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Veröffentlicht am 08.06.2020

schlichter Krimi mit unkonventionellem Ende

DUNKEL
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* "Machen sie sich keine Sorgen. Ich werde ihr Geständnis in meinem Bericht nicht erwähnen. Ich kann natürlich nicht vorhersagen, wie mit dem Fall verfahren wird, sobald ich aufgehört habe, aber soweit ...

* "Machen sie sich keine Sorgen. Ich werde ihr Geständnis in meinem Bericht nicht erwähnen. Ich kann natürlich nicht vorhersagen, wie mit dem Fall verfahren wird, sobald ich aufgehört habe, aber soweit es mich persönlich betrifft, haben sie nichts Relevantes gesagt, als ich sie befragt habe." *

Ich war sehr neugierig auf diesen hochgelobten und auch wirklich interessant erscheinenden isländischen Thriller. Das Cover zog mich in seinen Bann, genauso wie der Klappentext und die Leseprobe. Doch nach einem sehr gelungenen Einstieg folgte recht bald die Ernüchterung in sehr ruhigem, spannungsarmen Fahrwasser.

Aber von vorn: Hulda Hermannsdottir ist eine Einzelgängerin - nicht die schnellste Ermittlerin, aber eine hartnäckige und so ist sie wie vor den Kopf geschlagen, als man sie in den Vorruhestand schickt. Ihr bleiben grade noch 2 Wochen in denen sie sich mit einem Cold Case beschäftigen darf. Sofort kommt ihr der Tod einer jungen Russin in den Kopf, den ein Kollege als Selbstmord abgeschlossen hat. Hulda will sich dem Fall annehmen und der Toten Gerechtigkeit widerfahren lassen.

Dazu muss ich gleich eins loswerden, Hulda mag zwar eine hartnäckige Ermittlerin sein, dafür aber wohl auch die mit den dicksten Tomaten auf den Augen und der längsten Leitung. Und das leider auch in ihrem Privatleben - was sie nicht grade sympathisch macht. Mich hat wirklich gewundert, dass man sie nicht schon längst an den Schreibtisch verbannt hat. Aber nun ja....

Der Autor erzählt seine Geschichte(n) auf 3 Zeitebenen: Hulda in der Gegenwart, mit einem irgendwie recht eindimensionalen Charakter, dann, in recht kurzen Zwischenkapiteln, eine unverheiratete junge Mutter kurz nach dem 2. Weltkrieg und im dritten Handlungsstrang erzählt eine Frau von einem Ausflug mit einem ihr fast unbekannten Mann.

Was sich nach einem spannenden Aufbau anhört täuscht; denn man kann sich denken, wer die junge Mutter mit Kind und die Frau auf dem Ausflug sind. Schade, denn grade das hätte Potential gehabt. So bleibt es nicht nur auf weiten Strecken spannungsarm, sondern auch recht flach in der Auflösung, obwohl der Autor alles versucht, um falsche Fährten zu legen. Da habe ich definitiv mehr Raffinesse erwartet. Und das reißt auch der unkonventionelle Schluss nicht raus, bei dem ich einmal mehr dachte: Mensch Hulda, wie blind bist du eigentlich?

Ein Krimi? Hm, naja, ein bisschen, aber eher noch der Seelenspiegel einer alternden Ermittlerin - was ich normalerweise total interessant finde. Doch dafür hätte es deutlich mehr Tiefe haben müssen, so wirkt alles, was in ihrem Leben passiert, einfach nur aufeinandergetürmt und kann auch nicht in allen Punkten überzeugen. Grade auch die Geschichte rund um ihren Mann und ihre Tochter... es hat mich getroffen und betroffen gemacht, aber das war mir viel zu oberflächlich. Mag sein, dass das alles in den beiden Folgebänden tiefer beleuchtet wird - der Aufbau ist ja schon etwas außergewöhnlich, aber das bringt mir jetzt nichts und ich weiß auch nicht, ob ich den zweiten Teil lesen möchte.

