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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.06.2020

Vater und Sohn - herzzerreissend männlich

Pandatage
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* Zurück im Wohnzimmer, nahm Danny die Tassen und Teller vom Tisch. Er kippte Wills unangetasteten Tee in den Ausguss und warf seinen ungegessenen Toast in den Müll. Es war der gleiche Ablauf wie beinahe ...

* Zurück im Wohnzimmer, nahm Danny die Tassen und Teller vom Tisch. Er kippte Wills unangetasteten Tee in den Ausguss und warf seinen ungegessenen Toast in den Müll. Es war der gleiche Ablauf wie beinahe jeden Tag seit dem Unfall. *
"Pandatage" ist eines dieser ganz seltenen Bücher, die einem ganz leise tief unter die Haut gehen. Da ist diese ganz feine Melancholie, die Trauer, das Leben, das weitergeht und alles umrahmt von einem gnadenlos lakonischen Humor, so dass man trotz allem immer wieder schmunzeln muss und Danny auch irgendwo bewundert. James Gould-Brouwn erzählt die Geschichte von Danny und seinem Sohn Will mit so einer Leichtigkeit und Tiefe, die ihresgleichen sucht.
Seit Wills Mom vor über einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben kam, hat der 11-jährige kein Wort mehr gesprochen. Danny, generell nicht grade ein Glückspilz, versucht alles, um für seinen Jungen da zusein, aber auch er hat seine Frau und beste Freundin verloren und es fällt ihm schwer von ihr zu sprechen. Als er jetzt auch noch seinen Job verliert und sowieso schon mit der Miete im Rückstand ist, kommt er auf die glorreiche Idee als Strassenkünstler im Pandakostüm aufzutreten. Will, der von alledem nichts ahnt, vertraut sich ausgerechnet diesem lausigen Panda an und beginnt zu reden.....
….und es bricht einem fast das Herz. Danny und Will sind wirklich tolle Charaktere, die beide sehr trauern, nur jeder auf seine ganz eigene Art und Weise. Und da sind sie dann, diese Momente, die trotz der charmant lakonischen Art, wie Pfeile treffen. Die Trauer, die Emotionen und warum sich jeder so verhält, wie er es seit dem Unfall tut, ist unheimlich realistisch beschrieben und ganz ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Männlich emotional halt - und wahrscheinlich kommt es deswegen umso stärker an.
Auch die Nebenfiguren, wie Dannys ehemaliger Kollege und Kumpel Ivan, einer von den ganz harten, mit weichem Kern, wenn keiner hinschaut oder die Stripperin Chrystal bis hin zum empathischen Lehrer sind absolut großartig und mit feinem Humor und Herzblut angelegt.
Es ist eine Geschichte über Vater-Sohn Beziehungen, Trauer, Verzweiflung, aber auch über Mut, Veränderungen und tiefe Freundschaft. James Gould-Bourne erzählt sie skurril, emotional, humorvoll schräg und vor allem unheimlich warmherzig und schafft es so dem Leser unter die Haut zu gehen.

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Veröffentlicht am 14.06.2020

abwechslungsreiche Kurzgeschichten

Des Nachts auf kaltem Wege
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* Ich weiß, dass man mir alles nie vergeben wird. Ich selbst kann es nicht, Gott kann es nicht. Niemand kann es. Und doch hörte ich nie damit auf. *
Abwechslungsreiche Kurzgeschichten, mit deren Bewertung ...

* Ich weiß, dass man mir alles nie vergeben wird. Ich selbst kann es nicht, Gott kann es nicht. Niemand kann es. Und doch hörte ich nie damit auf. *
Abwechslungsreiche Kurzgeschichten, mit deren Bewertung ich mich ein bisschen schwer tue. Denn so unterschiedlich die Themen sind, so unterschiedlich ist auch das Niveau.
Bei der ersten Geschichte "Des Nachts auf kaltem Wege" hat mir der Schreibstil nicht wirklich gefallen (und ich wusste auch gar nicht, dass der Wald einen "Fußboden" hat). Ich war nicht grade angetan und trotzdem hat mich die Story irgendwie in ihren Bann gezogen. Ich gebe zu, das hat mich verwundert und sofort weiterlesen lassen. Zum Glück, denn es folgten teilweise richtig gute Geschichten.
Die Erste allerdings ist und bleibt unter den Schwächsten, denn auch das Ende konnte mich nicht wirklich überzeugen. Ab ""Nacht und Nebel" ging es dann sehr viel runder zu und auch der Schreibstil war besser, viel smoother.
Im Großen und Ganzen haben mich drei Geschichten richtig gepackt (5 Sterne), vier waren klasse mit leichten Schwächen (4 Sterne) und die restlichen 3 ganz okay. Was jedoch alle Stories gemein haben ist eine dichte und unheimliche Atmosphäre. Das und ein gelungener Twist oder Augenzwinkern am Ende, machen für mich eine gute Kurzgeschichte aus. Und das gelingt Jessica Pietschmann sehr gut.
Für diese kleine Sammlung gibt es von mir 4 Sterne!

