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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2019

Intensiv und beklemmend

The Hurting
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>> Sein schwarzes Haar riecht nach Lagerfeuer, Wildnis und teurer Seife. Sein Gesicht kann in einem Moment vor Lachen sprühen, im nächsten werden seine Augen dunkel, als hätte sich eine Wolke vor die ...

>> Sein schwarzes Haar riecht nach Lagerfeuer, Wildnis und teurer Seife. Sein Gesicht kann in einem Moment vor Lachen sprühen, im nächsten werden seine Augen dunkel, als hätte sich eine Wolke vor die Sonne geschoben. Dann zieht die Wolke vorüber, und Lukas strahlt wieder. >>

Eine abgründige, dunkle Liebe....
Nell hat es nicht leicht. Seit ihre Schwester an Krebs erkrankt ist, verfällt der Vater immer mehr einem religiösen Wahn. Er sieht sich nicht nur selbst als Heiler, nein, er packt seine beiden Töchter ein und zieht mit ihnen nach Norwegen um in der Abgeschiedenheit der Fjorde eine neue Therapy für Harper auszuprobieren.
Die Mutter hat die Familie schon vor Jahren verlassen und Nell würde alles für ihre große Schwester tun; nur ihren Plan zurück nach England auf eine Musikschule zu gehen, kann sie nicht aufgeben. Als sie sich für einen Vorspieltermin wegschleicht, trifft sie auf Lukas und das Unheil nimmt seinen Lauf. Dunkel, attraktiv, faszinierend und irgendwie wild, verfällt sie dem Jungen im Wolfsmantel mehr und mehr. Doch der verfolgt seinen eigenen düsteren Plan....

Woow, keine alltägliche Geschichte und auch keine leichte Kost, die Lucy van Smit ihren Lesers präsentiert. Dafür eine sehr kraftvolle und starke, die dich wie ein dunkler Bann immer tiefer in ihre Abgründe zieht.

Intensiv, düster, beklemmend.... "The Hurting" lebt von seiner unheimlich dichten Atmosphäre, dem Charakter Lukas und der rauen, einsamen Landschaft Norwegens. Ja. ein bisschen wie Emily Brontes "Sturmhöhe" und doch so ganz anders. Und man darf auch nicht außer Acht lassen, dass wir es hier mit einem Jugendbuch zu tun haben.

Dennoch sind die Charaktere schon sehr ausgefeilt angelegt und lassen bei Nell und Lukas tief in die Seele blicken. Grade bei Nell werden einem die Schuldgefühle und die Manipulationen ihrer Schwester sehr bewusst. Und bei Lukas kann man zumindest ansatzweise erahnen, wie er auf diesen kranken (und durch nichts zu rechtfertigen) Plan gekommen ist. Es sind sperrige, interessante Charaktere, aber je länger man mit ihnen verbringt, desto mehr respektiert man Nell und ihre Familie.

Die Autorin hat einen wunderbaren, prägnanten Schreibstil. Sehr bildhaft, manchmal fast schon poetisch und von ergreifender aber auch beängstigender Emotionalität. Man muss sich auf die Geschichte einlassen. Mir jedenfalls ging sie stellenweise (für ein Jugendbuch) ganz schön unter die Haut.

Fazit: "Nordic Noir trifft auf Brontes Sturmhöhe!" ein Slogan, der mich als großer Fan von Cathy und Heathcliff nicht nur neugierig gemacht hat, sondern den ich vielleicht auch als etwas zu hoch gegriffen fand. Doch ich muss gestehen, Lukas kann es durchaus mit Heathcliff aufnehmen. Ein tolles Buch, das mit Sicherheit nicht jeden Geschmack trifft. Aber ein muss für alle, die sich auch gerne mal von außergewöhnlichen, nicht in eine Norm passenden Charakter einlassen können.

Veröffentlicht am 01.03.2019

wunderschön poetisch - über Einsamkeit und die Wunden der Vergangenheit

Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta
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>>Als ob alle Menschen so wären wie Monsieur Dominique und die anderen die Seltsamen. Während sie zusieht, wie er den Blumenstrauß für diese Frau bindet, die es gar nicht mehr gibt, die nicht bezahlen ...