Allerdings hat mir der angenehmer Schreibstil, mit dem er eine unheimlich dichte, düstere und fast schon depressive Atmosphäre und Grundstimmung erzeugt und das durchgehend, sehr gefallen und auch die Landschaftsbeschreibungen rufen Island Kopfkino hervor. .

Fazit: Dunkel ("Dimmer" der Name ihrer Tochter) kann leider nicht halten was er verspricht. Die Idee, das Leben seiner Kommissarin mit ihrem letzten Fall zu beginnen und dann Rückwärts aufzurollen, ist und bleibt interessant und ich bin schon ein wenig neugierig, wie Huldas Leben im zweiten Band verläuft, ob weitere Dinge zutage treten oder die bereits aufgedeckten näher beleuchtet werden.

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Veröffentlicht am 05.06.2020

Der Krieg und eine verbotene Liebe

Die Lilienbraut
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* Besonders gefährlich waren Erinnerungen, die durch einen Duft ausgelöst werden konnten. Aus gutem Grund standen daher auch zwei Glasgefäße mit frisch gerösteten Kaffeebohnen auf dem Tisch, auf die die ...

* Besonders gefährlich waren Erinnerungen, die durch einen Duft ausgelöst werden konnten. Aus gutem Grund standen daher auch zwei Glasgefäße mit frisch gerösteten Kaffeebohnen auf dem Tisch, auf die die Teilnehmer beißen sollten, falls unerwünschte Gefühle und Empfindungen sie zu überwältigen drohten. *
"Die Lilienbraut" ist mein erster Roman von Teresa Simon. Eine Autorin, die unter ihrem richtigen Namen für historische Romane bekannt ist und diese fundierte Recherche merkt man auch hier. Köln in den 40-iger Jahren und die täglichen Gräuel des Krieges sind großartig und unheimlich realistisch geschildert. Und auch die kurzen Einblicke in die Dufthäuser Farina und 4711 sind sehr interessant. Allerdings hätte ich mir im Nachhinein weniger Themen und dafür tiefere Einblicke z.B. zu den Edelweißpiraten oder auch 4711 gewünscht.
Es gibt - wie in dem Genre üblich - zwei Zeitebenen. So beginnt die Vergangenheit immer mit einem Tagebucheintrag von Nellie, der dann irgendwann in die 3. Person übergeht. Das ist gut gewählt, denn es bringt einem die junge Frau, die aus einfachen Verhältnissen stammt und heimlich in den hübschen jungen Kaplan verliebt ist, ein wenig näher. Nellie ist ein starker, authentischer aber auch recht einfacher Charakter. Und obwohl es emotionale Momente gab, die mich schon sehr berührt haben, blieb ihre Geschichte zuweilen etwas distanziert und die Liebesgeschichte konnte mich nicht ganz überzeugen - vielleicht auch weil sie irgendwann eher im Hintergrund ablief.
In der Gegenwart geht es um Liv. Die in Holland aufgewachsene junge Frau ist grade frisch getrennt und mit ihrem kleinen Sohn nach Köln gezogen. In Ehrenfeld hat sie sich ihren Traum erfüllt und das "göttliche Düftchen" eröffnet. Kein einfacher Plan in dieser Gegend, vor allem, weil jemand gezielt etwas gegen sie oder ihr Geschäft zu haben scheint.
Auch hier gibt es die obligatorische Liebesgeschichte, die es (meiner Meinung nach) absolut nicht gebraucht hätte. Denn so entstanden Themen, die den Wichtigeren gefühlt irgendwie den Platz weggenommen haben, Themen bei denen ich gerne mehr in die Tiefe gegangen, mehr erfahren hätte. Dazu kommt, dass ich mit Liv auch nicht so wirklich warm wurde. Als Hauptprota bleibt sie recht blass und ein paar Ecken und Kanten hätten ihr ganz gut getan. Die Geschichte hat allerdings auf beiden Zeitebenen großartige Nebencharaktere, die wirklich begeistern - wie Nellies Freundin Greta Farina.
"Die Lilienbraut" ist ein toll recherchierter Familienroman, die Geschichte mutiger junger Frauen in den Zeiten des Krieges, einer verbotenen Liebe und wunderbaren Duftkompositionen. Leider etwas überladen und dadurch mit zu wenig Tiefe und Emotionen. Mir gefallen bislang die Romane unter ihrem Klarnamen deutlich besser - aber ich bin auch gespannt auf die Vorgängerromane unter Teresa Simon. Dieser bekommt 3,5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 04.06.2020

