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Veröffentlicht am 15.11.2024

Von männlichem Ego und weiblicher Befreiung

The Freedom Clause
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Der Roman „The Freedom Clause“ erzählt die Geschichte von Dominic und Daphne, die ihre Ehe durch einen ungewöhnlichen und gewagten Schritt retten wollen, indem sie sich jeweils einen Tag des Jahres frei ...

Der Roman „The Freedom Clause“ erzählt die Geschichte von Dominic und Daphne, die ihre Ehe durch einen ungewöhnlichen und gewagten Schritt retten wollen, indem sie sich jeweils einen Tag des Jahres frei nehmen und ohne Fragen und Vorwürfe mit anderen Menschen schlafen dürfen.

Der Roman startet relativ stereotyp: der Mann ist sexuell nicht zurfrieden, wünscht sich Abenteuer und setzt seine Frau mit der Freiheitsklausel unter Druck.
Dass Daphne sich darauf einlässt, stellt sich als großes Glück für sie heraus, auch wenn sie viele schönzufärben Erfahrungen machen wird. Gleichzeitig findet sie ihren Platz im Leben und wird von Seite zu Seite freier, unabhängiger und selbstbewusster.

Dominic geht die Vereinbarung von sich selbst überzeugt ein und schafft es kaum, auch nur eine der vereinbarten Regeln im Laufe des Romans einzuhalten. Die Selbstgefälligkeit mit der er davon ausgeht, sich vor weiblicher Aufmerksamkeit kaum retten zu können wird mit jedem Kapitel unangenehmer. Er ist nicht nur von sich selbst überzeugt, sondern ebenfalls sicher, dass seine Frau keinen Erfolg mit anderen Männern oder im Leben allgemein zu haben. Je erfolgreicher Daphne wird, desto gemeiner und unglücklicher wird Dominic. Leider spiegelt der Roman in dieser Hinsicht ein Rollenbilder wieder, das auch heute noch viel zu verbreitet ist.
Zum Glück ist dieser Roman aber keine Erzählung weiblicher Unterordnung, sondern ganz im Gegenteil ein Befreiungsschlag!

Die Charaktere sind menschlich und unperfekt und man taucht ab der ersten Seite in ihre Welt ein. Die beschriebenen Emotionen sind geradezu greifbar, wobei ich spätestens ab der Hälfte des Romans ganz klar mit Daphne mitgefiebert habe.

Eine absolute Empfehlung und einer dieser Romane, die man kaum weglegen kann.

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  • Thema
Veröffentlicht am 05.10.2024

Weihnachtliche Romantik mit Wohlfühl-Charakter

A Single Dad for Christmas
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"A Single Dad for Christmas" ist eine herrliche Lovestory, die die Geschichte einer Nanny und ihres vorübergehenden Arbeitgebers erzählt. Er, ein ehemaliger High-School-Star, braucht dringend jemanden, ...

"A Single Dad for Christmas" ist eine herrliche Lovestory, die die Geschichte einer Nanny und ihres vorübergehenden Arbeitgebers erzählt. Er, ein ehemaliger High-School-Star, braucht dringend jemanden, der über die Feiertage auf seine etwas verzogene Tochter aufpasst und sie, die in der High-School für ihn geschwärmt hat, braucht dringend Geld, um ihr Auto reparieren zu lassen.

Wie die Geschichte weitergeht ist relativ vorhersehbar, aber dadurch nicht weniger romantisch. Es entsteht eine leidenschaftliche Anziehung zwischen den Protagonisten und auch die Tochter lässt sich schnell auf ihre neue Nanny und beste Freundin ein. Der Dämpfer fällt relativ klein aus und ist schnell gelöst, so dass dem weihnachtlichen Liebesglück nichts mehr im Weg steht.

Dieser Roman ist perfekt für kalte Tage in der Vorweihnachtszeit. Eingekuschelt mit einer Tasse Tee lässt sich dieses Buch sehr schnell lesen, die Charaktere nehmen einen direkt mit und man taucht ein in eine vorhersehbare, aber schöne Liebesgeschichte. Auch im Herbst sind bei mir dadurch direkt Weihnachtsgefühle aufgekommen.

Leider leidet der Roman unter der Übersetzung ins Deutsche. Nachdem ich ihn auf deutsch gelesen habe, habe ich auch noch das englischsprachige Original gelesen. Leider muss ich sagen, dass durch die Übersetzung sehr viel Charme und Qualität des Romans verloren geht. Auf englisch ist es eine wunderbar romantische Weihnachtsgeschichte, auf deutsch springt der Funken aber leider nicht wirklich über. Die Übersetzungen sind zum Teil unbeholfen und vor allem die Liebesszenen wirken im Deutschen eher kitschig und unangenehm als wie im Englischen sexy.

Alles in allem ist es aber ein empfehlenswerter Roman für alle, die romantische Geschichten lieben, von denen man sich die Vorweihnachtszeit versüßen lassen kann.

