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Veröffentlicht am 17.03.2020

Geboren am 17.05. oder Paragraph 175 - Der Fall Fritz Haarmann

Haarmann
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* Sicherheit, die Leute wollten Sicherheit, Ordnung. Auf den Kaiser konnten sie verzichten, die Leute, aber nicht auf die Sicherheit. *
So viel gleich vorweg, "Haarmann", der neue Roman von Dirk Kurbjuweit ...

* Sicherheit, die Leute wollten Sicherheit, Ordnung. Auf den Kaiser konnten sie verzichten, die Leute, aber nicht auf die Sicherheit. *
So viel gleich vorweg, "Haarmann", der neue Roman von Dirk Kurbjuweit ist nicht jedermanns Geschmack. Auch ich habe mich anfangs eher schwer getan und es hat einige Seiten gebraucht, bis er mich so richtig fesseln konnte.
Ich war sehr neugierig auf das Buch, weil mich das Thema "Haarmann" unheimlich interessiert und z.B. die Haarmann Protokolle und deren Verfilmung Gänsehaut bei mir ausgelöst haben. Das hat Dirk Kurbjuweit nicht geschafft. Und das liegt gar nicht mal am Schreibstil, der sehr nüchtern, distanziert ist und ohne jegliche Anführungszeichen in der wörtlichen Rede auskommt - was tatsächlich anstrengend ist. Nein, man wird einfach das Gefühl nicht ganz los, dass der Autor die Person Fritz Haarmann durch all seine anderen Themen, zu Beginn ein wenig aus den Augen verliert. Er driftet viel ins tief politische ab, es geht um die Nachwehen des 1. Weltkriegs, den Heimkehrern, um Korruption und es dreht sich immer wieder um §175 oder auch "geboren am 17.05." wie man Homosexuelle zu damaliger Zeit gern betitelt hat. Mir persönlich wurde es mit den Problemen und der Zerrissenheit des Ermittlers Lahnstein zu diesem Thema ein wenig zu viel. Es ist klar, was der Autor damit bezwecken möchte, aber das hätte es gar nicht gebraucht, um sich in Lahnstein hineinversetzen zu können. Manchmal ist weniger wirkungsvoller.
Dirk Kurbjuweit zeichnet ein unheimlich starkes, sehr authentisches Bild der 20iger Jahre und der Leser bekommt ein Gefühl, warum jemand wie Haarmann so lange unentdeckt morden konnte. Das ist schon klasse gemacht. Und er zeigt auch ganz deutlich die Ermittlungsarbeit, die Einschränkungen durch den Versailler Vertrag, den Druck durch die Eltern der verschwundenen Jungen, durch die Presse usw.
Zwischendurch gibt es immer wieder kurze kursive Kapitel aus der Sicht Haarmanns oder eines seiner Opfer, aber so richtig intensiv wird es hier erst im letzten Drittel.
Fazit: Mir hat der Roman sehr gefallen, trotzdem kann ich "Haarmann" nur bedingt weiterempfehlen. Er ist mit Sicherheit für all diejenigen interessant, die den Fall einmal aus einer anderen Perspektive, mitten aus dem Zeitgeschehen der 20iger Jahre in Hannover, lesen wollen. Jemand, der einfach einen spannenden Krimi nach einer wahren Geschichte erwartet, der wird vermutlich eher enttäuscht sein.

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Veröffentlicht am 14.03.2020

Diese eine große Liebe...

Die Diva
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* "Du bist die Callas", erwiderte er zuversichtlich. "Die Diva assoluta - die größte Sängerin dieser Zeit. Und das hast du dir alles aus eigener Kraft erarbeitet. Selbst Ari Onassis kann dir das nicht ...

* "Du bist die Callas", erwiderte er zuversichtlich. "Die Diva assoluta - die größte Sängerin dieser Zeit. Und das hast du dir alles aus eigener Kraft erarbeitet. Selbst Ari Onassis kann dir das nicht nehmen." *

1957: Maria Callas ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, doch ihr Perfektionismus und der hohe Leistungsdruck beginnen ihren Tribut zu fordern. Ihr Körper ist anfällig, sie bekommt eine Infektion nach der anderen und die Stimme droht immer öfter zu versagen. Und ihr Mann ist keine wirkliche Stütze. Genau in dieser Zeit trifft Maria in Venedig auf den Reeder Aristoteles Onassis und sofort spüren beide eine fast schon magische Anziehungskraft, gegen die sich Maria lange sträubt....