nette Sommerlektüre mit nervös-nervigem Bauch in der Hauptrolle

Die Liebe fällt nicht weit vom Strand
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* Gut, dass mir noch eingefallen ist, meine Hose wieder zuzumachen. Der Bauch hasst diese Einzwängung und ist auch mit der Gesamtsituation sehr unzufrieden. *
Franziska Jebens kann schreiben und hat einen ...

* Gut, dass mir noch eingefallen ist, meine Hose wieder zuzumachen. Der Bauch hasst diese Einzwängung und ist auch mit der Gesamtsituation sehr unzufrieden. *
Franziska Jebens kann schreiben und hat einen tollen Humor, das hat sie mit ihrem Debut "Kaffee mit Käuzchen" bereits unter Beweis gestellt und deswegen habe ich mich auch sehr auf ihr neustes Werk gefreut.
Erwartet habe ich einen leichten Unterhaltungsroman, mit ein wenig Situationskomik und einer romantischen Liebesgeschichte. Und genau so ging es auch los. Sophie ist ein interessanter, sehr sympathischer Charakter, mit einem nervösen Bauch bzw. Reizdarm, dem Traum von einem eigenen Foodtruck und einem semi-sympathischen Freund namens Tim. Durch Zufall bekommt sie die Chance das Marketing für einen neuen Film zu übernehmen und wird zu den Dreharbeiten nach Dänemark eingeladen. .
Mittlerweile ging mir "Bauch" mit seiner ständigen Mitsprache, sein grunzen, grummeln und knurren und Sophies Kommunikation mit ihm, zunehmend auf die Nerven und auch die sich anbahnende Liebesgeschichte mit dem gutaussehenden Traumhausbesitzer, konnte mich nicht wirklich überzeugen - genauso wenig wie die ihrer Freundin Sascha, im Übrigen.
Was die Autorin vermitteln will wird deutlich und gefällt mir in der Kernaussage ja auch, aber die Umsetzung über den Bauch war mir tatsächlich irgendwann einfach zu viel (und das nicht nur in der Buch- sondern auch in der Hörbuchversion, wo mir so etwas meist weniger ausmacht.)
Es geht um Selbstbewusstsein und Selbstverwirklichung, darum seinen eigenen Weg zu finden und den Mut zu haben ihn auch zu gehen - etwas überdreht und realitätsfern und mit ganz viel omnipräsenter Bauchkommunikation. Wen das nicht stört, der bekommt eine kurzweilige, unterhaltsam-leichte Sommerlektüre.

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Veröffentlicht am 01.06.2020

rasante Action mit mystisch-historischem Hintergrund

Geheimakte / Geheimakte Labrador
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* "Lebe lang in Walhall, an Odins Tafel, mein Freund." *
Ich bin ein Riesen-Fan der Falkenburg Chroniken, einem Spin off der Geheimakten, die sich um Max Vater drehen und in denen man den kleinen Mann ...

