassers verliebt sie sich.

"Blau Türkis Grün" sind Momentaufnahmen. Kein klassischer Reisebericht, sondern eine recht gelungene Mischung aus Fotos, Tagebuch-Gedankensplitter und Reisebericht.

Dabei geht die Skipperin Mareike Guhr, die insgesamt 4,5 Jahre unterwegs war, auch nicht chronologisch vor. Es sind jeweils kurze Einblicke, die sie dem Leser vermittelt - mal mehr, mal weniger tief.

Ich persönlich hätte gern mehr über das tägliche Leben auf dem Wasser, das Miteinander sowie Land und Leute gelesen. Das hat mir in anderen Büchern schon besser gefallen.

"Blau Türkis Grün" besticht in erster Linie mit qualitativ hochwertigen, traumhaften Fotos, auch Unterwasseraufnahmen und den Gedankensplittern, die sich textlich durch Schreibmaschinenstil abheben.

Selbstredend unterhalten auch die Reiseberichte, aber da hab ich mir halt manchmal mehr gewünscht. Vor allem auch, weil es keine Chronologie gibt, sondern nur Stationen und Situationen hervorgehoben werden.

Fazit: Wen traumhafte Bildaufnahmen begeistern und wer sich an Sehnsuchtsorte wegträumen möchte, der ist hier genau richtig. Wer dazu noch mehr über Land und Leute erfahren möchte, dem sind die Texte evtl. das ein oder andere Mal zu dürftig.
Mich hat es trotzdem großartig unterhalten und ich blättere gerne immer wieder mal durch und träume mich weg.