Wer kennt sie nicht, Maria Callas, die temperamentvolle Diva mit griechischen Wurzeln, die privat immer sehr distanziert und unterkühlt wirkte. Michelle Marly wirft einen sehr direkten, ungeschönten Blick hinter diese Maske und zeigt dem Leser eine ganz andere, sehr menschliche und leider auch tragische Seite von ihr.

Ihr Leben lang, zuerst von der Mutter dann vom eigenen Mann, nur als "Stimme" und Geldmaschine benutzt, begegnet ihr mit Ari zum ersten Mal jemand, der sie als Mensch und Frau wahrnimmt, jemand, von dem sie sich beschützt fühlt und zu dem sie eine tiefe Verbundenheit spürt. Eine verhängnisvolle Liebe nimmt ihren Lauf...

Selten war ich einer Person schon nach den ersten Seiten so unheimlich nah, auch emotional, wie Maria Callas in diesem Roman. Michelle Marly versteht es durch ganz nebensächliche, aber sehr prägnante Sätze tief in ihre Seele blicken zu lassen. Und der hat mich überrascht, da man von aussen immer einen ganz anderen Eindruck hatte. Hier entsteht das Bild einer unsicheren, verletzlichen aber auch sehr leidenschaftlichen Frau, die bei allem was sie tut im Rampenlicht steht, deren Erfolgen, Misserfolge und vor allem persönliche Beziehungen gnadenlos ausgeschlachtet werden.

Das Charisma von Aristoteles Onassis ist in jeder Zeile spürbar, sein Stolz, die Liebe zu seinen Kindern und auch seine Großherzigkeit. Die wunderschöne Liebesgeschichte, die Leidenschaft, aber auch die zerstörerische Energie dieser Liebe, hat die Autorin perfekt eingefangen und sehr authentisch erzählt. Dabei geht sie nicht chronologisch vor, sondern beginnt im Jahr 1957 mit dem ersten Aufeinandertreffen und wechselt dann zwischen den Anfängen ihrer Liebe und dem Ende. Die Bühnenatmosphäre, die griechische Mythologie, aber auch die Welt der High Society sind toll beschrieben und sehr bildhaft in Szene gesetzt.

"Die Diva" ist ein Roman in den man eintaucht und versinkt; mich hat er vollständig gefangen genommen und sehr tief berührt. Michelle Marly gelingt ein faszinierender Blick hinter die Fassade einer großen Diva, mit autobiographischen Zügen und einem ergreifenden Nachwort. Ein absolutes Highlight der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe".

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Veröffentlicht am 12.03.2020

Historisch interessant - doch recht oberflächlich erzählt

Die Schule am Meer
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* Aeschli schlug seinen Aktenordner auf. "Der Bürgermeister mag uns leider nur, wenn er der Schule irgendwelche Zahlungen aufbrummen und "Hochachtungsvoll" drunterschreiben kann."

1925: Anni Reiner und ...

* Aeschli schlug seinen Aktenordner auf. "Der Bürgermeister mag uns leider nur, wenn er der Schule irgendwelche Zahlungen aufbrummen und "Hochachtungsvoll" drunterschreiben kann."

1925: Anni Reiner und ihr Mann Paul gründen gemeinsam mit anderen Lehrerkollegen eine Schule auf Juist. Sie wollen mit Gleichgesinnten neue Wege gehen; mit praktischem Lernen in der Natur, gleichberechtigtem Miteinander und musikalischer Grunderziehung. Bei den Einheimischen stösst das nicht unbedingt auf Gegenliebe und die Schule ist schnell als "Hort für Kommunisten und Juden" verschrien.