* "Lebe lang in Walhall, an Odins Tafel, mein Freund." *
Ich bin ein Riesen-Fan der Falkenburg Chroniken, einem Spin off der Geheimakten, die sich um Max Vater drehen und in denen man den kleinen Mann bereits kurz kennenlernt.
Die Geheimakten beginnen 1952, Max ist erwachsen und arbeitet als Museumswärter in Oslo. Andre Milewski hält sich nicht groß mit Vorgeplänkel auf und wirft den Leser gleich mitten ins Geschehen. Noch während er Max vorstellt, geht es actionreich mit einem Überfall auf das Wikinger Museum los. Der Dieb hat es auf ein altes Amulett abgesehen und schnell wird klar, es geht hier um nichts geringeres als ein mystisches Artefakt Thors, seinen sagenumwobenen Hammer Mjöllnir. Eine rasante und abenteuerliche Jagd beginnt.
Ich war erst skeptisch, aber tatsächlich konnte mich auch die Geheimakte Labrador fesseln und kurzweilig unterhalten. Ich mag die Mischung aus Historie und Fakten, eingebettet in eine rasante Rahmenhandlung, die so actionreich ist, dass man kaum zum Luft holen kommt. Klar ist diese Action auch oftmals überzogen, a la Indianer Jones, aber grade das macht Spaß und ist sehr unterhaltsam. Und diese gelungene Mischung aus mystischen Fakten und Fiktion machen Milewskis Bücher einfach aus.
Seine Figuren sind sehr prägnant und allesamt Charakterköpfe, die man so schnell nicht vergisst. Auch wenn ich mich anfangs über Max Entwicklung gewundert habe, wird rasch klar, dass er erst noch in die riesigen Fußstapfen seines Vaters hineinwachsen muss und vor allem auch seinen eigenen Weg finden. Er ist ein kleiner Draufgänger und Hitzkopf, aber nicht unsympathisch und ich bin gespannt, wie er sich im weiteren Verlauf der Geheimakten-Bände entwickeln wird.
Fazit: Toller Auftakt einer Reihe die Mysterien rund um den Globus nachjagt.

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Veröffentlicht am 27.05.2020

Das Drachentrio ist zurück - Ella & Jason

Redwood Dreams – Es beginnt mit einem Lächeln
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* Der Raum verschwamm, als er sie hochhob und wieder auf die Füße stellte. Einfach so. Als wäre sie nicht groß und kurvig mit Hintern en masse. *
Hach, was hab ich die Kupplerinnen von Redwood, besser ...

* Der Raum verschwamm, als er sie hochhob und wieder auf die Füße stellte. Einfach so. Als wäre sie nicht groß und kurvig mit Hintern en masse. *
Hach, was hab ich die Kupplerinnen von Redwood, besser bekannt als das Drachentrio, vermisst. Sie sind einfach immer wieder so herrlich erfrischend. Auch im 4. Band der Redwood-Reihe - der völlig unabhängig von den ersten 3 Bänden Redwood Love gelesen werden kann - haben sie wieder ein unschlagbar feines Näschen.
Diesmal trifft es den eingefleischten Junggesellen und Feuerwehrmann Jason, der ein kleines Kätzchen aus einem Baum retten muss und in der Tierarztpraxis gar nicht weiß wie ihm geschieht, so schnell haben die drei Damen ihn für einen Wohltätigkeitsball verpflichtet. Natürlich nicht ohne Hintergedanken, denn auch die schüchterne Ella tappt ahnungslos in ihre Falle....
Kelly Moran hat einfach ein Händchen für warmherzige Atmosphäre, Romantik, tiefe Emotionen und einen großartigen Humor. Ich liebe die Redwood-Reihe und auch "Jason & Ella" machen da keine Ausnahme - ehe man sich versieht, steckt man schon wieder tief drin in den Gassen und Häusern der kleinen Stadt und verfolgt mit Begeisterung das Geschehen.
Cade, Flynn und Drake nebst Familien tauchen nur ganz kurz zu Beginn auf und erst zum Schluss habe ich gemerkt: ich habe sie nicht einmal vermisst. Denn die Charaktere sind wieder so großartig. Jason und Ella haben jeweils heftige Schicksalsschläge hinter sich und gehen beide ganz anders damit um. Sie sind unheimlich sympathisch und ich habe mit ihnen gelacht aber auch sehr gelitten. Eine Geschichte, die ins Herz und unter die Haut geht.
Ja, ich habe sie wirklich vermisst, die Menschen aus dem kleinen Städtchen Redwood. Und leider scheint der nächste Band wirklich der letzte zu sein, daran mag ich noch gar nicht denken. Aber ich freue mich schon sehr auf Parker und bin gespannt wann und wie er in die Fänge der alten Damen gerät.
Ein Ausflug nach Redwood macht immer Spaß und von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!

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