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Bewegendes Familiengeheimnis

Die verlorene Frau
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* "Wer hat noch gesagt, dass die Geschichte nicht mehr als ein Netz aus Lügen ist, auf das man sich geeinigt hat? Napoleon?" *
Ein spannender und zum Schluss sehr bewegender Roman.
1960: Es ist eine stürmische, ...

* "Wer hat noch gesagt, dass die Geschichte nicht mehr als ein Netz aus Lügen ist, auf das man sich geeinigt hat? Napoleon?" *
Ein spannender und zum Schluss sehr bewegender Roman.
1960: Es ist eine stürmische, unruhige Nacht, in der die 13-jährige Rebecca von einem Klopfen an der Haustür und den verzweifelten Schreien ihrer Mutter geweckt wird. Es ist die Nacht, in der ihr Vater Jacob, ein durch den Krieg gezeichneter, sehr gewalttätiger und unberechenbarer Mann, ihre Mutter zu Tode prügelt und sich t. Polizeibericht selbst richtet. Rebecca wächst daraufhin bei ihrem besten Freund Harvey und seinem Vater auf.
2014: Harvey bringt seine in den Wehen liegende Tochter Jessie ins Krankenhaus, wo sie eine kleine Tochter zur Welt bringt. Die Kleine hat eine Infektion und benötigt Antibiotika; doch noch in der Nacht verschwinden Mutter und Tochter spurlos. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Und Rebecca muss sich ihrer eigenen Vergangenheit und den tiefsten Geheimnissen ihrer Familie stellen....
Es ist mein erster Roman von Emily Gunnnis und am Ende erzählt sie eine sehr starke, emotionale Geschichte, die mich sehr berührt hat. Sie fesselt von der ersten Seite an, denn obwohl man sich einiges, was damals in besagter Nacht geschah, zusammenreimen kann, ergibt sich tatsächlich erst ganz zum Schluss ein komplettes Bild.
Die Autorin hat einen unheimlich angenehmen und flüssigen Schreibstil und erschafft dennoch fast durchgehend eine düstere, beklemmende Grundstimmung. Durch die Suche nach Jessie und dem Baby und die unglaublich oft wechselnden Perspektiven, ist die Story sehr temporeich. Aber, und dafür ein großes Lob an die Autorin, man verliert nie den Überblick, da die Abschnitte nicht nur zeitlich und zur Person zugeordnet, sondern weil die Charaktere auch unheimlich gut ausgearbeitet sind. Man hat ein sehr klares Bild von ihnen vor Augen, so dass die Perspektivwechsel - wenn auch rasant - unanstrengend sind. Manchmal waren es mir jedoch fast schon zu viele Perspektiven und ich hätte einfach gerne länger bei einer Person verweilt und dadurch auch mehr erfahren, aber so bleibt die Spannung natürlich konstant hoch.
Am besten haben mir die Tagebuchaufzeichnungen von Harriet über ihr Leben mit Jacob gefallen - eine unheimlich taffe und sehr charakterstarke Frau, die mir sofort sympathisch war und mich so manches Mal überrascht hat. Die meisten anderen Charaktere sind eher sperrig, was aber nicht minder interessant ist und sich ganz klar durch ihre jeweilige Vergangenheit erklärt.
"Die verlorene Frau" ist eine vielschichtige und sehr spannende Familiengeschichte. Man bekommt zwar immer nur bröckchenweise Einblicke, ob von Rebecca, Harriet, Harvey oder auch Iris, aber auf den letzten Seiten wenn sich langsam alles zusammenfügt, nimmt die Geschichte noch einmal richtig Fahrt auf und man mag das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bis auch das letzte Puzzleteilchen an seinem Platz ist und eine berührende Geschichte enthüllt.

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Veröffentlicht am 12.06.2020

humorvoll-romantischer Schottland-Trip

Ein Schotte kommt selten allein
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* Mir eilt ein gewisser Ruf voraus. Dabei bin ich gar nicht so zynisch, wie meine Freunde mir unterstellen - das ist nur meine konstruktiv-kreative Art, gewisse Menschen zu ertragen. Etwa, wenn sie mir ...