Diese Schule am Meer, die Sandra Lüpke als Grundlage für ihren Roman dient, gab es tatsächlich von 1925-1934 auf Juist. Sie war ein reformpädagogisches Landerziehungsheim und die erste reguläre deutsche Freiluftschule, die bis zum Reifezeugnis führte. Deswegen war ich unheimlich gespannt auf ihre mit Sicherheit nicht immer einfache Geschichte, die Einführung einer neuen Lernstruktur, die Schwierigkeiten mit den Juistern etc. Enttäuschenderweise gab es das jedoch immer nur am Rande und auf 568 Seiten passierte oft erstaunlich wenig.

Die Autorin erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven, der von Anni Reiner und des Musiklehrers Eduard Zuckmayer sowie des fiktiven Schülers Moskito und der Köchin Kea und auch die Juister kommen zu Wort. Doch dabei konzentriert sie sich hauptsächlich auf Nebensächlichkeiten, die viel intensiver und ausführlicher thematisiert werden, als die wirklich wichtigen Ereignisse. Ich wäre zudem auch gerne tiefer in das aussergewöhnliche Schulkonzept eingestiegen, aber bis auf morgendliches Winterschwimmen und eine Schulstunde am Meer, kommt da nicht so viel. Mir persönlich fehlte damit ein Hauptbestandteil. Selbst der harte Eiswinter 1929, in dem die Insel wochenlang von der Aussenwelt abgeschnitten war, wird recht oberflächlich abgehandelt.

Die ständig wechselnden Perspektiven und der Hang zu ausschweifenden Nebensächlichkeiten, bremste den Bezug und die Nähe zu den Protagonisten weitestgehend aus. Mir blieben selbst Anni und Kea in ihren dunkelsten Zeiten relativ fremd. Moskito war mir hingegen schlicht zu kindlich und ich habe die Stimmen anderer Schüler
innen ein wenig vermisst.

Der Schreibstil von Sandra Lüpke ist gewohnt flüssig und angenehm, hat aber diesmal für mich auch so einige Längen auf seinen 568 Seiten..

Fazit: "Die Schule am Meer" ist eine Geschichte über Mut und Leidenschaft, Konflikte, Freundschaft und Zusammenhalt. Die Autorin verwebt ihre fiktive Story gekonnt mit den historischen Figuren und Fakten, doch für mich konzentriert sie sich leider zu viel auf uninteressante Nebensächlichkeiten.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Spannendes Malbuch für wissbegierige Kinder

Ausmalspaß + Wissen: Fantatiere - Malbuch ab 6 Jahre. Artenvielfalt artgerecht erkunden für die ganze Familie. Empfohlen vom Naturschutzbund Österreich
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Eine tolle Kombi: ein Malbuch, das spielerisch Wissen vermittelt und mit seinen witzigen Zeichnungen so viel Spaß macht, dass man das Gelesene so schnell nicht wieder vergisst.

Das Buch hat mit seinen ...

Eine tolle Kombi: ein Malbuch, das spielerisch Wissen vermittelt und mit seinen witzigen Zeichnungen so viel Spaß macht, dass man das Gelesene so schnell nicht wieder vergisst.

Das Buch hat mit seinen 17,5 x 19,3 cm ein schönes handliches Format.

Auf den ersten rund 60 Seiten werden Tiere und Pflanzen mit einem kindgerechten, interessanten Steckbrief und kleinen Zeichnungen vorgestellt. Ab und zu kommen sie sogar selbst per Sprechblase zu Wort.

Nachdem man so einiges über die verschiedenen Tiere gelesen hat, ist die eigene Fantasie gefragt. Denn die nachfolgenden Fantasiewesen wie Dreihorn oder Wollmilchschwein warten sehnsüchtig auf ihre eigenen Steckbriefe. Das hat mir richtig gut gefallen, jeder stürzt sich gleich mit Feuereifer darauf und will erzählen wo das Dreihorn herkommt oder was die Leibspeise der Gänseblümchengans ist.