>>Als ob alle Menschen so wären wie Monsieur Dominique und die anderen die Seltsamen. Während sie zusieht, wie er den Blumenstrauß für diese Frau bindet, die es gar nicht mehr gibt, die nicht bezahlen wird und nicht zu sehen ist, bestätigt das nur ihr Gefühl, an einem ganz besonderen Ort gelandet zu sein.>>

Einfach nur wunderschön…..
Dieser Roman hat mich mit seinem poetischen, federleichten Schreibstil vollkommen in einen zauberhaften Bann gezogen.

Dreh- und Angelpunkt ist der Blumenladen "L`Étoile Manquant" dessen Besitzer Monsieur Dominique sagen wir mal, sehr liebenswerte Marotten hat. Seinem Charme und dem Zauber seines Ladens erliegen nicht nur Dona Mercedes und Dona Tilde, zwei Spanierinnen, die es in jungen Jahren nach Paris verschlagen hat, sondern auch die junge Violeta, auf der Suche nach einem Job.
Doch schon bald wird deutlich, dass jeder mit seiner Einsamkeit und den Schatten der Vergangenheit zu kämpfen hat.

"Manchmal werde ich ein wenig melancholisch, aber dann reiße ich mich gleich wieder zusammen. Melancholie ist wie ein altes Möbelstück, das nutzlos in der Ecke rumsteht, wackelt und Ungeziefer anzieht." (S.17)

Ein Spanier, der Romane im französisch-leichten bezaubernden Stil schreibt... Ich war mir nicht so sicher, dass das funktioniert. Doch schon der Prolog hat mich restlos überzeugt.

Maxim Huerta hat mit l`Étoile Manquant einen Pariser Eckladen geschaffen, der aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Er ist ein Treffpunkt, ein entschleunigter Raum in einer schnelllebigen Zeit, in dem Blumen eine Seele haben und ihr Besitzer ein Herz aus Gold.

Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, mit viel Liebe, teils brummeliger Herzlichkeit und vor allem Tiefe, sehr lebendig und sympathisch. Und jeder von ihnen hat seine ganz eigene Art mit der Vergangenheit umzugehen.

"Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta" ist eine Geschichte über das Alter, Freundschaft und Liebe, Verlust und Sehnsucht, Vertrauen, Einsamkeit und Glücklich sein, mit magischem Charme, Pariser Flair und wunderschön poetischen Sätzen, die nachdenklich machen und hängen bleiben.

Veröffentlicht am 23.02.2019

Eine Fabel über Liebe und Bestimmung oder die Geschichte von Blauperlen- und Schwarzperlenauge

Liebende
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>>Ach, Schwarzperlenauge hat sich so sehr verändert! Gibt es denn keine Liebe, die nie vergisst, wie sich das Herz anfangs gefühlt hat; keine Liebe, die sich niemals verändert?>>

Tag für Tag verbringt ...

>>Ach, Schwarzperlenauge hat sich so sehr verändert! Gibt es denn keine Liebe, die nie vergisst, wie sich das Herz anfangs gefühlt hat; keine Liebe, die sich niemals verändert?>>

Tag für Tag verbringt Blauperlenauge mit Schwarzperlenauge, sie sind zwei der Fische an den Windglocken, die am Tempel Unju-sa in Hwsun hängen. Der Legende nach, Liebende, die sich aus vielen Leben kennen und füreinander bestimmt sind. Doch nach all den Jahren vermisst Blauperlenauge die Leidenschaft. Er hat das Gefühl Schwarzperlenauge gleichgültig geworden zu sein. Und er träumt von einem anderen Leben....

Der Koreaner Jeong Ho-seung hat mit "Liebende" eine tiefsinnige, berührende, wunderschön poetische Fabel geschrieben, in die man einfach versinkt.

Ja, es ist lange her, dass ich zuletzt eine Fabel gelesen habe, aber schon mit seinen ersten Worten und Gedanken hat Blauperlenauge mich eingefangen. Es sind Sätze wie "Dabei wusste ich nur zu gut, dass das Heute, das ich mit Nichtstun verbrachte, das Morgen war, nach dem jemand, der Gestern gestorben war, sich sehr gesehnt hatte" (S. 15) oder "Wenn Liebe neu ist, spricht man viele Worte. Alte Liebe hingegen ereignet sich schweigend." (S. 16) die direkt ins Herz gingen und mich oft sehr nachdenklich gemacht haben.