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  • Gefühl
Veröffentlicht am 25.02.2024

Berührend, hoffnungsvoll und herzzerreißend

Only One Song | Only one Letter | Only One Note – 3 Romane in einem eBook!
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Diese Reihe von Anne Goldberg besteht aus den Romanen "Only One Song", "Only One Letter" und "Only One Note". Jeder der Romane erzählt die Geschichte eines Paares und diese könnten unterschiedlicher kaum ...

Diese Reihe von Anne Goldberg besteht aus den Romanen "Only One Song", "Only One Letter" und "Only One Note". Jeder der Romane erzählt die Geschichte eines Paares und diese könnten unterschiedlicher kaum sein. Die Romane stehen einzeln für sich, jedoch sind sie alle durch ein Kernereignis miteinander verbunden: Ein Konzert in London. Dieses Konzert ist für alle Protagonisten dieser Reihe ein Schlüsselerlebnis, das ihre Leben verändert und spielt in den jeweiligen Partnerschaften eine große Rolle bzw. beeinflusst diese enorm. Jede dieser Liebesgeschichten ist einzigartig, die Paare sind alle wahnsinnig unterschiedlich und die Erfahrungen, die beschrieben werden, beziehen sich auf ganz verschiedene Lebenswirklichkeiten.

Für mich stellen die Romane eine kontinuierliche Steigerung dar.
Beim Lesen des ersten Romans ("Only One Song"), habe ich mich ganz schnell in die Protagonistin hineinversetzen können, jedoch habe ich einige Kapitel gebraucht, um wirklich in der Geschichte und der Dynamik zwischen den Charakteren anzukommen. Der Roman war sehr angenehm zu lesen, charmant und witzig geschrieben und bildete für meine Leseerfahrung die Basis für die beiden folgenden Bücher.

"Only One Letter" hat mich im Gegensatz dazu ab der ersten Seite gepackt und in seinen Bann gezogen. Das Paar und dessen Liebesgeschichte begegnet so vielen Hindernissen und einige davon kann ich durch meine eigenen Erfahrungen sehr gut nachempfinden. Dadurch habe ich mich hier sehr schnell mitten in der Geschichte von Liz und Nate wiedergefunden und die Seiten förmlich verschlungen. Der erste Roman war gut, aber der zweite hat mich begeistert. Besonders beeindruckend finde ich Anne Goldbergs Leistung, den Charakteren sehr individuelle Stimmen zu verleihen. So ist der Schreibstil des zweiten Romans deutlich von dem des ersten zu unterscheiden und die Protagonistin spricht schüttet auf den Seiten förmlich ihre Seele aus. Ein toller Roman, in dessen Welt man durch das erste Buch umso schneller einsteigen kann, auch wenn die Storylines nicht aufeinander aufbauen.

Das herzzerreißende und aufwühlende Highlight der Reihe ist für mich jedoch der dritte Roman, "Only One Note". Was dieser Roman mit mir gemacht hat, kann ich kaum in Worte fassen. Ich war wütend, hoffnungsvoll, belustigt und tief traurig - manchmal auch alles zugleich. Im Vergleich zu den Protagonisten aus den ersten beiden Büchern, sind Nell und Charles schon etwas älter und man bekommt nicht mehr das Gefühl, über junger Erwachsene zu lesen. Themen wie Ehe, Kinder und die Konflikte, die damit einhergehen stehen im Vordergrund. Hier habe ich mich direkt abgeholt gefühlt und bekam das Gefühl, über Menschen in einer ähnlichen Lebenssituation zu lesen und nicht über eine Zeit, die bei mir schon eine Weile her ist. Mit keinem Paar dieser Reihe habe ich mitgefiebert wie mit Nell und Charles und keines der Bücher hat mich so tief berührt wie "Only One Note".

Alles in allem war diese Reihe ein absoluter Volltreffer! Die Charaktere sind alle so einzigartig und Anne Goldberg vermag dies sowohl in ihren Geschichten, als auch mit ihrem Schreibstil auszudrücken.

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 15.09.2023

Die Bewegende Geschichte einer Frau, die ihrer Zeit voraus ist

Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte
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Worum geht‘s?

Der Roman „Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte“ von Lucca Müller erzählt die Geschichte von Adele Schopenhauer. Als kleines Kind verliert Adele ihren Vater und diese Erfahrung ...

Worum geht‘s?

Der Roman „Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte“ von Lucca Müller erzählt die Geschichte von Adele Schopenhauer. Als kleines Kind verliert Adele ihren Vater und diese Erfahrung hinterlässt viele Spuren bei ihr. Als Tochter einer sehr ehrgeizigen, aber auch verschlossenen Mutter steht ihr Leben zu Beginn in deren Schatten. Ihr Bruder, der Philosoph Arthur Schopenhauer, verlässt sie und ihre Mutter und die Beziehung zu ihm wird im Laufe des Romans immer schwieriger. Der Roman spielt im 19. Jahrhundert in verschiedenen Städten wie Weimar, Hamburg und Wiesbaden. Adeles Wünsche und Träume stehen lange im Hintergrund und sie muss sie erneut vernachlässigen, wenn ihre Mutter einen Schlaganfall erleidet. Dennoch findet sie ihren Weg und lebt ein Leben, das für die Zeit sehr mutig und ungewöhnlich ist.