Den dritten Teil nehmen mit nochmal ca. 70 Seiten die großen Malvorlagen ein. Sie haben eine leere Rückseite und können gut kopiert oder rausgetrennt werden, so dass man das Kunstwerk auch aufhängen oder verschenken kann - denn die Bilder sind wirklich großartig. Da hat der Katzenwels einen Katzenkopf, die Schleiereule trägt Schleier und das Suppenhuhn sitzt in einer Schüssel. Die Zeichnungen nehmen die Namen der Tiere sehr wörtlich und sind liebevoll gezeichnet. Und selbst wenn es mal etwas kniffeliger wird, findet sich die Bezeichnung auch noch einmal klein und unauffällig neben der Seitenzahl.

Ein toller kindgerechter Spaß, der dem puren Ausmalen ein wenig mehr Pepp verleiht. Während des Malens hat mein Neffe immer wieder noch die kurzen Infos im Kopf und verleiht dem Tier dadurch noch einmal seinen ganz eigenen Charakter (und die Meisten haben auch Namen bekommen).

Fazit: Ein spannendes und besonderes Malbuch für wissbegierige, aufgeweckte Kinder. Hier wird spielerisch ein Stück Natur und die Artenvielfalt beigebracht. Eigentlich ein Buch für die ganze Familie, denn von einem Helmkasuar hatte auch ich vorher noch nichts gehört. Einziger kleiner Wermutstropfen, für ein kleines Mitbringsel finde ich es preislich ein wenig zu hoch.

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Veröffentlicht am 05.03.2020

mitreissende Geschichte und emotionale Achterbahnfahrt

Faded - Wenn alles stillsteht
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* Wir werden nicht in der Vergangenheit verharren. Wir sind die Gegenwart, die Zukunft und jeder gottverdammte Augenblick dazwischen, ob ihr das nun klar ist oder nicht. *

2 Jahre sind mittlerweile vergangen, ...

* Wir werden nicht in der Vergangenheit verharren. Wir sind die Gegenwart, die Zukunft und jeder gottverdammte Augenblick dazwischen, ob ihr das nun klar ist oder nicht. *

2 Jahre sind mittlerweile vergangen, nachdem Felicity nicht nur ihre Band sondern auch ihre große Liebe Ryder in einer Nacht und Nebel Aktion verlassen hat und untergetaucht ist. Jetzt wagt sie sich zum ersten Mal aus ihrer Deckung um Abschied von ihrer geliebten Oma zu nehmen und sofort greift die Plattenfirma sie auf. Sie besteht auf die Einhaltung ihrer vertraglichen Pflichten. Und das heißt: Tournee! 3 Monate auf engstem Raum mit Ryder, Aiden und Lincoln. Kann das gutgehen? Hält Felicity die Nähe zu Ryder aus und ist er mittlerweile clean?

Meine Erwartungen an die Fortsetzung war enorm hoch, was ja oft gefährlich ist, aber "Faded - wenn alles stillsteht" hat sie noch übertroffen.

Julie Johnson bleibt sich und ihren Charakteren treu und es geht genauso fesselnd emotional weiter, wie es aufgehört hat.

2 Jahre sind vergangen, Felicity ist nur noch ein Schatten ihrer selbst und ihr Herz, das hat sie fest unter Verschluss. Sie möchte die Tour schnell durchziehen, ohne es wieder an Ryder zu verlieren und ihm deswegen auch möglichst aus dem Weg gehen. Doch schon das erste Aufeinandertreffen ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Ryder und Felicity überzeugen auf ganzer Linie, ihre Zerissenheit ist spürbar und das Knistern absolut authentisch.

Julie Johnson hat einen tollen, modernen und bildhaften Schreibstil, der die Gefühle hervorragend transportiert ohne sie groß und dramatisch ausschmücken zu müssen. Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive von Ryder und Felicity. Und auch diesmal setzt die Autorin auf Emotionen und Story und verzichtet auf ausschweifende, immer wiederkehrende Erotikszenen. Und wenn, dann sind sie passend und erfreulich angenehm. Das hat mir gut gefallen.

"Faded" ist bewegend, mitreissend und überzeugt durch sehr menschliche, sympathische Charaktere.


Fazit: Ein Roman aus der Musikszene, der mich gepackt und emotional berührt hat. Ich habe für mich eine tolle neue Autorin entdeckt und hoffe, dass die Geschichte vielleicht mit Aiden und seiner heimlichen Liebe weitergeht.

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