Es gibt in dieser Geschichte viele Passagen, die lange nachhallen, manche fangen auch erst später an zu wirken; und in denen sich wohl jeder wiederfindet, der liebt oder geliebt hat.

Ich fand es wunderschön mit Blauperlenauge auf die Reise zu gehen und so manches Mal hätte ich den kleinen Fisch gerne bei seinen Abenteuern beschützt und behütet und an die Hand/Flosse genommen, um mit ihm das wahre Wesen der Liebe zu finden.

Dieses Büchlein ist ein Kleinod, eine Leseperle, die man ganz langsam und immer und immer wieder genießt.
Vervollkommnet wird es durch neun bunte Illustrationen von Gisela Goppel, die sich dem herrlich farbenfrohen Cover anpassen.

Fazit: Zum Selberlesen und zum Verschenken. Die Geschichte von Blauperlenauge wird jeder lieben.

Veröffentlicht am 11.02.2019

Intelligenter Spannungsroman um die Abgründe der menschlischen Seele und

Das Echo der Wahrheit
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>>Dies hat mich zu der Frage geführt: Welche Art von Realität beschreibt jemand eigentlich unter Hypnose - die Realität dieses einzigartigen und unwiederholbaren Augenblicks, die sogenannte "objektive" ...

>>Dies hat mich zu der Frage geführt: Welche Art von Realität beschreibt jemand eigentlich unter Hypnose - die Realität dieses einzigartigen und unwiederholbaren Augenblicks, die sogenannte "objektive" Wirklichkeit? Die vom Hypnotiseur suggerierte "subjektive" Wirklichkeit? (…) Kommuniziert der Mensch, was er zu sehen glaubt, oder nur das, wovon er annimmt, dass sein geistiger Führer, der Therapeut, es von ihm hören möchte?>>

Eugene Chirovici schaffte mit seinem außergewöhnlichen Roman "Das Buch der Spiegel" über Nacht den Durchbruch. Ich muss gestehen, dass ich wohl eine der wenigen bin, die ihn bislang noch nicht gelesen hat. Allerdings nicht mehr lang, denn "Das Echo der Wahrheit" hat mich vollkommen in den Bann gezogen. Ich habe schon lange nicht mehr einen so gekonnt zusammengesetzten und megaspannenden Roman gelesen.

Er lässt den Leser geschickt sehr lang im Dunkeln tappen. Man spürt, dass etwas nicht stimmt, kann es aber nicht benennen. Und selbst als ich zum Ende hin einen vermeintlich genialen Einfall hatte, wurde ich trotzdem nochmal überrascht. Der Autor brilliert hier mit einer wirklich cleveren Auflösung.

Er spielt mit dem Leser und seinen Protagonisten. Er seziert sie förmlich und lässt den Psychiater Cobb immer tiefer in die Psyche seiner Figuren eintauchen.
Das ist spannend und absolut interessant. Vor allem durch den ungewöhnlichen Erzählstil. Und auf den sollte man sich wirklich einlassen, denn weil ich so gebannt war und das Buch kaum aus der Hand zu legen vermochte, konnte ich über ein-zwei Dinge hinwegsehen, wie ein Tagebuch, das unter mehr als kuriosen Umständen auftaucht oder dass Cobb eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben hat und trotzdem überall mit der Geschichte hausieren geht. Aber im Großen und Ganzen fielen sie nicht ins Gewicht.

Der Spannungsbogen ist wirklich konstant hoch und der Schreibstil dabei recht einfach und angenehm. Die Geschichte kommt ohne Schockmomente und viel Blutvergießen aus. Die Tat liegt in der Vergangenheit und bleibt an sich erstmal ziemlich mysteriös, man weiß gar nicht so genau was damals in dieser schicksalsträchtigen Nacht in Paris geschah. Auch Joshua Fleischer kann sich nur bruchstückhaft erinnern. Kurz vor seinem Tod will er jedoch endlich Gewissheit haben, er engagiert Cobb um mit Hilfe von Hypnose an einige tief in seinem Unterbewusstsein vergrabene Antworten zu kommen. Für Cobb ist es der Beginn einer Reise und eines vielschichtigen Rätsels.