Meine Meinung:

Der Roman beginnt in Adeles Kindheit und thematisiert von Anfang an viele schwierige Themen, über die es im 19. Jahrhundert unmöglich war offen zu sprechen. Der Tod des Vaters wird verschwiegen und Adele wird ihre eigene Erfahrung abgesprochen. Sie lernt als kleines Mädchen schon, dass sie als Frau nicht viel zu melden hat und sich besser an gesellschaftlich geschätzten Themen hält. Adeles Mutter traut ihrer Tochter nichts zu, bindet sie sehr an sich und setzt sie regelmäßig unter Druck. Sie wirkt für mich als Leserin aus dem 21. Jahrhundert übergriffig, narzisstisch und insgesamt eher unsympathisch. Der Roman vermag es jedoch, nicht nur Adeles Geschichte zu erzählen, sondern auch immer wieder der Figur der Mutter Tiefe zu verleihen.

Auf den ersten Blick lebt Adeles Mutter das Leben einer perfekt angepassten und gesellschaftlich akzeptierten und geschätzten Frau. Sie ist streng, ist gerne Teil der gehobenen Gesellschaft, legt viel Wert auf ihr Erscheinungsbild und pflegt Kontakte zu den Dichtern und Denkern ihrer Zeit. Faszinierend ist jedoch, dass unter alldem eine Grau steckt, der nichts wichtiger ist als ihre Freiheit. Sie mag vielleicht nicht die sympathischste Figur sein, jedoch ist ihre Geschichte so einzigartig und beeindruckend für ihre Zeit, dass ich von Seite zu Seite mehr mit ihr mitgefiebert habe. Dass eine Frau mit so vielen gesellschaftlichen Konventionen bricht und dennoch einen festen Platz in sozialen Kreisen einnimmt ist mehr als beeindruckend. Mich hat sie mit ihrer liebevollen und respektvollen Reaktion gegenüber Adeles Lebensweg vollkommen für sich gewonnen.

In einer Welt, in der Frauen so früh wie möglich heiraten sollten, es von ihnen erwartet wurde Hausfrau und Mutter zu sein, sie vollkommen von Männern abhängig waren und kaum die Möglichkeit hatten selbst zu entscheiden, wohin ihr Weg gehen soll bricht Adele Schopenhauer mit allen Konventionen, riskiert es zur Außenseiterin zu werden und findet trotz aller Hindernisse ihr Glück. Ich habe lange keinen Roman mehr gelesen, der mir so viel Hoffnung gemacht hat wie Adeles Geschichte. Durch diverse Themen und sprachliches Feingefühl ist der Roman absolut zeitgemäß und greift Konflikte auf, denen wir auch heute noch täglich begegnen.

Der Spannungsbogen in diesem Roman baut sich langsam auf. Dies ist kein Buch zum schnellen Lesen oder Berieseln-lassen. Es ist ein Buch, das zum Denken anregt und mich meine eigenen Denkmuster hinterfragen ließ. Das Ende kam für mich etwas plötzlich. Der gesamte Roman legt sehr viel Wert auf Details und präzise Erzählungen. Es wird eine Welt geschaffen und ich konnte voll und ganz eintauchen. Ich konnte die Kämpfe in Weimar hören, der Zorn des Bruders hat mich geschmerzt, ich habe die Natur am Rhein gerochen und das Gras an meinen Füßen gespürt. Aber das Ende kam und ging zu schnell. Als wäre die Zeit ausgegangen, aber die Geschichte noch nicht abgeschlossen. Als hätte der letzte Satz noch gefehlt und musste schnell nachgeliefert werden. Das ist etwas schade, aber es nimmt nur einen winzigen Teil eines ansonsten großartigen Buches ein.

Lucca Müller schafft es, sprachlich Bilder zu malen. Die Feinheit und Präzision der Sprache hat mich vom ersten Satz an schon in Adeles Welt entführt. Adele und ihre Mutter Johanna haben jeweils eine ganz eigene Stimme und auch ohne die entsprechenden Überschriften wäre klar, wer in welchem Kapitel seine Sicht teilt. Kein Satz in diesem Roman ist langweilig oder überflüssig. Auch noch so kleine Details bringen das Gesamtbild zusammen. Ich konnte den Roman kaum zu Seite legen, denn nicht nur die Handlung, sondern auch die sprachliche Darbietung ist fesselnd und von höchster Qualität.


Fazit:

Ich habe lange kein Buch gelesen, das mich so inspirieret hat und so viel Hoffnung gegeben hat. Auch wenn es im 19. Jahrhundert spielt ist es absolut zeitgemäß und behandelt einige der wichtigsten Themen unserer Zeit. Wir brauchen mehr Frauen wie Adele und Johanna, die mit Konventionen brechen, Grenzen überschreiten und ihren Platz in der Welt einfordern!

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