* Mir eilt ein gewisser Ruf voraus. Dabei bin ich gar nicht so zynisch, wie meine Freunde mir unterstellen - das ist nur meine konstruktiv-kreative Art, gewisse Menschen zu ertragen. Etwa, wenn sie mir wasserköpfige Reisemaskottchen drei Zentimeter vors Gesichter halten, wie Gregory es grade tut. *
So hatte Janne sich das nicht vorgestellt. Klar wollte sie unbedingt mal nach Schottland, aber bestimmt nicht mit einer organisierten Bustour und schon gar nicht alleine. Da haben ihre Freundinnen sich zu ihrem runden Geburtstag ja was Tolles einfallen lassen; denn kneifen gilt nicht....
Wer schon immer mal nach Schottland reisen wollte, sollte das unbedingt mit Karin Müller und Janne tun - und wen Schottland bislang noch nie näher interessiert hat, wird nach diesem Buch garantiert hinwollen. Was für eine Reise...
Ich saß buchstäblich neben Janne im Bus und habe mit ihr Land und Leute entdeckt. Das ist so bildhaft, lebendig und mit Herzblut geschildert, dass man die Landschaft und Sehenswürdigkeiten ganz klar vor Augen hat und in ein Schottlandfeeling verfällt, aus dem man nur schwer wieder auftauchen mag.
Auch die Charaktere sind großartig. Janne ist eine sympathische kleine Besserwisserin, die ihren Mund oftmals nicht halten kann und mit Männern leider zu viele negative Erfahrungen gemacht hat. Alex dagegen ist schon irgendwie ein schottischer Traumtyp und trotzdem zweifelt man immer wieder an ihm und man wird einfach das Gefühl nicht los, dass er etwas verschweigt. Und die Nebencharaktere? Die sind zum Niederknien. Angefangen von Reiseleiter Gregory, mit seinem Begleiter, der Braveheart-Puppe, über die lautstarke Kölner Mädels Clique in totaler Jamie-Manie, bis hin zu den alten Herren der "Whisky and Nature" Reisegruppe.
Dieser Roman hat wirklich alles, was großartige Unterhaltung braucht. Zu Beginn die humorvolle Busreise, später wird es dazu noch romantisch - der Humor kommt aber auch hier nicht zu kurz. Und der ist wirklich grandios, nie aufgesetzt oder platt.
"Ein Schotte kommt selten allein" ist ein absoluter Glücksgriff und die perfekte Sommerlektüre! Lesen, lesen, lesen!!!

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Ankommen

Endlich eins
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* Er hat Recht, das weiß ich. Doch diese innere Unruhe hat mich wieder fest im Griff. *
Es ist ein Gefühl, als ob man nach Hause kommt, nach Lonstrup zu Inken, Leif & Co. Das ist schon phänomenal. Obwohl ...

* Er hat Recht, das weiß ich. Doch diese innere Unruhe hat mich wieder fest im Griff. *
Es ist ein Gefühl, als ob man nach Hause kommt, nach Lonstrup zu Inken, Leif & Co. Das ist schon phänomenal. Obwohl ich Quereinsteigerin war, verbindet mich inzwischen unheimlich viel mit den Freunden und sie alle sind mir ans Herz gewachsen.
Sechs Jahre sind mittlerweile vergangen. Liv hat grade viel um die Ohren und sie zieht sich immer mehr zurück, im Bistro steppt der Bär und auch um Leif macht Inken sich zunehmend Sorgen. Sie kann nicht mehr schlafen, ihre innere Unruhe wird immer stärker. Und dann taucht auch noch ein Unbekannter auf, der mit Olav sprechen will...
Es ist einfach großartig wieder nach Lonstrup heimzukehren! Man wünscht sich, dass diese Reihe niemals enden wird und man irgendwann die nächste Generation in Dänemark besuchen darf. Die Autorin versteht es geschickt mit dem ganz alltäglichen Leben, den kleinen und großen Sorgen und auch Unvorhersehbarem zu fesseln. Das ist schon richtig großes Kino. Man ist emotional mit den Charakteren verbunden und kann so vieles nachvollziehen - man macht sich ja selber schon Gedanken um Leif und Skade, die ja nun auch nicht jünger werden.
Es ist schon eine ganz besondere Atmosphäre des Zusammenhalts und der Freundschaft, die Inken Ibsen mit ihrer Endlich-Reihe erschaffen hat. Ihre Figuren sind authentisch und aus dem Leben gegriffen, jeder kann sich mit ihnen identifizieren. Was mir besonders gefällt, die Figuren sind beständig, egal ob sie eine große Rolle haben oder mal eher im Hintergrund bleiben. Ich habe mich total gefreut, den kleinen Pelle wieder zutreffen und auch von Helene gibt es so einiges Neues. Eine große Prise Strand- und Nordseefeeling, sowie ganz viel Tierliebe dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Inken Ibsen hat einen herrlich lebendigen und packenden Schreibstil der begeistert und auch diese Auszeit in Lonstrup war viel zu rasch vorüber. Ich freue mich schon jetzt unheimlich auf den 6. Band und kann es kaum erwarten.
Ich bin großer Fan dieser Reihe und für alle, die sie noch nicht entdeckt haben, einfach mit "Endlich bin ich" starten und Inken und Leif kennenlernen.

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