Fazit: "Das Echo der Wahrheit" ist ein psychologischer Spannungsroman, dessen Entstehung noch vor dem "Buch der Spiegel" liegt und der sich mehr mit dem Warum einer Tat als dem klassischen Wer-ist-der-Mörder-Spiel befasst. Und das ist, wie ich finde, meisterhaft gelungen. Für mich eine tolle Neuentdeckung und ich freue mich auf mehr von Eugene Chirovici.

Veröffentlicht am 26.01.2019

Wohlfühlkrimi mit Suchtpotential

Je dunkler das Grab
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>> Der hintere Teil des Gartens war nicht weniger bezaubernd als die offen zum Meer hin gelegenen Terrassen. An den aus grob gebrochenen Stein gebauten Mauern wuchsen wilder Wein, einige Rosen und viele ...

>> Der hintere Teil des Gartens war nicht weniger bezaubernd als die offen zum Meer hin gelegenen Terrassen. An den aus grob gebrochenen Stein gebauten Mauern wuchsen wilder Wein, einige Rosen und viele exotische Rankpflanzen, die Mags nicht so einfach benennen konnte. >>

Exakt 1 Jahr mussten wir auf den 2. Band der Krimi-Reihe rund um die sympathische Gärtnerin Mags warten. Viel zu lange - aber es hat sich gelohnt. "Je dunkler das Grab" ist genau das Richtige für einen kuscheligen, frostigen Wintertag!

Auch diesmal ist das Setting traumhaft. Mary Ann Fox entführt uns auf die kleine Insel St. Michaels Mount, wo schon ein alter Bekannter wartet. Sam Hawthorne, der Historiker arbeitet dort an einer Festschrift und hat Mags eingeladen um ihm beim Kapitel "Gärten der Insel" zu helfen. Doch als Sam sie durch die Umgebung führt, machen sie eine grausige Entdeckung. In der alten Kapelle liegt eine Leiche. Wer ist der Unbekannte und was hatte Timothy der Sohn ihres Auftraggebers kurz zuvor dort zu suchen?

Ging es im ersten Band mehr darum Mags vorzustellen und in den herrlichen Gärten Cornwalls zu schwelgen, wird hier schon mehr Augenmerk auf den Krimi-Part gelegt und trotzdem kommt die herrliche Landschaft, das Gärtnern und auch Mags Geschichte nicht zu kurz.

Der Roman lebt von seiner tollen Wohlfühlatmosphäre, mit unblutigem Krimiplot und den sympathischen, liebenswerten und authentischen Personen. Mary Ann Fox hat ein Händchen für Charaktere. Auch die Nebenprotagonisten sind wieder toll besetzt und haben einen Background. Ich frage mich grade, wie man das alles so ganz nebenbei auf 236 Seiten unterbringen konnte - denn auch der Krimipart ist entspannt spannend und kommt mit so einigen Twists um die Ecke. Das Schöne daran, nicht mit Gewalt gewollt, sondern passend und unerwartet.

Was soll ich sagen, ich liebe diese Reihe, die lebendigen und bildhaft beschriebene Landschaft, die Charaktere und die Geschichten. Jeder Band ist in sich zwar abgeschlossen und man hat die nötigen Informationen, auch wenn man den ersten Teil nicht kennt, aber für den kompletten Genuss empfehle ich erst "Je tiefer man gräbt" zu lesen. Zumal man hier dann auch auf alte Bekannte trifft, wie Sam oder die Polizistin Mary oder die alte Dohle.

Fazit: Ein Wohlfühlkrimi, wie er schöner nicht sein könnte. Für alle, die nicht immer Psychospielchen, Blut, Gewalt und Folter brauchen, sondern Spannung auch mal entspannt nehmen können.
Ich freue mich schon auf den 3. Teil, der für Juli angekündigt ist.